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00:00Oh
00:30Um etwas ĂŒber SĂ€ugetiere zur Zeit der Dinosaurier zu erfahren, standen den PalĂ€ontologen lange Zeit nur Fragmente von Fossilien zur VerfĂŒgung.
00:56Deshalb dachten sie, diese nur mausgroßen Tiere hĂ€tten sich erst nach dem Aussterben der Dinosaurier zu unterschiedlichen Arten entwickelt.
01:06Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts enthĂŒllte der Fund großartiger, hervorragend erhaltener Fossilien in China, dass die SĂ€uger sich schon sehr viel frĂŒher fĂŒr ihr Überleben gerĂŒstet hatten.
01:18Durch die Analyse jedes noch so kleinen Details ihrer Gestalt lĂ€sst sich nachweisen, wie sie neben den furchterregenden Fleischfressern leben und ĂŒberleben konnten.
01:30Im Nordosten Pekings, in der von Vulkanen geprÀgten Region Liaoning, werden Fossilien erstaunlicher SÀugetiere gefunden.
01:54Der Repenomamus zum Beispiel. Ein Tier von der GrĂ¶ĂŸe eines Wolfs, das junge, gefiederte Dinosaurier verschlingen kann.
02:03Er wird zwar von großen RĂ€ubern wie dem Jut Tyrannus erbeutet, ist aber dennoch stattlicher als alle bisher bekannten SĂ€ugetiere.
02:21Der Repenomamus lebt vor 130 Millionen Jahren in einem Gebiet mit hĂ€ufigen VulkanausbrĂŒchen.
02:36Konserviert in der feinen Asche hat sein Skelett die Zeiten ĂŒberstanden.
02:56Heute wirft es alles ĂŒber den Haufen, was die PalĂ€ontologen ĂŒber die ersten SĂ€ugetiere wussten.
03:12Diese SĂ€ugetierfossilien stehen im Zusammenhang mit unserer eigenen Stammesgeschichte, da wir ja ebenfalls SĂ€ugetiere sind.
03:42Wie der Name schon sagt, sind SÀugetiere die einzigen Tiere, die ihre Jungen sÀugen.
03:49Ihre besonderen Kennzeichen sind das Fell, das vom Kiefer getrennte Hörorgan und verschiedenartige ZÀhne.
03:56Damit haben sie, wie die jĂŒngsten Funde zeigen, bereits zur Zeit der Dinosaurier ĂŒberlebenswichtige Vorteile.
04:02Wir haben festgestellt, dass sie erst ZĂ€hne mit einfachen Spitzen hatten und dann ZĂ€hne mit vielen verschiedenen Zacken entwickelten.
04:14Mit diesen Werkzeugen konnten sie das Massensterben der Dinosaurier ĂŒberleben, das zu ihrer Auslöschung fĂŒhrte.
04:19Den Fossilien nachzuschließen, die um 2000 ausgegraben wurden, traten die ersten SĂ€ugetiere vor etwa 125 Millionen Jahren auf.
04:30Genetische Analysen lassen allerdings darauf schließen, dass ihre Geschichte noch sehr viel weiter zurĂŒckreicht.
04:37Seit zehn Jahren wird zwischen Genetikern und PalÀontologen gestritten, wer in dieser zentralen Frage recht hat.
04:43Alles beginnt vor 250 Millionen Jahren, zu Beginn der Triaszeit, die von extremer Hitze gekennzeichnet ist.
05:03Die Urahnen der SÀugetiere sind sÀugetierÀhnliche Reptilien, wie dieser Trinaxodon.
05:13Dieser Abkömmling der Reptilien gilt als Zwischenstufe der Entwicklung zum SÀugetier.
05:19Seine Beine befinden sich nicht unter dem Körper, sondern leicht seitlich, wie bei einem Krokodil.
05:26Wie die SĂ€ugetiere besitzt er bereits verschiedene Zahntypen und ein Fell, aber noch kein Ă€ußeres Ohr.
05:34Um den hohen Temperaturen zu entgehen, grÀbt er GÀnge in Böschungen am Flussufer.
05:40Dort wurde er auch fossiliert.
05:43Im 19. Jahrhundert in SĂŒdafrika entdeckt, lĂ€sst sich sein Bau heute dank einer neuen Röntgentechnik im Synchrotron von Grenoble analysieren.
05:54Mit dieser innovativen Methode kann Vincent Fernandez 2011 zum ersten Mal das Innere eines Felsblocks untersuchen, ohne ihn zu zerstören.
06:11Diesen Bau haben wir in einem kleinen Steinbruch entdeckt, der fĂŒr Strassenarbeiten genutzt wurde.
06:21Wir fanden dort noch andere, doch dieser wies an den Bruchstellen kleine Knochen auf.
06:26Deshalb legten wir ihn frei, um ihn hier in Grenoble mit dem Synchrotron zu untersuchen.
06:30Dieser Bau wird in einer Zeit des Umbruchs verschĂŒttet. In der Trias vor 250 Millionen Jahren sterben 70 Prozent aller Arten auf der Erde aus.
06:44Dieser Felsblock hĂŒtet vielleicht das Geheimnis derer, die diese dramatische Auslöschung ĂŒberlebt haben.
06:49Welches Tier, welchen Baugrub lÀsst sich am besten feststellen, wenn wir dessen Bewohner darin finden.
06:57Damit das gelingt, werden wir den Block nicht manuell öffnen, sondern Röntgenstrahlen einsetzen, um das Tier in seinem fossilierten Bau zu untersuchen.
07:08Das Synchrotron ist wesentlich leistungsstÀrker als medizinisches Scanner.
