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00:00Musik
00:01Zu einem schweren Verbrechen kam es heute Nachmittag auf dem Kurkustenland.
00:29Der SDS-Ideologe Rudi Dutschbill, hier auf einem Archivpilz, wurde von einem etwa 25-jährigen Mann angeschlossen und mit lebensgefährlichen Gesichtsverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
00:41Der Berliner SDS gab heute eine Stellungnahme zu dem Attentat ab, in der es heißt, man kann jetzt schon sagen, dass dieses Verbrechen nur die Konsequenz der systematischen Hetze ist,
00:52welche Springerkonzern und Senat in zunehmendem Maße gegen die demokratischen Kräfte in dieser Stadt getrieben haben.
00:59Sie werden also das Spür haben dafür, dass dieses Haus nicht bloß ein Verlatshaus ist.
01:05Hier springt eine ganz klare Quelle.
01:09Und an diese klare Quelle wollen wir uns halten, auch dann, wenn wir mal gegenseitig andere Meinungen sind.
01:15Wir wollen nach Mönchlichkeit so zusammentreten, wie dies ein einheitliches Geschöpf ist, dieses Haus.
01:20Aber in dem Augenblick, wo die Demonstranten sich nicht damit genug sein lassen, dem lieben Gott Bescheid gesagt zu haben, dagegen gewesen zu sein,
01:29sich nicht mehr damit begnügen, sich ein gutes Gewissen verschafft zu haben, indem sie zwischen den Zeilen zu wissen lassen, dass sie das Morden im Vietnam auch missbilligt haben.
01:38Sondern in dem Augenblick, wo es ihnen die Solidarität mit dem jamesischen Volk ernst wird, wo es ihnen darum geht, die amerikanische Position überall in der Welt, wo es nur möglich ist, so zu sprechen,
01:49dass das jamesische Volk davon einen Vorteil hat, dann weiß ich, dann sehe ich wirklich nicht mehr den Unterschied zwischen dem Polizeiterror,
01:56den wir in Berlin schon erlebt haben, und das angedroht wird, und zwischen dem SA-Terror der 30er Jahre.
02:02Ja, meine Damen und Herren, wer hat nun Recht behalten?
02:06Lütke, der diese Springer-Kroake, einen klaren Quellen, Mensch, naja, eine Hand wäscht die andere, nennst du mich nicht KZ-Baumeister, nenne ich dich nicht Dreckschleuder.
02:17Wer also hat Recht behalten? Alt-Nazi Lütke oder die junge intelligente Sozialistin aus West-Berlin?
02:22Dem Polizeiterror fiel Benno Ohnesorg zum Opfer, dem SA-Terror, wo die Dutschke.
02:30Und auf einmal wird es keiner gewesen sein.
02:32Kein Springer und kein Schutz, kein Walden und kein Amren, kein Matik und kein Dias.
02:36Alle spielen sie Pilatus und waschen ihre Ende in Unschuld.
02:40Ein Zugereister, ein Verrückter, ein Einzugänger sei am Werk gewesen.
02:45In kurz, eine Art Oswald, der soll es ja auch ganz allein gegen Kennedy ein Offenbar durchgeführt haben.
02:53Nur, wer zeigte diesem Bachmann das Ziel?
02:57Woher sein Hass und seine Schießlust legte Bachmann im luftleeren Raum?
03:02Wie kommt einer, der 1945 geboren wurde, zu Hitlerbildern und Hitlergedanken?
03:09Kommen Brutalisierung und Mordlust aus heiterem Himmel?
03:13Warum verübte er sein Attentat nicht auf Strauß oder Taten, sondern gerade auf Rudi Dutschke?
03:19Ganz so zugereist und verrückt kann er wohl doch nicht sein.
03:23Er wusste schon, was er wollte.
03:24Und niemand darf die alte, erste Kriminalistenschrage Cui Bono verübeln.
