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Transkript
00:00Derzeit befinden sich rund 2400 Flüchtlinge auf dem Botschaftsgelände
00:29Darunter 600 Kinder
00:32Kinder und ein leerer Kinderwagen
00:40Guten Abend meine Zuschauerinnen und Zuschauer
00:42Aber das Kind aus dem nun leeren Wagen am Zaun der Bonner Botschaft in Prag
00:48ist mitnichten im sogenannten freiheitlichen Westen
00:51Es befindet sich mit hunderten anderen in Prager Kinderheimen
00:56zurückgelassen von den Eltern
00:58Die aus Passau oder Gießen fröhliche Postkarten an zurückgelassene Verwandte schicken
01:03und nach ihren Kindern nicht einmal fragen
01:07Die treuen 17 Millionen Bürger der Deutschen Demokratischen Republik
01:12feierten derweil den 40. Geburtstag ihres Staates
01:15Der zwar isoliert wie Klugscheißer in westlichen Gazetten und Regierungen
01:20Orakeln vor Gästen und Festen nur so platzte
01:24Dabei hätte man jenseits von Elbe und Werra doch gar zu gern gewünscht
01:30Dass einige der Gäste demonstrativ fernbleiben mögen
01:34Ja auch die Meldungen, dass Michael Gorbatschow gesagt hat
01:38Er würde nicht an den Feiern zum 40. Jahrestag der DDR teilnehmen
01:42Die Meldung ist uns bekannt
01:44Aber in solcher Situation, das ist nun einmal so
01:48Jagen sich dann die Gerüchte, wird jede kleine Meldung ohne überprüfbare Quelle
01:53Aufgenommen und weitergegeben
01:56Ich habe keine offizielle Bestätigung für eine solche Äußerung von Generalsekretär Gorbatschow
02:01Was gibt es eigentlich zu feiern, lautet Ihre Frage
02:04Natürlich sind die Flüchtlinge froh, dass sie der ungeliebten DDR und der selbstgewählten Kloake
02:09Im Notbiwak-Botschaftsgelände entkommen sind
02:12Und natürlich freut sich das westliche Publikum mit
02:15Wie bei jeder Katastrophenschnulze, die endlich ihr Happy End gefunden hat
02:19Darüber hinaus, freilich, besteht keinerlei Grund zur Begeisterung
02:22Es sei denn, man kocht sein ideologisches Süppchen auf dem Flüchtlingsdrama dergestalt
02:27Dass man die Freiheit im Kapitalismus noch neonstrahlender als sonst
02:31Und die höllische Finsternis des Sozialismus dumfer denn je erscheinen lässt
02:35Eben dieses Süppchen, an dem Kohl und Konsorten traditionsgemäß köcheln
02:39Wird mit der Ausreisewelle kräftig hochgekocht
02:4350 Jahre nachdem Hitler den Zweiten Weltkrieg entfesselte
02:4640 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR
02:50Ist die Nachkriegszeit entgegen mancher Hoffnung eben nicht zu Ende
02:54Sind wirklich nur, wird Deutschen gefordert
02:57Gibt es nicht auch noch die vier Siegermächte
02:59Darunter zwei Supermächte und ihre Verantwortung für ganz Deutschland
03:03Kann George Bush im Weißen Haus entspannt zusehen?
