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Transkript
00:00Musik
00:02Musik
00:03Der DDR-Flüchtling Werner Weinhold ist von der Anklage
00:29Die Anlage des Totschlags in zwei Fällen freigesprochen worden.
00:33Ein Essener Schwurgericht sah die Anklage als nicht mit Sicherheit bewiesen an und billigte ihm außerdem Notwehr zu.
00:40Weinhold war beschuldigt worden, bei seiner Flucht aus der DDR am 19. Dezember letzten Jahres zwei DDR-Grenzsoldaten erschossen zu haben.
00:48Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil Revision eingelegt.
00:51Weinhold wurde sofort aus der Haft entlassen.
00:54Ist nun auf dem Fluchtweg aus der DDR alles erlaubt, darf man sich den Weg freischießen.
00:58Das Gericht wehrte sich ausdrücklich gegen solche Verallgemeinerungen.
01:03Hätte Weinhold die DDR-Soldaten nachweisbar angegriffen, hieß es, wäre das Urteil anders ausgefallen.
01:09Man habe nur den Einzelfall entschieden. Mit Politik habe das Urteil nichts zu tun.
01:13Womit wohl sonst? Doch nicht etwa mit Recht und Gerechtigkeit?
01:18Und mit Völkerrecht hat das Urteil ja wohl auch nichts zu tun.
01:21Oder mit Menschlichkeit? Oder mit Moral?
01:23Wohl aber mit Unmoral, Unmenschlichkeit und der Verhöhnung von Recht, Gerechtigkeit und Völkerrecht.
01:30Also doch mit Politik. Und zwar mit einer ganz bestimmten Politik.
01:34Mit Revanchismus, Alleinvertretungsanmaßung, Einmischung.
01:38Kurz mit der Politik des Kalten Krieges.
01:41Die eigentlich mit dem Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der BRD
01:48und mit der Schlussakte von Helsinki begraben und beerdigt sein sollte.
01:54In Essen feierte sie wieder mal Auferstehung.
01:58Das Anwälte und der Angeklagte hatten sich schon vor Ergehen des Richterspruchs siegesgewiss gezeigt.
02:04Die Notwehrsituation Weinholds begründete die Strafkammer mit der Rechtswidrigkeit des DDR-Schießbefehls,
02:10von dem im Grenzbereich hemmungslos Gebrauch gemacht werde.
02:13Ein Auslieferungsversuchen aus Berlin wurde vom Staatsanwalt in Hamm abgelehnt.
02:19Denn nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland können nur Ausländer ausgeliefert werden.
02:24Die DDR ist aber aus dieser Sicht kein Ausland.
02:27Allerdings hatte Weinholds selbst zugegeben, er habe gezielt geschossen.
02:31Also wenigstens versuchter Totschlag.
02:33Nein, sagte das Gericht, es war Notwehr.
02:36Die Grenzwächter bedrohten unmittelbar Weinholds Leben und dies zu Unrecht.
02:40Ihr Schießbefehl sei rechtsstaatswidrig.
02:44Weinhold durfte sich wehren.
02:46Er durfte auch für die Fahrt zur Grenze Autos stehlen.
02:50Sein Freiheitsrecht habe einen höheren Rang als das ungestörte Benutzungsrecht der Autoeigentümer.
02:57Auch eine Logik.
02:59Der Bankräuber darf also den Kassierer erschießen, wenn der ihn in seinem Freiheitsrecht behindert.
03:05Stell dich keinem Sittlichkeitsverbrecher in den Weg.
03:08Schließlich will der auf der Flucht nur seine Freiheit.
03:12Der Erpresser, von der Polizei gestellt, darf ich seine Flucht freischießen.
03:18Was für eine Moral.
03:20Die Deutsche Demokratische Republik hat zwar mit 121 Staaten diplomatische Beziehungen,
03:26ist Völkerrechtssubjekt, Teilnehmer an internationalen Verträgen,
03:30Mitglied der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen,
03:34ein selbstständiger, unabhängiger, souveräner Staat, also aber für die BRD sei sie kein Ausland.
03:42Was bitte dann?
03:43Inland?
03:44Bestandteil der BRD?
03:46Elftes Bundesland?