03:31Wem nützt das Verbrechen?
03:35Was wir erwarten, dass Bonn und Schöneberg Krokodilstränen vergießen,
03:39gleichzeitig aber den alten Irrwisch in Umlauf bringen würden,
03:43haltet den Dieb nicht der Mörder, der Ermordete sei schuld, nicht der Täter, sondern das Opfer.
03:49Aber, meine Damen und Herren, das Wunder der Technik in Form elektronisch festgeheißener Töne und Bilder
03:56spürt den Einpeitschern, Aufherzern und Baldurern, die sich Weiße als Weiß geben möchten,
04:04einen bösen, peinlichen Schleich.
04:07Die Bundesregierung hat den Herrn Dutschke, von dessen hoher Begabung viele beeindruckt sind,
04:13niemals einen Feind gesehen.
04:14Es bleibt festzustellen, dass der SDS selbst mit der Radikalisierung den Anfang gemacht hat
04:21und dass dies von manchen seiner prominenten Parteigänger unterstützt wurde.
04:25Wir haben einigen der Redesführer vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss
04:33gestern Gelegenheit gegeben, ihre Argumente offen und öffentlich zu vertreten.
04:42Diese Herren haben es vorgezogen zu knallen.
04:50Ich bin der Meinung, er sollte sich besser im Anstand üben.
05:00Diese Kundgebung der Weiß.
05:09Im Namen aller Mitglieder des Abgeordnetenhauses stellte Lorenz fest,
05:26unabhängig von tiefgreifenden politischen Meinungsverschiedenheiten sei eine solche Tat verwerblich.
05:32Mit solchen Methoden könnten politische Auseinandersetzungen nicht geführt werden.
05:36Lassen Sie uns alle aber erkennen, dass hier einige Hochschulreform und Vietnam sagen
05:43und in Wirklichkeit den Karl, was Karl, in dem Straten unserer Stadt meinen.
05:50Von denen müssen wir uns trennen.
05:52Es gibt kein politisches Motiv, dass physischer Gewalt,
05:56geschweige denn Körperverletzung, Totschlag oder Mord,
06:00auch nur den Anschein einer Rechtfertigung geben könnte.
06:03Wenn so etwas geschieht, was heute in dieser Stadt geschehen ist,
06:07dann wird es ziemlich gleichgültig, auf welcher Seite der Betroffene stand.
06:11Ob ein gemäßigter oder ein radikalerer.
06:14Politische Gegnerschaften schrumpften zur Belanglosigkeit,
06:19nachdem uns auferlegt wurde, in einer Situation zu bestehen,
06:23die diese Stadt Berlin mit einem politischen Mordversuch belastet.
06:27Was wir aber wollen, ist dies.
06:33Einen deutlichen Trennungsstrich ziehen
06:36zwischen der Bevölkerung unserer Stadt
06:41und jenen revolutionären Kräften,
06:46die uns schweren Schaden zugügen.
06:49Das gefährliche Rückelspiel der Randalierer
06:54muss jetzt ein Ende haben.
06:57Der Bundeskanzler hat, sobald er unterrichtet wurde,
07:00folgendes Telegramm, auch im Namen der Bundesregierung,
07:03an Frau Dutsch die Gesamts.
07:05Ich bin über das Attentat aus Ihrem Mann aus tiefster Entgürz.
07:09Was immer uns Deutsche an Verschiedenheiten der politischen Meinungen trennen mag,
07:14es darf in unserem Lande nicht dazu kommen,
07:16dass Meinungsverschiedenheiten durch brutale Gewalt ausgetragen werden.
07:22Wir haben es jetzt seit!
07:25Wir haben es seit!
07:29Wir haben es seit!
07:31Wir haben es seit!
07:33Und wir haben es auch seit!
07:35Die Bundesregierung hat den Herrn Dutschke,
07:38von dessen hoher Begabung viele beeindruckt sind,
07:42niemals einen Feind gesehen.