03:06Nun, der amerikanische Präsident mag hinsehen, wohin er will
03:10Er hätte ja auch genügend Gegenden und Erscheinungen, auf die er besorgt blicken sollte
03:15Bei uns jedenfalls hat er nichts zu sehen, zu sagen, zu tun und zu können
03:20Vielleicht blickt er deshalb immer so verkniffen
03:23Michael Gorbatschow jedenfalls, es waren genug Zeugen da
03:27Wahrheitsliebende und falsche Zeugen aus der freiheitlichen westlichen Welt
03:33Im vor dem Untergang stehenden, nicht existierenden Stadt
03:37Gorbatschow war jedenfalls sehr entspannt und locker und fröhlich
03:41Bei der Ankunft auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld
03:44Bei der Fahrt durch die Hauptstadt, deren Bürger ihm und den anderen zahlreichen namhaften Gästen
03:50Herzlichen Beifall spendeten
03:51Wo auch immer er auftrat, auf der Ehrentribüne als die nationale Volksarmee
03:56In der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik auf der Karl-Marx-Allee
04:00Vor der Führung, den Gästen und den Hauptstädtern defilierte
04:04Nur als er bei der Festveranstaltung die Abneigung westdeutscher Politiker kritisierte
04:10Die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs anzuerkennen
04:12Der Deutschen Demokratischen Republik und ihren Staatsbürgern endlich die volle Souveränität zu gestehen
04:19Und aufzuhören mit der Forderung nach einer Neuordnung Europas und seiner Grenzen
04:24Verständigung und Frieden in Europa zu gefährden
04:27Da wurde der sowjetische Staatsmann, nun sagen wir, nachdrücklich und heftig
04:32Diesen Teil seiner Rede allerdings unterschlug man im westlichen Medien
04:37Verständlicherweise, so frei ist man da
04:39Trotzdem, die Blütenträume von Politikern und Journalisten an Rhein und Spree welkten zusehends
04:47Aber auch andere Blütenträume vergehen
04:50Noch werden Willkommenstransparente aufgespannt
04:55Die Freiheit lässt grüßen
04:57Doch der soziale Sprengsatz ist schon dekoniert
05:00Traurig ist es schon
05:03Ich meine, es ist die andere Seite, wenn man sieht, kleine Kinder
05:05Man muss ja auch in die Zukunft denken, so sehe ich das
05:10Was spricht man zu Hause über dieses Drama?
05:14Zu Hause
05:14Ja, geteilte Meinung, sagen wir es mal so
05:19Es gibt viele, die sagen eindeutig, wir wohnen in der DDR und das ist unsere Heimat, man sollte dort auch bleiben
05:26Heute, wo ist der nächste Flüchtling?
05:29Morgen um Gottes Willen schon wieder einer
05:31Wären Sie persönlich bereit, DDR-Flüchtlinge vorübergehend in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus aufzunehmen?
05:3858 Prozent, also weit mehr als die Hälfte würden keine DDR-Flüchtlinge bei sich aufnehmen
05:44In Berlin hat man leerstehende Wohnungen für Aussiedler und DDR-Flüchtlinge beschlagnahmt
05:49Finden Sie persönlich das richtig oder nicht?
05:52Wiederum 58 Prozent aller Befragten lehnen die Beschlagnahme von Wohnungen für Aussiedler ab
05:57Und wie ist es mit Zweit-, Freizeit- oder Ferienwohnungen?
06:01Sollte man die zugunsten von Aussiedlern oder DDR-Flüchtlingen beschlagnahmen dürfen oder nicht?
06:0755 Prozent der Bundesbürger lehnen es ab, dass Zweit- oder Ferienwohnungen beschlagnahmt werden, um DDR-Flüchtlinge darin unterzubringen
06:16Sollten denn Ihrer Meinung nach in unterbelegten Wohnungen auch einzelne Zimmer für Aussiedler und Flüchtlinge beschlagnahmt werden können?
06:24Mit 75 Prozent, also drei Viertel aller Bundesbürger, riesige Ablehnung
06:29Da bin ich nicht dafür, sondern die DDR hat eigentlich so viele Möglichkeiten, ihre Menschen alle selber zu ernähren und zu unterhalten
06:42Wo wir doch selber so eine Wohnungsnot haben, ich bin selber betroffen, an sich Wohnungsnot und Arbeitsmangel und praktisch Arbeitsplatzmangel
06:51Dass man jetzt da auch noch das braucht, also das sehe ich momentan total für überflüssig, also für das, das ist gegen den Strich
06:57Möchten Sie, dass die Menschen lieber drüben bleiben?
07:00Ja, das wären wir lieber, ja, mit selber hier Probleme
07:02Eine Umfrage in der Oeringer Fußgängerzone
07:06Was sagen Sie dazu, dass im Moment ziemlich viele Menschen aus der DDR hierher kommen?