07:13Mit ihm lassen sich durch die unterschiedliche Dichte Knochenfossilien vom eigentlichen Stein unterscheiden.
07:19Unter diesem leistungsstarken GerÀt wird ein Trinaxodon sichtbar, der Urahn der SÀugetiere.
07:32Außerdem gibt es eine weitere Überraschung. Ausgestreckt neben ihm liegt eine Amphibie, ein Brumis Tega.
07:49Das ist eine große Überraschung, denn so etwas ist außerordentlich selten.
07:56Im Allgemeinen teilen Tiere ihren Bau nicht mit anderen. Schon gar nicht mit Tieren, die ungefĂ€hr gleich groß sind wie sie.
08:02Und noch weniger mit Tieren, die die gleiche Nahrung zu sich nehmen.
08:04Wie Opossums, die in ihrem Bau, ĂŒberrascht von WĂ€rmebildkameras, fliehen, verkroch sich der Trinaxodon vor der Hitze ins KĂŒhle, um fĂŒr lĂ€ngere Phasen zu schlafen.
08:25Im Tiefschlaf hat er wohl nicht mitbekommen, dass der Brumis Tega in seinem Zufluchtsort Schutz suchte.
08:31Die Amphibie flĂŒchtete zum einen vor dem feindlichen Klima, doch auch, weil sie, wie ihre fossilen Überreste zeigen, verletzt war.
08:46Wir haben festgestellt, dass der Brumis Tega sieben aufeinanderfolgende Rippen gebrochen hatte, die jedoch gerade aushalten.
08:53Das ist am Kalus zu erkennen. Dadurch wird sichtbar, dass die Verletzung wohl schon einige Wochen alt war.
08:58Diese Entdeckung zeigt, dass die Vorfahren der SĂ€ugetiere die FĂ€higkeit entwickelt hatten, in eine Art Schlafstarre zu verfallen.
09:08Das verletzte und das schlafende Tier wurden zusammen von einem gewaltigen Hochwasser ĂŒberrascht.
09:13Trinaxodon gehört zu einem Stamm, der unter der ErdoberflÀche lebte.
09:24Sie gruben sich ein und konnten dank ihres besonderen Stoffwechsels DĂŒrreperioden ĂŒberleben.
09:29Und das Überleben dieses Stammes fĂŒhrte dazu, dass mehrere Millionen Jahre spĂ€ter die SĂ€ugetiere auftauchten.
09:34Nun sind Vincent und seine sĂŒdafrikanischen Kollegen auf der Suche nach neuen Bauten,
09:53die sie scannen können, um weitere Geheimnisse zu lĂŒften.
09:56Wir suchen nach einem Ei oder einem trÀchtigen weiblichen Tier, um endlich herauszufinden, wie sich unsere entfernten Vorfahren fortgepflanzt haben.
10:15Kein einfaches Unterfangen. Denn SĂ€ugetierfossilien sind in den Fundorten aus der Trias außerordentlich rar.
10:22Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war nur anhand von ZĂ€hnen etwas ĂŒber die ersten SĂ€uger bekannt.
10:37Wie bei diesen millimetergrossen Exemplaren, die im Naturkundemuseum von Paris aufbewahrt werden.
10:43Der Experte fĂŒr SĂ€ugetiere, Emmanuel Gerbrandt, erinnert sich an seine AnfĂ€nge als PalĂ€ontologe.
10:54Zu Beginn meiner Karriere zwischen 1980 und 1990 waren einzelne ZĂ€hne eigentlich die einzigen Überreste, die gefunden wurden.
11:04Es war geradezu der Traum eines PalÀontologen, Kiefer, ja sogar SchÀdel zu finden.
11:09Diese winzig kleinen Überreste wurden in mĂŒhsamer Kleinarbeit geborgen.
11:18Um auch nur wenige SÀugetierzÀhne zu finden, siebten die PalÀontologen mehrere Tonnen Sedimente.
11:24Die ZÀhne sind allein deshalb so gut erhalten, weil der Zahnschmelz besonders widerstandsfÀhig ist.
11:41ZÀhne sind der Teil des Skeletts, der am meisten Mineralien enthÀlt und so am besten fossiliert.
11:46Das Besondere an Sammlungen vereinzelter SĂ€ugetierzĂ€hne ist, dass diese Überreste sehr klein sind.
11:57Sammlungen von mehreren hundert ZĂ€hnen passen in eine Schuhschachtel.
12:01Eine sehr artenreiche Tierwelt, selbst die gesamte Geschichte einer bestimmten geografischen Region,
12:06kann vertreten sein in einer Sammlung von hunderten von ZĂ€hnen, die sich in einer Kommodenschublade unterbringen lassen.
12:16So ist es auch bei der wichtigsten Sammlung, die das Team von Emmanuel Gerbrandt untersucht.
12:23Angelegt wurde sie 1976 in Saint-Nicolas-de-Port, in der NĂ€he von Nancy.
12:28Heute zÀhlt sie nahezu tausend ZÀhne aus der Obertrias vor 210 Millionen Jahren.
12:37Sie reprÀsentieren die weltweit Àlteste bekannte Fauna der SÀugetiere.
12:41Etwa zehn verschiedene Arten wurden anhand der Morphologie ihrer ZĂ€hne identifiziert.
12:47Die drei Spitzen auf diesen BackenzĂ€hnen sind tatsĂ€chlich charakteristisch fĂŒr SĂ€ugetiere.
12:52Sie dienten dazu, die Nahrung zu zerkleinern, in ErgÀnzung zu den EckzÀhnen, mit denen sie festgehalten,
12:59und den SchneidezÀhnen, mit denen sie abgebissen wurde.