07:43Der rückende Polizei riegelte gegen 17.30 Uhr den Kurkustendamm an der Joachinsweiler Straße ab
07:49und forderte die übrigen Demonstranten mehrfach auf,
07:52die südliche Fahrbahn des Kurkustendammes freizumachen.
07:56Danach wurden Wasserwerker eingesetzt.
07:58Jeweils 25 Teilnehmer an den Unruhen
08:00wurden in bereitstehende Polizeifahrzeuge gefasst
08:03und ins Polizeifahrzeuge und St. Kortier.
08:06Unter den rund 200 Festgenommenen befinden sich der Sohn des Bundesaußenministers Peter Brandt
08:11sowie die Kommunalen Zeufel und Langhans.
08:14Die Festnahmeaktion dauerte etwa eine Stunde.
08:18Die staatlichen Reaktionen waren bisher bewusst zurückhaltend,
08:23um unnötige Opfer zu vermeiden.
08:25Seit Wochen wurden jedoch diese Gruppen davor gewarnt,
08:31ihre unbesetzlichen Aktionen fortzusetzen,
08:34weil sonst zwangsläufig die Mittel der staatlichen Abwehr verschärft werden müssten.
08:41Herr Bundesminister, nach den Bemerkungen,
08:45die Sie über die Tätigkeit des SDS gemacht haben,
08:48möchte ich Sie fragen,
08:49ob Sie die Tätigkeit des Verfassungsschutzes in Hessen,
08:53der sich um eine Aufklärung der Ziele und der Arbeit des SDS bemüht haben,
08:58billigen oder nicht?
09:01Ich billige Sie nicht nur.
09:02Ich bitte, dass der Deutsche Bundestag
09:04und bitte vor allem auch alle Parlamentarier in den Ländern und den Gemeinden,
09:09diese Männern, die seinen unerhörten schweren Dienst tun,
09:13zu unterstützen und nicht in ihrer Arbeit das Leben schwer zu machen.
09:23Wer das Verbrechen an Dutzkühlen ist, braucht
09:26und sich zu neuen Gewaltigkeiten hinreißen lässt,
09:29muss damit rechnen, dass diesem ungesetzlichen Handeln
09:32mit den angemessenen Mitteln begegnet wird.
09:35Der Senat war und ist gesprächsbereit.
09:37Darüber hinaus ist zu befürchten,
09:40dass sich Gegenaktionen aus der Bevölkerung entwickeln könnten,
09:45die zu gefährlichen Zusammenstößen und Unruhen führen müssten.
09:49Die Radikalen von links haben nicht gelernt, dass sie es sind,
10:02die den Radikalismus von rechts heraus besüren.
10:05Diese Tage erschütternder Vorgänge und gesteigerte Unruhe
10:09rufen uns alle zu einer Besinnung.
10:11Wer mit dem Zeigefinger allgemeiner Vorwürfe
10:13auf den oder die vermeintlichen Anstipter oder Grazier zeigt,
10:18sollte daran denken, dass in der Hand mit dem ausgesprächten Zeigefinger
10:22zugleich drei andere Finger auf ihn selbst zurückweisen.
10:26Meine Damen und Herren, das waren 17 Ausschnitte
10:29aus dem Westdeutschen und Westberliner Fernsehen,
10:32von Februar bis gestern.
10:34Die Golfengemeinheiten,
10:37Heinemanns Dreifinger,
10:39die auf Ankläger und Opfer zeigen,
10:41nur einer auf den Täter,
10:43und des Westfernsehens hinterhältige
10:45Geschichtsklitterei,
10:47die Radikalen von links haben nicht gelernt,
10:49dass sie es sind,
10:51die den Radikalismus von rechts herauf beschwören.