03:47Ach ja, das famose Karlsruher Gericht hat ja die völkerrechtliche Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der BRD
03:55zu einer staatsrechtlichen, einer innerdeutschen Grenze erklärt.
04:00Ähnlich der Grenze zwischen den Ländern der Bundesrepublik.
04:03Also ähnlich der Grenze zwischen Baden und Bayern, Niedersachsen und Ostfriesland.
04:07Also ist unsere Staatsgrenze West gar keine Staatsgrenze, also darf man die erschießen,
04:13die dort über die Unantastbarkeit unserer Staatsgrenze wachen,
04:16die an einer der wichtigsten Grenzen, nämlich der Nahtstelle zwischen Sozialismus und Kapitalismus,
04:22über die Unverletzlichkeit des Territoriums eines sozialistischen Staates wachen.
04:27Essens Schwurgericht erteilt Schießgenehmigung.
04:30Einen Schießbefehl gibt es nur im Propaganda-Arsenal Bonner Politiker und in der Sudelküche entsprechender Journalisten.
04:40Es gibt, wie an jeder Grenze, Gesetze, Verordnungen, Vorschriften.
04:44Auch Vorschriften über den Waffengebrauch, wie an jeder Grenze.
04:47In der Schlussakte von Helsinki wird unter Römisch 1, klein a, Arabisch 1 vorgeschrieben,
04:56dass alle der Souveränität der Teilnehmerstaaten innewohnenden Rechte zu achten sind.
05:01Einschließlich des, man höre, des Rechts jedes Teilnehmerstaates,
05:05sein politisches, soziales, wirtschaftliches und kulturelles System frei zu wählen und zu entwickeln,
05:11sowie sein Recht, seine Gesetze und Verordnungen zu bestimmen.
05:15Meine Damen und Herren, das heißt, dass wir den Sozialismus gewählt haben,
05:19dass uns niemand aus dem Ausland in unsere Gesellschaftsordnung hineinzureden hat,
05:24dass wir Gesetze beschließen und Verordnungen erlassen können,
05:27auch an unseren Grenzen, wie wir es für richtig und nötig halten.
05:31Und dass jeder andere Staat unsere souveränen Rechte zu achten hat.
05:36Das hat Bundeskanzler Helmut Schmidt in Helsinki für die BRD unterschrieben.
05:40So ist es Völkerrecht.
05:41Aber derselbe Essener Richter, der jetzt Gesetzesbrechern Schießgenehmigung erteilt,
05:49hatte schon vor einem halben Jahr derselbe den Doppelmörder Weinhold auf freien Fuß gesetzt,
05:54mit der Begründung, Gesetze, die die Freizügigkeit der Bewohner der DDR einschränken,
06:00seien rechtswidrig und in jedem Falle sei gegen Maßnahmen der Grenzorgane der DDR notwehrzulässig.
06:07Diese selbstherrliche, anmaßende Entscheidung, was in einem anderen souveränen Staat zulässig oder nicht zulässig ist,
06:17bedeutet nichts anderes als jene Einmischung, die Helsinki verbietet.
06:21Im Übrigen, Notwehrrecht gegenüber der Polizei, für Bankräuber, Sittlichkeitsverbrecher, Autoliebe, Erpresser, Attentäter,
06:30Notwehr gegenüber der Polizei, das wäre natürlich in jedem Staat der Welt absurd.
06:35Aber wer gegen Gesetze und Verordnungen eines sozialistischen Staates verstößt, der darf nach Bonner Gerichtsauffassung morden.
06:45Das Bundesjustizministerium hat die Kritik Ostberlins am heutigen Freispruch zurückgewiesen.
06:50Die DDR-Nachrichtenagentur ADN hatte den Ausgang des Prozesses als skandalös bezeichnet.
06:56Mit dem Freispruch sah eine lange Kette systematischer Begünstigungen des Mörders von zwei DDR-Grenzsoldaten
07:01durch die Behörden der Bundesrepublik geschlossen worden.
07:05Dazu erklärt ein Sprecher des Justizministeriums in Bonn, die DDR habe durch ihr Verhalten die Prozessführung in unerträglicher Weise erschwert.
07:13Das Gericht musste seine des Angeklagten Aussagen hinnehmen, da andere Beweismittel nicht vorlagen.
