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LernenTranskript
00:00Der König ist tot, es lebe der König.
00:27Mit dieser Formel wurde bei einem Herrscherwechsel in Monarchien an die Kontinuität der Politik erinnert.
00:33Üblicherweise sind einem Politiker im neuen Amt 100 Tage Schonfrist gegeben.
00:38Üblicherweise 100 Tage Schonfrist für einen neuen Präsidenten oder Kanzler oder König.
00:44Aber keine 100 Sekunden für einen neuen SED-Generalsekretär.
00:48Guten Abend meine Zuschauerinnen und Zuschauer.
00:51Ach was sage ich, Egon Krenz hatte noch gar nicht zu Ende gesprochen.
00:54Da waren die freiheitlichen Medien, die Erfinder der Pressefreiheit und die politischen Graalshüter und Wiederkäuer der Freiheit schlechthin schon aus den Startlöchern und ließen ab, was sie drauf haben.
01:07Hass und Feindseligkeit, übelste Verleumdungen und Beleidigungen.
01:11Alles in ihrem Bestreben, Misstrauen in unserer Republik zu säen, Skepsis und Unglauben zu erwecken darüber, dass wir es nicht ernst meinen könnten mit tiefem Nachdenken.
01:23Sofortigen, mittelfristigen und langfristigen Veränderungen mit einer grundlegenden Wende.
01:29Die DDR-Bevölkerung ist diese Wende nicht absehbar.
01:33Der politische Neuanfang war das aus meiner Sicht und ja offenbar auch aus der Sicht der Bevölkerung der DDR keineswegs.
01:41Skeptisch äußerte sich US-Präsident Bush.
01:45Klar ist, die Bürger haben das Fürchten verlernt und so wie sie Honecker aus dem Amt getrieben haben, werden sie auch Egon Krenz aus dem Amt treiben.
01:53Seit Tagen hat es heftige Machtkämpfe hinter den Kulissen gegeben, letztendlich zugunsten der Hardliner.
01:59Dass man in Ostberlin offenbar nur alten Wein in neuen Schläuchen präsentiere, betont die Bonner Welt angesichts des Machtwechsels in der DDR.
02:07Aufgrund dieser Rede von fast 60 Minuten mit vielen, vielen Stereotypen und ich glaube, ich urteile nicht zu streng,
02:17nicht einem einzigen neuen Gedanken hat sich Egon Krenz ganz sicherlich nicht als Hoffnungsträger für die Zukunft erwiesen.
02:29Das alles war wortgeklingelt, wortgeklingelt und der Gedanke einer wirklichen Demokratisierung war für mich an keiner Stelle spürbar.
02:37Der Glaube, dass man auf Dauer in der DDR ein System und einen Machtanspruch festhalten könne,
02:45den die Parteien in Ungarn und in Polen bereits aufgegeben haben und dem ja auch die Entwicklung in der Sowjetunion schon relativiert,
02:55das ist ein Glaube, der sich außerhalb der Realität und der Erfahrung bewegt.
03:01Die neuen Führungskräfte in der DDR müssen zu tiefgreifenden Reformen im politischen und im wirtschaftlichen Bereich bereit sein.
03:10Wenn die SED-Führung glaubt, sie könne die Opposition in der DDR jetzt dadurch befrieden,
03:15dass sie einen Altstalinisten durch anderen Altstalinisten austauscht, dann hat sie sich sicherlich ganz mächtig getäuscht.
03:21Skepsis auch bei einer Besuchergruppe im Kanzleramt.
03:24Man sagt, es kommt nichts Besseres nach.
03:26Wir sollen alle abtreten, die Alten. Da soll mal etwas junges Blut rein.
03:31Was heißt da hoffen? Hoffen können Sie sich überhaupt nicht.
03:33Wir hoffen für die DDR.
03:34Wir wissen ja gar nicht, wie das weitergeht jetzt.
03:37Für uns ändert sich nichts. Man wünscht sich eine Änderung.
03:40Der neue Generalsekretär der SED wird daran gemessen werden,
03:45ob er den Weg für die notwendigen, tiefgreifenden Reformen freimacht
03:49oder ob es nur um die Verteidigung des Machtmonopols seiner Partei geht.
