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00:00Guten Tag, meine Damen und Herren. In der Adventszeit geht es überall in den Medien etwas besinnlicher zu als sonst.
00:06Es sind die Wochen, in denen man nachdenkt und auch einmal einen Gedanken mehr als üblich für seine Mitmenschen aufbringt.
00:13So gesehen passt die Sendereihe Vorsicht Falle natürlich auch ganz besonders in diese Zeit.
00:17Sie ist als Hilfe gedacht, nicht nur für jeden, der uns heute zuschaut,
00:21sondern auch für Freunde und Angehörige, denen sie von den Tricks und Maschen berichten können.
00:25Denn Trickdiebe und Betrüger machen leider keine Weihnachtspause.
00:31Unser erstes Beispiel beschäftigt sich mit einer besonders verwerflichen Masche.
00:36Die Täter haben es dabei nämlich auf eine Opfergruppe abgesehen, die in aller Regel schon einmal geschädigt wurde und dadurch in Not geraten ist.
00:43Ausgerechnet diese Notlage benutzen die Betrüger dann, um die Leute erneut hereinzulegen.
00:55Gisela Gräbner gehört zu ihnen.
00:58Sie betreibt in einer pfälzischen Stadt ein kleines Lebensmittelgeschäft.
01:02Durch die wachsende Konkurrenz der Supermärkte ist ihr Umsatz in den letzten Jahren ständig zurückgegangen.
01:09Deshalb hat sie vor einigen Monaten, von ein paar windigen Vertretern dazu animiert,
01:14drei Automaten gekauft, in denen sie Lebensmittel und Süßwaren auch außerhalb der Geschäftszeit anbietet.
01:19Frau Gräbner hat für diese Automaten 17.000 Mark Bankschulden aufnehmen müssen.
01:27Eine Belebung des Geschäftes ist jedoch nicht eingetreten.
01:30Der Umsatz, den sie mit den Automaten macht, deckt noch nicht einmal die Zinsen für den Kredit.
01:37Tag Frau Gräbner.
01:38Bis gleich.
01:38Na, haben die Automaten gut für Sie gearbeitet?
01:41Im Gegenteil, Herr Schlüter. Ich habe für die Automaten gearbeitet, umsonst.
01:45Na, vielleicht wird es doch Frau Gräbner. Alles Gute dann.
01:50Dankeschön, Herr Schlüter. Aber ich glaube das nicht mehr.
01:55Gisela Gräbner zählt zum Heer der Automatengeschädigten.
01:59So wie viele andere Bürger der Bundesrepublik ist sie auf die kriminellen Tricks der Automatenverkäufer hereingefallen.
02:06Nachdem sie erkannt hat, dass die teuren Apparate höchstens ein Zehntel des versprochenen Umsatzes bringen
02:11und ihre Schulden damit praktisch immer größer werden,
02:14will sie die Geräte so schnell wie möglich wieder verkaufen.
02:19Auf ein entsprechendes Inserat in der Zeitung hat sich jedoch zunächst niemand gemeldet.
02:26Ganz überraschend taucht dann aber doch ein Interessent auf.
02:29Und zwar ausgerechnet einer der Männer, dem sie ihre Zwangslage zu verdanken hat.
02:34Ja, bitte.
02:36Kennen Sie mich denn nicht mehr, Frau Gräbner?
02:38Mein Name ist Reinhard.
02:40Von Gloria Automatenvertrieb.
02:42Was, Sie?
02:44Also das finde ich ein starkes Stück, dass Sie sich hier reintrauen.
02:47Ja, aber Frau Gräbner, warum denn nicht?
02:49Wir sind doch Geschäftspartner.
02:50Schöne Geschäftspartner.
02:53Ins Unglück haben Sie mich getrieben.
02:55Ich weiß nicht mehr aus, noch ein vor lauter Schulden.
02:58Nicht mal die Zinsen bringen, die Dinger.
03:00Ja, ich habe mich schon gewundert.
03:02Ich habe Ihr Inserat in der Zeitung gelesen und gesehen, dass Sie verkaufen wollen.
03:06Also ehrlich gesagt, ich begreife nicht, dass das bei Ihnen nicht laufen soll.
03:10Na, vielleicht kommt es noch.
03:11Ach was?
03:12Da kommt nichts mehr.
03:14Die Dinger müssen weg, damit ich wenigstens von den Schulden runterkomme.
03:18Soll ich Ihnen denn dabei helfen?
03:20Sie?
03:21Wieso?
03:22Könnten Sie das denn?
03:24Vielleicht.
03:25Wir haben gelegentlich auch Kunden, die sich für gebrauchte Automaten interessieren.
03:28Gut.
03:30Dann verkaufen Sie mir die Dinger.
03:32Moment, Frau Gräbner, nicht so schnell.
03:34Ich sagte vielleicht.
03:36Wie viel wollen Sie denn haben für die drei Maschinen?
03:38Sie wissen doch, ich habe 17.000 dafür bezahlt.
03:41Das kriegen Sie natürlich jetzt nicht wieder.
03:42Also ein paar Abstriche müssen Sie da schon machen.
03:4512.000 könnte ich mir vielleicht denken, die da rauskommen.
03:49Da hätte ich ja 5.000 Mark Verlust.
03:51Tja, das ist genau wie bei den Autos.
03:53Neuwagen zugelassen, einen Tag gefahren.
03:56Sind auch gleich ein paar Tausende weg.
03:57Schon, aber gleich so viel.
04:01Die sind doch so gut wie neu.
04:03Tja, und dann, Frau Gräbner, also eine kleine Provision für mich wäre da auch schon fällig,
04:07nicht?
04:07Also jetzt hören Sie mal.
04:09Jetzt machen Sie aber einen Punkt.
04:10Erst ziehen Sie mir mit den Automaten das Fell über die Ohren und jetzt sitze ich
04:14drin in der Misere und jetzt wollen Sie auch noch Provisionen.
04:16Also ganz umsonst kann ich es auch nicht machen.
04:18Denken Sie doch nur an meine Spesen.
04:20Sie können sich das ja überlegen, Frau Gräbner.
04:23Wenn ich einen Kunden für Sie habe, dann rufe ich Sie an und dann können Sie mir ja
04:26sagen, ob Sie wollen oder nicht.
04:27Der Automatenvertreter weiß, dass Frau Gräbner praktisch keine Wahl hat.
04:35Sie wird jedes Angebot annehmen, auch wenn es noch so schlecht ist.
04:39Denn jeder Tag, in dem die Automaten in ihrem Besitz bleiben, bedeutet für die Frau einen
04:44zusätzlichen Verlust.
04:46Aber einige Tage später scheint Frau Gräbner tatsächlich aus dem Dilemma herauszukommen.
04:50Herr Reinhardt ist wieder aufgetaucht und berichtet, dass er einen Abnehmer gefunden
04:56hat.
04:57Sie dürfen dem Mann natürlich nicht auf die Nase binden, dass Sie die Dinger los sein
05:01wollen, nicht?
05:01Sonst denkt er nachher noch, es liegt an den Geräten, dass Sie keinen Umsatz gemacht
05:04haben.
05:06Ja, was soll ich denn sagen, wenn er fragt?
05:08Sagen Sie ganz einfach, dass Ihnen zu viel wird, dass Sie sowieso den Laden langsam aufgeben
05:13wollen.
05:14Ja, damit der nicht auch noch abspringt.
05:17Tja, so schnell würden wir keinen weder finden, der Ihnen 12.000 Mark dafür gibt,
05:21Gott sei Dank bin ich froh, wenn das geklappt hat.
05:25Und denken Sie schon an die Provision, an die 2.000 Mark, Frau Gräbner?
05:29Ja, sicher.
05:31Aber wie wollen wir das denn machen?
05:32Ich bleib noch ein bisschen da, wenn die weg sind.
05:34Dann können wir das ja unter uns regeln.
05:36Wieso, wenn die weg sind?
05:38Naja, der kommt in einer halben Stunde, bringt gleich seine Monteure mit, die die Geräte abbauen.
05:47Mensch, pass auf, so ich bin die Pfotenklätschen.
05:50Der kann mich doch nicht so für, wenn die Dinger so blöd sitzen.
05:52Wer weiß, wer die angeschraubt hat.
05:53Also das gefällt mir an Ihnen, Frau Gräbner.
06:09Sie sind Geschäftsfrau und von schnellem Entschluss.
06:12Was soll ich denn machen?
06:15Ich muss ja wohl in den sauren Apfel beißen.
06:17Was soll's, Frau Gräbner, wir müssen alle mit der Zeit etwas kürzer treten.
06:20Sind Sie doch froh, dass das mit der Arbeit allmählich weniger wird.
06:23Naja, im Grunde genommen bin ich es ja auch.
06:25Da brauche ich ja nur noch zu bezahlen und dann ist alles perfekt.
06:29Wie, Sie zahlen mit Scheck?
06:31Hören Sie, ich bin Geschäftsmann.
06:34Soll ich etwa die Tausende mit mir spazieren tragen?