07:11Was ich dazu sagen habe, das möchte ich so sagen
07:14Die dürften wahrscheinlich etwas überstürzt aus der DDR kommen
07:19Und ich vermute, dass sie meinen, sie wären hier in der Bundesrepublik im Land der goldenen Hähne
07:25Und das sind wir nicht
07:26Mensch, bei uns geht es auch so viel nicht, geht es schlecht
07:29Und so viele alte Leute gibt, wo es auch schlecht geht
07:34Und wir müssen das alles zahlen, es wird ja uns abzogen
07:38Die Wohnungen sind ja nicht da für die Welt, denke ich mir
07:42Das ist hier schon so eine kleine Stadt
07:45Die Angst vor Neuankömmlingen, die Angst vor Überfremdung
07:48Bringt den Republikanern Stimmen von Protestwählern
07:51Wohin dann mit dem Protest gegen die neuen Sündenböcke aus der DDR?
07:56Eins ist sicher, die Kluft zwischen dem Zureden der Politiker und der Stimmung in der Bevölkerung wird immer größer
08:02Dass man solche total raushält und die anderen hängen lässt
08:08Was erwarten Sie denn von den Politikern her, was sie machen sollen?
08:12Die?
08:12Ach liebe, ja, ach liebe, da geht's
08:14Die können alle der Montenverschosser
08:16Da geht nach dem Bundhof, da solltest man reingehen
08:18Den Deutschen in der Bundesrepublik ging es noch nie so gut wie im September 1989
08:24Noch nie so gut
08:26Aber wenn es natürlich so wird, dass diese Menschen hierher kommen
08:30Um unser Sozialsystem auszunitzen, dann muss man dagegen irgendwie einschreiten
08:36Das wirft die Frage auf, was für Reformen sollen das denn sein?
08:39Die DDR sagt immer, sie kann sich Reformen nur vorstellen
08:43Also die gegenwärtige DDR-Führung kann sich Reformen nur vorstellen, die auf dem Boden des Sozialismus
08:47Das heißt auf dem Boden des DDR-Sozialismus, wie Sie ihn verstehen, sich befinden
08:52Das sind aber nicht Reformen, die wir wollen können
08:55Ja, sozialistische Reformen sind es also nicht, die Sie meinen, wenn Sie mit langweiliger Eintönigkeit und Einfallslosigkeit Freiheit und Reformen brüllen lassen
09:06Im Übrigen ist die Zeit der lieben Brüder und Schwestern, der armen Verwandten in der Zone
09:12Diese Zeiten sind wohl offensichtlich vorbei
09:14Zu Besuch kommen, bitte sehr, bloß nicht zu oft
09:18Aber wenn Sie vor der Wohnungstür stehen mit ein paar Taschen, einige mit Koffern, einige gar unten auf der Straße mit einem Trabant
09:26An der Hand womöglich kleine Kinder
09:28Da ist es mit der Liebe zu den armen Verwandten meist vorbei
09:33Ihr wollt doch nicht etwa hierbleiben
09:35Man wird ja fragen dürfen, was haben Ausreißer und Flüchtige eigentlich zurückgelassen
09:42Soziale Sicherheit, Wohnung, Arbeit, Verwandte, vielleicht in Wartburg
09:47Aber mehr noch zählt doch wohl, dass sie vergessen haben
09:52Moral, Anstand, Beschworene, Vaterlandsliebe, Charakter
09:56Und dann haben sie auch noch gestohlen
09:59Nämlich das Wissen und Können, die ihnen im Sozialismus vermittelt worden sind
10:03Schulbildung, Fachlehre, wissenschaftliches Niveau
10:07Alles vermittelt vom Staat und seinen Bürgern
10:09Sie haben unsere Weltoffenheit missbraucht
10:12Und diejenigen, die sie weiter missbrauchen zu können, glauben und deshalb ihren Gleichgesinnten nicht folgen, sondern hier Krawall machen möchten
10:23Sie sind ohne jede Massenbasis untereinander zerstritten, Schreihälse ohne Köpfe