13:02Dieses komplexe Gebiss ist ein Zeichen fĂŒr die Zugehörigkeit zur Klasse der SĂ€ugetiere,
13:07denn andere Tierarten besitzen nur einen einzigen Zahntypus.
13:11Die Morphologie der ZĂ€hne ist wie ein IdentitĂ€tsnachweis fĂŒr eine Gruppe von Lebewesen.
13:18Sie ist der Ausweis, mit dem sich das Tier identifizieren lĂ€sst und vermittelt darĂŒber hinaus Hinweise auf seine Nahrung.
13:29SpitzezÀhne zum Beispiel weisen auf Insekten als Nahrung hin, ein eher flaches Relief auf Pflanzenfresser.
13:40Diese Fossilien verraten also, von welcher Nahrung die SĂ€ugetiere zur Zeit der Dinosaurier lebten.
13:47Allerdings liefern sie keinerlei Hinweis auf deren Aussehen.
13:55Doch 2008 wird durch ein in Frankreich gefundenes Indiz das Geheimnis gelĂŒftet, wie die Haut dieser ausgestorbenen Tiere beschaffen war.
14:04Nahe der AtlantikkĂŒste wird ein Steinbruch stillgelegt.
14:12Zwei PalÀontologen der UniversitÀt Rennes machen sich zunutze, dass die Sandgewinnung hier FelswÀnde zutage treten lÀsst und begeben sich auf die Suche nach Fossilien.
14:22Diese geologische Schicht stammt aus der Kreidezeit.
14:33Vor 100 Millionen Jahren wuchs hier ein Wald aus Koniferen und GinkobĂ€umen, wie Romain VĂŒlo und Didier Nerodot herausgefunden haben.
14:41Dieses Blatt steckt seit 100 Millionen Jahren in der Thunerde. Es lÀsst sich abheben und wenn ich darauf blase, biegt es sich. Das zeigt, dass es noch weich ist.
14:59Abgesehen von seiner schwarzen Farbe haben Millionen Jahre diesen Pflanzenrest wenig anhaben können.
15:10Doch die PalĂ€ontologen suchen nach einem anderen Schatz, einem StĂŒck Bernstein.
15:15Denn das Harz, das an den StÀmmen der Koniferen herabtropfte, schloss manchmal Reste von Tieren ein.
15:26Hier sind wir am Grund des Steinbruchs.
15:29Und hier rieselte Wasser und hat einen kleinen, interessanten Aufschluss gebildet.
15:34Wir sehen die verschiedenen Schichten.
15:39Es sieht aus wie ein Tigermuster, weil unterschiedliche Sedimente aufeinander geschichtet sind.
15:45Wir finden zwei große Ablagerungen.
15:47Zum einen weißen, ockerfarbigen und roten Sand, zum anderen kohleartige Ansammlungen, die diese kleinen, schwĂ€rzlichen Adern bilden.
15:54Gut zu sehen sind hier die wechselnden Schichten von Sand und kleinen Einbettungen von Tonerde.
16:02Sie enthalten Pflanzenreste und kleine StĂŒcke Bernstein, fĂŒr die wir uns besonders interessieren.
16:12Anschließend wird das gewonnene Sediment im nahegelegenen Teich gesiebt.
16:16Viele kleine Fragmente.
16:20Hier ist ein grĂ¶ĂŸeres StĂŒck. Leicht durchsichtig, ein wenig braun, ein wenig rot.
16:25Neben derart minutiöser Arbeit schuldet die PalÀontologie auch viel dem Zufall.
16:39Ein wichtiges Indiz fĂŒr das Erscheinen der SĂ€ugetiere verdankt sie einem GlĂŒcksfall.
16:45Bei der Untersuchung von Bakterienfilamenten macht ein Kollege von Romain Vuelot eine Ă€ußerst seltene Entdeckung.
16:59Fellhaare. Eingeschlossen in Bernstein.
17:04Wir sahen uns diesen Bernstein gemeinsam an und bemerken in der Mitte das lÀngere der beiden Haare, das leicht gebogen ist.
17:10Es ist sehr dĂŒnn.
17:14Wir verglichen dieses ĂŒber 100 Millionen Jahre alte Haar mit dem Fell heutiger SĂ€ugetiere.
17:21Und konnten feststellen, dass es zahlreiche Ähnlichkeiten mit heutigen Arten aufweist.
17:28Vor allem die Morphologie der Schuppen ist sehr Àhnlich.
17:32Aber auch deren Anordnung und Umrisse weisen große Ähnlichkeiten mit dem Fell heutiger SĂ€ugetiere auf.
17:37FĂŒr einen PalĂ€ontologen ist das eine ungewöhnliche Entdeckung, denn so etwas gibt es nur ein oder zweimal auf der Welt.
17:47Vor 100 Millionen Jahren besitzen SĂ€ugetiere bereits die gleichen Haare wie heute.
17:54Sie schĂŒtzen die warmblĂŒtigen Tiere vor den klimatischen UnwĂ€gbarkeiten und helfen ihnen, das Massensterben zu ĂŒberleben, das die großen Dinosaurier dezimiert.
18:03Neue Hinweise auf die Morphologie der ersten SĂ€ugetiere werden zu Beginn des 21. Jahrhunderts in China ausgegraben.
18:24In geologischen Schichten vom Beginn der Kreidezeit vor 125 Millionen Jahren werden Fossilien einer Tierwelt gefunden, die eine Halbinsel mit subtropischem Klima bevölkert.
18:38In dieser Welt, die beherrscht wird von riesigen Dinosauriern wie dem 10 Meter großen Titanosaurus, leben auch ganz kleine SĂ€ugetiere.