06:36Der Herr Reinhardt kennt mich.
06:37Ja, es geht schon in Ordnung, Frau Gräbner.
06:40Da brauchen Sie keine Bange zu haben.
06:41Oder wollen Sie die Sache rückgängig machen?
06:43Nein, nein, geben Sie nur her.
06:46Und vielen Dank auch.
06:46Der Wiederverkauf der Automaten wird schnell und unkompliziert abgewickelt.
06:51Die Männer, die die Geräte abmontieren, verrichten ihre Arbeit mit Routine.
06:55Und Frau Gräbner ist, trotz des Verlustes, den sie hat hinnehmen müssen,
06:59zu guter Letzt tatsächlich recht froh, die Automaten wieder los zu sein.
07:054, 6, 7, 8, 9, 10, 2000.
07:11Das ist nur bei endgültig das letzte Geld, was ich für diese verdammten Automaten ausgebe.
07:15Ach, machen Sie nichts draus. Jeder hat mal Pech.
07:18Als konnte man nicht voraussehen, dass die Dinger hier nicht laufen würden.
07:21Und jetzt sind Sie die Sorgen los. Seien Sie froh.
07:23Nachdem sie auch noch die Provision bezahlt hat, glaubt Frau Gräbner,
07:27dass ihr Abenteuer mit den Verkaufsautomaten endgültig überstanden ist.
07:31Der große Schreck steht ihr dann erst noch bevor,
07:33als sie einige Tage später bei ihrer Bank vorbeigeht
07:36und sich nach der Gutschrift des Schecks erkundigt.
07:40Es tut mir leid, Frau Gräbner.
07:41Ja, der Scheck ist nicht gedeckt. Den können wir nicht gutschreiben.
07:46Ja, aber wieso? Das gibt's doch gar nicht.
07:50Bedauere, Frau Gräbner, da ist nichts zu machen.
07:53Ich hab mit der anderen Bank telefoniert und gehört,
07:55dass da schon mehrere Schecks geplatzt sind.
07:57Das versteh ich nicht.
08:00Der Herr Reinhardt hat doch gesagt, dass er den Mann kennt.
08:03Wer ist denn der Herr Reinhardt?
08:05Herr Reinhardt ist der Mann, der mir zuerst die Automaten verkauft hat,
08:08wofür ich ja nur den Kredit abzahlen muss.
08:12Ja, was wirst du denn jetzt machen?
08:14Tja, das sieht nicht gut aus, Frau Gräbner.
08:16Da scheint mir eine ziemlich windige Sache zu sein.
08:20Frau Gräbner weiß nicht, dass sowohl Herr Reinhardt
08:23als auch der Mann, der ihre Automaten mit ungedeckten Schecks wieder aufgekauft hat,
08:27zu einer größeren Betrügergruppe gehören,
08:29die mit verteilten Rollen in wechselnder Besetzung ihr kriminelles Gewerbe betreiben.
08:33Wenige Tage, nachdem sie die Automaten bei Frau Gräbner abgeholt haben,
08:39bringen sie die Geräte zu einem Gastwirt,
08:41der sich auf ein Inserat gemeldet und Interesse an Verkaufsgeräten bekundet hat.
08:47Der hat geschrieben, dass er für hungrige Gäste nach Küchenschluss noch was zu essen anbieten will.
08:51Dann liegen wir ja goldrichtig.
08:53Ja, klar.
08:54Du solltest vielleicht ein bisschen draufdrücken,
08:55dass wir da noch ankommen, bevor du den Laden übernachmittag dichtmacht.
08:58Dem Gastwirt, zu dem die Betrüger jetzt unterwegs sind,
09:05wird es wohl nicht besser gehen als vor ihm vielen anderen.
09:09Auch er wird zunächst hoffnungsvoll in das Geschäft einsteigen
09:11und dann später das Nachsehen haben, so wie Frau Gräbner.
09:16Sie hat zwar versucht, mit der Automatenfirma noch einmal Kontakt aufzunehmen,
09:19doch die war unter der alten Adresse längst nicht mehr erreichbar.
09:23Die Schäden sind in solchen Fällen dann immer recht beträchtlich.
09:26Die Verlustrechnung bei Frau Gräbner sieht folgendermaßen aus.
09:31Da der Scheck, den ihr die Betrüger angedreht haben,
09:34nicht gedeckt und damit wertlos war, ist sie zwar die Automaten los,
09:37muss aber die Ratenzahlung weiter entrichten.
09:40Und natürlich sind auch die 2000 Mark verloren,
09:43die Frau Gräbner einem der Männer noch als Provision für das Schwindelgeschäft gegeben hat.
09:49Auch im nächsten Fall geht es um ein Betrugsgeschäft,
09:53das in neuerer Zeit besonders grasiert.
09:54Diesmal ist es nicht der Verkauf angeblich gewinnbringender Automaten,
09:59mit dem die Betrüger locken.
10:00Diesmal versuchen sie aus dem menschlichen Bedürfnis
10:03nach sozialen Kontakten Profit zu schlagen.
10:06Also aus dem Wunsch nach Unterhaltung und Geselligkeit.
10:11Ein Wunsch im Übrigen, der umso stärker wird,
10:14je einsamer die Menschen werden.
10:16Und Einsamkeit ist in unseren Tagen ja ein wachsendes Problem,
10:19insbesondere bei älteren Menschen.
10:21Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sechs.
10:28Auch Maria Wiegand ist oft allein.
10:31Sie bekommt nur recht selten Besuch.
10:32Die alte Dame, die ihren Mann schon vor über zehn Jahren verloren hat,
10:36freut sich auf die gemeinsamen Stunden mit der Familie ihres einzigen Sohnes.
10:40Hans-Peter Wiegand arbeitet als Vertriebsleiter in einer Maschinenfabrik.
10:47Sein Beruf nimmt ihn stark in Anspruch,
10:49sodass er nur selten Zeit findet,
10:50die 200 Kilometer zu seiner Mutter zu fahren.
10:54Sechs.
10:54Auch mal eine Sechs.
10:56So, jetzt aber.
10:59Und?
10:59Ja, prima.
11:01Na, was ein Glück, dass du gewonnen hast.
11:03Na, du lass ihn doch.
11:04Gewinn ist doch viel schöner als Verlieren, ne?
11:06Na, du musst es ja wissen.
11:07Du warst ja als Kind auch nicht gerade ein guter Verlierer.
11:10Was, ich?
11:10Nicht, Mutti, das hast du selber immer gesagt.
11:13Na ja, gerade bei Menschen ärgere dich nicht.
11:15Da gab's schon mal Tränen.
11:16Da hat er sogar mal vor Wut das ganze Spiel auf den Boden geworfen.
11:20Siehst du, das tue ich nicht.
11:21Nein, du bist ja auch mein Guter.
11:25Auch's doch zu schade, dass ihr so selten kommt.
11:27Weißt du was, Mutti?
11:28Wir telefonieren einfach ein bisschen öfter miteinander.
11:33Sag mal, du könntest auch mal was anderes unternehmen.
11:36In so einer Stadt, da gibt's doch alle möglichen Angebote.
11:39Ja.
11:40Auch für ältere Leute, Seniorenprogramme und so weiter.
11:43Ob das für mich das Richtige wäre,
11:45wenn da lauter so alte, tüttelige Leutchen zusammenhauten,
11:48ob mir das Spaß macht.
11:49Frau Wiegand fühlt sich zu jung,
11:51um ihr Leben nur in der Gesellschaft älterer Leute zu verbringen.
11:55Sie hat sich deshalb bislang immer gescheut,
11:58entsprechende Kontakte zu suchen.
12:01In der Stadt, in der Frau Wiegand lebt,
12:03hat ein Team von windigen Geschäftemachern
12:05die Bedürfnisse alter und einsamer Menschen erkannt
12:08und versucht daraus für sich Kapital zu schlagen.
12:12Die drei haben sich ein Unternehmen mit klangvollem Namen zugelegt.
12:16Den Club für sinnvolle Freizeitgestaltung.
12:18Also ich finde, wir dürfen die Anzeige
12:22nicht zu sehr auf alte Leute abstimmen.
12:24Schließlich gibt's noch andere, die alleinstehend sind
12:25und nur auf Anstoß warten.
12:27Tja, da hast du schon recht, Horst.
12:29Aber womit sollen wir die ansprechen?
12:31Na, wir könnten doch was von Kegeln
12:33oder solchen Sachen mit reinschreiben.
12:35Ein bisschen was Sportliches eben.
12:36Ja, finde ich auch.
12:38Ist gar nicht so dumm.
12:40Je mehr sich da melden,
12:42umso mehr bleiben hängen.
12:44Lies doch mal vor, was wir bis jetzt haben.
12:46Na los, mach mal.
12:47Also, fühlen Sie sich einsam?
12:52Fragezeichen.
12:54Dagegen kann man etwas tun?
12:56Ausrufezeichen.
12:56Kommen Sie zu uns.
12:57Punkt.
12:58Wir gehen gemeinsam ins Theater.
13:00Punkt.
