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00:00Für Teekenner ist der höchste Genuss mit den Südhängen des Himalaya verbunden.
00:10Rund um Dajiling wächst ein Tee der Extraklasse.
00:19Seinen Siegeszug um die Welt jedoch verdankt der Champagner unter den Tees dieser kleinen Dampfbahn,
00:25die ihn vor über 100 Jahren aus den Bergen im Nordosten Indiens hinunter ins Tal brachte.
00:5014 Dampflokomotiven fahren auf der Route, im ständigen Wechsel.
00:56Die älteste ist die Himalayan Bird, Vogel des Himalaya.
01:01Ihr Baujahr 1889. Bis heute ist die Fahrt ein Abenteuer geblieben.
01:10An besonders steilen Abschnitten kommen Asche und Sand zum Einsatz, damit die Lok nicht ins Rutschen gerät.
01:16Durchschnittlich 8 Stunden braucht der Zug für die 86 Kilometer vom Tal bis hinauf in die Bergstation.
01:28Die Strecke beginnt unten im Flachland.
01:38Von dort aus klettert das Gleis Kilometer für Kilometer nach oben.
01:42Von Siliguri geht es über Zwischenstationen wie Tendaria bis auf über 2100 Höhenmeter.
01:48Chandram Manga Bamadur arbeitet seit über 20 Jahren auf den alten Dampfloks, so wie sein Vater und Großvater vor ihm.
02:00Vom einfachen Laufburschen hat er sich bis zum Heizer hochgearbeitet.
02:03Ich liebe die Dampflok. Schließlich haben meine Vorfahren ja auch schon auf ihr gearbeitet.
02:14Außerdem mag ich sie, weil die Arbeit hier ein richtiges Training für meinen Körper ist.
02:17Alle paar Minuten muss der 40-jährige Heizer neue Steinkohle in den Ofen schaufeln.
02:25Pausen zum Ausruhen bleiben ihm kaum.
02:31Dabei ist es Frühjahr noch die ruhigste Zeit für die Männer.
02:38In der Monsoon-Saison ist es hier ziemlich gefährlich.
02:41Von Zeit zu Zeit gibt es Erdrutsche. Von oben bis runter auf das Gleis.
02:54Es kommt auch vor, dass es Unfälle zwischen den Autos und unserem Zug gibt.
03:00Gerade wenn Straßenbauarbeiten durchgeführt werden.
03:05Aber auch an Kreuzungen.
03:11Weil Straße und Gleis fast auf der gesamten Strecke nebeneinander verlaufen,
03:23müssen die Eisenbahner die Armaturen und die Strecke immer gleichzeitig im Auge behalten.
03:27Für den Zugführer allein ist das nicht zu schaffen.
03:35Chandramanga ist deshalb nicht nur Heizer.
03:37Als Assistenzfahrer trägt er auch Verantwortung für die Sicherheit während der Fahrt.
03:47Der Morgenzug wird zum Großteil von Schulkindern genutzt.
03:51Viele Familien können sich das Geld für den Bus nicht leisten.
03:54Daher genießen die Schüler einen Sonderstatus.
03:56Fahrscheine brauchen wir nicht.
04:09Wir werden noch nicht danach gefragt.
04:11Wir dürfen umsonst fahren.
04:12Wir werden noch nicht zuden.
04:17Musik
04:21Musik
04:45Musik
04:46Aus tropischen, schwülheißen Regionen führt die Strecke schnell in eine kühle, nasskalte Witterung, oft in die Berge Wolken verhangen.
05:05Das einzigartige Klima bietet jedoch beste Voraussetzungen für den Teeanbau.
05:11Es ist nie zu warm, ständig wechseln Sonne und Schatten.
05:16Die Teepflanzen können in der Höhlenlage bei kühlen Temperaturen langsam wachsen.
05:37Und bei der intensiven Sonneneinstrahlung in den Bergen entwickeln die Teeblätter ein blumiges und gehaltvolles Aroma.
05:45Musik
05:47Heute produziert die Region jährlich etwa 10.000 Tonnen Tee.
05:59Für Chandramanga beginnt heute mal wieder eine Zweitagesschicht.
06:05Musik
06:06Diesmal ist er mit der B779, der Himalayan Bird, aus dem Jahre 1889 in die Berge unterwegs.
06:14Musik
06:15Immer wieder kommt die alte Dampflok zum Halten.