18:46Wie zum Beispiel Eomaya Skansoria, wörtlich ĂŒbersetzt die kletternde frĂŒhe Mutter.
18:57Sie war Beutetier der gefiederten Dinosaurier wie dem Zhenyuanlong.
19:01Doch seit ihrer Entdeckung 2002 gilt Eomaya als Àlteste Verwandte der SÀugetiere.
19:07Gefunden wurde sie in der Region Liaoning im Nordosten von Peking.
19:24Dieses ehemals vulkanische Gebiet konservierte ĂŒber Millionen Jahre Spuren einer weit zurĂŒckliegenden Vergangenheit.
19:30Zhe Shiluo, ein amerikanischer PalÀontologe mit chinesischen Wurzeln, geht an den FelswÀnden von Sichetun entlang,
19:44die berĂŒhmt sind wegen der zahlreichen Fossilien, die hier gefunden wurden.
19:51Die Yishian-Formation der Unterkreide entstand aus Ablagerungen in Seen, die eine große Vielfalt fossiler Wirbeltiere einschlossen.
20:00Die berĂŒhmtesten sind die gefiederten Dinosaurier.
20:03Doch die wichtigsten fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Evolutionsgeschichte der Menschen sind diese SĂ€ugetiere aus der Kreidezeit.
20:11Vor 125 Millionen Jahren bilden mehrere aufeinanderfolgende VulkanausbrĂŒche diese Sedimentschichten.
20:19Lagen rote Asche, begraben die SĂ€uger, die im grauen Schlamm festsitzen, unter sich und zerdrĂŒcken sie wie in einer Presse.
20:30Eomaya mit ihren 14 Zentimeter LÀnge und etwa 20 Gramm Gewicht wÀre den gefiederten Dinosauriern zweifellos nicht entkommen.
20:43Und vielleicht fand sie wÀhrend einer solchen Verfolgungsjagd den Tod, bevor sie zum Fossil wurde.
20:48Diese SĂ€ugetierfossilien sind sehr gut erhalten, denn die Tiere lebten in der NĂ€he von flachen Seen.
21:02Die Sedimente wuchsen ziemlich langsam und die harte Asche gelegentlicher VulkanausbrĂŒche trug dazu bei, diese SĂ€ugerfossilien in den Sedimenten einzuschließen.
21:12Das ist der Grund, warum sie so gut erhalten sind und unserer Forschung heute so schöne Fossilien zur VerfĂŒgung stehen.
21:26Im Naturkundemuseum in Peking studiert Jeixi Luo die Fossilien der Gruppe Eomayas Gansoria.
21:32Es sind Plazentatiere, also SÀuger, deren Junge im Uterus von einer Plazenta genÀhrt werden. Genau wie bei Menschen.
21:42Der vollstĂ€ndige Körper des Tieres ist hervorragend konserviert und ĂŒbertrifft den Traum eines jeden SĂ€ugetier-Experten.
21:54Dass wir hier ein vollstĂ€ndiges Fossil haben, ist etwas ganz Außergewöhnliches.
22:00Anhand des kompletten Skeletts können wir nun ein stimmiges PortrÀt der ersten SÀuger erarbeiten.
22:05Dieses Tier lebte in der Kreidezeit. Sein Kiefer ist schmal und es ist sogar mit bloßem Auge zu sehen, wie feingliedrig es war.
22:20An den langen Fingern und der besonderen Struktur der NÀgel können wir erkennen, dass es auf BÀume kletterte.
22:26Demnach waren die Vorfahren der Plazentatiere fĂŒr ein Leben in der ökologischen Nische der BĂ€ume besser ausgerĂŒstet als ihre Zeitgenossen.
22:39Das brachte uns im Verlauf der Evolution einen enormen Vorteil.
22:42Eomaya musste ihre Jungen in der Höhe lassen, geschĂŒtzt vor Dinosauriern, die manchmal direkt unter den BĂ€umen schliefen.
23:01Zeitweise verließen diese allerersten SĂ€uger ihre neue ökologische Nische, um zu trinken.
23:12Ihr Skelett zeigt, wie außergewöhnlich beweglich sie waren.
23:33Vor allem dank des trapezförmigen Handknochens, der wie bei den Primaten, die in BÀumen wohnen, besonders lang ist.
23:42Insbesondere an den Gelenken der ExtremitĂ€ten können wir sehr viele Merkmale ablesen, die dieses besondere Fossil in die Abstammungslinie einordnen, aus der schließlich die heutigen Plazentatiere hervorgingen.
24:00Die gut erhaltenen ZÀhne von Eomaya bieten Hinweise auf ihre ErnÀhrung.
24:07Wie Sie sehen, hat dieser SÀuger VorderzÀhne mit sehr scharfen Spitzen.
24:12Und die untere Zahnreihe weist ebenso scharfe Dreiecke auf.
24:22Sie eignen sich sehr gut, um Insektenskelette zu zerlegen oder um das Fleisch von WĂŒrmern abzubeißen.
24:27Und das Fleisch von WĂŒrmer abzubeißen.
24:29I don't know.
24:59Neben Eomaya wurden weitere Fossilien in China
25:28ausgegraben, die den PalÀontologen eine neue Sicht auf die Urform der SÀugetiere
25:33ermöglichen. Im Institut fĂŒr Wirbeltierpaleontologie in Peking, dem Tempel fĂŒr die Erforschung gefiederter
25:44Dinosaurier, werden erstaunliche Fossilien aufbewahrt. Wie das von Repenomamus, ein vollstÀndiges
25:53Skelett von ungewöhnlicher GrĂ¶ĂŸe. Der chinesische PalĂ€ontologe Yuan Qing Wang untersucht diese
26:01seltsame 70 Zentimeter lange Kreatur, die 2004 ausgegraben wurde.
