Wenn Menschen brutalen Gewaltverbrechen zum Opfer fallen, ist präzise Polizeiarbeit gefragt. Kann der Fall von den Ermittlern nicht gelöst werden, quält Angehörige stets die Ungewissheit. Doch Kleinstarbeit und zunächst unscheinbare Hinweise können selbst Jahre später zum Durchbruch verhelfen: so wie im Fall des 2013 verschwundenen Wolfgang S. oder dem der 22-jährigen Doris M., bei dem den Ermittlern 24 Jahre später die Aufklärung gelingt. (Text: ZDF)
Kategorie
📺
TVTranskript
00:00Musik
00:00Die Burg Frankenstein im südhessischen Mühltal.
00:26Jedes Jahr findet hier eines der größten Halloween-Events Deutschlands statt.
00:31Am 13. September 2012 aber gerät die Burg aus einem anderen Grund in die Schlagzeilen.
00:38Pilzsammler machen am Rand des Zufahrtswegs einen grausigen Fund.
00:43An einer Schranke, die zu einem Forstweg führt, liegt ein in Planen und Plastikfolien verpacktes Bündel.
00:49Bei näherem Hinsehen entpuppt es sich als menschlicher Körper, dem Kopf und Beine fehlen.
00:55Die Polizei steht vor einem Rätsel.
00:58Und weil die Spurenlage äußerst dürftig ist, wird von Beginn an Harald Schneider vom hessischen Landeskriminalamt in Wiesbaden in die Ermittlungen mit eingebunden.
01:07Schneider hat in den vergangenen 30 Jahren mehr als 500 Morde in ganz Deutschland aufgeklärt.
01:13Er wird angefragt, wenn nichts mehr geht.
01:15Denn er kann Spuren an Tatorten sichtbar machen, an die zuvor niemand gedacht hat.
01:20Doch in diesem Fall ist die Ausgangslage auch für den LKA-Experten denkbar schlecht.
01:26Nach dem Auffinden des Torsos wurden wir erstmals informiert, dass es da möglicherweise eine große Anzahl an Untersuchungen durchzuführen ist in diesem Verfahren.
01:39Und dann haben wir uns natürlich überlegt, der Torso ist verbrannt worden, es ist ein Brandbeschleuniger eingesetzt worden.
01:45Da werden teilweise bis zu 1000 Grad erreicht, sodass wir zumindest davon ausgehen mussten, dass die Spurenlage eigentlich sehr schlecht ist.
01:55Warum schlecht?
01:56Weil biologische Spuren, die auf der Oberfläche der Leiche haften, die mutmaßlich dann vielleicht vom Täter sind oder die wir vom Täter suchen müssen, dass die als erstes natürlich zerstört werden.
02:04Das sind biologische Spuren, das können Haare, das können Hautschuppen sein, das können Speicheltröpfchen sein, das können andere Spuren sein, andere biologische Spuren sein.
02:15Die werden natürlich als erstes zerstört, gerade bei diesen hohen Temperaturen.
02:19Am Abend des 13. September wird der Tatort zunächst von der Kriminalpolizei und später von der Kriminaltechnik unter die Lupe genommen.
02:27Mit einer Videokamera wird die Auffindesituation des Torsos festgehalten.
02:31Später wird mit Pappkartons ein Weg ausgelegt, um Spuren abseits dieses Weges nicht zu zerstören.
02:40In der Nähe des Torsos finden sich zahlreiche Gegenstände.
02:44Zigarettenschachtel, eine Tasche.
02:47Im aufgeweichten Boden ist sogar eine Reifenspur zu erkennen.
02:52Doch ein Hinweis auf den Täter oder die Identität des Opfers wird nicht gefunden.
02:57Der Torso wird unterdessen in die Gerichtsmedizin gebracht.
03:01Und hier werden während der Obduktion auffällige Tätowierungen an Oberkörper und Armen entdeckt.
03:09Erich Kern ist damals Leiter der Soko.
03:12Er lässt auch Fingerabdrücke des Opfers nehmen.
03:16Doch auch sie bringen die Ermittler nicht weiter.
03:20Kern setzt nun auf die Hilfe der Bevölkerung.
03:22Um mit den Ermittlungen erfolgreich weiterzukommen, muss man wissen, um wen es sich handelt.
03:31Und da haben wir uns entschieden, dass wir eine Öffentlichkeitsverhandlung machen, mit Hilfe auch von Plakaten,
03:39die wir in einem festgelegten Umkreis um den Fundort verteilt haben.
03:44Da haben uns auch andere Dienststellen unterstützt.