06:28Wenigstens dreimal muss der Wasserkessel nachgefüllt werden.
06:32An insgesamt zehn Bahnhöfen steigen Passagiere ein oder aus.
06:37Herstellergarantien, Werkswartung oder Ersatzteillieferung gibt es nicht.
06:42Mit jeder Fahrt müssen die Eisenbahner beweisen, dass die alte Technik immer noch zuverlässig funktioniert.
06:50Nur dann können sie auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze hoffen.
06:52In die andere Richtung, talwärts, ist heute Anmol Reh unterwegs, ein Teebauer aus den Bergen.
07:12Er ist ein guter Bekannter von Chandramanga und kennt die Haltepunkte der Lok genau.
07:18Wann immer sich die Männer treffen, bleibt Zeit für ein kurzes Schwätzchen.
07:20Ich bin auf dem Weg nach unten.
07:26Ah, nach Siliguri.
07:27Genau.
07:28Hast du dort was zu erledigen?
07:32Ja, ich muss etwas für das Teefeld besorgen.
07:39Kennst du schon den neuesten Witz?
07:42Wie hört es sich an, wenn der Zug aus Siliguri hochkommt?
07:46Wir müssen ankommen, wir müssen ankommen, wir müssen ankommen.
07:50Und wenn es dann runter geht?
07:54Geld ist alle, Geld ist alle, Geld ist alle.
07:59Die Bergregion Darjeeling lebt heute neben dem Tee von indischen Touristen, die hier oben Erholung suchen.
08:06Bergbewohner wie Anmol Reh fahren zum Einkaufen dagegen ins Tal, wo es billiger ist.
08:11Für die Menschen hier sind die Züge Teil ihres Alltags.
08:33Die Konstruktion der Strecke vor 125 Jahren war eine Meisterleistung.
09:03Das war eine Meisterleistung englischer Ingenieure.
09:07Wegen der enormen Steigung mussten die Biegungen des Gleises sehr eng konstruiert werden.
09:14Ein Schmalspurgleis mit 61 Zentimetern Breite kam dafür zum Einsatz.
09:18Nur mit Hilfe von 360 Grad Komplettschleifen, sogenannten Loops, lässt sich die Steigung bis zu 20 Prozent bewältigen.
09:27Die erste Lokomotive rollte im Jahr 1881 durch die Berge Darjeelings.
09:39Etwa 40 Jahre, nachdem die Engländer hier mit dem Teeanbau begonnen hatten.
09:44Die Bergbahn ermöglichte den Transport im großen Stil.
09:48Dabei war ihr eigentlicher Zweck zunächst ein anderer.
09:50Um dem schwülwarmen Klima in Kalkutta zu entkommen, suchten die englischen Kolonialherren einen schnellen und bequemen Weg in den kühleren Himalaya.
10:00Entstanden ist ein Wunderwerk der Technik.
10:02In über 900 Kurven windet sich die Strecke die 86 Kilometer empor.
10:21Das Bergland von Darjeeling gehört zu einem Ausläufer des Kanchenchunga-Massivs.
10:32Mit fast 8600 Metern ist sein Gipfel der dritthöchste Berg der Erde.
10:56Für die Bergregion wurde die Bahn das Tor zur Außenwelt.
11:02Diese Rolle hat sie inzwischen abgeben müssen.
11:07In den 60er Jahren wurde entlang der Schiene eine Straße gebaut.
11:15Eine ganze Branche hat sich seitdem auf den Autotransport spezialisiert.
11:21Busse und vor allem geländefähige Jeeps bieten ihre Dienste an.
11:28Bis zu zehn Personen teilen sich die Plätze in diesen Vehikeln.
11:32Busse und vor allem geländefähige Jeeps bieten ihre Dampflokse.
11:33Die Dampflokse und vor allem geländefähige Jeeps bieten ihre Dampflokse.
11:35Die Dampflokse fahren weiter mit der Bergbahn.
11:39Unten im Lokdepot in Siliguri warten die alten Loks deshalb immer länger auf ihren Einsatz.
11:46Noch vor 30 Jahren waren wenigstens fünf der 14 Dampfloks gleichzeitig unterwegs.
11:51Heute sind es maximal drei.
11:53Und es könnten noch weniger werden.
11:55Denn vor einigen Jahren hat die Bahngesellschaft begonnen, auf der Himalaya-Strecke zusätzlich Diesel-Loks einzusetzen.