10:54Meine Damen und Herren,
10:56warum will Herr Matthias Walden,
10:58der seine Tausende teils beim Westfernsehen,
11:01teils bei Herrn Springer verdient,
11:03warum will er den Leuten einreden,
11:05bei einem solchen Attentat sei es gleichgültig,
11:08auf welcher Seite der Betroffene stand,
11:10und politische Gegnerschaften schrumpften
11:13zur Belanglosigkeit.
11:16Ich muss Ihnen sagen,
11:16ich finde das gar nicht so belanglos,
11:18dass zum Beispiel Paradox der King
11:20eben nicht für Krieg und Rassentrennung war.
11:24Sonst würde er nämlich noch leben.
11:26Benno Unesorg war gegen Strauß Notstandsgesetze
11:29und gegen Amerikas Vietnamkrieg.
11:31Deshalb wurde auf ihn geschossen.
11:32Andersherum lebte er noch.
11:36Rudi Dutschke ist kein Parteigänger
11:37der Kiesinger Strauß und Schütz.
11:40Gleichgültig, auf welcher Seite der Betroffene stand,
11:44wenn sie doch aber alle links standen,
11:46und von rechts wird geschossen,
11:49wie sollen da politische Gegnerschaften schrumpften
11:52zur Belanglosigkeit.
11:55Wir haben es gehört,
11:56ich habe es Ihnen bewusst in Erinnerung gerufen.
11:58Dutschke raus,
11:59von solchen Leuten muss man sich trennen,
12:01man muss einen Trennungsstrich ziehen,
12:03wir haben es selbst,
12:05seht euch die Visagen an,
12:06jetzt muss es ein Ende haben.
12:08Und dann will einer ein Ende machen
12:10und Dutschke hinaus befördern aus dem Leben.
12:13Und das ist dann ein pathologischer Einzelgänger,
12:18der ganz zufällig aus München kommt,
12:20der Hauptstadt der Bewegung
12:22und des Franz Josef Strauß.
12:24Und ganz zufällig trifft das alles zusammen,
12:27Straußens wie brütender,
12:29wilder Artikel gegen die Gewerkschaften,
12:31das Drängen der Großen Koalition,
12:33nach der Notstandsverfassung,
12:34die Schütze auf Ohnesorg und Dutschke,
12:36der Notstand, den Kiesinger und Bender Proben,
12:39Bender ist ja jetzt wieder in Westberlin,
12:41wo er nichts zu suchen hat,
12:42um den Widerstand der außerparlamentarischen Opposition zu brechen.
12:47Und diese öffentliche 10.000-Stache Hetze
12:50zum Lynch-Terror vor dem Schöneberger Rathaus
12:52ist nicht gewesen.
12:56Wie Hübsch, wenn Giesinger und sein Regierungssprecher
12:58versichern, es dürfte nicht dazu kommen,
13:00dass Meinungsverschiedenheiten
13:01durch brutale Gewalt ausgetragen werden.
13:05Und die frei gewählten Bonner Volksvertreter,
13:08Gießen, Sie haben es gehört,
13:09die Spitzelei des Verfassungsschutzes gegen den SDS gut.
13:13Und der damalige Minister, der Innenminister,
13:16durfte sogar die Abgeordneten
13:18zur Mitarbeit, zur Unterstützung der Arbeit
13:20des Verfassungsschutzes aufrufen.
13:22Und Lückes Nachfolger, Bender,
13:25ist dabei, mit Brandt, Wehner und Schmidt
13:27jene Notstandsverfassung auszuhandeln,
13:29die Meinungsverschiedenheiten
13:31mit Gewalt unterdrücken soll,
13:33da, wo Sprenger unwirksam bleibt.
13:35Und wie sie weiter hetzen und drohen.
13:39Giesinger will gar die Bevölkerung aufputschen
13:41und warnt vor Gegenaktionen.
13:45Schützt kündigt angemessene Mittel an.