10:29Es sei denn, man meint mit Köpfen ihre Ahnungslosigkeit und Hysterie
10:33Oder jene Köpfe im kapitalistischen Westen, deren Zweigstellen sie gerne bei uns eröffnen möchten
10:39Nun meint man in eigener Panik und beim Versuch bei uns Panik zu stiften
10:46Diese DDR, die habe ja keine Legitimität
10:50Mit der BRD können wir dann natürlich nicht konkurrieren
10:55Denn sie wurde auf alliiertes Geheiß und als alliierter Separatstaat gebildet
11:00Mit einem 74-jährigen Adenauer als Kanzler der Alliierten
11:05So hat ihn Schumacher, der sozialdemokratische Führer, genannt
11:07Und mit Klopke und anderen faschistischen Verbrechern natürlich unfähig mit dem Problem Antifaschismus fertig zu werden
11:16Heute noch haben sie Probleme mit Ossetzky und Stauffenberg
11:20Und an Ernst Thälmann interessiert sie nur die Freiheit seines Mörders
11:25Niveau bleibt eben Niveau
11:28Bleiben wir lieber auf unserem
11:30Wir halten es mit den Patrioten aller Zeiten der deutschen Geschichte
11:35Deswegen sind wir Europäer
11:38Wie Russen und Franzosen, Polen und Norweger, Tschechen, Slowaken und Italiener
11:42Dänen wie Griechen, Ungarn wie Monegassen
11:45Man verzeihe mir, wenn ich welche auslasse
11:47Die großen Kulturschöpfungen und Persönlichkeiten der europäischen Geschichte
11:53Gehören dem Staatsvolk der Deutschen Demokratischen Republik wie anderen Völkern Europas
11:59Platon ist nicht ausschließlich griechischer Philosoph und Christus nicht nur jüdischer Prophet
12:07Deutsche Minnesänger und französische Troubadoure sind nicht voneinander zu trennen
12:13Goethe und Shakespeare gehören derselben europäischen Geisteshaltung an
12:17Romain Rolland und Lev Tolstoy sind Vertreter der gleichen Humanitätsgesinnung
12:24Der Italiener Palestrina und der Deutsche Bach
12:27Raphael und Albrecht Dürer sind nationale Erscheinungen mit internationaler Wirkung und Gültigkeit
12:34Marx und Lenin, Maxim Gorky und der Däne Martin Anna Senexe
12:39Edison und Zeiss
12:42Sie gehören zusammen wie Darwin und Heckel, wie der Spanier Ortega y Gasset und der Elsässer Albert Schweitzer
12:52Sie repräsentieren europäischen Geist
12:55Und wer sie ehrt und pflegt, sie sich kritisch aneignet, wer sich Geschichte aneignet
13:01Mit all ihren Widersprüchlichkeiten von Luther bis Münzer, Friedrich II. bis Bismarck, mit Sachsen und Preußen
13:08Der ist legitimiert als deutscher, als deutscher Staat, als sozialistischer deutscher Staat
13:15Der bleibt letztlich als deutscher Kernstaat
13:19Aber das alles ist für den einen oder anderen am Rhein natürlich ein bisschen zu hoch
13:27Die unseren Staat und seine historischen Wurzeln leugnen, ihn gar fliehen ins Gestern
13:33Und alle Gesittungen hinter sich lassen
13:35Die dürfen sich jetzt des modernen Titels erfreuen
13:40Den Helden der westlichen Welt
13:43Es wird ihnen nicht viel helfen, wenn sie jetzt vor den Wohnungstüren ihrer Brüder und Schwestern im Westen
13:48Stehen vor Arbeits- und Wohnungsämtern
13:51Den meisten tönt es entgegen, wir haben selbst genug Sorgen
13:54Und naja, im Grunde sind es natürlich viel mehr und andere Sorgen als Ausreißer und Flüchtige zu Hause hatten
14:02Das sind dann, bitteschön, Erfahrungen