26:07Viele SĂ€ugetiere des Mesozoicums haben die GrĂ¶ĂŸe einer Maus oder einer Ratte. Dieses ist also ziemlich groß.
26:15Eine weitere Besonderheit dieses großen SĂ€ugetiers ist, dass seine spitzen und scharfen ZĂ€hne in einen
26:22robusten Kiefer eingebettet sind.
26:27Bevor wir dieses Tier fanden, waren wir der Ansicht, SĂ€ugetiere im Mesozoicum seien kleine
26:33Insektenfresser gewesen und hÀtten im Schatten der Dinosaurier gelebt. Aber sehen Sie diese ZÀhne,
26:40sie sind scharf und spitz. Es ist also ein fleischfressendes Tier. Zumal wir in seinem
26:45Magen Knochenfragmente von Jungen des sogenannten Psittakosaurus gefunden haben. Sie haben also
26:51festgestellt, dass dieses Tier Dinosaurier gefressen hat.
26:59Das ist eine wahre Revolution. Es ist der Beweis, dass bestimmte Verwandte der SĂ€ugetiere
27:05sich von jungen Dinosauriern ernÀhrten und nicht nur von ihnen bedroht wurden.
27:22Die PalÀontologen wissen nicht, wie die Jagd eines Repinomamos ablief. Doch sie nehmen an,
27:28dass die Tiere ihre Beute, Àhnlich wie Wölfe, in Rudeln hetzten.
27:58Die Sammlung in Peking birgt weitere Objekte, die die Wissenschaftler in Erstaunen versetzen.
28:082006 wurde das Volatikotherium entdeckt, das eine KuriositÀt aufweist. Seine oberen und
28:14unteren ExtremitĂ€ten verbindet jeweils ein großer Hautlappen. Wozu konnte er dienen?
28:21Unter dem Mikroskop betrachtet, erweist sich ein dunkler Fleck als dichte Behaarung.
28:38Eine feine Hautmembran, bedeckt von Fell. Es ist eine Flughaut.
28:43Wie bei Flughörnchen spannt sie sich zwischen den Pfoten des Tieres, sodass das Volatikotherium
28:52von BĂ€umen in den Gleitflug abheben kann.
28:58Bis dahin galten FledermÀuse, die vor 50 Millionen Jahren auftauchten, als die Àltesten
29:04bekannten fliegenden SĂ€uger. Mit dem Volatikotherium, das zur gleichen Zeit lebte wie die Dinosaurier,
29:11wurde eine wichtige Verbindung zur Vergangenheit entdeckt.
29:17Dieser JĂ€ger wartete die DĂ€mmerung ab, um sich auf die Suche nach Beute zu machen.
29:31Das ist sehr interessant. Wir wissen nun, dass die Artenvielfalt der SĂ€ugetiere im Mesozoikum
29:38sehr viel grösser war als bisher angenommen. Im Allgemeinen gingen wir davon aus, die Tiere
29:43hÀtten auf BÀumen oder auf dem Boden gelebt. Doch diese Tiere können durch die Luft gleiten.
29:48Dieses fliegende Tier beweist, dass die SĂ€ugetiere sich an unterschiedliche Lebenswelten anpassten,
30:16schon lange vor dem Verschwinden der Dinosaurier.
30:21Doch trotz der Entdeckung dieser Vielzahl von Fossilien in China bewegt heute eine Frage die Wissenschaftler.
30:29Bis in welche Zeit reicht das Aufkommen der Plazentatiere zurĂŒck?
30:33In dieser Frage liefern sich Genetiker und PalÀontologen in zahlreichen Veröffentlichungen eine lebhafte Debatte.
30:44In Oldenburg verfolgen die Forscher die Gene heutiger Tiere zurĂŒck, um ihren Stammbaum zu rekonstruieren.
30:51Wir untersuchen die Ähnlichkeit eines Gens bei zwei unterschiedlichen SĂ€ugetierarten, um ihre Verwandtschaft festzustellen.
31:08Olaf Beninda Emmons ist Autor einer 2007 veröffentlichten Studie, in der die Gene von 99 Prozent aller heute lebenden SÀugetiere analysiert wurden.
31:22Acht Monate lang wurde DNA sequenziert, um die genetischen Mutationen von 60 Markern in der Evolution der SĂ€ugetiere zurĂŒckzuverfolgen.
31:39Die molekularen Daten liefern uns ein vollstÀndigeres Bild.
31:44Wir haben hier DNA von sehr viel mehr Arten, als durch Fossilien bekannt sind.
31:48Die Fossilien geben uns PunktschĂ€tzungen fĂŒr die Evolution.
31:51Die DNA fĂŒllt die LĂŒcken und zeigt an, wann sich sĂ€mtliche SĂ€ugetierarten von ihren gemeinsamen Vorfahren getrennt haben.
32:06Diese Methode der Molekulargenetik wird als molekulare Uhr bezeichnet.
32:11Sie zeigt an, dass die Plazenta-SĂ€uger sich im Jura vor 160 Millionen Jahren von den Beuteltieren getrennt haben.
32:19WĂ€hrend der Kreidezeit haben sie sich dann weiter diversifiziert, um schließlich die aktuellen Unterklassen zu bilden.
32:25Nagetiere, Fleischfresser und Primaten.
32:30Ein unerwartetes Ergebnis, denn an den Fundorten aus dieser Zeit wurde kein entsprechendes Fossil gefunden.