07:19Dies war ein Vorwurf an die Behörden der DDR, denn das Gericht ist überzeugt, dass weitere Beweismittel vorhanden sind.
07:25Warum wurde Weinhold freigesprochen?
07:28Das Gericht vermutet nicht, dass in den Waffen- und Leichengutachten aus der DDR etwas Falsches steht,
07:33aber die Richter fürchten, die Grundlagen für diese Gutachten könnten zu Weinholds Schaden manipuliert worden sein.
07:40Die DDR-Polizei schreibt in ihrem Gutachten, aus den Waffen der Getöteten sei nach der letzten Reinigung nicht geschossen worden.
07:47Könnte nicht jemand nach der Tat die Waffen schnell gereinigt haben?
07:49Und sind gerade diese beiden von hinten erschossenen Soldaten überhaupt am Tatort durch Weinhold umgekommen?
07:56Die Verteidiger, Beniken und Süßmilch beantragten Freispruch, da Weinhold, wenn er die Tat überhaupt begangen haben sollte, in Notwehr gehandelt habe.
08:05Außerdem seien die Schüsse aus Weinholds Maschinenpistole, die nicht abgestritten wurden,
08:09nach der Anspannung der Flucht, einer fiebrigen Erkältung und dem plötzlichen Auftauchen der Grenzstreife ein Kurzschlussaffekt gewesen,
08:15der jegliche Schuld ausschließe.
08:17Niemand wisse genau, wann, wo und von wem die beiden Soldaten getötet worden seien.
08:23Die DDR-Akten seien überhaupt nichts wert.
08:26Ja, und das muss man nun Satz für Satz auseinandernehmen und in seiner ganzen schönen Widersprüchlichkeit auf der Zunge zergehen lassen.
08:34Erst soll die DDR die Prozessführung in unerträglicher Weise erschwert haben.
08:39Dann soll kein Beweismaterial vorgelegen haben.
08:42Dann hat es wohl doch Gutachten gegeben, aber die seien natürlich manipuliert gewesen.
08:47Dann hat der Mörder nur zurückgeschossen.
08:51Oder aber er hat überhaupt nicht geschossen.
08:53Oder nicht getroffen.
08:55Außerdem hatte er Schnupfen und Fieber.
08:57Und als er bei seinem Grenzdurchbruch auf die Grenzstreife stieß,
09:02da habe er halt einen Kurzschlussaffekt gehabt, der jegliche Schuld ausschließe.
09:06Also bei Kurzschluss schießen.
09:09Überhaupt wisse man ja gar nicht wann, wo, von wem und ob überhaupt die beiden Grenzsoldaten getötet wurden.
09:15Bei der Ostzone weiß man ja nie.
09:18Und schließlich sei der arme Weinhold von der Flucht überaus angespannt gewesen.
09:24Ja, und so stützte sich der famose Richter,
09:27Behringer ist der Name, den man sich merken muss,
09:30auf die frechen Lügen des Kriminellen und Vorbestraften
09:33und auf die nicht mindestens gruppellosen Argumente der Verteidiger,
09:38die laut Londoner Times von Springers Bild-Zeitung bezahlt wurden.
09:42Übrigens hat die Deutsche Demokratische Republik,
09:47obwohl das Essener Gericht überhaupt nicht zuständig war,
09:50weil der Täter nach völkerrechtlicher Praxis dort abzuurteilen ist,
09:54wo er sein Verbrechen begangen hat, im Falle Weinhold also in der DDR,
09:58trotzdem schickte die Deutsche Demokratische Republik,
10:02nachdem im Widerspruch zum Völkerrecht zwei Auslieferungsanträge abgelehnt worden waren,
10:08mehr als 100 Seiten Belastungsmaterial, Tatortprotokolle, Obduktionsbefunde, Schießgutachtenfotos.
10:16Und der gleichfalls nicht zuständige Essener Oberstaatsanwalt Schlamstein,
10:22gewiss nicht durch ein Berufsverbot gefährdet,
10:25weil er etwa im Verdacht der DDR-Freundschaft stünde.
10:29Der Oberstaatsanwalt hielt unser Beweismaterial für durchaus überzeugend und lückenlos.
10:35Gegen den DDR-Flüchtling Werner Weinhold hat der Staatsanwalt vor einem Schwurgericht in Essen
10:41eine Freiheitsstrafe von 10,5 Jahren beantragt.