03:55Ja, alles am selben Abend oder am nächsten Tag im BRD-Fernsehen.
04:00Da begreifen einige aber auch gar nichts.
04:02Oder sie wollen nicht begreifen, worum es in der Deutschen Demokratischen Republik geht.
04:07Erstens, die Macht der Arbeiter und Bauern bleibt unantastbar.
04:11Zweitens, Fragen nach dem Sozialismus.
04:14Ja, den Sozialismus in Frage stellen.
04:18Nein.
04:18Drittens, kritischer Dialog mit allen Schichten des Volkes.
04:23Ja.
04:24Organisierte antisozialistische Opposition.
04:27Nein.
04:28Viertens, was wir machen, machen wir nicht abhängig von der Beurteilung durch den Westen.
04:34Uns kommt es nicht darauf an, wie der Westen das findet,
04:37sondern wie sich Bewährtes bei uns durchsetzt und Neues bewährt.
04:40Fünftens, wir befinden uns in einer Startphase.
04:45Nicht auf Null, sondern auf Erfolgen basierend, auf Fortschritten,
04:49nach denen sich Drittelgesellschaften in West und auch Ost die Finger lecken könnten.
04:55Sechstens, wer jetzt glaubt oder hofft, ein Extrem komme selten allein, der irrt.
05:00Es wird keine Demontage der Vergangenheit geben,
05:03aber auch keine Demontage der Leistungen Erich Honeckers.
05:05Keine Selbstkasteiungen und keinen Amoklauf.
05:10Siebtens, wir lassen uns aus dem Staat der Globkes,
05:14der Neofaschisten und des freien Thälmann-Mörders
05:17nicht unseren Antifaschismus malig machen.
05:21Achtens, wir haben begonnen, Antworten zu geben und Veränderungen vorzunehmen.
05:26Abgewogen, schnell, aber nicht oberflächlich, ohne Sofortismus, Chaos oder Hysterie.
05:33Und ohne Antworten aus der Hüfte.
05:36Neuntens, wir haben keinen Joker, den wir plötzlich aus der Tasche ziehen könnten.
05:40Das wäre Falschspiel.
05:43Und das überlassen wir Bonn mit seiner sogenannten Rentenreform,
05:46seiner sogenannten Gesundheitsreform,
05:48mit seiner plötzlichen Entscheidung, ein paar Wohnungen zu bauen
05:51für sozial Schwache und für Studenten,
05:54denen man gerade aus Verlegenheit plötzlich einen Teil ihrer BAföG-Verschuldung
05:59an den Staat streichen will.
06:01Wir meinen es ernst.
06:05Zehntens, außerdem gibt es im Westen nicht nur Dünnbrettbohrer, Zweifler und Böswillige,
06:11denen unser Anlauf zu neuen Höhen des Sozialismus nicht gefällt.
06:14Und es treten auch im BRD-Fernsehen andere auf,
06:18die sich ihre Vernunft bewahrt haben und zur Vernunft raten.
06:23Ich habe den Eindruck, dass es Veränderungen geben wird
06:28und dass ein ernster Wille vorhanden ist, sie auch möglichst bald in Gang zu setzen.
06:35Gibt es da konkrete Punkte?
06:38Können Sie einige nennen, aus denen man das entnehmen könnte?
06:42Konkrete Punkte sind die ständig überzeugend wiederholte Beteuerung.
06:49Es muss den offenen und öffentlichen Dialog mit der Bevölkerung
06:54und zwar mit allen über alle Fragen geben.
06:56Ich persönlich bin auch der Meinung, dass wir jetzt dem neuen Mann eine gewisse Fairness entgegenbringen sollten
07:07und ihm die Möglichkeit geben, durch Taten zu seinen Worten zu stehen.
07:12Wir hier in der Bundesrepublik Deutschland wollen uns nicht einmischen
07:17in die inneren Angelegenheiten der DDR.
07:20Gut gebrüllt, Löwe. Die Botschaft höre ich wohl.
07:24Nicht-Einmischung? Wie schön.
07:27Allerdings Bonds Obhutspflicht für alle Deutschen,
07:31der Staatsbürgerschafts-Alleinanspruch der BRD,
07:34Salzgitter und die durch nichts gerechtfertigte politische Spekulation mit unserer Währung,
07:40wie ist das alles mit Herrn Gensgers Nicht-Einmischung zu vereinbaren?