03:47Und haben die in verschiedene Geschäfte, in verschiedene Betriebe, auch in Gaststätten, aber auch an Anlaufstätten von Klientel, mit denen wir es zu tun haben, auch verteilt.
04:03Und letztendlich war das auch der Erfolg gewesen, dass wir den entscheidenden Hinweis dann bekommen haben, um wen es sich bei dem Toten handelt.
04:14Ein Mann aus der Drogenszene erkennt die Tätowierungen wieder.
04:18Sie gehören zu einem 48-jährigen Mann, mit dem er sich nur wenige Monate zuvor eine Zelle im Gefängnis in Frankfurt geteilt hat.
04:25Thomas G. saß hier ein, weil er wiederholt betrunken Auto gefahren ist.
04:33Die Identität der Leiche ist nun geklärt.
04:37Im hessischen Landeskriminalamt werden unterdessen die Klebefolien untersucht, mit denen der Leichnam abgeklebt worden war.
04:45Die Spezialisten hoffen, DNA-Spuren des Täters zu finden.
04:49Doch sie werden enttäuscht.
04:51Die Folien helfen der Polizei nicht weiter.
04:55Dann aber macht das Team um Harald Schneider eine interessante Entdeckung.
04:59Auf einem der Fotos vom Tatort ist in der Nähe des Leichnams ein Handschuh zu erkennen.
05:05Und der ist, wie es scheint, nicht vollständig verbrannt.
05:09Wurde er vom Täter zurückgelassen?
05:12Finden sich hieran möglicherweise Spuren, die zum Mörder führen?
05:15Götzingen, ein beschaulicher Stadtteil von Buchen in Baden-Württemberg.
05:34Hier verschwindet im Jahr 2013 der damals 56-jährige Wolfgang S.
05:39Wolfgang S. ist in der Gemeinde verwurzelt, lebt zurückgezogen in einem kleinen Einfamilienhaus.
05:47Er steht in Kontakt zu seinen Nachbarn, gilt als unauffällig.
05:52Am 20. Februar 2013 verliert sich seine Spur.
05:55Die Polizei stellt das Leben des 56-Jährigen auf den Kopf.
06:00Doch es finden sich keine Ungereimtheiten.
06:04Kommissar Thomas Noe von der Kriminalpolizei Heilbronn erinnert sich an eine große Suchaktion,
06:10die nur wenige Tage nach dem Verschwinden von Wolfgang S. startete.
06:14Man hat dann relativ bald eine Öffentlichkeitsverhandlung mit Lichtbild gemacht,
06:22hat Hubschrauber eingesetzt und natürlich Wohnung durchsucht, die normalen Maßnahmen, die man macht.
06:29Man hat dann das DNA ermittelt von ihm, hat das DNA eingestellt,
06:36hat auch im Ausland entsprechende Überprüfungen veranlasst,
06:39weil irgendjemand sagte, er sei möglicherweise in Spanien oder Portugal.
06:45Das war aber alles negativ.
06:47Und so ist dann der Vermisstenfall etwa ein halbes Jahr später zunächst einmal abgeschlossen worden.
06:55Fünf Jahre lang bleibt Wolfgang S. verschwunden.
06:59Bis es an einem Samstag im Januar 2018 in der kleinen Odenwälder Gemeinde Götzingen zu einem dramatischen Ereignis kommt.
07:06In der Nacht vom 13. auf den 14. Januar, einem Wochenende, brennt mitten im Ort die Gaststätte Schwanen.
07:15Die Flammen sind kilometerweit zu sehen. Die Feuerwehr rückt mit einem Großaufgebot an.
07:21Auf dem Gelände stehen sämtliche Gebäude, die Gaststätte, das Wohnhaus, die Scheune im Vollbrand.
07:27Der Wirt Bernd K. wird von Passanten geweckt und kann sich retten.
07:34Die Feuerwehr kämpft die gesamte Nacht hindurch gegen die Flammen.
07:39Am Ende bleibt nur eine Ruine übrig.
07:42Nach dem Feuer ermittelt die Polizei. Wie konnte es zu dem Brand kommen?
07:47Spezialisten machen sich auf die Suche.
07:49Die Ermittlungen zur Brandursache hat dann der Bezirksdienst des Polizeireviers Buchen übernommen.
07:59Man hat auch hier Sachverständiger eingesetzt.
08:04Man hat ein Brandmittelspürhund eingesetzt.
08:07Es gab letztendlich jedoch keinerlei Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung.
08:12Und so wurde zumindest die Brandstelle eine knappe Woche später, freitags, wieder freigegeben.