12:09Sie sind schneller und billiger als die Dampfmaschinen und haben bereits auf der Talstrecke rund um Siliguri die alten Loks verdrängt.
12:17Für die Bergeisenbahner sind diese Loks ein großes Problem.
12:25Zwar darf jeder Mitarbeiter nach einer Umschulung auch die neuen Loks bedienen, das aber können auch Menschen aus anderen Teilen Indiens.
12:33Damit wächst die Konkurrenz.
12:35Die Talstation Siliguri hat sich in wenigen Jahren zu einem wichtigen Verkehrs- und Handelsknotenpunkt entwickelt.
12:48Heute leben hier rund 500.000 Menschen.
12:54Zwei- bis dreimal im Jahr kommt der Teebauer Anne Molray mit seiner Tochter hierher.
12:59Heute ist er auf der Suche nach einem Wasserschlauch für seine Felder.
13:03Die Region ist derzeit ungewöhnlich trocken.
13:05Seit Monaten hat es nicht richtig geregnet.
13:15Der Schlauch kostet umgerechnet etwa vier Euro.
13:22Können Sie das nicht einpacken?
13:25Sollen wir das einfach so tragen?
13:27Na gut, ist in Ordnung.
13:35An Molray ist einer der wenigen unabhängigen Kleinbauern, die vom Tee leben.
13:51Er wirtschaftet auf eigene Rechnung.
13:53So wichtig wie das Zubehör für den Teeanbau sind für ihn auch die Fahrtkosten von Darjeeling nach Siliguri.
13:5884 Rupien, etwa 1,50 Euro, kostet ihn eine Fahrt mit dem Jeep-Taxi.
14:08Eine Bahnfahrkarte wäre nicht einmal halb so teuer.
14:11Dennoch nimmt Anne Molray ein Taxi.
14:14Autos fahren öfter und kommen schneller in Darjeeling an.
14:17Chandra Manga kann maximal 15 Kilometer pro Stunde aus den alten Loks herausholen.
14:39Als es am Nachmittag nach über 50 Kilometern in die höheren Regionen geht, sind es sogar nur zehn.
14:46Der Zug muss nun Steigungen bis zu 20 Prozent bewältigen.
14:58Das weit verzweigte Eisenbahnnetz Indiens umfasst mehr als 63.000 Kilometer.
15:04Verglichen damit ist die Linie von Darjeeling nicht mehr als eine Spielzeugbahn.
15:09Toytrain, so wird sie deshalb auch im Volksmund genannt.
15:25Die einheimischen Straßenhändler und Anwohner haben sich mit der Nähe zum Gleis schon lange arrangiert.
15:31Auf Touristen wirkt die Darjeeling-Bahn wie ein Magnet.
15:40Viele kommen extra wegen ihr hierher.
15:42Eine Gesellschaft mit Sitz in London organisiert mehrmals im Jahr Sonderfahrten für Dampfbahn-Enthusiasten.
15:50Ein Vorteil für den Arbeitsmarkt in Darjeeling.
15:52Große Armut und Hunger gibt es kaum.
15:54Im Jahr 1999 wurde der Toytrain von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
16:13Dafür musste sich die Regierung verpflichten, die Bergbahn in Betrieb zu halten.
16:17Wie viele Züge jedoch fahren, kann die Bahngesellschaft selbst entscheiden.
16:22Umgerechnet etwa 230 Euro im Monat verdienen Eisenbahner wie Chandramanga.
16:28Die Arbeitsplätze sind begehrt, doch seit Jahren werden immer weniger Leute eingestellt.
16:33Wir mögen unsere Region.
16:38Wenn wir den Zug hier pflegen, besser entwickeln und schützen, geben wir damit auch unseren Einheimischen eine Chance.
16:44Und das macht uns glücklich.
16:51Kurz nach 19 Uhr erreicht die Himalayan Bird den Bahnhof von Goum, die letzte Station vor Darjeeling.
16:58Inzwischen hing die Bahn ihrem Zeitplan allerdings eine halbe Stunde hinterher.
17:03Der Wassertank musste mehrmals unplanmäßig nachgefüllt werden.
17:10Irgendetwas ist nicht in Ordnung.
17:13Per Hand müssen die Männer den Tank für die letzten acht Kilometer nachfüllen.
17:25Chandramanga legt ordentlich Kohle nach, um wenigstens einen Teil der Verspätung aufholen zu können.