13:01Wir fahren Sonntag ins Grüne.
13:02Punkt.
13:03Wir treffen uns einmal in der Woche
13:04gemütlich zu einem Gläschen Wein.
13:06Ja, und dann könnten wir noch dazu sagen,
13:07wir gehen gemeinsam Kegeln.
13:10Ausrufezeichen.
13:10Ausrufezeichen.
13:11Ja, schön.
13:12Gut.
13:13Ja, und dann gehen wir das Ganze gleich
13:14telefonisch in Zeitungen durch,
13:15damit wir noch in die Wochenendausgaben reinkommen.
13:18Wie ist es mit den Kosten?
13:19Wollen wir da nichts reinschreiben?
13:20Nee, nee.
13:21Von Kosten kommt da nichts rein.
13:22Das schreckt die Leute höchstens ab.
13:23Das müssen wir denen beibringen,
13:25wenn sie anrufen oder herkommen.
13:26Auch Frau Wiegand hat in ihrer Zeitung
13:28die geschickt aufgemachte Anzeige
13:30des Clubs für sinnvolle Freizeitgestaltung gelesen.
13:33Ja, das versteht.
13:34Der Text scheint ihr so vielversprechend,
13:36dass sie dort anruft.
13:38Aber ich würde halt gerne einmal etwas Näheres erfahren,
13:40wie das so vor sich geht bei Ihnen.
13:42Wissen Sie, Frau Wiegand,
13:43das ist am Telefon natürlich nicht so gut.
13:45Sie bekommen einen viel besseren Eindruck,
13:47wenn Sie uns mal besuchen.
13:48Ja, das kann ich ja gerne mal machen.
13:50Ich habe ja Zeit.
13:51Wann passt Sie denn?
13:53Ach, da richten wir uns ganz nach Ihnen.
13:56Wir sind ja für Sie da.
13:57Ja, wie wäre es denn morgen Nachmittag gegen 14 Uhr?
14:01Ginge das bei Ihnen?
14:02Sicher doch, das richte ich mir so ein.
14:04Also dann bis morgen.
14:05Wiederhören.
14:08Geschickt hat es die Dame vom Freizeitclub verstanden,
14:11am Telefon möglichst wenig Informationen zu geben.
14:14Und als Frau Wiegand am nächsten Tag
14:16zu einem persönlichen Gespräch erscheint,
14:18kann die clevere Clubmanagerin
14:20routiniert alle Register ziehen.
14:22Also ich würde Ihnen vorschlagen,
14:23schauen Sie doch mal in unseren Terminkalender
14:25für die kommenden Wochen.
14:26Ich bin sicher, da ist einiges dabei,
14:28für das Sie sich interessieren.
14:29Schauen Sie, der Operettenbesuch zum Beispiel.
14:32Ich habe die Aufführung selbst gesehen
14:33und ich muss Ihnen sagen,
14:34es ist eine ausgezeichnete Inszenierung.
14:36Ja.
14:36Aber zuvor könnten Sie schon
14:38an einem Kaffeenachmittag teilnehmen.
14:40Wir haben da immer einige Tische reserviert
14:41in einem Ausflugslokal am Stadtrand.
14:44Also das ist wirklich alles sehr interessant.
14:48Auch diese Wochenendfahrt in den Schwarzwald,
14:53da würde ich gerne einmal mitmachen.
14:54Aber sicher, denen steht ja gar nichts im Wege.
14:57Sie brauchen bloß zu wählen,
14:58Sie können überall teilnehmen,
15:00aber Sie müssen natürlich nicht.
15:01Es bleibt ganz Ihnen überlassen.
15:03Und was mich auch interessiert,
15:05wird denn Ihr Club irgendwie unterstützt
15:07oder wie geht das sonst mit den Kosten?
15:09Nein, nein, wir sind völlig unabhängig
15:11und arbeiten ohne irgendwelche Zuschüsse.
15:13Deshalb sind wir ja auch so frei
15:14bei unseren Planungen.
15:15Wir können also das Allerbeste
15:16für Sie heraussuchen.
15:17Ja, aber solche Fahrten
15:19und ein Besuch im Theater,
15:20das kostet doch Geld.
15:21Sicher, Frau Wiegand,
15:22da haben Sie schon recht,
15:23aber das wird ja praktisch alles abgedeckt
15:24durch die Aufnahmegebühr
15:25und vor allem durch den Jahresbeitrag.
15:28Und wie hoch ist die Aufnahmegebühr
15:29und der Jahresbeitrag?
15:30Da haben wir uns bemüht,
15:32sehr knapp zu kalkulieren
15:33und haben deshalb besonders günstige Preise.
15:35500 Mark als einmalige Aufnahmegebühr
15:38und ein Jahresbeitrag von 350 Mark.
15:41Also sind gerade mal 30 Mark im Monat.
15:43Ja, schon,
15:44aber insgesamt kommt ja doch
15:46eine ganze Menge zusammen,
15:47besonders am Anfang.
15:48Wenn Sie mir denken,
15:49dass wir pro Woche fast täglich
15:51eine Veranstaltung anbieten,
15:53ist das kaum der Regel wert.
15:54Ja, also ich bin schon sehr interessiert,
15:56aber so auf Anhieb
15:58möchte ich mich doch nicht gleich festlegen.
16:00Das kann ich gut verstehen, Frau Wiegand.
16:02Entschuldigung, dass ich störe,
16:03aber da ist das Ehepaar Stenzel, Frau Borsig.
16:06Mit den Herrschaften
16:06werden Sie um 14.30 Uhr verabredet.
16:08Dankeschön, Moment noch,
16:09wir sind gleich so weit.
16:10Ja, im Grunde genommen, Frau Wiegand,
16:11sind wir beide auch fertig.
16:12Ich gebe Ihnen noch hier
16:13unseren Aufnahmeantrag mit,
16:15den sollten Sie sich zu Hause
16:16mal in Ruhe durchlesen.
16:17Ja, das wird das Beste sein.
16:18Und dann vergessen Sie
16:19den Veranstaltungskalender nicht.
16:21Lesen Sie ihn auch durch.
16:23Ich hoffe, dass Sie zu uns finden.
16:25Wiedersehen, Frau Wiegand.
16:26Ach, bitte.
16:26Bis dann.
16:27Die vielseitigen Angebote des neuen Clubs
16:29fallen bei Frau Wiegand auf fruchtbaren Boden.
16:33Dass ein erheblicher Unterschied
16:35zwischen den mündlichen Versprechungen
16:37der Managerin
16:37und den kleingedruckten Geschäftsbedingungen
16:40des Aufnahmeformulars besteht,
16:42fällt ihr nicht auf,
16:44weil sie das Kleingedruckte nicht liest.
16:46Und ihr Sohn,
16:47der eine Geschäftsreise
16:48zu einem kurzen Abstecher
16:49bei der Mutter nutzt,
16:51bestärkt sie noch,
16:52in ihrer Absicht,
16:53dem Club beizutreten.
16:54Denn auch er macht sich nicht die Mühe,
16:56die Vertragsbedingungen
16:58genauer zu studieren.
16:59Also ich finde das wirklich
17:00eine tolle Sache.
17:01Da hat doch endlich mal jemand
17:02eine gute Idee gehabt.
17:03Das ist doch genau das,
17:04was hier immer gefehlt hat.
17:06Ja, was die so anbieten,
17:08also da wäre schon einiges dabei,
17:09wo ich ganz gern mal mitmachen würde.
17:11Aber weißt du,
17:12wenn ich an das viele Geld denke?
17:13Ja, am Anfang vielleicht,
17:15aber wenn du da erstmal drin bist,
17:16ist es doch gar nicht mehr so schlimm.
17:17Und das Wichtigste ist doch,
17:19dass du da wahrscheinlich
17:20eine ganze Menge neuer Leute
17:21kennenlernst
17:22und mal aus deinen vier Wänden
17:23herauskommst.
17:25Und du meinst also,
17:26ich soll das wirklich machen?
17:27Ich meine das nicht nur,
17:28ich habe sogar einen guten Einfall.
17:30Weißt du was?
17:31Du hast doch im nächsten Monat Geburtstag.
17:33Die Aufnahmegebühr
17:34und der Mitgliedsbeitrag,
17:35das wird unser Geburtstagsgeschenk.
17:38Oh, vielen Dank, mein Junge.
17:40Maria Wiegand hat den Vertrag
17:42mit dem Club für sinnvolle
17:44Freizeitgestaltung unterschrieben.
17:46Das großzügige Angebot des Sohnes
17:48hat schließlich
17:48den letzten Ausschlag gegeben.
17:51Und so kommt es,
17:52dass sie gut eine Woche später
17:53bereits das erste Mal
17:54an einer der Veranstaltungen
17:56teilnehmen will.
17:58Entschuldigen Sie bitte.
18:00Guten Tag.
18:01Guten Tag.
18:02Ich sehe gerade,
18:03dass Sie diesen Veranstaltungskalender lesen.
18:06Sind Sie auch Mitglied in dem Club?
18:07Ja.