14:05Bittere Erfahrungen für die meisten
14:07Lager Tristes bei denen, die erst vor kurzem so überschwänglich empfangen worden waren
14:11Bewerbungen für Wohnungen haben sie alle geschrieben
14:14Ach na, über 100
14:16Ob Zeitung oder bei Wohnungsgesellschaften
14:20Aber leider nur Registrierung oder Absagen
14:23Weil leerstehende Wohnungen
14:25Würde ich erstmal für unsere eigenen Leute hier brauchen
14:28Erstmal die jetzt neu dazukommen
14:31Die sollten doch erstmal sich hinten anstellen und warten
14:33Wie wir auch drauf gewartet haben
14:34Erstmal für die Berliner, die hier wohnen
14:38Und dann für die WDR
14:41Noch werden Willkommens-Transparente aufgespannt
14:44Die Freiheit lässt grüßen
14:46Und mancher muss dabei viel Lehrgeld zahlen
14:49Ab nun müssen sie selber sehen, wie sie hier zurechtkommen
14:52Bundesaufnahmestelle und zentrale Aufnahmestelle des Landes Hessen
15:02Eines der Lager, wo Flüchtlinge erfasst und registriert werden
15:06Einige von ihnen werden unter freiem Himmel angeworben
15:11Sie unterschreiben den erstbesten Arbeitsvertrag ohne zu wissen, auf was sie sich dabei einlassen
15:16Wie war sein Start?
15:21Sehr schwer
15:21Aus dem einfachen Grund, weil man drüben an die Hand genommen wird
15:25Borger Blum oder was weiß ich, wie er heißt
15:29Du machst jetzt das, du machst jetzt das
15:30Und jetzt wird für dich geimpft
15:32Jetzt werden die Kinder für dich geimpft
15:33Jetzt gehst du zum Arzt
15:34Jetzt machst du das
15:35Jetzt musst du dahin gehen
15:36Wird alles gemacht vom Staat
15:38Ist alles staatlich geregelt
15:40Das ist hier nicht der Fall
15:41Hier muss ich um alles, egal
15:44Und wenn es ums Kind mit Kindergeld ist, muss ich beantragen
15:47Sonst bekomme ich das nicht
15:49Noch schwerer haben es Kaufleute und Akademiker
15:52Diese Zeugnisse nützen mir so gut wie gar nichts
15:56Ich habe also in der DDR fünf Jahre studiert
15:59Und habe ein Staatsexamen gemacht
16:02Das Staatsexamen hat mir hier eingebracht, dass mir zwei Semester anerkannt werden
16:08Damit ich neu nochmal meinen Beruf erlernen kann
16:12Ich habe 17 Jahre dazu gearbeitet
16:14Und habe auch sehr viele Anerkennungen bekommen
16:17All das zählt nicht
16:19Ich muss trotz meines Alters von vorne anfangen
16:22Es ist eine weit verbreitete Meinung innerhalb der DDR
16:27Dass jeder hier Arbeit bekommt, wenn er nur will
16:29Ich bin auch mit Leuten im Zug gefahren und habe genau dasselbe gehört
16:33Sie wollen einfach ein Abenteuer erleben und meinen
16:36Sie werden alles bewältigen
16:38Die Regierenden hier werfen dem Westfernsehen vor
16:42Dass es junge Menschen zum Demonstrieren verleihte
16:44Das ist Hetze
16:45Unsere Kameras sind nicht in der DDR, um die Menschen aufzuwiegeln
16:51Sondern um zu berichten, was hier passiert
16:54Wir sind Chronisten
16:55Wir machen keine Politik
16:57Wir berichten darüber, wer hier welche Politik mit welchen Konsequenzen betreibt
17:03Nicht mehr und nicht weniger
17:05Hier in der Landeshauptstadt Düsseldorf zogen mehrere hundert vorwiegend Jugendliche
17:09Vor das Versammlungslokal der Rechtsradikalen
17:12Während diese Kundgebung zwar lautstark, aber friedlich verlief
17:15Gab es unter anderem in Dortmund bei einem ähnlichen Protestzug einen Verletzten