17:33Doch wenige Kilometer später wartet schon das nächste Problem.
17:42Ein LKW steckt in einem Schlagloch fest und blockiert das Gleis.
17:51Hindernisse wie diese machen den Zeitplan der Bahn immer wieder zunichte.
17:55Die schmale Straße neben dem Berggleis hat den Status einer Hauptverkehrsstraße.
18:17Dabei sind viele Stellen für schwere Transporter gar nicht ausgelegt.
18:24Die mangelhafte Infrastruktur ist eine der stärksten Wachstumsbremsen Indiens.
18:29Als es endlich weiter geht, hat die Bahn bereits eine Stunde Verspätung.
18:48Erst gegen 20 Uhr wird sie den Zielbahnhof in Darjeeling Stadt erreichen.
18:52Ganz in der Nähe liegt das Tal der Teebauern, nur wenige Kilometer von der Distrikthauptstadt entfernt.
19:09Frühere Generationen hatten dieses Gebiet über lange Zeit stark abgerodet, um die Bäume als Brennholz zu verkaufen.
19:15Der Privatbauer an Molray hat mit seinem Teefeld heute eine weitgehend sichere Existenz.
19:36Nur die anhaltende Trockenheit könnte die Qualität der Ernte gefährden.
19:40Jetzt, Ende März, hätte es schon kräftig geregnet haben müssen.
19:44Weil es das nicht getan hat, will er den neuen Wasserschlauch verlegen.
19:55In Zeiten, als es noch keine Lastwagen gab, war die kleine Gebirgsbahn die Lebensader für Darjeelings Teeindustrie.
20:03Zu den Gleisen wurde die Ernte per Seilbahnanlage befördert.
20:10Auch hier sind Lkw längst auf dem Vormarsch.
20:17Neben Lebensmitteln für die Arbeiter schaffen sie Kohle für die Teefabriken heran und bringen die Teeernte zu den Händlern.
20:23Nur noch zwei der über 80 großen Teeplantagen sind an die letzte noch funktionierende Seilbahn angeschlossen.
20:37Seit 1932 ist sie in Betrieb.
20:40Erbaut wurde auch sie von den Engländern.
20:43Sie spart fast eine halbe Stunde Transportzeit.
20:46Auf anderen Teefarmen müssen Autos auf steilen Wegen die Waren transportieren.
20:50Großplantagen dominieren heute das Teegeschäft in Darjeeling.
21:03Jeder Arbeitsschritt ist hier genau festgelegt.
21:06Die Teeblätter werden ausschließlich von Hand gepflückt.
21:10Jeweils nur der oberste Trieb und die beiden jüngsten Blätter.
21:13Sie haben das feinste Aroma.
21:15Die Rollenverteilung bei der Ernte ist traditionell indisch.
21:23Die eigentliche Arbeit erledigen ausschließlich Frauen.
21:26Die Männer sind Aufseher.
21:33Für 100 Gramm Darjeeling-Tee müssen circa 2000 Blättchen gepflückt werden.
21:38Der feine Geschmack des Tees ändert sich nicht nur mit der Jahreszeit, sondern schon von Woche zu Woche, ja von Tag zu Tag.
21:52Abhängig von der Temperatur und der Feuchtigkeit während des Pflückens.
21:55Erntezeit ist von März bis November.
22:06Jetzt im Frühjahr wird die erlesene erste Ernte, der sogenannte First Flush, eingefahren.
22:12Kenner schätzen seinen blumigen, spritzig-frischen Geschmack.
22:18Damit der Tee sein Aroma behält, muss er so schnell wie möglich vom Feld zur Fabrik.
22:23Das war's für heute, bis zum Frühjahr, bis zum Frühjahr.
22:53In der Fabrik bekommt der Tee den entscheidenden Qualitätsschliff.
23:1015 Stunden lang trocknet er hier unter Luftzufuhr auf einem Rost, um danach behutsam eingerollt zu werden.
23:17Gerade durch die althergebrachte, jedoch sehr aufwendige Herstellungsweise ist Arjilings Tee teuer.
23:28Doch die Konkurrenz auf dem Weltmarkt ist groß.
23:33China macht Tee, Sri Lanka macht Tee, Nigeria macht Tee, sogar Argentinien macht Tee.
23:41Aber Arjilings Tee ist Arjilings Tee. Da gibt es keinen Zweifel, das ist der beste Tee der Welt.