32:36Das ist interessant, denn es besteht eine große Diskrepanz zwischen molekularen und fossilen Untersuchungen.
32:48Eine solche Untersuchung an Fossilien wird zur gleichen Zeit jenseits des Atlantiks durchgefĂŒhrt, in Pittsburgh.
32:55Sie ist das Werk von John Wibble, PalĂ€ontologe am Carnegie Museum fĂŒr Naturgeschichte.
33:06Ausgangspunkt ist ein SchÀdel, der an einer 75 Millionen Jahre alten Fundstelle in der Mongolei entdeckt wurde.
33:22Dieser sogenannte Melestes gobiensis wird detailliert erforscht, denn er passt zu keiner bekannten Art.
33:27Dabei werden 400 morphologische Merkmale mit denen von 82 anderen SĂ€ugetieren verglichen.
33:34Fossilien und lebenden Tieren.
33:37Wir untersuchten die individuellen morphologischen Merkmale dieses Tieres im Vergleich zu einem breiten Spektrum anderer Fossilienformen und lebenden SĂ€ugern,
33:46um herauszufinden, was es ist und mit wem es verwandt ist.
33:50Unsere Untersuchung unterstĂŒtzt die traditionelle Ansicht, dass es in der Kreidezeit keine Tiere gab, die der Gruppe der Plazentatiere zuzuordnen sind,
33:59sondern lediglich Vorfahren der lebenden Plazentatiere.
34:03Wem ist zu glauben? Den Fossilienforschungen oder der genetischen Analyse?
34:08Alle molekularen Forschungen haben gezeigt, dass die Ordnungen der Kronengruppe wie Nager, Primaten, Fleischfresser oder FledermÀuse ihren Ursprung in der Kreidezeit haben,
34:18als die Dinosaurier noch lebten. Allerdings gibt es kein Fossil, das dies belegen wĂŒrde.
34:23Nach den Analysen der molekularen Uhr sollten Tiere, die den heutigen Ordnungen zuzurechnen sind, in den Fossilien aus der Kreidezeit vorhanden sein.
34:32Doch wir finden sie nicht.
34:34Es ist unstreitig, dass es in der Kreidezeit Plazentatiere gab.
34:39Umstritten ist, um welche Tiere es sich handelt und wer in dieser Frage recht hat.
34:49Beide AnsĂ€tze mĂŒssen noch weiter erforscht werden, bevor wir den vollstĂ€ndigen Stammbaum der SĂ€ugetiere rekonstruieren können.
34:56Einerseits durch eine PrÀzisierung des Rhythmus der genetischen Mutationen,
35:01andererseits durch die Suche nach Fossilien an neuen Fundorten.
35:04Um der Herkunft der SĂ€ugetiere auf die Spur zu kommen, untersuchen die PalĂ€ontologen auch, wie sich diese vor den Dinosauriern schĂŒtzten.
35:20Vor allem könnte die FĂ€higkeit, ihre Jungen zu sĂ€ugen, fĂŒr sie von Vorteil gewesen sein.
35:40Um zu verstehen, von wem die heutigen Beuteltiere und höheren SĂ€ugetiere abstammen, mĂŒssen wir deren entfernte Verwandte untersuchen.
35:49Dazu gehört das Zhangiotherium, ein SÀugetier, das Àlter ist als die Plazentatiere.
35:55Sein Fossil wurde 1997 in China entdeckt.
35:59Wir können ziemlich sicher sagen, dass es sich um ein SÀugetier handelt, denn es hatte Haare.
36:09Und Fell wird mit einer ganzen Reihe von reproduktiven Merkmalen in Verbindung gebracht.
36:13So wissen wir, dass es seine Föten gesÀugt haben muss.
36:17Aber wir wissen nicht, ob diese Föten aus einem Ei geschlĂŒpft sind oder lebend geboren wurden.
36:25Das SĂ€ugen bot einen sicheren Vorteil, wenn die Nahrung knapp wurde.
36:29Denn die Jungen konnten mit den Körperreserven der Mutter ernÀhrt werden.
36:33Aus ĂŒber 100 DrĂŒsen trat am Unterleib eine klebrige Milch aus.
36:37Wie bei den heutigen Schnabeltieren leckten die Jungen sie am Fell der Mutter ab.
36:43Das Zhangiotherium besaß ein gemeinsames Merkmal mit Kloakentieren wie dem Schnabeltier.
37:03Einen Sporn am Hinterbein.
37:07Von dieser Art ist noch ein weiteres Fossil mit einem knöchernen Sporn erhalten.
37:13Und er stimmt ĂŒberein mit der ersten Beobachtung, die wir an diesem Exemplar machten.
37:19Bei modernen Kloakentieren wird dieser Sporn zur Verteidigung benutzt.
37:24Aber wir wissen nicht, ob er giftig war oder ob es sich nur um einen Knochen handelte.
37:28GiftzÀhne bei Schlangen oder giftige Stachel bei Insekten sind sehr verbreitet.
37:44Bei heutigen SĂ€ugetieren ist diese Verteidigungstechnik jedoch eher selten.
37:48Dazu mĂŒsste der Sporn an den Hinterbeinen des mĂ€nnlichen Tieres ein Gift freisetzen,
38:16das bei Feinden schwere LĂ€hmungen hervorrufen kann.
38:29Diese Waffe wÀre den Wissenschaftlern zufolge nicht wirksam genug,
38:33denn es dauert eine Weile, bis das Gift wirkt.
38:35Die Evolution hat offenbar anderen Strategien den Vorrang gegeben, zum Beispiel der Flucht.