17:21Draußen wurde demonstriert und drinnen feierten die Republikaner den erstmaligen Einzug in den Rat der Landeshauptstadt
17:27Wo nun keiner mehr klar sieht
17:29Tja, so ein rechter Zufluchts- und Wohlfahrts- und Obhutsstaat
17:35Mit wachsendem Neonazismus
17:38Von dem einige meinen diese erschreckende Tendenz
17:42Nun auch im Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen
17:44Stehe in direktem Zusammenhang mit dem jahrelangen Sozialabbau
17:47Der systematischen Rotstiftpolitik
17:51Den Armen streicht man, den Konzernen gibt man
17:54Eine Politik, die ein Drittel der Bevölkerung aus der Gesellschaft ausgrenzt
17:58Hunderttausenden, ja Millionen
18:00Keine Chance lässt eines menschenwürdigen Lebens
18:03Von Freiheit und Selbstverwirklichung ganz zu schweigen
18:07Und alles was in dieser BRD nach 1945 die alten Strukturen restauriert wurden
18:15Das war der Grund
18:16Kein neues Deutschland entstand
18:19Da ist viel Platz und Gehör für demagogische Parolen
18:24Nach innen wie nach außen
18:25Nun schreit man auf
18:27Die einen wegen der sogenannten Republikaner
18:29Die anderen wegen derer, die aus dem gesicherten Zukunftsträchtchen sozialistischen deutschen Staat weglaufen
18:35Auf die hat man in dem Reststaat der deutschen Geschichte und ihrer unseligsten Abschnitte gerade gewartet
18:43Die heutige Bundesregierung bricht entgegen den lautstarken Beteuerungen des Bundesaußenministers
18:51Sie bricht Verträge und Abkommen Helsinki, KSZE und den Grundlagenvertrag
18:57Sie bricht Vereinbarungen und ehrenwörtliche Zusagen
19:00Denn mit der Forderung nach den Grenzen von 1937 soll ja die DDR weg
19:07Eine andere DDR will man haben mit Reformen ohne Sozialismus und ohne Arbeiter- und Bauernmacht
19:14Die Antwort beim Festakt und auf den Straßen und Plätzen lautete
19:21Das hättet ihr euch so gedacht, ihr Schreihälse
19:24Aber daraus wird nichts
19:26Wir bleiben beim Sozialismus
19:28Haben ihn stets verbessert und werden ihn genauso weiter verbessern
19:32Aber eure Menschenmarktwirtschaft
19:35Nein danke
19:36Das ist die Antwort
19:3740 Jahre nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik
19:41Unsere Blütenträume reifen schon lange
19:44Zusammen mit dem Abfall welkender Blüten im Westen
19:49Müssen gesammelt werden bittere Erkenntnisse
19:52Anhaltende Dummheit
19:54Und erste Spuren von Einsicht
19:58Ich bin nicht dafür, dass wir zurückkehren in die Schützengräden
20:01Und meinen, wir könnten von dort aus die DDR so lange unter Beschuss nehmen
20:05Bis das System nicht mehr funktioniert
20:07Die Erfolgsmeldungen verkünden wir die neuesten Flüchtlingszahlen eingepackt in Jubeltrubel Heiterkeit
20:13Der Zustrom tut unserem Selbstgefühl gut
20:16Und mancher fragt, nur ein bisschen im Spaß
20:18Was kostet die DDR, die kaufen wir auch noch
20:21Noch drängeln sich Politiker, wenn die Flüchtlinge kommen
20:24Blumen, Küsschen und Bilder fürs Fernsehen
20:26Tränen, hier noch aus lauter Freude
20:29Hinter diesen Türen wird bisweilen auch geweint
20:39In diesem Containerdorf für DDR-Flüchtlinge
20:41War das Fernsehen nicht mehr erwünscht
20:43In der Enttäuschung will man allein sein
20:46Das Fernsehen Goodnight

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