Das Miniaturenkabinett ist Teil des Appartements von Maria Theresia im Osttrakt von Schloss Schönbrunn. Dieser intime Raum ist mit zahlreichen kleinen Kunstwerken ausgestattet, darunter signierte Bilder, Aquarelle und Gouachen, die von Franz I., dem Ehemann Maria Theresias, und ihren Kindern stammen.
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KreativitätTranskript
00:00Das Miniaturen-Kabinett ist Teil des Apartments von Maria Theresia im Osttrakt von Schloss Schönbrunn.
00:12Dieser intime Raum ist mit zahlreichen kleinen Kunstwerken ausgestattet, darunter signierte Bilder, Aquarelle und Goaschen, die von Franz I., dem Ehemann Maria Theresias, und ihren Kindern stammen.
00:25Wir durften einen Blick in das laufende Restaurierungsprojekt werfen und erfuhren von den Expertinnen der Schönbrunn Group interessante Details.
00:33Also der Name Miniaturen-Kabinett kommt ja nicht von der Kleinheit des Raumes, sondern von den Miniaturen, die hier ausgestellt sind, die einen ganz wichtigen Teil der Ausstattung ausmachen.
00:44Es handelt sich um jetzt 56 kleine Darstellungen, die auf Pergament gemalt worden sind und eben hier in die Wandvertefelungen eingelassen wurden, um dem Raum eine ganz besondere Ausstattung zu geben.
00:57Das Miniaturen-Kabinett war immer Teil des Appartements von Maria Theresia. Die Ausstattung, die es jetzt hat, hat es in den späten 1760er Jahren bekommen, also zu einem Zeitpunkt, als Maria Theresia bereits Witwe war.
01:08Ihr Mann ist 1765 gestorben und sie hat dann in diesen letzten 15 Lebensjahren doch noch einige Veränderungen an der Ausstattung von Schönbrunn vorgenommen und hat viele Erinnerungsorte eingerichtet.
01:21Erinnern wollte sie sich einerseits an ihren verstorbenen Mann, aber auch an viele ihrer Kinder, die ja inzwischen durch ganz Europa verheiratet waren.
01:28Und so hat sie sich eben auch mit deren künstlerischen Werken umgeben und das ist auch das Besondere an diesen Miniaturen.
01:34Sie stammen nämlich zum Teil von Franz Stephan selber, beziehungsweise von drei Töchtern, die eben alle künstlerisch sehr begabt waren und in einer sehr hohen Qualität eben diese Miniaturen angefertigt haben.
01:47Und wir wissen es deshalb, dass die von den kaiserlichen Töchtern, beziehungsweise vom Kaiser selber sind, weil sie sie signiert haben.
01:53Also sie haben ihren Namen draufgeschrieben, teilweise auch das Datum draufgeschrieben, wann die Miniaturen entstanden sind.
01:59Und auf diese Weise hat sich eben Maria Theresia, wie man heute vielleicht Fotos aufstellt von der Familie, hat sie sich eben hier dann auch mit Bildern der Familie umgeben.
02:10Jetzt ist das abgedunkelt. Ist das normalerweise auch abgedunkelt?
02:14Ja, die Räume sind abgedunkelt, weil gerade nämlich diese Goaschen hier ja auch im Original wieder eingebracht werden in die Wandvertefelungen und die kein starkes Licht vertragen.
02:26Ja, jetzt neben mir steht die Kuratorin dieser wunderbaren Sache. Was kann man zu dieser Geschichte erzählen? Da stecken sicherlich eher viele Geschichten dahinter.
02:34Ja, tatsächlich ist es wirklich so. Es sind auch ganz persönliche Geschichten.
02:38Wir haben eine Fülle von Szenen, die diese Miniaturen aus den Händen der Töchter von Maria Theresia, aber auch aus den Händen ihres Ehemannes zeigen.
02:47Es sind Portraits, es sind Genreszenen, es sind Interieur-Szenen.
02:52Und das Spannende daran, und das konnten wir entdecken, ist die Tatsache, dass alle diese Szenen und alle diese Sujets Vorlagen haben, die sich damals tatsächlich in dem Familienbesitz der Habsburger befanden.
03:05Und offenbar sind diese Kupferstiche und diese Zeichnungen tatsächlich zur Hand genommen worden und dienten als Vorlage für die Töchter Maria Theresias,
03:15um sehr, sehr qualitätvoll und mit einer großen Begabung abgemalt zu werden in verschiedensten Techniken, Aquarell, Gouache und auch in Pastell.
03:25Und spannend ist die Tatsache, dass sich die Vorlagen tatsächlich noch in der Albertina finden lassen.
03:30Also das ist ein besonderer Zufall und ein besonderes Glück.
03:34Und die gesamte Findung, die gesamte Idee dieses Raumes scheint wirklich etwas sehr, sehr Persönliches von Maria Theresia gewesen zu sein,
03:43um mit diesen Blättern eine Erinnerung an ihre Kinder stets um sich zu haben.
03:49Ich weiß, das ist jetzt ein bisschen weit gegriffen, aber kann man sagen, ob Maria Theresia diesen Raum oder wie sie diesen Raum genützt haben könnte?
03:56Also wir vermuten, dass Maria Theresia diesen Raum, da er sehr klein ist und sehr intim ist,
04:02wirklich nur für sich selbst, für ihre Kinder und auch vielleicht den engsten Kreis um sie verwendet hat.