38:46Und was eignet sich besser, um unliebsamen Begegnungen zu entgehen, als ein feiner Gehörsinn?
38:522011 liefert die Entdeckung dieses 120 Millionen Jahre alten Fossils eines Liao-Konodon einen Hinweis,
39:08wie die Knochen im Kiefer der Reptilien sich zum Mittelohr der heutigen SĂ€ugetiere entwickelten.
39:13Dieses Exemplar ist das am vollstÀndigsten erhaltene SÀugetier, das wir jemals in Liaoning gefunden haben.
39:23Alle Knochen sind vorhanden. Ein wirklich besonders schönes Exemplar.
39:30Vor allem sind hier die winzigen Knochen im Bereich des Ohrs erhalten.
39:34Diese werden bei Fossilien normalerweise nicht konserviert, weil sie so winzig sind.
39:38Noch wichtiger ist, dass hier ein Übergangsstadium in der Entwicklung des Mittelohrs bei SĂ€ugetieren vorliegt.
39:47Bei den archaischen SÀugetieren ist der Unterkiefer durch einen langen Knochen mit dem SchÀdel verbunden.
39:54Dieser beginnt sich beim Liao-Konodon zu einem Ohr fĂŒr den Gehörsinn zu entwickeln.
40:00Im Lauf der Zeit lösen sich Hammer, Amboss und SteigbĂŒgel vollstĂ€ndig und bilden bei den heutigen SĂ€ugetieren das Mittelohr.
40:08Auf erstaunliche Weise vollzieht jedes SÀugetier-Embryo, auch das Menschliche, bei der Bildung des Mittelohrs im Mutterleib diese evolutionÀren Stadien nach.
40:22Es ist ein PrÀzisionswerkzeug, das fortwÀhrend analysiert, was um uns herum geschieht.
40:28Wenn ein Tier frĂŒher als andere eine Gefahr wahrnimmt, kann es Raubtieren eher entkommen.
40:39Das Geheimnis der Mittelohrknochen ist mithilfe dieses bemerkenswerten Fossils gelöst und stiftet eine weitere Verbindung mit unserer Vergangenheit als Reptilien.
40:49Eine weitere Waffe im Arsenal der SĂ€ugetiere sind die ZĂ€hne.
41:01Sie werden auf dem Campus der UniversitÀt Washington in den Vereinigten Staaten erforscht.
41:08Gregory Wilson analysiert mit modernster Technik die ZĂ€hne der Multi-Tuberculata.
41:13Diese SĂ€ugetiergruppe ist seit 34 Millionen Jahren ausgestorben.
41:17Wir kamen tatsÀchlich zu ziemlich aufregenden Ergebnissen.
41:25So fanden wir heraus, dass diese SĂ€ugetiere, die zur gleichen Zeit lebten wie die Dinosaurier,
41:30sich 20 Millionen Jahre vor deren Aussterben durch spezifische Anpassung in verschiedene Arten verzweigten.
41:36Und wir stellten fest, dass ihre ZÀhne, die zunÀchst nur wenige Spitzen hatten, mit denen sie Insekten fressen konnten,
41:43sich weiterentwickelten zu sehr unterschiedlich gezackten ZĂ€hnen.
41:46Mit diesen Werkzeugen konnten sie BlĂŒtenpflanzen fressen und damit fĂŒr sich eine neue Ressource erschließen.
41:57Diese neue Ressource ließ immer mehr Arten von Multi-Tuberculata entstehen, aber auch die KörpergrĂ¶ĂŸe dieser Tiere nahm zu.
42:08So ĂŒberlebten sie die Massenvernichtung, die die Dinosaurier auslöschte.
42:16Diese 2012 veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass die Multi-Tuberculata sich lange vor dem Verschwinden der Dinosaurier diversifiziert haben,
42:26indem sie von der Insektennahrung ĂŒbergingen auf eine Kost auf der Basis von FrĂŒchten oder sogar von Angiospermen,
42:33jenen BlĂŒtenpflanzen, die in der Kreidezeit auftauchten.
42:36Zu diesem erstaunlichen Resultat gelangt Gregory Wilson durch seine Forschung an Fossilien,
42:48die seit 100 Jahren in der Hell Creek-Formation in Montana gefunden wurden.
42:53Lange untersucht er diese Sammlung von ZĂ€hnen unter dem Mikroskop,
42:57um sich mit den zahlreichen Arten von Multi-Tuberculata-Tieren vertraut zu machen.
43:00Das ist das grĂ¶ĂŸte Exemplar der Multi-Tuberculata, das jemals lebte.
43:19Es hat etwa die GrĂ¶ĂŸe eines Biebers oder Murmeltiefs.
43:23Und entlang der Zahnreihe erscheinen viele Höcker.
43:25Sie dienen als Werkzeuge, um Nahrung zu zerkleinern und zu zermahlen.
43:30Ein anderes Beispiel ist in dieser kleinen Fiole.
43:36Es ist ein weiteres Tier dieser Gruppe, das ebenfalls ZÀhne und viele kleine Zahnhöcker hat.
43:43Dies war eine kleinere Version des Tieres, das zur Zeit der Dinosaurier lebte.
43:48Diesen Stamm kennen wir schon sehr lange, aber es war schwierig, die Bedeutung dieser Form der ZĂ€hne zu erkennen.
43:54Wir haben viele AnsÀtze ausprobiert, aber keiner hat so prÀzise Ergebnisse erbracht, wie sie heute möglich sind.
44:04Erreicht wird diese PrÀzision dank eines Computertomografen.
44:08Dieses bildgebende Verfahren aus der Medizin wird heute auch von PalÀontologen eingesetzt.