13:48Er lebt Gespräche,
13:50für die er sich erst großmäulig bereit erklärt,
13:52brüstt ab und lässt seine berittenen Polizisten,
13:55seine Wasserwaffe und seine Freunde und Helfer
13:57los, die uniformierten Brügelhelden.
13:59Die Linken fördern Radikalismus und Brutalisierung?
14:05Ach ja, natürlich, es waren ja immer die Linken
14:08die Kriege begangen
14:10und ihre Kriege zunächst gegen das eigene Volk
14:12führten, nicht etwa die Imperialisten
14:14und ihre Rechten.
14:16Merkwürdig.
14:18Alle Aufstieg von Attentaten
14:20in Deutschland standen entweder
14:21links oder wollten einen vernünftigen
14:24bürgerlich-liberalen Kurs.
14:26Liebbrecht, Luxemburg, Eisner, Rathenau, Erzberger,
14:30Thälmann, Breitscheid.
14:32Und da stört sich jetzt das Reaktionärste,
14:34Gesindel, mitsamt seinen Zuhältern
14:36hängen und verließ Krokodilstränen,
14:39weil wieder einmal ein Gegner ausgeschaltet wurde.
14:42Das fällt sogar einem Dieter Goethe auf.
14:46Heute Abend, da war es erstaunlich,
14:48was so manchem uns zu hören,
14:50was an Bedauern Palästin beißt.
14:52Vielleicht hätte man besser daran getan,
14:54sich bei Zeiten mit den Zielen
14:56und Beweggründen zu beschäftigen,
14:58die Menschen wie Dutschke
14:59in die politische Radikalität getrieben haben.
15:03Denn was eigentlich ist,
15:05ihnen vorzuwerfen, außer,
15:07dass sie eine bessere Welt
15:08nach eigenen Vorstellungen zimmern wollen?
15:11Ihre Wege mögen unvollkommen unbedarft,
15:13ja ungerecht nach überkommenen Vorstellungen sein.
15:16Eines sind sie sicher nicht,
15:18in dem Sinne terroristisch,
15:20wie sie eine etabierte Unanschwendigkeit
15:22hingestellt sehen möchten.
15:25Ersteuerte Kampagnen gegen alle,
15:27die nicht bedingungslos den eingeschworenen
15:29gesellschaftlichen Ordnungen prüben,
15:31haben zunehmend Gegenreaktionen herausgefordert
15:34und zu einer Radikalisierung eingetragen.
15:37Reformen, vor allem der kredentischen Existenz,
15:40werden seit Jahren versprochen,
15:42ohne dass wirksame Ansätze sichtbar werden.
15:45Noch immer mehr noch verstärkt,
15:47werden Gesetzesvorlagen durchgepeitscht,
15:49für die es eine staatliche Begründung der Not nicht gibt.
15:54Hier gedeihen Kräfte und Gruppen,
15:56denen eine Blutart wie selbstverständlich erscheint.
15:59Heute entgaste sich dieser gesellschaftliche Widerspruch,
16:03der von der Beschimpfung, ungewaschen zu sein,
16:06bis zur Vernichtung unwirrtem Lebens,
16:08nur einen Schritt benötigt.
16:10Sich davon zu distanzieren oder nur zu distanzieren,
16:14benügt wohl jetzt nicht wieder.
16:15Ich weiß, was viele Berliner und nicht nur unsere Studenten besiegt.
16:22Im Polizeiräumte, der Wille ohne Sorge,
16:25niedergeschossen hat, ist freigesprochen worden.
16:29Auf mich hat dieses Urteil getroffen.
16:31Aber ich muss den Spruch des Gerichts rechtfertigen.
16:34Die Anwendung von Gewalt gegen einen politischen Gegner,
16:39das Berliner Attentat,
16:40ist so eindeutig verwerflich
16:42und erinnert in so schrecklicher Weise
16:44an die Mordanschläge der 20er Jahre
16:47gegen Rathenau, Erzberger, Kurt Eisner,
16:51dass kein weiteres Wort darüber verloren zu werden braucht.