23:47Tee kann jeder machen, aber nun ja, Scotch-Whisky wird ja auch in Schottland gemacht.
23:59Unter Ofenhitze lässt sich das Aroma in den eingerollten Blättchen natürlich konservieren.
24:05Die meisten Teefabriken von Darjeeling arbeiten komplett ohne Chemie.
24:172500 Kilogramm reiner Darjeeling Tee verlassen allein diese eine Fabrik pro Tag.
24:28Gründlich von Verunreinigungen gesäubert und nach Größe sortiert.
24:32Auf den Teeplantagen arbeiten rund 55.000 Menschen.
25:02Einfache Arbeiter verdienen rund 52 Rupien am Tag, etwa einen Euro.
25:08Aufwachen!
25:12Aufwachen!
25:36Das Railway Holiday Stay, der Schlafraum der Eisenbahner, befindet sich im Bahnhofsgebäude von Darjeeling.
25:49Durch den Pendelverkehr zwischen Berg- und Talstation werden die Räume von denselben Männern selten länger als eine Nacht benutzt.
25:56Nur etwa zehn Nächte im Monat verbringen die Eisenbahner zu Hause. Chandramanga hat gelernt, damit zu leben.
26:12Es ist eine Wechselbeziehung. Ohne Arbeit keine Familie. Ohne Familie keine Arbeit.
26:24Wenn die Familie sich nicht um mich kümmert, kann ich die Arbeit nicht richtig machen. Sie gibt mehr Kraft.
26:30Und genau so muss ich die Lok behandeln. Ja, Wasser geben und Kohle schaufeln. Und so sind wir die Familie für die Lok.
26:37Und es gibt auch Freunde hier oben, wie Anmol Ray.
26:45Hallo.
26:48Ich dachte, ich komme euch besuchen.
26:49Ich habe hausgemachten Tee von meiner Frau mitgebracht.
26:56Leider haben die Eisenbahner ausgerechnet heute nur wenig Zeit.
27:00Die Lok muss dringend repariert werden, damit der Fahrplan eingehalten werden kann.
27:07Eure Arbeit ist anders als unsere.
27:10Bei euch geht es ja nach Zeitplan.
27:12Bei uns auf den Feldern ist den ganzen Tag gleich viel zu tun.
27:15Und wenn wir keine Lust haben, können wir auch mal einen Tag freinehmen.
27:18Bei euch ist das anders.
27:25Der gute Tee soll natürlich trotzdem getrunken werden.
27:29Der Küchenmeister beginnt mit der Zubereitung.
27:32Wie überall in Indien wird der lose Tee mit dem Wasser aufgekocht und erst danach gefiltert.
27:37Das Wissen über die alte Technik wird über Generationen weitergegeben.
27:51Warum die Himalayan Bird zu viel Wasser verbraucht, können die Männer an diesem Morgen noch nicht feststellen.
27:57In wenigen Minuten sollte die Lok eigentlich abfahren.
28:00Doch schon jetzt steht fest, dass daraus nichts wird.
28:03Die Stadt liegt auf einem Berghang in 2100 Metern Höhe.
28:28Ein dicht verwinkeltes, kaum überschaubares Netz von steilen Gassen und Treppen durchzieht die Stadt.
28:39Von überall her strömen neue Einwohner herbei.
28:43In dem einst idyllischen Städtchen und seiner Umgebung wird es eng.
28:46Noch vor 100 Jahren lebten in der gesamten Bergregion Darjeeling nur etwa 50.000 Menschen.
28:53Heute sind es über 600.000.
29:01Der zu gleichen Teilen buddhistische wie hinduistische Tempel von Darjeeling ist einer der wenigen Ruhepole der Stadt.
29:08Affen genießen unter Indern hohe Achtung.
29:16Im Hindu-Glauben sind diese Tiere unter anderem verwandt mit dem Gott des Windes.
29:21Die Tage als kolonialer Erholungsort, als Hill Station, sind längst vorüber.
29:34Aber immer noch besuchen 250.000 Menschen jedes Jahr Darjeeling.
29:39Zumeist Inder aus der Mittelschicht.
29:40An Mollre ist zurück auf seinem Feld.
29:47Bis in die 50er Jahre war auch dieses Land eine privat geführte Großplantage, die aber wegen Misswirtschaft schließen musste.
29:57Anfang der 80er Jahre gab die Regierung einzelne Parzellen kostenlos an die Bauern ab.
30:03Eine Ausnahme.