04:08Möglicherweise hat sie gelesen, Briefe geschrieben, möglicherweise hat sie auch die Fenster genutzt, um einen Blick in den Garten zu werfen.
04:16Es ist ja ein sehr heller Raum, wären die Fensterläden geöffnet.
04:21Und damit hat sie einen Raum gehabt, der sehr ansprechend ist, nahe an der Natur, nahe an der Familie.
04:27Und ein Raum, der eben auch Raum für sie bot, Platz bot und sehr intim und abgeschlossen war von den höchst repräsentativen Räumlichkeiten.
04:35Ein überdimensionales Fotoalbum, kann man sagen.
04:38Tatsächlich, ja. Ein überdimensionales Fotoalbum.
04:41Wunderbar. Dankeschön.
04:42Danke Ihnen.
04:44Jetzt haben wir schon einiges gehört, jetzt wollen wir natürlich auch wissen, diese wunderbaren Werke, die kostbaren Werke eigentlich zu restaurieren,
04:52da steckt ja ziemlich Aufwand dahinter, oder?
04:54Ja, das stimmt, aber da die Objekte ja sehr gleichförmig waren, wie sie zu behandeln sind,
05:06musste man nicht für jedes einzelne Objekt ein Konzept entwickeln, sondern man konnte das in Gruppen machen.
05:16Wo liegen da die Herausforderungen?
05:19Ja, vor allem im Trägermaterial, also die Zeichnungen sind auf Pergament gemalt und das ist sehr klimaempfindlich.
05:28Also es bewegt sich sehr leicht bei Feuchtigkeit und das muss eigentlich immer unter Spannung stehen, sonst wälzt es sich extrem.
05:36Und das ist im Laufe der Zeit schon öfter ummontiert worden und die Montagen haben auch nicht mehr gehalten und deswegen war es auch sehr wellig.
05:44Und unsere Herausforderung war eigentlich, dass wir sie wieder in einen gespannten Zustand bringen und in einem stabilen Zustand,
05:50dass sie beim stabilen Klima dann auch so bleiben können.
05:57Das heißt, der Rahmen ist ganz wichtig, dass der gespannt ist und dass der auch hält.
06:03Ja, es wurde schon 2017 bei einer anderen Gelegenheit ein System entwickelt,
06:10um diese Bildchen, die sind mehr oder weniger, wie Sie sehen, in die Wand hineingesteckt.
06:15Und wir haben aus dem Bildträger, dem Glasbildträger, ist auch eine Distanz eingebaut zwischen Glas
06:24und es liegt nicht direkt auf der Malerei auf. Das ist auch ganz wichtig.
06:29Und dem Rückwandmaterial so eine Art Bäckchen gemacht, dass man auch sehr leicht wieder aus der Wand rausnehmen kann.
06:39Und es wurde auch ein Magnetsystem entwickelt, das sieht man jetzt natürlich nicht, das ist hinter dem Rahmen versteckt,
06:49damit man die Rähmchen nicht verschrauben bzw. an die Wand leimen muss,
06:55weil die wurden früher etwas gewaltsam von der Wand entfernt, um das Objekt rauszunehmen und das ist jetzt erleichtert.
07:03Das heißt, wenn bei einem Bild etwas fest steht, kann man es dann leicht entfernen und reparieren.
07:09Bei uns geht es immer um Wiederbehandelbarkeit und das ist jetzt gewährleistet.
07:15Wunderbar. Kann man sagen, wie lange in etwa dieser Prozess dauern wird, bis hier die Restaurierungen fertig sind?
07:20Also die sind schon abgeschlossen, sie müssten nur noch eingesetzt werden.
07:25Also die Restaurierung hat circa ein Jahr in Anspruch genommen.
07:29Das ist doch eine ganz schöne lange Zeit.
07:31Na wunderbar, dann werden die Zuschauer, die Besucher bald das Miniaturenkabinett besuchen können.
07:39Hinter den Steckbildern haben sich unterschiedliche Menschen verewigt,
07:42aber hinter einem steckt sogar eine kleine Geschichte.
07:46Der Tischler oder der Maurer oder der Handwerfer.
07:51Hier haben wir einen von nach dem Zweiten Weltkrieg.
07:57Das war ja Besatzungszeit und hier waren die Briten in Schloss Schönbrunn.
08:05Unter anderem gab es da eine große Telefonzentrale, ganz spannend.
08:11Und da hat sich auch jemand verewigt aus England.
08:15Und wir hatten vor kurzem jemanden zu Besuch, einen über 90-jährigen Herrn,
08:23der hier als Soldat in der britischen Besatzungszeit, also nach dem Zweiten Weltkrieg Dienst getan hat.
08:33Nämlich in der Telefonzentrale.
08:36Und da gibt es auch noch so ein irgendwo verstecktes Telefon, weil das alles natürlich geheimdienstlich war.
08:43Aber das ist so eines der faszinierendsten Dinge.
08:46Was man natürlich auch nicht sieht ist, dass bei der Renovierung, Restaurierung hat man herausgefunden,
08:55dass oberhalb dieser eingehängten Decke, also diese Decke ist eingehängt, das sagt ja schon alles,
09:02oberhalb ist noch eine Kurve.