16:55Dies umso weniger als ein gewöhnlicher Störblicher
16:57kaum einzusehen vermag,
16:59was denn die Schüche vom Kurfürstendamm
17:01mit den Zeitungen des Springer Verlags zu tun haben sollen.
17:05Es kommt noch hinzu,
17:07dass sie sich bei der so offensichtlich koordinierten Aktion
17:10gegen die Druckereigebäude,
17:11in denen Zeitungen des Springer Verlags,
17:13aber auch andere, produziert werden,
17:16erstmals um einen organisierten Gewaltakt
17:18gegen die Pressefreiheit in unserem Land gehandelt hat.
17:21Die Studenten, die durch Barrikaden, Brände und Sitzstreits
17:25verhindern wollten,
17:27dass die Samstagszeitungen ausgeliefert wurden,
17:29haben nicht bloß ein privates Wirtschaftsunternehmen
17:32unter früßesem Druck gesetzt,
17:34sondern auch die rechtzeitige und geordnete Information
17:37der Staatsbürger gestört,
17:39die auf ihre Zeitungen vergeblich warten mussten.
17:41Das Bundesverfassungsgericht hat längst
17:45nämlich in einem Grundsatzabteil vom 28. Februar 1961
17:48klargestellt, dass die Arbeit der Presse
17:51von der Beschaffung der Information
17:54bis zur Verbreitung der Nachricht und der Meinung garantiert ist.
17:58Man nennt dies die institutionelle Garantie der Pressefreiheit.
18:02Man hört es vielleicht nicht gerne,
18:03aber es muss doch einmal ausgesprochen werden.
18:05Die Durchsuchung der Spiegelredaktion durch Polizeiorgane
18:09war noch eher legal als die Verwüstung
18:11der Bildredaktion in München durch Demonstranten,
18:15denn sie erfolgte immerhin im Rahmen gesetzlicher Befugnisse
18:18und aufgrund des Verdachts einer strafbaren Handlung,
18:21der sich dann allerdings nicht bestätigt hat.
18:24Die Leute, die in der Bildredaktion wüteten,
18:26hatten weder das eine noch das andere,
18:28sondern lediglich ihre seit Monaten
18:30systematisch angereicherte Wut gegen den Springer Verlag.
18:34Unser Grundgesetz ist ein großes Angebot.
18:37Zum ersten Mal in unserer Geschichte
18:39will es in einem freiheitlich-demokratischen
18:42und sozialen Rechtsstaat
18:43der Würde des Menschen volle Geltung verschaffen.
18:47Soweit der Appell vom Bundesjustizminister Heinemann.
18:50Tja, das war ein Appell.
18:53Bonds Grundgesetz, Bonds Praxis und die Würde des Menschen.
18:59Schönebergs Klee-Glocke und die Würde des Menschen.
19:03Und Rögele ist Bedrohung der Pressefreiheit,
19:06wenn man Springer einheizt.
19:08Man sagt dann, was für eine geordnete Information
19:11könnte wohl gestört werden,
19:13wenn die Bild-Zeitung nicht erscheint.
19:16Springer und Information?
19:18Das ist doch Paradox.
19:20Eins fließt doch das andere aus.
19:21Springer vergiftet täglich millionenfach die Gehirne.
19:24Und wenn es sein muss, schießt Springer mit.
19:26Ein so guter Schauspieler kann man gar nicht sein,
19:31dass den Professor Rögele die unverschränkte Frage,
19:34was wohl die Schüsse vom Kurfürstendamm
19:37mit den Zeitungen Springers zu tun haben könnten,
19:39als harmlose Naivität abgenommen werden könnte.
19:43Hier wird eine in Springers Verlagshäusern
19:46hausende Verbrecherbande,
19:48deren Boss in Hamburg sitzt,
19:51in aller Öffentlichkeit geschützt.
