https://www.pupia.tv - Arno Kompatscher - Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg - ein Anlass, um über den Wert der Demokratie, Freiheit und Gleichheit nachzudenken. Ottant'anni fa terminò la Seconda Guerra Mondiale - un'occasione per riflettere sul valore della democrazia, della libertà e dell'uguaglianza. (08.05.25)
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00:00Mit der bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit seinen über 60 Millionen Toten.
00:10Erst nach und nach wurde auch das wahre Ausmaß des Völkermordes bekannt, den das verbrecherische Naziregime an 6 Millionen Juden, an Sinti und Roma, an Homosexuellen, an Menschen mit Behinderung und an politisch Andersdenkenden begangen hat.
00:25Der faschistische und nationalsozialistische Rassenwahn, die Idee von einem Herrenvolk in einem gleichgeschalteten Staat mit einem einzigen Führer, hatte zum organisierten Massenmord an Männern, Frauen und Kindern, zur Unterdrückung und Auslöschung von allem, was als abweichend, entartet, ungesund oder anders abgestempelt wurde, geführt.
00:47Vor 80 Jahren, nach der Befreiung durch die Amerikaner, die Briten und die Sowjetarmee, schlug in Europa somit die Stunde Null, mit der Chance, neu und besser anzufangen.
00:59Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen und die neuen demokratischen und antifaschistischen Verfassungen der Nachkriegszeit sind Ausdruck der Lehren, die man insbesondere auch in Deutschland, Österreich und Italien aus diesem schwärzesten Kapitel der Menschheitsgeschichte gezogen hat.
01:18Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz, niemand darf diskriminiert werden und vor allem die Würde des Menschen ist unantastbar.
01:29Kein menschengemachtes Gesetz darf gegen diese Prinzipien und die fundamentalen Menschenrechte verstoßen.
01:34Die Philosophin Hannah Arendt brachte mit ihrem Satz
01:38Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen bei Kant
01:41zum Ausdruck, dass man sich seiner persönlichen Verantwortung nicht dadurch entziehen kann,
01:47indem man sich auf den blinden Gehorsam von menschenfeindlichen Befehlen beruft.
01:51Dieses Arendt-Zitat prangt heute als demokratische Antwort auf das faschistische
01:57Gredere, Obediere, Kombattere vor dem Mussolini-Relief am Gerichtsplatz in Bozen.
02:05Diese Stunde Null des 8. Mai 1945 eröffnete auch für Südtirol einen Neubeginn.
02:13Nach der leidvollen Erfahrung zweier Diktaturen, in denen sich Südtiroler nicht nur unter den Opfern,
02:18sondern auch unter den Tätern befanden, waren es in besonderer Weise auch Personen aus dem Widerstand
02:24gegen Faschismus und Nationalsozialismus, die ausgerechnet an diesem Tag die Gründung einer Partei,
02:31die die Interessen der österreichischen Minderheit in Italien vertreten sollte,
02:34möglich gemacht haben.
02:37Der Wunsch nach Rückkehr Südtirols zu Österreich wurde von den Alliierten zwar verwehrt,
02:43aber im Pariser Vertrag vom 5. September 1946 wurde festgeschrieben,
02:47dass die Südtiroler Minderheiten geschützt werden und dem Land eine Autonomie gewährt werden sollte.
02:55Der Weg bis zur tatsächlichen und gerechten Umsetzung dieses Vertrages war auch im demokratischen
03:00Nachkriegsitalien steinig und lang.
03:02Aber ohne die Befreiung durch die Alliierten, ohne die demokratischen Verfassungen und ohne das
03:08wiederhergestellte Vertrauen auf das Völkerrecht, wäre unsere Autonomie, die heute als Vorzeigemodell gilt,
03:15ebenso wenig denkbar wie das vereinte Europa.
03:18Auch die europäische Zusammenarbeit mit der Überwindung des Nationalismus und damit einhergehend
03:25acht Jahrzehnte Frieden, Sicherheit und Wohlstand fand ihren Ursprung in dieser Stunde null.
03:32Gerade wir Südtiroler und Südtirolerinnen, die wir in Italien anders sind,
03:41sollten uns der Bedeutung des 8. Mai, des Tages der Befreiung und des Neubeginns bewusst sein
03:46und jeden Tag für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit sowie für das Recht, anders zu sein, eintreten.
03:53Wir sehen uns beim nächsten Mal.