10:44Die Anklage beschuldigt Weinhold des Totschlags und des Kraftfahrzeugdiebstahls.
10:49Sie sieht es als erwiesen an, dass der 27-Jährige in der Nacht zum 19. Dezember letzten Jahres
10:54im Grenzgebiet bei Hildburghausen zwei DDR-Grenzsoldaten erschossen hat.
10:59Für Oberstaatsanwalt Schlanstein steht fest,
11:01dass Weinhold bei seiner Flucht in den Westen von vornherein entschlossen war,
11:06jeden Widerstand mit Waffengewalt zu brechen.
11:08Die Akten aus der DDR ergeben,
11:11dass die beiden Grenzsoldaten Jürgen Lange und Klaus-Peter Seidel
11:14mit Rücken- und Bauchschüssen getötet worden seien,
11:17deren Waffen aber unbenutzt blieben.
11:19Totschlag, vielleicht sogar Mord oder fehlender Tatbestand, allenfalls Notwehr.
11:24Zwischen diesen beiden Extremen hat das Gericht ein Urteil zu finden.
11:27Das Gericht bedauerte, dass zwei junge Menschen politischen Realitäten zum Opfer befallen seien,
11:33die sie nicht zu vertreten gehabt hätten.
11:36Das nächtliche Drama am Todesstreifen müsse vor dem Hintergrund der Teilung Deutschlands gesehen werden.
11:42Was heißt politische Realität?
11:44Das war kein nächtliches Drama, sondern ein Doppelmord.
11:46Das ist die Realität.
11:48Sogar der Oberstaatsanwalt bestritt jede Notwehrlage und wies nach,
11:52dass Weinhold seine Flucht vor neuerlicher Bestrafung
11:56wie eine militärische Aktion vorbereitet und durchgeführt
12:00und die Soldaten vorsätzlich getötet hat.
12:04Es gab keinen Schusswechsel, sondern nur einen einzigen langen Feuerstoß aus einer Maschinenpistole.
12:10Damit tötete Weinhold die Genossen Klaus-Peter Seidel und Jürgen Lange.
12:15Von hinten und von der Seite.
12:17Ohne dass aus deren Waffen auch nur ein Schuss abgegeben worden wäre.
12:20Die Anklage hätte also nicht auf Totschlag lauten müssen, sondern auf Mord.
12:25Denn das Verbrechen wurde vorsätzlich und heimtückisch begangen.
12:29Und aus niedrigen Beweggründen, nämlich Flucht vor Strafe.
12:34Richter Behringer aber begründete den Freispruch damit,
12:38Weinhold habe kein milderes Mittel als den Gebrauch der Schusswaffe gehabt.
12:43Durch den Vorsatz Gewalt anzuwenden,
12:46nämlich durch den Diebstahl von Waffen, Munition und drei Kraftwagen,
12:50habe sich Weinhold nicht ins Unrecht gesetzt.
12:53Und das Strafrecht der BRD sei nicht dazu da, die Grenze zu respektieren.
13:00Meine Damen und Herren, man sage nicht.
13:02In Essen sei ein zurückgebliebener, übrig gebliebener Richter am Werke gewesen.
13:06Aus der Nazi-Zeit oder aus der Zeit des Kalten Krieges.
13:09Und man rede sich bitte nicht mit der Unabhängigkeit des Richters heraus.
13:14Hinter alledem stecken Politik und Methode und das, was man in Bonn so gerne Rechtsstaatlichkeit und Freiheit nennt.
13:23Oder spekuliert man etwa darauf, dass unser Gedächtnis schon nach fünf Wochen nachlassen könnte.
13:30Erinnern Sie sich noch?
13:31Das war am 29. Oktober dieses Jahres.
13:36Die Tschechoslowakei hat heute von der Bundesregierung die Auslieferung eines 26-jährigen Mannes gefordert,
13:42der in der vergangenen Nacht eine Verkehrsmaschine mit mehr als 100 Insassen von Prag nach München entführt hatte.
13:48Flughafen München-Riem, gestern Abend kurz vor 23 Uhr.
13:54Wenige Minuten vor der Nachtflugbeschränkung landete die Ilyushin 18, vom Tower in Prag inzwischen angekündigt.