07:45Dann käme auch der Verzicht westlicher Medien hinzu,
07:50auch nur halbwegs exakte Wiedergabe dessen, was Egon Krenz tatsächlich gesagt hat.
07:58Dafür das verleunderische, aber promptige Schrei, nichts Neues, kein Reformwille, keine Wende.
08:04Was Krenz wirklich gesagt hat, das war es wohl nicht, was man hören wollte.
08:09Wahrscheinlich hätte Krenz sagen sollen, wir haben da ein paar Probleme
08:12und deshalb schaffen wir die Arbeiter- und Bauernmacht ab und die volkseigenen Betriebe
08:16und die führende Rolle der Partei schaffen wir ab, kurz, den ganzen Sozialismus weg.
08:22Aber Krenz, Sozialismus und Deutsche Demokratische Republik gefallen gewissen Leuten nun mal nicht.
08:29Sie mögen die ganze Richtung nicht.
08:32Und so gibt es eben kein Wahrheitsstreben, keine Objektivität, keine Analyse,
08:36kein Gespür für das Neue und keine 100 Tage Zurückhaltung.
08:43Was das alles allerdings mit Verantwortungsbewusstsein,
08:46menschlichem Gewissen und journalistischer Sorgfalt zu tun haben soll,
08:50das erkläre mir, wer will.
08:53Herr Bleitgen, erste Frage an Sie.
08:55Im neuen Deutschland konnte man diese Woche lesen,
08:58über die ARD, über ihre Berichterstattung.
09:01Das Volksfestgetümmel war denen zu normal.
09:04Die Story hieß Tumult, nachgeholfen mit surrender Kamera,
09:08schnappend nach jeder Parole, ausgeweidet bis zum Erbrechen,
09:12wieder und wieder über die Kanäle gejagt.
09:13So, Originalton Neues Deutschland. Schmerzt Sie das?
09:17Nein, nein, das habe ich nicht anders erwartet.
09:19Das hatten wir ja auch schon öfter erlebt.
09:22Herr Engelke, Sie müssen wohl auch mit dem Vorwurf leben,
09:24der erhoben wurde, ARD und ZDF,
09:26damit auch die Nachrichtensendungen hätten Frontberichterstattung betrieben.
09:30Bevor man diesen Vorwurf überhaupt aufgreift,
09:33muss man einmal richtigstellen,
09:34was eigentlich der Begriff Frontberichterstattung beinhaltet.
09:37Er stammt aus der Nazizeit
09:38und wurde bezogen auf die Arbeit der Propagandakompanien.
09:42Das heißt, es war Berichterstattung im Auftrag einer politischen Richtung,
09:46im Auftrag einer Ideologie.
09:48Das können wir nicht auf uns beziehen
09:50und wollen wir auch nicht auf uns sitzen lassen.
09:52Die andere Frage ist, dass ich auch glaube,
09:55und da würde ich auch die Kollegen gerne fragen,
09:56dass natürlich diese unglaubliche Fluchtwelle
09:59nicht erklärbar wäre,
10:01ohne die Tatsache,
10:02dass jeden Abend im deutschen Fernsehen
10:04diese Jubelszenen zu besichtigen waren,
10:06dass sich Leute, Freude,
10:09Freudenträner übersprimternd in den Armen lagen.
10:11Das hat natürlich eine unglaubliche emotionale Wirkung.
10:14Ich glaube, unsere Medien haben,
10:16mag sein, da und dort,
10:17abgesehen, eigentlich nichts anderes als ihre Pflicht getan.
10:20Ihre Pflicht,
10:23wem gegenüber?
10:25Kein Auftrag,
10:26kein Klassenauftrag,
10:27keine Ideologie,
10:29kein Antikommunismus,
10:30kein eingefleischter Antisozialismus,
10:32kein Hass darauf,
10:33dass ein Drittel Deutschlands
10:35sozialistisch ist
10:36und bleibt?
10:37Macht euch doch nicht lächerlich
10:39mit eurer Freiheit
10:40und eurer Ungebundenheit.