44:13Dabei werden die ZĂ€hne mit Röntgenstrahlen im Millimetermaßstab gescannt, wie bei diesem 67 Millionen Jahre alten Exemplar.
44:24Es lÀsst sich an seinem langen Eckzahn identifizieren, doch die Forscher interessiert eher die KomplexitÀt seiner BackenzÀhne.
44:36Aus den Daten rekonstruiert ein Computerprogramm sehr prÀzise die Form der ZÀhne.
44:41Gregory Wilson entdeckt so, dass die Fleischfresser ein recht einfaches Gebiss haben, mit 110 Höckern pro Zahnreihe,
44:48wÀhrend das der Multituberculata-Gruppe mit bis zu 348 Zahnhöckern sehr viel komplexer ist.
44:56Dieses besondere Exemplar, das ich gerade gezeigt habe, hat an der OberflÀche der Zahnreihe etwa 250 verschiedene komplexe kleine Werkzeuge.
45:05Und diese kleinen Werkzeuge dienen dazu, Pflanzenmaterial zu zerkleinern.
45:09Das muss sehr klein gekaut werden, um verdaut werden zu können.
45:12Diese Tiere haben sich also zu Pflanzenfressern entwickelt.
45:18Diese neue Funktion der ZĂ€hne zur Zerkleinerung von Pflanzen,
45:48hat wahrscheinlich die explosionsartige Ausbreitung von Pflanzenfressern begĂŒnstigt.
45:53Sie nutzten eine ökologische Nische, die von den allerersten SÀugetieren nicht besetzt war.
46:02Bei all den vielen Entdeckungen bleibt eine entscheidende Frage am Ende der 2000er Jahre unbeantwortet.
46:09Wie weit reicht der Stammbaum der SĂ€ugetiere zurĂŒck?
46:12Wieder einmal kommt die Lösung dieses RÀtsels aus Liaoning.
46:20Denn 2011 finden chinesische Bauern bei der Feldarbeit das Fossil eines SĂ€ugetiers, das Jura Maya sinensis genannt wird.
46:29Die Jura-Mutter aus China.
46:30Der PalĂ€ontologe Jee-Shiluo besucht dieses mehrere Kilometer große Gebiet zum ersten Mal.
46:48Schwierig unter den ĂŒppigen Maisfeldern die fossilienhaltigen Gesteine auszumachen.
46:52Doch er wird von einem ortskundigen Kollegen gefĂŒhrt, einem Experten fĂŒr gefiederte Dinosaurier,
47:06deren Àltestes Exemplar, der Anchiornis, bei einer Grabung in der NÀhe gefunden wurde.
47:11Dieser Fossilienfund ist eine aufregende Sache.
47:21Denn damit haben wir einen neuen Anhaltspunkt, wann zum ersten Mal Plazentatiere auf der Erde auftraten.
47:28Alle heutigen Plazentatiere haben tiefe Wurzeln in der Jura-Zeit und stammen von hier.
47:34Diese Felsschichten sind in Vulkanasche eingebettet.
47:46Geochronologisch wurde diese Formation auf 160 Millionen Jahre datiert, ein bisschen mehr oder weniger.
47:54Wir können also mit Sicherheit sagen, dass sie in das spÀte Jura gehört.
47:58Das Fossil von Jura Maya ist ein wichtiges BeweisstĂŒck in der Stammesgeschichte der SĂ€ugetiere.
48:07Es ist das Àlteste Exemplar aus der Gattung der Plazentatiere.
48:11Identifizieren lÀsst es sich am Gebiss, das Backen, Eck und SchneidezÀhne aufweist.
48:16Die genetische Analyse der SĂ€ugetiere legt nahe, dass ihr Ursprung vermutlich weiter zurĂŒckreicht, als die bisher bekannten Fossilien vermuten lassen.
48:30Die Entdeckung von Jura Maya datiert die Erscheinung von Plazentatieren um weitere 35 Millionen Jahre vor Eo Maya zurĂŒck.
48:38Und auch wenn die PalÀontologen noch immer auf der Suche nach Fossilien aus der Kreidezeit sind,
48:45die zu heutigen Ordnungen wie den Nagern oder Fleischfressern gezÀhlt werden können,
48:49bringt diese Entdeckung Genetiker und PalÀontologen einander nÀher.
48:55UnabhÀngige Untersuchungen von Fossilien einerseits und molekulare Analysen andererseits machen uns zuversichtlich, dass wir der richtigen Antwort nÀher kommen.
49:04Jura Maya beweist, dass die SĂ€uger vor 160 Millionen Jahren bereits jene Merkmale besaßen, die ihren Erfolg ausmachten.
49:17Fell, ein komplexes Gebiss und ein feines Gehör, um Raubtieren zu entkommen oder Beute aufzuspĂŒren.
49:24Die Anpassung an Insektennahrung und die FÀhigkeit, sich in den BÀumen fortzubewegen, verlieh diesen SÀugetieren evolutionÀre Vorteile.
49:42Bereits im spÀten Jura waren sie so gut ausgestattet, dass ihre Abkömmlinge nach dem Aussterben der Dinosaurier gut gedeihen konnten.
49:53NatĂŒrlich sind die meisten Vorfahren der SĂ€ugetiere zur Zeit der Dinosaurier sehr klein.
50:16Doch sie sind variantenreicher und besser ausgestattet als lange Zeit angenommen.
50:22Und besitzen evolutionĂ€re TrĂŒmpfe, die erst viel spĂ€ter bei den Primaten zu finden sind, aus denen sich dann der Mensch entwickeln wird.
50:30Untertitelung des ZDF fĂŒr funk, 2017
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