14:00Für die 106 Passagiere war die Ankunft in München völlig überraschend.
14:03Die Besatzung hatte ihnen die Entführung nicht mitgeteilt.
14:07Überrascht war auch das Bodenpersonal.
14:09Der schwer beöffnete Entführer stieg ruhig und gelassen aus und stellte sich.
14:12An Bord befanden sich neben dem 26-jährigen Entführer Rudolf Betschwar 106 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder.
14:22Die Maschine, die planmäßig um 17.35 Uhr zu einem Inlandsflug von Prag nach Bratislava fliegen sollte,
14:29startete dann aber erst aus noch ungeklärter Ursache um 21.58 Uhr in der tschechoslowakischen Hauptstadt.
14:36Kurz nach dem Start zwang der Entführer den Flugkapitän zum Kurswechsel.
14:40Nach Angaben des Piloten erzwang er sich den Zutritt mit diesen Waffen.
14:45Eine Maschinenpistole vom Typ Tokarev, vermutlich ein russisches Fabrikat, eine Armeepistole und ein Messer, dazu zahlreiche Munition.
14:54Der Flugzeugentführer selbst will in der Bundesrepublik um politisches Asyl nachsuchen.
14:59Betschwar sagte aus, die Flugzeugentführung habe nur einen Grund gehabt.
15:03Er wolle in der Bundesrepublik in Freiheit leben und arbeiten.
15:06Er sei kein Gewaltverbrecher.
15:10Seine Waffen, zwei Pistolen, zwei Messer und 148 Schuss Munition hat der Betschwar schon dem Flugzeugeinweise auf dem Vorfeld überreicht.
15:21Sie wurden am Nachmittag auf einer Pressekonferenz gezeigt.
15:23Noch einer, der kein Gewaltverbrecher sein soll und nur in Freiheit leben und arbeiten will und darum in der Freien Bundesrepublik um politisches Asyl bat.
15:35Mit Maschinenpistole, Pistole, zwei Messern und 148 Schuss Munition.
15:40Und indem er mit Gewalt ein Flugzeug entführte mit 106 Passagieren und der Besatzung.
15:45Meine Damen und Herren, stellen Sie sich vor, wenn das ein Palästinenser gewesen wäre.
15:51Aber der wollte ja nur in die Freiheit und ist kein Gewaltverbrecher.
15:56Wer hätte da wohl mehr Anspruch auf politisches Asyl in dieser Bundesrepublik Deutschland?
16:02Die GSSR-Justizbehörden beschuldigen ihn, seinen Bruder erschossen zu haben,
16:07nachdem er mit ihm zusammen zwei Tage vorher einen Taxifahrer überfallen und ausgeraubt haben soll.
16:14Zu den Ermittlungen Oberstaatsanwalt Dr. Stocker.
16:18Ich bin lediglich informiert, dass er im Rahmen seiner Vernehmung erklärt hat,
16:22er wolle politisches Asyl beantragen und er wolle in Deutschland leben und arbeiten.
16:27In dem Antrag wird der Tschechoslowake unter anderem auch des Brudermordes beschuldigt.
16:32Schon zuvor hatte das Außenministerium in Prag erklärt,
16:35die Bundesregierung könne mit einer Auslieferung zum ersten Mal ihren guten Willen beweisen,
16:40nachdem sie bei den Vereinten Nationen eine Konvention gegen Luftpiraterie angeregt habe.
16:45Ja, so ist das natürlich nicht gemeint.
16:48Wer ein sozialistisches Flugzeug ins kapitalistische Ausland entführt,
16:52der ist natürlich genauso wenig ein Luftpirat, wie der Mörder von Grenzsoldaten der DDR ein Mörder ist.
16:59Taxiüberfall in Prag ist eben was anderes als Taxiüberfall in München.
17:04Und Brudermord? Soldatenmord?
17:07Hauptsache das Verbrechen richtet sich gegen den Sozialismus.
17:10Dann wird der Täter zum Opfer, zum Freiheitskämpfer, zum Helden.
17:15Wenn man schon einen demokratischen oder menschlichen Sozialismus erfindet,
17:21warum nicht gleich die Unterscheidung zwischen realem Mord und demokratischem Mord?