19:53Von den Regierungen, von den Staatsapparaten,
19:57von Journalisten, den Fernsehrundstrungen
19:59und anderen Zeitungen,
20:00von Professoren, von Gerichten,
20:03die Springer die Freiheit garantieren,
20:06zum Verwichten und zum Mitschießen
20:08und die Mörder durch Freispruch ermutigen,
20:11andere Mörder ermutigen.
20:13Und von allem, was zu dieser Klasse gehört.
20:15Das ist die kapitalistische Klassensolidarität.
20:19Das ist kapitalistisches Klassenbewusstsein.
20:23Und die Hochburgen dieses Klassenterrors,
20:27das sind Rias, die Springerhäuser,
20:29Polizeipräsidien, das Rathus und Schöneberg
20:31und das Bundeshaus am Rhein.
20:35Und deshalb der Versuch,
20:36aus demografisch kämpfenden,
20:38oppositionellen Travallhelden
20:40und Saboteure zu machen.
20:42Deshalb der Versuch,
20:43sie durch geistigen und materiellen Terror
20:45einzuschüchtern,
20:47sie zu verketzern, sie zu verleumden.
20:50Der Versuch, sie von der Bevölkerung,
20:51vor allem von den Arbeitern zu trennen,
20:53sie zu isolieren,
20:54damit nur ja keine antifaschistische Einheitsfront
20:57mit einem gemeinsamen Programm zustande kommt.
21:01Unruhe ist die erste Bürgerpflicht.
21:03Denken und Handeln.
21:05Wie der Verband der Deutschen Studiumschaften,
21:08der Sozialistische Deutsche Studentenbund,
21:10der Sozialdemokratische Hochschulbund,
21:12die Humanistische Studentenunion
21:13und der Liberale Studentenbund
21:15in einem Brief an die IG Druck und Papier schreiben,
21:18deren Führung den schlechten, falschen Rat gab,
21:22den offenen, demokratischen Kampf einzustellen.
21:26Ganz Bonn kuscht vor Springer.
21:29Und aus den Studenten will man den großen Buhmann machen,
21:32mit dem man die Leute erschrecken
21:33und vom Denken und Handeln abhalten kann.
21:37Die Studenten nehmen heute jede Arbeit an,
21:39die sie bekommen.
21:40Sie haben keine Wahl mehr.
21:42Die Hamburger Studentenverfaltung
21:43hat die Absagen der Firmen gesammelt.
21:46Viele Studenten haben die Jobs,
21:49die sie innerhalb der Semester für den Ausdrucken
21:51nicht wieder erhalten.
21:52Sie haben hier einige Berufe
21:54aus den kreisenden Bevölkerungen bekommen,
21:57in denen darauf hingewiesen wird,
21:59dass man den Astro und die Studenten allgemein
22:01nach Nord-Vietnam wünsche,
22:03ein anderer wünscht einen neuen Hitler.
22:06Und eine Firma schreibt uns hier,
22:08dass auf Geheils des Generaldirektors
22:10nunmehr keine Studenten mehr eingestellt werden.
22:13Wie die Stimmung hier in Berlin ist,
22:14das können Sie sehr gut an Einweis gesehen.
22:16Es gab vor nicht mal zu langer Zeit eine Anzeige,
22:19eine Zeitung einer Höhebrennerfirma,
22:22die damit war,
22:23dass ihre Firma keinerlei Studenten mehr beschäftigen wurde.
22:26Das hat sich zwar ausgestellt,
22:27dass diese Firma noch nie vorher
22:29als Studenten beschäftigt hat,
22:31aber allein, dass die Firma glaubt,
22:33dass es ein Wertefaktor ist,
22:34eine herrliche Anzeige aufzusetzen,
22:37zeigt doch, wie auch diese Leute
22:38die Stimmung der Bevölkerung einschätzen.