18:08Warum?
18:08Dann will ich mich vorstellen.
18:11Mein Name ist Wiegand.
18:12Ich bin letzte Woche neu eingetreten
18:14und möchte heute
18:15an dem Kaffeenachmittag teilnehmen,
18:17draußen in der Waldgaststätte.
18:19Freut mich,
18:19Sie kennenzulernen, Frau Wiegand.
18:22Mein Name ist Reimann.
18:24Ich bin auch neu.
18:25Ach, das trifft sich ja prima.
18:27Dann sind wir beide nicht so allein,
18:28wenn wir dort ankommen.
18:29Ja, genau.
18:30Aber wissen Sie,
18:31ich finde es nur ein bisschen komisch,
18:33dass wir da mit dem Stadtbus hinfahren müssen.
18:35Eigentlich sollte doch
18:36ein Extrabus fahren.
18:37Das stimmt,
18:38so steht es im Veranstaltungskalender.
18:40Aber das ist doch kurzfristig geändert worden.
18:43Wegen der Kosten.
18:44Ist wohl billiger so.
18:46Und das Fahrgeld gibt es ja zurück.
18:48Tatsächlich?
18:49Das wusste ich gar nicht.
18:50Doch,
18:51ich habe da angerufen
18:51und die Dame im Büro
18:52hat mir das gesagt.
18:54Na,
18:54da bin ich aber wirklich gespannt,
18:55wen wir da so treffen
18:56und wie das alles läuft.
18:58Und wie das alles läuft.
19:13Der Nachmittag in der Waldgaststätte
19:15verläuft dann aber doch ganz anders,
19:17als die beiden neuen Clubmitglieder
19:18sich das vorgestellt haben.
19:20Zunächst einmal werden sie recht lautstark empfangen.
19:24Na,
19:25ein ruhiger Kaffee-Nachmittag
19:26scheint das ja gerade nicht zu werden.
19:29Zustand ist doch im Prospekt, oder?
19:31Mir macht das nichts aus.
19:33Ich habe ja selbst einen Ängel,
19:34der ist auch ungefähr in dem Alter.
19:36Da bin ich an sowas gewöhnt.
19:37Na,
19:37ich weiß nicht.
19:38Noch ist Frau Wiegand bereit,
19:43über offensichtliche Mängel
19:44bei der Organisation hinwegzusehen.
19:47Doch bald kommen auch ihr
19:48ernsthafte Bedenken.
19:50Mir bitte auch eine Tasse Kaffee.
19:52Ich fragte noch.
19:54Die Damen,
19:55was darf ich Ihnen bringen?
19:57Ja,
19:57wieso kann man sich denn da was aussuchen?
20:00Ich denke,
20:00das ist alles vorbestellt.
20:02Es hieß doch Kaffee und Kuchen inklusive.
20:04Das mag schon sein,
20:05aber das weiß ich nicht so genau.
20:07Wer hat es denn bestellt?
20:08Ich nehme an,
20:09die Frau Borsig von unserem Club,
20:10die managt doch alles.
20:12Die hat doch sicher hier den Tisch bestellt.
20:13Sie sehen doch das Schild hier.
20:15Und wer ist Frau Borsig?
20:17Dann muss die Dame das doch wissen.
20:18Ja,
20:19die ist noch nicht da.
20:19Die kommt sicher noch.
20:21Ja,
20:21möchten Sie so lange warten
20:22oder vorher bestellen?
20:23Nein,
20:24ich bestelle dann schon mal.
20:25Also,
20:27ein Känkchen Kaffee für mich
20:28und ein Stück Obstkuchen.
20:30Für mich das Gleiche, bitte.
20:31Bitte?
20:32Aber bitte mit Sahne.
20:34Das fängt ja gut an.
20:36Die Organisation scheint wirklich
20:38noch nicht zu klappen.
20:39Und wenn das alle sind,
20:40die hier teilnehmen.
20:42Meine Herrschaften,
20:43da war gerade ein Anruf für Sie.
20:45Die Dame,
20:45die Sie erwarten lässt,
20:46sich entschuldigen.
20:47Sie muss überraschen
20:48zu einem wichtigen Termin
20:49wegen einer Theaterveranstaltung
20:50in der nächsten Woche.
20:52Sie wüssten dann schon Bescheid.
20:53Jedenfalls wünsche ich Ihnen
20:54viel Vergnügen heute Nachmittag.
20:57Jetzt reicht es mir aber.
20:59Das passiert nun zum dritten Mal.
21:01Da steckt doch System dahinter.
21:03Die wollen uns sowohl
21:04für dumm verkaufen.
21:05Ja, aber wieso denn?
21:07Was heißt denn
21:07für dumm verkaufen?
21:09Na, ist doch ganz klar.
21:11Da heißt es erst,
21:12es ist alles frei,
21:13zahlt alles der Club.
21:14Dann kommt keiner von denen.
21:16Das heißt,
21:17wir müssen alles selber zahlen.
21:19Aber das kriegen wir doch wieder,
21:20wenn wir wirklich mal was auslegen.
21:22So hat es mir
21:23die Frau Borsig erklärt.
21:24Ja,
21:25Pustekuchen.
21:27Lessen Sie sich mal
21:28die Geschäftsbedingungen
21:29genau durch.
21:30Nicht eine müde Mark brauchen
21:32die uns zurückbezahlen.
21:33Das sind für die alles
21:34nur Kannbestimmungen.
21:36Aber wir müssen zahlen.
21:37850 Mark.
21:40Also ich gehe jetzt.
21:41Und heute bekommen Sie
21:42doch meine Aussitzerklärung
21:43von mir.
21:45Frau Wiegand
21:46und Frau Reimann
21:47sind dem Beispiel
21:47Ihres Tischnachbarn gefolgt
21:49und ebenfalls wieder
21:50aus dem dubiosen
21:51Freizeitclub ausgetreten.
21:53Denn nachdem Sie einmal
21:54kritisch geworden waren,
21:55haben Sie natürlich
21:55sehr schnell gemerkt,
21:56dass das Programm des Clubs
21:57im Grunde genommen
21:58nur aus falschen Versprechungen
22:00bestand.
22:02Ihr Geld aber
22:03haben Sie nicht zurückbekommen.
22:04Denn in den Vertragsbedingungen,
22:05die Sie unterschrieben hatten,
22:06stand klipp und klar,
22:08dass auch bei Austritt
22:09die Aufnahmegebühr
22:10und der Jahresbeitrag
22:11dem Club zustehen.
22:13Die beiden älteren Damen
22:14hätten vielleicht
22:15mit Aussicht auf Erfolg
22:16prozessieren können.
22:17Mit so einem Prozess
22:18sind aber natürlich
22:19auch erhebliche Risiken
22:20und eine gehörige Portion
22:21Ärger verbunden.
22:23Beides haben die Damen
22:24gescheut
22:24und den Verlust
22:25schließlich schweren Herzens
22:26abgeschrieben.
22:29Von einem Verlust
22:30in einer noch viel
22:31gravierenderen Größenordnung
22:32ist in unserem nächsten Fall
22:34die Rede.
22:35Es geht dabei
22:35um sogenannte
22:36Warentermingeschäfte.
22:38Das sind riskante
22:38Spekulationen
22:39an den großen
22:40Rohstoffbörsen.
22:43Nur wenige
22:43Spezialisten verstehen
22:44etwas von dieser Materie.
22:46In letzter Zeit
22:47sind dabei nun
22:48Dutzende von
22:48dubiosen Firmen
22:49dazu übergegangen,
22:50dem ahnungslosen
22:51Durchschnittsbürger
22:52diese Warentermingeschäfte
22:54als angebliche
22:55todsichere
22:55Tipps zu
22:56Reichtum
22:57aufzudringen.
22:58Natürlich wollen
22:59diese Firmen
23:00vor allem
23:00selbst
23:00Gewinne machen.
23:02Und um dies
23:02sicherzustellen
23:03haben sie einfach
23:04die Spielregeln
23:05ein wenig
23:05zu ihren Gunsten
23:07verändert.
23:08Kaum jemand
23:09merkt das.
23:10Denn an der
23:11verbreiteten
23:12Unkenntnis
23:12hat sich nichts
23:13geändert.
23:14Auch wenn heute
23:15jeden Tag
23:15Tausende
23:16von unwissenden
23:16Bürgern
23:17mit cleveren
23:18Telefonverkäufern
23:19lange Gespräche
23:20über die
23:20Börsenpreise
23:21von Rohkaffee,
23:22Sojabohnen
23:23oder
23:23Buntmetallen
23:24führen.
23:25Für Peter
23:26Erbacher,
23:27Installateur
23:27und Heizungsbauer,
23:29gehört der
23:29Umgang mit
23:30Metallen
23:30zum Alltag.
23:31Er verarbeitet
23:32viel Kupferrohr
23:33und er hat sich
23:34über das Auf
23:35und Ab
23:35der Kupferpreise
23:36schon manchmal
23:37geärgert
23:38oder gefreut.