17:26Zwischen verabscheuungswürdiger Luftpiraterie und einem Flugzeugentführer mit menschlichem Ansatz.
17:34Und da ist man dann auch schnell mit der Belohnung bei der Hand.
17:37Luftpirat Wetzbarsch darf hoffen.
17:39Weinhold soll ja 15.000 Mark kriegen als Entschädigung für den Freiheitsentzug.
17:45Oder als Kopfprämie.
17:48Und Springers Bild ist das noch zu wenig.
17:50Der Staat müsse helfen.
17:52Die Fürsorge dürfe nicht mit ein paar Mark Haftentschädigung aufhören.
17:56Ein guter Arbeitsplatz müsse her für Weinhold.
17:58Irgendeinem anderen wird man den schon wegnehmen.
18:01Und natürlich eine Wohnung und ein Waffenschein.
18:05Dieses Urteil dürfte wohl wie ein Schock gewirkt haben.
18:08Ein Schock für die Angehörigen der beiden erschossenen Grenzsoldaten,
18:12aber auch für viele Menschen in der Bundesrepublik und in der DDR.
18:15Schließlich ging es um Totschlag in zwei Fällen.
18:19Nach Auffassung der DDR allerdings in Vorwegnahme eines rechtskräftigen Urteils
18:24um den Fall eines steckbrieflich gesuchten Doppelmörders.
18:28In der Urteilsbegründung hieß es,
18:30Weinhold habe bei seiner Flucht im Dezember 1975 in die Bundesrepublik
18:34keine andere Möglichkeit gehabt, sein Leben zu verteidigen,
18:37als sich mit der Waffe zu wehren.
18:39Zwei junge Menschen sind politischen Realitäten zum Opfer gefallen,
18:43die sie nicht zu vertreten hatten.
18:45Und so saß neben Werner Weinhold ein System auf der Anklagebank,
18:49das diese Realitäten geschaffen hat.
18:52Und dafür kann es keinen Freispruch geben.
18:55Na bitte, dieser Schulze wäre früher nicht beim Rias gewesen
18:58und heute nicht beim SFB nützlich,
19:00wenn er es nicht verstünde, die Kurve zu kriegen.
19:04Die Kurve von seinen Krokodils Tränen über das Urteil
19:07und über den Schmerz der Angehörigen der Ermordeten
19:10zu dem alten Trick, nicht der Mörder ist schuld,
19:14die Ermordeten sind schuld.
19:15Nicht die Spalter Deutschlands,
19:17denen der Marsch nach Osten verlegt wurde und verlegt bleibt,
19:21sondern die, die dazu beigetragen haben,
19:23dass der Frieden in Europa nun schon über 30 Jahre wehrt.
19:28Meine Damen und Herren,
19:29wir werden uns vom Weg der friedlichen Koexistenz nicht abbringen lassen.
19:32Wir werden fortfahren,
19:34weitere Schritte in Richtung Normalisierung
19:36und Entspannung zu tun und zu ermöglichen.
19:40Aber der Fall Weinhold,
19:42der mehr ist als ein Fall schwurgericht Essen.
19:45Er bekräftigt nur, wie nötig Wachsamkeit ist.
19:50Warum die Schlussakte von Helsinki
19:52mit Sicherheit und Unantastbarkeit der Grenzen beginnt.
19:55Und schließlich, wer da drüben steht.
20:00Neben realistischeren, einsichtigeren Kräften,
20:04solche, die, wenn sie könnten, wie sie wollten,
20:07uns zum Frühstück verspeisen würden.
20:10Die immer noch davon träumen,
20:12den Sozialismus aus der Welt zu schaffen.
20:14Und die nicht begreifen,
20:16dass auch durch Provokation,
20:18Rechtsbruch,
20:19Verletzung des Völkerrechts
20:21und aller moralischen Normen
20:22nichts zurückgedreht,
20:24nichts umgekehrt werden kann.
20:27Der Gang der Entwicklung ist nicht aufzuhalten.
20:30Auch nicht,
20:31wenn es beim Kampf um Frieden und Entspannung
20:33Opfer gibt,
20:35vor denen wir uns verneigen
20:36und Mörder und deren Anstifter,
20:39die wir verfluchen.
20:40Der Gang der Entwicklung ist nicht aufzuhalten.

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