22:41Immerhin besteht die Gefahr,
22:43dass es in der Bundesrepublik
22:44zu einer Mekati-Welle kommt,
22:46die sich gegen kritische Studenten
22:48und Intellektuelle überhaupt wendet.
22:51Es gibt ein ausgeprägtes politisches Unbehagen
22:53in der Bundesrepublik,
22:54das sich aber nur selten artikuliert.
22:56Die rebellischen Studenten formulieren es.
23:00Die Reaktion ist manchmal zustimmend,
23:02endlich sagt jemand das,
23:04was gesagt werden muss,
23:06oder aber ängstlich ablehnend,
23:08weil Verbußt,
23:09die schon wackelnd, bedroht sind.
23:11Da fiel eben das Wort von der Möglichkeit
23:14einer Mekati-Welle hierzulande.
23:16Sie erinnern sich, meine Damen und Herren,
23:18an die Bilde, die Kernkraftsbilder,
23:21antikommunistische Netzjagd,
23:22die vor zehn Jahren auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges
23:25die USA wie den Mensch schüttelte.
23:28Wir haben aus Berlin noch Fotos
23:31über das, was dort geschah.
23:32Wollen Sie bitte ein Foto zeigen.
23:36Das war in Berlin,
23:37wie die Polizei und Demonstranten gegenüberstehen.
23:41Das war in Berlin,
23:43es brennen Zeitungsfahrzeuge.
23:45Aus Bremen
23:46hat uns folgendes Kunde erreicht,
23:49auch dort Demonstrationen.
23:51In Hamburg,
23:52ging es heiß her,
23:54auch in der schnitzlich-holsteinischen
23:56Landeshauptstadt Kiel.
23:59Und vor einer Stunde,
24:00heute am Sonntagnachmittag,
24:02kam noch dieses Foto aus Berlin.
24:05Ein Crucifix wird mitgeführt
24:07von jugendlichen Demonstranten.
24:10In anderen deutschen Großstädten,
24:12in Frankfurt, Köln, Nürnberg, Esslingen, Essen,
24:15in Lübeck, Nelz, in Flensburg sogar,
24:17in Göttingen und in Fahnerbaum,
24:18überall Unruhe, überall Demonstrationen.
24:21Tja, meine Damen und Herren,
24:23das ist verständlich.
24:24Und in Bonn und Schöneberg
24:25das große Zittern bekommt.
24:29Unruhige Studenten
24:30liegt man nur woanders.
24:33Wo sie aber vernünftig,
24:35realistisch, politisch,
24:36klug und mutig
24:37gegen Kapitalismus
24:38und Neonazismus auftreten.
24:41Da sind sie nicht
24:42des Staates liebstes Kindes.
24:44Nicht einmal sein Stiefkind.
24:45Da lässt man die entfesselte
24:47Staatsgewalt und
24:48den Neonazismus-Oximus
24:50wie gehabt.
24:52Nur der Ausgang
24:53wird nicht so sein
24:55wie gehabt.
24:56Denn Zwergschule und Springer
24:58konnten nicht verhindern,
25:00dass historisches,
25:01gesellschaftliches
25:02und politisches Wissen
25:03größer geworden,
25:06zu einer Macht
25:06geworden ist.
25:08Die Imperialisten
25:09konnten nicht verhindern,
25:10dass mit der Deutschen
25:10Demokratischen Republik
25:12alle deutschen
25:13Antifaschisten
25:14und Demokraten
25:14einen festen,
25:16zuverlässigen,
25:17starken
25:17Verbündeten haben.
25:18Und so hat die Demokratie
25:22in der Bundesrepublik
25:23und in West-Berlin
25:25eine große Chance.
25:27Les Euro rev Works.
25:31Musik
25:32Auch
25:44Musik
25:45Musik
25:46Musik
25:47Musik
25:48Musik
25:51Musik
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25:52Untertitelung des ZDF, 2020