30:10In unserem eigenen Interesse arbeiten wir den ganzen Tag.
30:20Es ist für uns, also halten wir durch.
30:22Wir müssen uns nicht von den Teemplantagenbesitzern abhängig machen, von Managern und Besitzern.
30:28Da sind wir unabhängig.
30:30Deswegen geht es uns besser und wir sind glücklicher als früher.
30:33Über 450 Familien leben auf der ehemaligen Plantage.
30:42Die Gemeinde besteht aus 14 Dörfern.
30:47Jeder Bauer wirtschaftet für sich selbst.
30:49Trotzdem haben sich alle zu einer Kollektive vereint.
30:53An der Sammelstelle tragen die Dörfer ihren Teeertrag zusammen.
31:03Die Teebauern verfügen über keine eigene Fabrik.
31:06Die Kollektive verkauft ihren Roh-Tee an Zwischenhändler, die ihn anschließend auf dem Großmarkt vertreiben.
31:13Im Durchschnitt verdienen die Teebauern so umgerechnet etwa 200 Euro im Monat.
31:17Deutlich mehr als die Pflückerinnen auf den Großplantagen.
31:20Da sich die Kollektive keinen eigenen LKW leisten kann, verlässt der Tee die Gemeinde mit einem gecharterten Vehikel.
31:45Heute sind es 357 Kilogramm.
31:50Chandra Manga und seine Kollegen haben es nicht geschafft, den Fehler an der Dampflok zu finden.
32:19Kurzfristig musste eine der neuen Dieselloks hochbeordert werden.
32:23Diesmal sind sie im Konkurrenzkampf Dampf gegen Diesel unterlegen.
32:26Der Ost-Himalaya ist eine der völkerreichsten Regionen Asiens.
32:44Bengali, Gurkas, Nepalesen und Tibetaner im Exil leben hier friedlich nebeneinander.
32:50Anhänger fast aller wichtigen Weltreligionen sind vertreten. Hindus, Buddhisten, Christen und Moslems.
32:57Tindaria, der Eisenbahner Ort auf halber Bergstrecke.
33:22Chandra Manga ist hier zu Hause. Auf der Dampflok wollte er schon als Kind arbeiten. Er weiß auch genau warum.
33:38Niemand kommt doch hierher, um die Diesellok zu sehen. Alle kommen her, um sich die Dampflok anzuschauen.
33:52Und solange es die Dampflok gibt, kommen auch viele Touristen.
33:54Damit steigen unsere Einnahmen. Das ist nur vorteilhaft. Für Hotelbesitzer und die Arbeitslosen, die dann Beschäftigung bekommen.
34:05Es ist also wichtig, dass die Dampfloks erhalten bleiben.
34:14Nahezu das gesamte öffentliche Leben in Tindaria hängt am Dampfbahnbetrieb.
34:20Im Railway-Krankenhaus erhalten Bahnangestellte und ihre Familienangehörigen kostenlos medizinische Versorgung.
34:26Der Ort besitzt neben einem College für Jungs sogar eines speziell für Mädchen.
34:36Der Schulbetrieb ist christlich geprägt, steht aber allen Glaubensrichtungen offen.
34:41Die meisten der 300 Schülerinnen sind Töchter von Eisenbahnern. Gezielt wird die englische Sprache gelehrt.
34:47Auch die 14-jährige Susanna, die Tochter von Chandramanga, erhält so die Voraussetzungen für eine höhere Bildung.
35:08Jeder Schultag endet mit einem Gebet.
35:11Von der Schule nach Hause ist es für die meisten Kinder nur ein kurzer Weg.
35:38Auch Susanna braucht nur zwei Minuten bis zum elterlichen Mittagstisch.
35:47Gemüse in Currysoße. Heute ist es nur ein schneller Imbiss.
35:52Susanna will zum Förderkurs. Eine freiwillige Entscheidung, denn mit besseren Schulnoten steht Indern heute die ganze Welt offen.
35:59Selbst Mädchen.
36:00Meine Kinder sagen, dass sie das Ziel haben, nach dem Studium vielleicht ins Ausland zu gehen.
36:08Aber wenn man hier einen guten Job bekommt, kann man ja auch hier bleiben.
36:17Viele wollen ins Ausland gehen, um dort zu arbeiten.
36:22Es gibt viele Arbeitslose im Ort. Aber wenn die Dampflok bleibt, können sie bestimmt auch hier eine Arbeit bekommen.