23:39Aber er hat sich
23:40nie Gedanken
23:40gemacht,
23:41was hinter
23:42diesen Preisschwankungen
23:43steckt.
23:44Im Sommer
23:441979
23:45steht Peter
23:46Erbacher
23:46oft noch
23:47spätabends
23:48allein in
23:48seiner Werkstatt.
23:49Nachdem er sich
23:50vor ein paar
23:51Jahren
23:51selbstständig
23:51gemacht
23:52und zunächst
23:53nur das
23:53notwendigste
23:54Werkzeug
23:54angeschafft
23:55hatte,
23:55musste er
23:56jetzt,
23:57um konkurrenzfähig
23:57zu bleiben,
23:58seinen Betrieb
23:59mit modernen
23:59Maschinen
24:00ausrüsten.
24:01Auf Kredit.
24:02Und die
24:03zusätzlichen
24:03Zahlungen
24:04für Zins
24:04und Tilgung
24:05wollen jeden
24:06Monat
24:06verdient
24:06sein.
24:09An einem
24:09Dienstagabend
24:10im August
24:11klingelt noch
24:12spät
24:12das Telefon.
24:17Ja,
24:18Erbacher.
24:19Guten Abend,
24:20Herr Erbacher.
24:21Ich hatte schon
24:21bei Ihnen
24:21zu Hause
24:22angerufen.
24:23Ihre Frau
24:23sagte mir,
24:24dass Sie
24:24armer Menschen
24:24im Betrieb
24:25sind.
24:26Abends kann man
24:26arbeiten,
24:27ohne dass man
24:28dauernd ans
24:28Telefon muss.
24:29Normalerweise
24:30wenigstens.
24:30Entschuldigen Sie,
24:31wenn ich gestört
24:31habe.
24:32Aber an dieser
24:33Störung können Sie
24:34mehr verdienen
24:34als an der
24:34ungestörten
24:35Arbeit.
24:35Wer sind Sie denn?
24:36Warum geht's denn?
24:37Entschuldigen Sie,
24:38Becker ist mein Name.
24:40Ich bin von der
24:40Produktenbörse.
24:41Ich habe Ihnen
24:42einen interessanten
24:43Anlagevorschlag
24:43zu machen.
24:44Mit enormen
24:45Gewinnschancen.
24:46Sie rufen mich
24:46ja abends an,
24:47um mir sowas
24:48zu erzählen.
24:49Wenn ich was
24:50anzulegen habe,
24:51dann stecke ich
24:51es in meinen Betrieb.
24:52Liegen Sie nicht
24:53auf, Herr Erbacher.
24:54Jetzt haben Sie
24:55Ihre Arbeit
24:55sowieso unterbrochen.
24:57Hängen Sie
24:57noch eine Minute
24:58dran und hören
24:59Sie sich an,
24:59worum es geht.
25:01Wenn Sie dann
25:01immer noch Nein
25:02sagen.
25:03Okay, in Ordnung,
25:04Herr Erbacher.
25:05Lassen Sie uns
25:06mal einen Augenblick
25:06über Rohstoffpreise
25:07reden.
25:08Der Anrufer,
25:09der sich Becker
25:10nennt, hat mit
25:11der Produktenbörse
25:12nicht das
25:12geringste zu tun.
25:15Er arbeitet
25:16für eine Firma
25:16mit Hauptsitzin
25:17Lichtenstein,
25:18die vor einigen
25:19Monaten in Frankfurt
25:20eine Büroetage
25:21angemietet hat.
25:23Außer ihm
25:24arbeiten hier
25:24noch fünf weitere
25:25sogenannte
25:26Anlageberater.
25:28Alle verkaufen
25:29ausschließlich
25:29per Telefon.
25:31Aber verdient wird
25:31letztlich bei uns
25:32immer.
25:33Was glauben Sie,
25:33wie viel Verdienst
25:34unsere Kunden
25:34mit Rohkaffee
25:35gemacht haben?
25:361500 Prozent?
25:38Das geht bei
25:38Kaffee,
25:38jetzt sage ich
25:39nicht,
25:39das richtig lohnt.
25:40Armin Weil,
25:4120 Jahre alt,
25:42bis vor drei
25:43Monaten noch
25:44Zeitschriftenwerber,
25:45nach einem
25:46Schnelltraining
25:46nennt er sich
25:47jetzt Anlageberater.
25:48Wie Sie auch
25:49gar nicht
25:49weiter bedrängen.
25:51Aber wenn Sie
25:51irgendwelche
25:51Zweifel haben,
25:52dann versuchen Sie
25:53es doch mal
25:53mit einem
25:53kleinen Testgeschäft.
25:55Sie riskieren
25:55nichts.
25:57Man kann sich
25:57selbst davon
25:57überzeugen,
25:58wie richtig
25:58meine Einschätzung
25:59ist.
26:00Michael Wernicke,
26:0142 Jahre alt,
26:02früher Starrverkäufer
26:03bei dem
26:04Schwindelimperium
26:05iOS,
26:06dann bei einer
26:07windigen
26:07Automatenfirma,
26:08neuerdings
26:09erfolgreich im
26:10Warentermingeschäft.
26:11melde mich
26:11nochmal bei Ihnen,
26:12weil sich
26:12inzwischen
26:12schon wieder
26:13was Neues
26:13ergeben hat.
26:14Albert Bödinger,
26:1530 Jahre alt,
26:16hat als
26:16Staubsaugerverkäufer
26:17reden gelernt.
26:18Jetzt,
26:19nach dem
26:19Schnellkurs,
26:20ist er gespickt
26:21mit Börsenfachausdrücken.
26:22Eben kam per Ticker,
26:23der heiße Tipp von
26:24unserem Broker aus
26:25London.
26:26Die Trendfolge der
26:27Computeranalyse
26:28signalisiert sofort
26:29ein Schiff.
26:31Seit 14 Tagen
26:32Anlageberater ist
26:33der 27 Jahre alte
26:34Winfried Liedtke,
26:36abgebrochenes Studium,
26:37Interviewer bei einem
26:38Meinungsforschungsinstitut.
26:40Sie können sich da völlig
26:40auf unsere Erfahrungen
26:41verlassen.
26:42Ich erinnere mich nicht,
26:43dass er jemals mit unseren
26:44Prognosen irgendwie
26:45falsch gelegen hätte.
26:46Das ist ganz sicher.
26:48Dietmar Pohl,
26:4935 Jahre,
26:50wollte früher
26:51Romanschriftsteller werden
26:52und setzt auch jetzt
26:53seine blühende Fantasie ein.
26:55Wir haben Informationen,
26:56dass Rot-China heimlich
26:57die gesamte Welt
26:58ernt an Zucker aufkauft.
26:59Sobald das an der Börse
27:00durchsickert,
27:01wird der Kurs
27:01wie eine Rakete steigend.
27:03Und ihr Gewinn
27:03steigt natürlich mit.
27:06Mit dem Installateur
27:07Erbacher spricht
27:08an diesem Abend
27:08Erwin Becker.
27:10Er war Autoverkäufer,
27:11bevor er entdeckte,
27:13dass seine Redegewandtheit
27:14am Telefon
27:14sehr viel mehr einbringt.
27:16Genau wie seine Kollegen
27:18verdient er monatlich
27:19zwischen 8.000
27:20und 30.000
27:21Macht.
27:22Und sie alle haben
27:22einen ehrenen Grundsatz.
27:24Keinen in Ruhe lassen,
27:25bevor er nicht
27:26Ja gesagt hat
27:27und wenn es
27:28zwei Jahre dauert.
27:29Ich will Sie
27:30keineswegs
27:30mit aller Gewalt
27:31überreden.
27:33Aber weil Sie
27:33vorhin Kupfer
27:34erwähnt haben,
27:35Sie wissen ja selbst,
27:36wie die Preise
27:36da zurzeit aussehen.
27:38Die sind ziemlich hoch.
27:40Ich habe gerade heute
27:40eine Rechnung bezahlt.
27:42Ich hoffe,
27:44das wird bald wieder billiger.
27:45Da muss ich Sie enttäuschen,
27:46Herr Bacher.
27:47Nach der Trendanalyse
27:48ist das erst der Anfang.
27:50Das hängt mit der
27:51zunehmenden politischen
27:52Unsicherheit in Afrika zusammen.
27:54Aus Katanga
27:55kommt bald nichts mehr.
27:56Peter Erbacher weiß
27:57natürlich nichts
27:58über den Verkäufer
27:59und dessen Firma.
28:01Er hat durchaus
28:02den Eindruck,
28:03mit einem seriösen
28:04und fachkundigen Partner
28:05zu sprechen,
28:06der zumindest
28:07Höflichkeit verdient.
28:08Mehr allerdings nicht.
28:10Das ist ja alles
28:11ganz interessant,
28:12was Sie mir da erzählen.
28:13Aber bei mir
28:14vergeuden Sie Ihre Zeit.
28:15Ich habe nichts
28:15zum Anlegen.
28:16Im Gegenteil.
28:17Ich könnte jemanden brauchen,
28:18der mir etwas gibt.