10:43Meine Zuschauerinnen und Zuschauer,
10:45Herr Marlina aus Dingelstedt
10:47sagte Freitag früh am Telefon,
10:49das letzte Donnerstagsgespräch bei uns
10:52habe ihm gut gefallen,
10:53nur ich sei zu hart gewesen.
10:57Und heute früh meinte
10:58ein etwas untoleranter Zuschauer aus Nordhausen,
11:01er wünsche sich statt meiner Sendung
11:03eine freie Diskussion.
11:05Er selbst allerdings war nicht bereit zu diskutieren.
11:09Schauen Sie,
11:09ich kenne natürlich Meinungen,
11:11die über meinen Kanal im Umlauf sind
11:13oder in Umlauf gebracht werden.
11:15Damit kann ich leben
11:16und ich habe mich nicht zu rechtfertigen,
11:18außer von meiner Partei.
11:19Doch so viel sei gesagt.
11:22Wir befinden uns inmitten
11:23einer der größten Offensiven
11:25der Feinde des Sozialismus.
11:28Unser 40. Geburtstag
11:30war zugleich der 40. Jahrestag
11:32der größten Niederlage
11:34des deutschen Imperialismus
11:35im Nichtkrieg.
11:37Dass wir
11:38diesem ideologischen Großangriff
11:40so viel Breitseiten geboten haben,
11:43das zu analysieren
11:44und daraus kurzfristig,
11:46mittelfristig und langfristig
11:48zu reagieren,
11:49das ist eine Sache.
11:50Unsere Sache.
11:52Da sind wir bei.
11:53Mit allen klugen Gedanken,
11:54Argumenten, Taten und Veränderungen.
11:57Aber die Unvereinbarkeit
11:59des kapitalistischen
12:00und des sozialistischen
12:02deutschen Staates
12:03sind eine andere Sache.
12:04Sie bleiben
12:05und die ideologische Auseinandersetzung
12:08gehört zur friedlichen Koexistenz
12:10und geht weiter.
12:11kulturvoll,
12:12falls die andere Seite
12:13dazu fähig sein sollte.
12:16Die Grenzprovokationen
12:17von Walhausen,
12:18Oebesfelde
12:19und jetzt am Brandenburger Tor
12:20in Verbindung mit Bonner
12:22Ministerwünschen
12:23nach Grenzen von 1937
12:25dazu ausgemachte Lügen
12:28westlicher Korrespondenten
12:29und Kommentatoren,
12:31was dann Herr Pleitgen machte,
12:32unseren Genossen
12:33Professor Dr. Banaschek
12:35zu einem Gespräch einzuladen,
12:38ihm über Leitung
12:39in unserem Studio
12:40hier eine Frage zu stellen,
12:42eine nach der Antwort
12:44die Leitung abzuschalten
12:45und das Gespräch
12:47unter Ausgrenzung
12:48des eingeladenen
12:49Gesprächspartners
12:51aus der DDR,
12:52so war es angekündigt,
12:53fortzusetzen
12:54im Kreis der Berufsverleumder.
12:56Und dann noch Herr Brüsser,
12:58auf den komme ich noch.
13:00Wie bitte soll man da
13:01andere Positionen beziehen
13:03als harte?
13:05Ich würde sagen konsequent,
13:06prinzipienfest,
13:07wahrheitsgetreu,
13:09ohne willkürliche Auswahl
13:10und ohne sinnentstellenden Schnitt.
13:14Keinmal in über 30 Jahren
13:15hat man mir eine Fälschung
13:17nachweisen können,
13:18sowas gibt es nicht.
13:19Aber wahrheitsgemäße Polemik
13:21und kein schweigendes Hinnehmen
13:23von unaufhörlicher Einmischung,
13:25das verlangt einfach die Hygiene
13:28im Äther.
13:29Wir wollten heute Leute
13:31auf der Straße fragen,
13:32wie sie die Rede
13:33des neuen Generalsekretärs
13:35gestern Abend
13:35im Fernsehen beurteilen.
13:37Ja, und das war schlicht gelogen.
13:39Herr Brüsser hatte die Drehgenehmigung,
13:41er hat sie nicht ausgenutzt,
13:42sondern in seinem Büro
13:43an seinen Fingern gesogen.