36:28Chandra Manga trifft sich am Nachmittag mit seinem ehemaligen Lokführerkollegen Balmachi.
36:38Der lebt heute von einer kleinen Eisenbahnerpension.
36:41Vielleicht hat der 62-Jährige eine Idee, warum die Dampflok oben in Darjeeling nicht richtig läuft.
36:47Treffpunkt ist der Fußballplatz, auf dem Chandra Mangas Sohn Sora spielt.
36:54Der 16-Jährige beginnt bald mit dem Gymnasium. Danach will auch er für einen guten Arbeitsplatz Tendaria verlassen.
37:01Wir denken, dass es für uns alle eine große Hilfe wäre, wenn die Loks mehr im Einsatz wären.
37:13Die Züge fahren immer seltener.
37:17Er hat ja noch miterlebt, wie früher vier bis fünf Züge am Tag fuhren.
37:21Bei mir sind es nur noch zwei.
37:26Wenn die großen Minister sich zurückhalten, können wir gar nichts tun.
37:31Wir Bürger können überhaupt nichts machen.
37:38Dabei ist es doch Aufgabe der Regierung, uns zu erzählen, wie man den Ort hier entwickelt.
37:43Wie man den Kindern eine Zukunft bietet.
37:48Das ist jedenfalls unsere Meinung.
37:49Seit dem ersten Einsatz der Bahn vor 125 Jahren hat sich vieles im Alltag auf- und neben dem Gleis verändert.
38:13Doch manchmal scheint die Zeit stillzustehen.
38:16Das ist jedenfalls eingeladen.
38:18Wie man den Ort hier nicht in der Geschichte soll.
38:19Das ist jedenfalls unsere Meinung.
38:21Wie man den Ort hier nicht in der Geschichte soll.
38:22Untertitelung. BR 2018
38:52Am nächsten Morgen auf einem Nebengleis im Bahnhof Darjeeling. Die Himalayan Bird soll repariert werden.
39:08Chandra Manga und Balmaji haben sich früh von Tendaria auf den Weg hierher gemacht.
39:24Der ehemalige Lokführer hat über 40 Jahre auf den fahrenden Bahnen verbracht.
39:32Auf seinen Rad hin überprüfen die Männer den Hauptzylinder, das Herzstück der Himalayan Bird, durch das die Dampfkraft auf die Räder übertragen wird.
39:41Und tatsächlich, Balmajis Gespür war richtig. Die eingesetzten Kolbenringe haben falsche Größen.
39:53Beim Öffnen des Zylinders erkennen die Eisenbahner schnell, warum die Lok Probleme macht.
39:57Im Geräteraum lagern reichlich Ringe. Sie sind zwar alt, scheinen aber noch brauchbar zu sein. Wichtig ist nur, dass die Größe stimmt.
40:17Neue Teile können wir jetzt nicht nehmen. Wir müssen spätestens um 16 Uhr los. Und für ein neues Teil brauchen wir viel länger, um es erst anzupassen.
40:33Wir vergleichen deshalb einfach die Standardgröße und nehmen ein altes Teil für die Lok.
40:37Danach läuft alles wie geschmiert. Gut geölt und mit den richtigen Ersatzteilen sitzt der Zylinderkolben perfekt.
40:50Ob er aber auch unter Belastung die nötige Kraft entwickelt, wird die Testfahrt zeigen.
40:58Hier auf dem Nebengleis darf Balmajis, der pensionierte Lokführer, mit Hand anlegen.
41:07Wir sollten all das hier gut pflegen und bewahren.
41:19Unsere Vorfahren haben auf der Lok gearbeitet.
41:22Und wir hoffen, dass wir daraus auch etwas für die Zukunft unserer Kinder machen können.
41:27Das ist wichtig.
41:29Für unsere Bevölkerung hier in Darjeeling ist es auch wichtig.
41:33Gibt es diese Dampflok, dann gibt es auch Darjeeling.
41:37Die Testfahrt war erfolgreich. Es geht wieder auf die Strecke.
41:53Die Dampfloks in Darjeeling können also weiterfahren.
42:00So wie schon vor 125 Jahren.
42:02Hier hat es auch sagt.
42:06Das ist티k degli Dampfloks.
42:07Das ist meine CD.
42:11Die Dampfloks in Dar попробwachen.
42:17Das ist das
42:19Untertitelung des ZDF, 2020