28:20Sie haben auf Kredit
28:20investiert, was?
28:21Ja.
28:22Wie soll man das
28:23auch anders machen?
28:24Klar, verstehe ich.
28:25Aber dann könnten Sie
28:26doch einen dicken
28:26Börsengewinn gut gebrauchen.
28:29Jetzt einsteigen.
28:30In drei Monaten
28:31den Gewinn mitnehmen
28:31und auf einen Schlag
28:33die Schulden zurückzahlen.
28:34Wäre das nichts?
28:35Und Sie verdienen am Kupfer,
28:37statt sich immer zu ärgern,
28:38wenn es teurer wird.
28:39Also ich habe mein Geld
28:40immer mit Arbeit verdient.
28:42Ich bin kein Spekulant.
28:43So, und jetzt
28:44habe ich zu tun.
28:45Selbstverständlich.
28:46Ich will Sie jetzt
28:47doch gar nicht aufhalten.
28:48Denken Sie mal darüber nach.
28:49Und wenn es etwas Neues gibt...
28:50Nein, nein, das ist zwecklos.
28:52Ich habe keinen Bedarf.
28:53Wiederhören.
28:55Peter Erbacher
28:56ist nach dem Telefongespräch
28:57doch ein wenig
28:58nachdenklich geworden.
29:00Einerseits
29:01macht er aus Prinzip
29:01keine Geschäfte,
29:02von denen er nichts versteht.
29:04Und von der Rohstoffbörse
29:05hat er nun einmal
29:06keine Ahnung.
29:07Andererseits
29:08erscheint ihm die Aussicht,
29:09auf einen Schlag
29:10alle schuldenlos zu werden,
29:12durchaus verlockend.
29:13An diesem Abend
29:14schiebt er den Gedanken
29:14aber erst einmal beiseite
29:16und geht an seine Arbeit zurück.
29:20Am nächsten Tag
29:21nehmen ihn die alltäglichen Probleme
29:22so in Anspruch,
29:23dass er an den Anruf
29:24des Anlageberaters
29:25gar nicht mehr denkt.
29:26Kann man doch so blöd sein.
29:31Muss man doch merken,
29:31wenn keine Kühlflüssigkeit
29:32mehr rauskommt.
29:34Weißt du,
29:34was so eine Maschine kostet?
29:36Aber Herr Becker
29:37von der Frankfurter Firma
29:38sorgt dafür,
29:39dass er nicht
29:40im Vergessenheit gerät.
29:41Erbacher Installation
29:42und Heizungsbau.
29:46Herr Erbacher
29:46ist gerade in der Werkstatt,
29:47der kann da nicht weg.
29:48Können Sie vielleicht
29:48etwas später...
29:49Na gut,
29:51ich sage Ihnen Bescheid.
29:52Einen Moment, bitte.
30:03Ein Herr Becker aus Frankfurt,
30:05der sagt,
30:05Sie erwarteten
30:06seine Anrufung,
30:06es wäre dringend.
30:07Ach, der hat mir gerade noch gefehlt.
30:10Ja?
30:11Erbacher?
30:12Tag, Herr Erbacher.
30:13Ich weiß, dass ich störe.
30:14Aber es ist dringend.
30:16Ich kenne das.
30:17Da schuftet man
30:18den ganzen Tag wie verrückt
30:19und was kommt raus?
30:20Erbacher.
30:20Sie sagen es.
30:22Was gibt es denn so dringend?
30:22Ich weiß nicht,
30:23was Sie am Tag
30:24mit Ihrer Arbeit verdienen.
30:25Aber wenn Sie gestern
30:26mit 10.000 D-Mark
30:27eingestiegen wären,
30:28hätten Sie heute
30:291.000 verdient.
30:30Ganz im Ernst.
30:31Es geht los.
30:32Der Kupferpreis
30:33fängt an zu laufen.
30:34Und das ist erst der Anfang.
30:36Peter Erbacher
30:36hat den Köder
30:37ohne es zu merken
30:38schon geschluckt.
30:39Die Behauptung,
30:40man habe eine Chance verpasst,
30:42aber es sei noch alles drin,
30:43zieht fast immer.
30:45Herr Erbacher
30:45sagt bereits
30:46nicht mehr grundsätzlich nein.
30:48Ist ja alles ganz schön
30:48und gut,
30:49was Sie mir da erzählen,
30:50aber ich habe wirklich
30:51kein Geld,
30:51das ich anlegen könnte.
30:53Sie wollen doch nicht sagen,
30:54Sie seien so am Ende,
30:55dass Ihre Bank Ihnen
30:56nichts mehr gibt.
30:57Nein, nein,
30:57das nicht.
30:58Aber wenn was schief geht,
30:59wovon zwar nicht...
31:00Herr Erbacher,
31:00soll ich Ihnen mal etwas sagen?
31:02Wir Berater dürfen
31:03nicht spekulieren,
31:04damit wir nicht versuchen,
31:05die Kurse zu beeinflussen.
31:07Aber rein zufällig
31:08ist meine Schwester
31:10seit heute mit 100.000 Mark
31:11in Kupfer engagiert.
31:12Glauben Sie,
31:13meine Schwester wäre
31:14da eingestiegen,
31:15wenn auch nur
31:15die geringste Gefahr
31:16bestünde?
31:17Nein, nein,
31:18Sie können sich das Geld
31:19unbesorgt
31:19auf drei Monate
31:20befristet leiden.
31:22Da sehe ich
31:22überhaupt kein Problem.
31:24Trotzdem,
31:25ich habe kein gutes Gefühl,
31:27mich auf eine Sache
31:27einzulassen,
31:28von der ich nichts verstehe.
31:30Vielleicht sollte ich
31:30doch vorher mal
31:31meine Bank fragen.
31:33Da wären Sie aber
31:34an der ganz falschen Adresse.
31:35Deutsche Banken
31:36sind vom
31:36Warenterminhandel
31:37ausgeschlossen.
31:38Das machen nur
31:39englische oder amerikanische
31:40Bürger.
31:41Das heißt,
31:42erstens,
31:43unsere Banken
31:43verstehen nichts davon
31:44und zweitens,
31:46sie verdienen nichts dran.
31:48Also werden Sie
31:48sagen,
31:49Sie sollen Ihr Geld
31:49lieber für 3,5%
31:51aufs Sparbuch bringen.
31:52Nein, nein,
31:53wenn Sie Informationen
31:53wollen,
31:54wir haben eine Broschüre,
31:55in der alles drinsteht.
31:57Die haben Sie
31:57morgen früh in der Post.
31:58Bis dahin können Sie
31:59auch abklären,
32:00wie viel Kredit Sie bekommen.
32:01Ich rufe Sie
32:02gegen 11 Uhr an
32:03und dann kriegen wir
32:04den Zug noch,
32:05bevor er abgefahren ist.
32:06Gut,
32:07rufen Sie an,
32:07ich überlege es mir
32:08bis dahin.
32:09Wiederhören.
32:10Frau Kilian,
32:15rufen Sie doch mal
32:16bei der Bank an
32:16und fragen Sie,
32:17ob ich morgen früh
32:17auch mal vorbeischauen kann.
32:18Bei Herrn Wolff
32:19von der Kreditabdeckung.
32:22Peter Erbacher
32:23ist bei seiner Bank
32:23seit Jahren
32:24als solider Geschäftsmann
32:25und als zuverlässiger
32:26Kunde bekannt.
32:29Ohne Schwierigkeiten
32:30hat er einen zusätzlichen
32:31Kredit von 20.000 Mark
32:32bekommen.
32:33Rückzahlbar
32:34in drei Monaten.
32:35Ich danke Ihnen, Herr Wolff.
32:36Nichts zu danken,
32:37dafür sind wir ja da.
32:38Auf Wiedersehen.
32:39Auf Wiedersehen, Herr Erbacher.
32:40In der Bank
32:41entschließt sich
32:41Peter Erbacher
32:42doch noch einmal
32:43Erkundigungen einzuziehen.
32:45Nur um nichts zu versäumen,
32:46denn eigentlich
32:47glaubt er aus der Broschüre,
32:49die er an diesem Morgen
32:50erhalten hat,
32:51bereits alles zu wissen.
32:52Ich hatte mal eine Frage,
32:54das betrifft
32:55Warentermingeschäfte
32:57beziehungsweise
32:57Optionen.
32:59Ja?
33:00Gerne, Herr Erbacher.
33:01Was möchten Sie denn da wissen?
33:03Ja, also eigentlich
33:03möchte ich nur wissen,
33:04ob ich da richtig informiert bin.
33:06Können Sie mir mal
33:07ganz kurz erklären,
33:08was das ist?
33:09Ja.
33:11Also,
33:11nehmen wir zum Beispiel
33:13Kupfer.
33:15Kupfer, ja.
33:16Kupfer stand gestern
33:17genau auf 100.
33:19Sie können jetzt Kupfer
33:20an der Rohstoffbörse
33:22zu diesem Preis kaufen,
33:23bezahlen
33:23und gewissermaßen mitnehmen.