13:45Unsere aktuelle Kamera
13:46hat es richtiggestellt
13:47und, das möchte ich nicht verhehlen,
13:49das neue Deutschland
13:50war äußerst,
13:51nun ja,
13:52zurückhaltend,
13:53als es diese Meldung überschrieb.
13:55Korrespondent Brüsser
13:56sagte die Unwahrheit,
13:58als ob Brüsser und seinesgleichen
14:00nicht seit Wochen und Monaten
14:01lügen auf Teufel komm raus.
14:04Noch Bertolt Brecht
14:05oder schon Bertolt Brecht
14:07hat einst gesagt,
14:09wir haben den Westen bei uns.
14:12Jetzt sind Feinde des Sozialismus
14:14in unserer Mitte tätig.
14:15Nicht, dass wir das nicht aushalten würden.
14:18Aber ab und zu
14:18muss doch festgestellt werden,
14:20ihre Tätigkeit ist
14:21weniger wahrheitsgemäß berichtend,
14:24als desinformierend
14:26und organisierend.
14:28Ja, und nun
14:29sind sie ins Schleudern geraten.
14:31Das Journalistengeschwätz
14:32der AAD
14:33gestern Mittag zum Beispiel
14:34ließ deutlich erkennen,
14:36es läuft nicht so,
14:37wie sie es sich vorgestellt haben.
14:39Weg mit der Partei,
14:40weg mit der Arbeiter- und Bauernmacht,
14:42weg mit dem Sozialismus,
14:43wie in Ungarn möglichst.
14:45Was bleibt Ihnen also?
14:47Zum Beispiel
14:47das Herbeireden von Gewalt.
14:50Mehr noch als bisher.
14:52AAD und ZDF waren sicher
14:55für viele aus der DDR-Opposition
14:57das Hilfsmedium,
14:58über das sie sich artikuliert haben.
15:00Ich erinnere an das fast tägliche
15:02Telefoninterview,
15:03das es gab in AAD und ZDF,
15:05in Nachrichtensendungen,
15:06in Sondersendungen,
15:07mit Oppositionellen von drüben.
15:09Warum wir das per Telefon machen?
15:11Weil unsere Korrespondenten
15:13in der DDR,
15:14in Ostberlin
15:14und Fritz Kleidgen
15:15wird das bestätigen können,
15:17die dürfen nicht,
15:19qua Gesetz,
15:20die dürfen nicht in die Wohnung
15:21dieser Oppositionellen gehen
15:23und dürfen nicht
15:24bei Ihnen
15:25Aufnahmen machen.
15:26Sie dürfen nicht einmal
15:27ein Kamerateam hinschicken.
15:28Ja, es gibt eben
15:29außer journalistischem Anstand
15:32auch noch Verträge
15:33und Abmachungen.
15:35Und diese sind bekanntlich
15:36nicht zu brechen,
15:37sondern einzuhalten.
15:40Einige wenige
15:40bekommen ja auch ab und zu
15:42kalte Füße
15:42mit ihrer Auffassung
15:44von,
15:44nun ja,
15:44von Journalismus.
15:46Aber wenn es
15:47zur Nagelprobe kommt,
15:49erleidet fast jeder
15:50seinen Rückfall
15:51und bekennt sich
15:52gar zur Spekulation
15:54als Bestandteil
15:55der Information.
15:58Nun haben wir ja vorhin
15:59schon genug gehört,
16:00was wir für Helden sind,
16:02wie toll unsere
16:03Berichterstattung ist
16:04und dass sie
16:04ohne Fehl und Tadel ist.
16:06Also,
16:06ich sehe das
16:07nicht ganz so.
16:08Ich habe jetzt
16:11in der Gethsemane-Kirche
16:12sehr viele Gespräche
16:14geführt und die
16:15jungen Menschen
16:15sind auf mich
16:16zugekommen und haben
16:17gesagt, eigentlich
16:18finden wir das
16:19nicht alles so gut,
16:20was ihr dort macht.
16:21Wir wollen hier
16:22in unserem Staat
16:22glücklich leben.
16:24Das, was da jetzt
16:25an Wiedervereinigungsgefasel
16:26hochkommt,
16:28das ist für uns
16:29sehr schädlich.