33:25Das ist ein Kassageschäft.
33:27Man kann aber auch
33:27einen Kaufkontrakt machen,
33:29heutiger Preis,
33:30Lieferung erst
33:31zu einem bestimmten Termin,
33:32sagen wir,
33:33drei Monate später.
33:34Das ist dann
33:34ein Termingeschäft.
33:36Und, äh,
33:38wenn der Preis
33:39inzwischen gestiegen ist,
33:40dann verkauft man wieder
33:41zum Tagespreis
33:42und jetzt hat man
33:43Gewinn gemacht.
33:45Dann, äh,
33:46gibt es doch da
33:47die, äh,
33:48Hebelwirkung.
33:50Ja.
33:51Das hängt
33:51folgendermaßen zusammen.
33:53Wenn man den
33:54Terminkontrakt macht,
33:55braucht man nur
33:5610% des Preises
33:57anzuzahlen.
33:58Wenn der Kurs
33:58jetzt nur um
33:5910% steigt,
34:00haben Sie
34:01Ihr ganzes Kapital
34:01verdoppelt.
34:02Also 100%
34:03Gewinn gemacht.
34:04Aber warum
34:04machen das
34:05nicht längst
34:05alle Leute?
34:06Ja, ganz einfach.
34:07Der Kurs braucht
34:08auch nur um
34:0810% zu fallen
34:09und der ganze
34:10Einsatz ist weg.
34:11Also 100%.
34:12Und wenn der Preis
34:13weiterfällt,
34:13müssen Sie sogar
34:14noch nachzahlen.
34:15Ja, aber, äh,
34:15dann gibt es doch
34:16da auch noch
34:17die, äh,
34:19die Option.
34:20Das ist, äh,
34:21kein Risiko.
34:22Ja, es kommt
34:23drauf an.
34:24Sie kaufen mit der
34:25Option keine Ware,
34:26sondern nur das
34:27Anrecht, drei Monate
34:28lang zum heutigen
34:29Kurs kaufen zu können.
34:31Wenn der Kurs dann
34:32inzwischen steigt,
34:33machen Sie von der
34:34Option Gebrauch
34:34und haben eventuell
34:35ein Geschäft gemacht.
34:36Wenn der Kurs
34:37inzwischen fällt,
34:38brauchen Sie Ihr
34:39Vorkaufsrecht nicht
34:39auszunutzen.
34:41Dann verfällt es.
34:43Und Sie haben
34:43die Optionsgebühr
34:44verloren.
34:45Äh, denn die Option
34:45selbst kostet
34:46natürlich auch was.
34:47Naja, aber dann ist
34:47das Risiko ja wirklich
34:48nicht so groß.
34:49Naja, der Kurs
34:50muss erst einmal
34:51ordentlich steigen,
34:51damit Sie nur
34:52Ihren Einsatz
34:52wiederkriegen.
34:53Und er muss dann
34:54noch weiter steigen,
34:55damit ein Gewinn
34:55herauskommt.
34:57Würden Sie mir
34:57denn nun zu-
34:58oder abraten?
35:00Das kommt drauf an.
35:02Wenn Sie Geld
35:02übrig haben,
35:03das Sie auf
35:03interessante Weise
35:04loswerden möchten,
35:05dann ist es egal,
35:06ob Sie es beim
35:06Roulette verspielen
35:07oder an der
35:08Rohstoffbörse.
35:09Wenn Sie aber
35:10eine solide Anlage
35:11suchen, würde ich
35:12Ihnen was anderes
35:13empfehlen.
35:14Könnten Sie mir
35:15denn zum Beispiel
35:15eine Kupferoption
35:17besorgen?
35:17Nein, das machen
35:19ausschließlich
35:19spezialisierte
35:20Brokerfirmen.
35:21Aha, das habe ich
35:23mir gedacht.
35:24Also, vielen Dank
35:25für die Auskunft.
35:26Der Telefonverkäufer
35:27hat psychologisch
35:28äußerst geschickt
35:29vorgebaut.
35:31Peter Erbacher
35:31will sich nicht
35:32mehr warnen lassen.
35:34Er hat sich alles
35:34schon viel zu schön
35:35ausgemalt.
35:38Und so landen
35:39die geborgenen
35:3920.000 Mark
35:40auf dem Konto
35:41der Frankfurter Firma.
35:43Was Herr Erbacher
35:44nicht weiß,
35:45nur für 5.000 Mark
35:47wird an der
35:47Londoner Börse
35:48tatsächlich eine
35:49Option auf seinen
35:50Namen erworben.
35:5215.000 Mark
35:53stecken die
35:53deutschen Vermittler
35:54als sogenannte
35:55Verdienstspanne
35:56in die eigene Tasche.
35:57Peter Erbacher
35:58tut konsequenterweise
35:59noch ein Übriges.
36:00Er lässt den
36:01Vertreter seiner
36:01Lieferfirma kommen,
36:02um für sein
36:03Materiallager
36:04Vorsorge zu treffen,
36:06bevor die
36:06Kupferpreise
36:07den erwarteten
36:08Grünflug antreten.
36:09Schön, dass Sie
36:09gleich gekommen sind.
36:11Ich habe einen
36:11dicken Auftrag
36:11für Sie.
36:12Oh, das hört man gern.
36:13Haben Sie die
36:14Großbaustelle an Land
36:15gezogen?
36:16Leider nicht.
36:17Ich möchte mir
36:17noch einen anständigen
36:18Vorrat Kupferrohr hinlegen.
36:19So, Herr Erbacher,
36:21ich verkaufe wirklich
36:22gern alles, was Sie
36:22wollen, aber warum
36:24gerade jetzt, wo die
36:24Preise so hoch sind?
36:26Warten Sie doch noch
36:26ein paar Tage, dann
36:27hat sich der Markt
36:27beruhigt.
36:28Ja, Kupfer wird noch
36:29steigen, das sage ich Ihnen.
36:31Meinerwegen.
36:32Aber schimpfen Sie
36:33nicht auf mich, wenn es
36:34in ein, zwei Wochen
36:34billiger wird und Sie
36:36dann auf dem teuren
36:36Material sitzen.
36:37Ich habe zuverlässige
36:39Informationen.
36:40Kommen Sie, wir
36:40stellen es mal
36:40zusammen.
36:41Peter Erbachers
36:42zuverlässige
36:43Informationen erfüllen
36:45sich nicht.
36:47Drei Monate später
36:48ist der Kupferpreis
36:49erheblich abgesagt.
36:51Aber in dem
36:52Frankfurter Büro
36:52wird immer noch
36:53fleißig telefoniert.
36:55Der Inhalt der
36:55Gespräche hat sich,
36:56zumindest aus der
36:57Sicht der cleveren
36:58Verkäufer, nur
36:59geringfügig verändert.
37:01Das haben wir schon
37:02seit Monaten
37:02vorausgesagt,
37:03Herr Doktor.
37:04Kupfer
37:05musste einfach
37:05kommen.
37:06Aber jetzt
37:07kommt die Trendwende.
37:08Jetzt heißt es
37:09einsteigen.
37:10Für Peter Erbacher
37:10und mit ihm
37:11für tausende
37:12von anderen Opfern
37:13der dubiosen
37:13Telefonverkäufer
37:14hat sich allerdings
37:15in den drei Monaten
37:16viel verändert.
37:18Der Installateuren
37:19Heizungsbauer
37:19muss doppelt
37:20dafür bezahlen,
37:21dass er sich
37:22gegen seine
37:22eigentliche
37:23Überzeugung
37:24von den schönen
37:25Worten des
37:25angeblichen
37:26Anlageberaters
37:27hat verführen
37:28lassen.
37:29Er sitzt
37:29auf einem
37:29Riesenvorrat
37:30zu teuer
37:31eingekaufter
37:31Kupferrohre
37:32und die
37:33Frankfurter Firma
37:33teilt
37:34in einem
37:34lapidaren
37:35Schreiben mit,
37:36dass seine
37:3620.000 Mark
37:37infolge des
37:38gefallenen
37:39Kupferpreises
37:39verloren sind.
37:41Jetzt steht
37:42ihm ein peinliches
37:42Gespräch
37:43mit seiner
37:43Bank
37:44bevor
37:44und das
37:45Problem
37:46auch noch
37:47den
37:47zusätzlichen
37:48Kredit
37:48durch noch
37:49mehr
37:49zusätzliche
37:50Arbeit
37:50abtragen
37:51zu müssen.
37:53Drei
37:54Faktoren
37:54sind es
37:55vor allem
37:55meine Damen
37:55und Herren
37:56die den
37:56gezeigten
37:56Handel
37:57mit
37:57Warentermingeschäften
37:58und
37:58Optionsgeschäften
37:59so gefährlich
38:00machen.
38:01Erstens
38:01die
38:02Händler
38:02verharmlosen
38:03das enorme
38:04Verlustrisiko
38:05das selbst
38:05für Experten
38:06besteht
38:06die dieses
38:07Geschäft
38:07seriös
38:08betreiben.