16:30Das macht uns
16:31eigentlich zu
16:31nach Kollaboratoren
16:34in den Augen
16:35der hiesigen
16:36Machthaber.
16:37Und in meiner Sendung
16:38Brennpunkt
16:39vor einer Woche
16:40hat ein Vertreter
16:41des Kirchenbundes
16:41gesagt, dass etwa
16:4360 Prozent
16:44der DDR-Bevölkerung
16:46sich durch
16:47unsere Berichterstattung
16:48auch in ihrer Würde
16:49angegriffen sieht.
16:50Ich meine, die wachsende
16:51Konkurrenz unter den Medien
16:53treibt natürlich auch
16:54das Spekulationsgeschäft
16:55hoch.
16:56Und ich meine,
16:56ich würde dazu sagen,
16:58je weniger man eigentlich
16:58zuversichtlich weiß,
17:00umso mehr die Spekulationen.
17:01Sie mahnen
17:02Sittsamkeit an
17:03und sagen,
17:04wir sollten nicht
17:04so viel spekulieren.
17:06Auf der anderen Seite
17:07bewegen sich natürlich
17:08Journalisten vornehmlich
17:09in gut informierten
17:11Kreisen, wie es so schön
17:12heißt.
17:12Dort gibt es
17:13Informationen, die
17:13nicht gesichert sein
17:14müssen.
17:15Ist es nicht für das
17:16Publikum, vornehmlich
17:17auch für das Publikum
17:18in der DDR, interessant,
17:19wie diese Informationen
17:20aussehen?
17:21Will fragen, kann es
17:22nicht sein, dass auch
17:22die Spekulation
17:23zur Information
17:25geraten kann?
17:25Spekulationen, also
17:27Spekulationen als rechtmäßiger
17:30Bestandteil der Information.
17:32So sieht die
17:33dennoch aus.
17:35Der Klassenkampf geht
17:36weiter, auch im Äther.
17:38Und das lassen wir nicht
17:39schweigend über uns
17:40ergehen, meine Zuschauer aus
17:41Dingelstedt, Nordhausen und
17:43anderswo.
17:44Wir haben eine Wende in der
17:46Medienpolitik eingeschlagen.
17:48Probleme, Konflikte, Umwege,
17:50Rückschläge, auch Niederlagen
17:51sind in unseren Sendungen
17:53keine Tabus mehr.
17:55Schneller, vollständiger
17:56sind wir bereits.
17:58Aber auch Fortschritte und
17:59Erfolge werden nicht
18:01verschwiegen.
18:01Ohne Selbstlob, aber mit
18:04Stolz.
18:05Und da der Klassenfeind
18:06Klassenfeind bleibt,
18:08beschäftigen wir uns auch
18:09mit ihm.
18:10Sachlich und
18:11prinzipienfest.
18:13Ach ja, da fällt mir ein,
18:16man stelle sich mal Herrn
18:17Dr. Kohl vor, so hautnah und
18:19realistisch bei Arbeitern in
18:21Duisburg, wie Egon Krenz bei
18:24den Arbeitern vom 7.
18:25Oktober.
18:26Eine lustige Vorstellung.
18:29Abschließend, der Klassenfeind
18:32wird nicht mit Schonung
18:33rechnen dürfen.
18:34Zweitens, wir versprechen
18:36nichts, was wir nicht halten
18:38können.
18:38Konzentrieren uns also nicht auf
18:40uferlose Forderungen, sondern
18:42auf das Machbare.
18:44Drittens, was bei machbarem
18:46Vorrang hat, Priorität.
18:49Das wird neu überdacht.
18:50Viertens, Lenin möge mir
18:53verzeihen, aber vielleicht
18:54müsste heute angestrebt werden,
18:56Kontrolle ist gut.
18:58Vertrauen ist besser.
19:01Und fünftens, da bin ich
19:02allerdings ein bisschen skeptisch,
19:04ich wünsche meinen westlichen
19:05Kollegen das persönliche
19:07Verantwortungsbewusstsein und das
19:09politische Gewissen, mit denen wir
19:11an unsere Arbeit gehen.
19:13Guten Abend.
19:15Guten Abend.
19:15Ich bin ein bisschen