38:09Zweitens
38:09die
38:10Händler
38:10tun so
38:11als sei
38:11bei ihren
38:12oft
38:12frei erfundenen
38:13Kursvoraussagen
38:14jeder Irrtum
38:15ausgeschlossen.
38:16Und drittens
38:17die Händler
38:18verheimlichen
38:18ihre horrenden
38:20Gebühren
38:20die sie
38:20abziehen.
38:21In unserem
38:22Beispiel
38:2215.000
38:23von 20.000
38:24Mark.
38:25Dadurch
38:25verringert sich
38:26das eingesetzte
38:26Kapital des
38:27Kunden
38:27so katastrophal
38:28dass riesige
38:29Kurssprünge
38:30notwendig wären
38:31um jemals
38:32in die
38:32Gewinnzone
38:32zu kommen.
38:33Die Chance
38:34dafür
38:34ist gleich
38:35Null.
38:36Also
38:37lassen Sie sich
38:38nicht verführen
38:38auch wenn die
38:39Herren am
38:40Telefon
38:40diese Kunst
38:41aus dem
38:41FF
38:42beherrschen.
38:43Und nun meine Damen
38:46und Herren
38:46wie immer
38:46am Schluss
38:47der Sendung
38:47ein Fall
38:48aus dem
38:48Repertoire
38:49der Gaune
38:49und Betrüger
38:50den unsere
38:50Mitarbeiter
38:51selbst getestet
38:52haben.
38:53Diesmal
38:53basiert der
38:54Trick
38:54den wir Ihnen
38:55in unserem
38:55Experiment
38:56zeigen wollen
38:56auf dem
38:57Prinzip
38:57des
38:58bargeldlosen
38:58Zahlungsverkehrs
38:59der im
39:00Geschäftsleben
39:00einen immer
39:01breiteren
39:01Raum
39:02einnimmt.
39:02Sehen Sie
39:03bitte selbst
39:03wie die
39:04Geschichte
39:04gelaufen ist.
39:06Guten Tag
39:06Ich suche
39:09ein
39:09Geschenk
39:10für
39:11meinen
39:11Bruder
39:12eine
39:13Schale
39:13oder
39:13sowas.
39:14Wie
39:14hoch
39:15wollten Sie
39:15gehen?
39:16Ja so
39:16400-500 Mark
39:18so als
39:18Limit.
39:20Bernd Schröder
39:20ist nicht
39:21sehr
39:21wählerisch.
39:22Deswegen
39:22dauert
39:22das
39:23Aussuchen
39:23einer
39:23passenden
39:24Silberschale
39:24auch
39:25gar
39:25nicht
39:25lange.
39:254,25
39:28da kommt
39:28Sie
39:28noch ein
39:28bisschen
39:29die
39:29Form
39:29mit
39:30Züge
39:30ist
39:30eine
39:31echte
39:31Werder
39:31Nahrung.
39:32Es ist
39:33ein
39:33Problem
39:33ich bin
39:34nur auf
39:34der
39:34Durchreise
39:35da
39:35ich
39:36habe
39:36kein
39:36Scheckheft
39:36dabei
39:37dürfte ich
39:38Ihnen das
39:38überweisen?
39:39Ja ich
39:40schreibe
39:40Ihnen das
39:40auf die
39:41Rechnung
39:41drauf
39:41da ist
39:42die
39:42Kontonummer
39:43drauf
39:43Unser
39:44Mann
39:44verspricht
39:44das
39:44Geld
39:45zu
39:45überweisen
39:45und
39:46die
39:46Schale
39:46danach
39:47in
39:47den
39:47nächsten
39:47Tagen
39:48abzuholen
39:48gut
39:48ich
39:49so
39:49wie ich
39:49zuhause
39:50bin
39:50weiß
39:50ich
39:50das
39:50und
39:50dann
39:51können
39:51Sie
39:51es
39:51mir
39:52dann
39:52schicke
39:53Ihnen zu
39:55viel
39:56das
39:56will
39:56ich
39:56auch
39:56nicht
39:57gut
39:58ok
39:58herzlichen
39:59Dank
39:59zwei
40:01Tage
40:01später
40:02bringt
40:02er
40:02sich
40:02bei
40:02dem
40:03Silberwarengeschäft
40:03wieder
40:04in
40:04Erinnerung
40:04zunächst
40:05telefonisch
40:06Guten Tag
40:07Schuster
40:07Ich war
40:08vorgestern
40:08bei Ihnen
40:09habe
40:09eine
40:09Silberschale
40:10ausgesucht
40:10als
40:10Geschenk
40:11wenn Sie
40:11sich
40:11entsinnen
40:11Ich bin
40:12überraschend
40:13zufällig
40:13hier
40:13heute
40:14Darf
40:15ich
40:15mal kurz
40:15vorbeikommen
40:16haben Sie
40:16mittags
40:17geschlossen
40:17oder
40:17wie
40:17Sie
40:18durchgehen
40:18dann
40:19schaue
40:19ich
40:19mal
40:19vorbei
40:20Dankeschön
40:21wieder
40:21hören
40:21das
40:23ging
40:24doch
40:24sehr
40:24viel
40:24schneller
40:24als
40:25ich
40:25dachte
40:25jetzt
40:25habe
40:26ich
40:26natürlich
40:26gleich
40:26noch
40:26vorgestern
40:27das
40:27überwiesen
40:28ich
40:29weiß
40:29nicht
40:29ob
40:29Sie
40:29es
40:29schon
40:30haben
40:30ich
40:33habe
40:33selbst
40:34noch
40:34nicht
40:34nachgeguckt
40:34es
40:35wird
40:35wahrscheinlich
40:35gekommen
40:36sein
40:36ich
40:36gebe es
40:36Ihnen
40:36dann
40:37so
40:37nicht
40:37nachdem
40:38unser
40:39Mann
40:39dann
40:39die
40:39Durchschrift
40:40eines
40:40Überweisungsauftrages
40:41vorgezeigt
40:42hat
40:42wird
40:42ihm
40:43die
40:43Silberschale
40:43im
40:43Wert
40:44von
40:44400
40:44Mark
40:45eingepackt
40:46dass
40:46die
40:47Überweisung
40:47nie
40:47bei
40:47einer
40:48Bank
40:48in
40:48Auftrag
40:48gegeben
40:49worden
40:49ist
40:49erfährt
40:50die
40:50Geschäftsfrau
40:51erst
40:51als
40:51Bernd
40:51Schröder
40:52den
41:10und
41:16noch
41:16ein
41:17drittes
41:17Mal
41:17probiert
41:18unser
41:18Team
41:18die
41:18Masche
41:19mit
41:19Erfolg
41:19aus
41:20diesmal
41:23geht
41:23es
41:23um
41:23ein
41:23kunstvolles
41:24Schachspiel
41:24im
41:25Wert
41:25von
41:25645
41:26Mark
41:27das
41:28geht
41:28schon
41:28das
41:28ist
41:29nicht
41:29so
41:29schlimm
41:29ganz
41:29so
41:29schwach
41:30bin
41:30ich
41:30nicht
41:30wie
41:30ich
41:30aussehe
41:31so geht
41:33es
41:33nun
41:36mancher
41:36von
41:36Ihnen
41:36wird
41:37wohl
41:37zugeben
41:37müssen
41:37dass
41:38er
41:38da
41:38vielleicht
41:38auch
41:39reingefallen
41:39wäre
41:39denn
41:40nicht
41:40jeder
41:41macht
41:41sich
41:41klar
41:42dass
41:42die
41:43Durchschrift
41:44eines
41:44Überweisungsauftrags
41:46im Prinzip
41:46ein völlig
41:47wertloses
41:47Stück
41:48Papier
41:48ist
41:48sie
41:49ist
41:49keinesfalls
41:50eine
41:50Quittung
41:50jedenfalls
41:51so lange
41:51nicht
41:52wie sie
41:52von der
41:52ausführenden
41:53Bank
41:53nicht
41:53abgestempelt
41:54ist
41:54beziehungsweise
41:55der
41:55dazugehörende
41:56Kontoauszug
41:57nicht
41:57bestätigt
41:57dass der
41:58Überweisungsauftrag
41:59auch
41:59wirklich
42:00ausgeführt
42:01worden
42:01ist
42:02und
42:03damit
42:04darf ich
42:04mich
42:04für
42:04dieses
42:04Jahr
42:05verabschieden
42:05auch
42:05im
42:05nächsten
42:06Jahr
42:06wird Ihnen
42:06die
42:06Sendereihe
42:07Vorsicht
42:07Falle
42:08mit
42:08vier
42:08neuen
42:08Folgen
42:09wieder
42:09Tipps
42:09und
42:10Ratschläge
42:10geben
42:10wie Sie
42:11sich
42:11vor
42:11Schaden
42:12schützen
42:12können
42:13bis dahin
42:15darf ich mich
42:15für Ihre
42:16Aufmerksamkeit
42:16bedanken
42:17auf Wiedersehen
42:18bis zum nächsten
42:19bis zum nächsten
42:20bis zum nächsten