08:23Die Sache scheint erledigt. Die Ruine kann abgerissen werden.
08:28Doch dann gibt es eine überraschende Wende.
08:31Ein Freund des Wirts der Gaststätte meldet sich bei der Polizei.
08:35Er will in der Brandnacht mit Bernd K., der sich aus dem Haus retten konnte, zusammen gewesen sein.
08:39Nach ein paar Bier habe der ihm dann ein überraschendes Geständnis gemacht.
08:48Der Zeuge, der zum Polizeirevier Buchen kam, hat letztendlich gesagt,
08:55dass Bernd K. ihn an jenem Abend gegenüber Andeutungen gemacht habe,
09:01dass er möglicherweise etwas mit dem Verschwinden des Wolfgang S. zu tun haben würde.
09:06Fünf Jahre zuvor war Wolfgang S. spurlos verschwunden.
09:12Jetzt gesteht Bernd K. angeblich, den damals 56-Jährigen ermordet und in seiner Scheune versteckt zu haben.
09:19In der Mordkommission glaubt man der Aussage des Zeugen.
09:22Und der Brandort wird beschlagnahmt.
09:25Doch an der Stelle, an der die Scheune stand, liegen jetzt nur noch Trümmer.
09:29Gibt es überhaupt noch eine Chance, hier eine Leiche zu finden?
09:34Genau das soll jetzt Michael Henk von der Kriminaltechnik versuchen.
09:39Gemeinsam mit seinen Kollegen macht er sich ein Bild vor Ort.
09:44Normalerweise sind sie in weißen Anzügen an Tatorten unterwegs, sichern kleinste Spuren.
09:49Doch hier ist alles anders.
09:51Der erste Gedanke war tatsächlich der, das ist völlig anders als üblicherweise.
10:02Da war nichts mit Feinarbeit.
10:04Wir haben hier auch nicht mit weißen Anzügen gearbeitet, wie wir das normalerweise tun,
10:07sondern schlicht und ergreifend mit Arbeitskleidung und schweren Stiefeln.
10:12Die Trümmer, die nach dem Brand auf dem Grundstück liegen, können nicht mit der Hand weggeräumt werden.
10:19Die Kriminaltechniker fordern einen Bagger an, der den Schutt Schaufel für Schaufel abtragen soll.
10:26Der Bagger steht mitten auf dem Grundstück.
10:29Meter für Meter wird nun untersucht.
10:32Henk und seine Kollegen von der Kriminaltechnik beobachten die Arbeiten,
10:35achten auf jedes Detail und durchforsten jede Baggerschaufel, nochmals mit einem Spaten.
10:42Wir haben durchgehend mitdokumentiert, weil wir mussten ja sicherstellen,
10:51dass wir wirklich alles komplett von rechts nach links drehen und nichts übersehen.
10:56Damit man zum Schluss guten Gewissen sagen kann, wir haben hier alles tatsächlich auch durchgeguckt,
11:01es ist hier nichts und haben praktisch permanent Bilder gemacht.
11:05Und wir mussten, um diesen Tatort einmal komplett chronologisch durchzubaggern,
11:14mussten wir mit dem Raupenbagger ein Stück weit auf das ganze Feld drauffahren.
11:20Ließ sich nicht vermeiden.
11:21Skurrilerweise war es dann so, wie wir am Anfang schon Witze darüber gemacht haben,
11:25wahrscheinlich stehen wir genau auf der Fundstelle und so war es dann.
11:28Schwerstarbeit für die Männer der Kriminaltechnik, die sonst mit Pinsel und Pinzette arbeiten.
11:35Der Baggerführer hingegen muss sein tonnenschweres Gerät mit viel Gefühl und Geschick bedienen,
11:40um nichts zu zerstören.
11:42Zwei Tage lang wird das Grundstück so durchsucht.
11:45Beinahe rund um die Uhr sind die Männer auf dem Schuttberg im Einsatz.
11:48Und dann ganz am Ende, als die Hoffnung etwas zu finden, langsam schwindet ein Fund.
11:53Eben genau unter der Stelle, an der der Bagger zwei Tage lang gestanden hat.
11:58Nach dem Fund eines verbrannten Körpers unterhalb der Burg Frankenstein im südhessischen Mühltal
12:24stehen die Ermittler weiterhin vor einem Rätsel.
12:28Anhand der auffälligen Tätowierungen, die bei der Obduktion entdeckt worden waren,
12:33konnte die Identität des Opfers geklärt werden.
12:37Doch am Tatort fanden sich keine Hinweise darauf, wer Thomas G. umgebracht hat.
12:42Und auch die Untersuchung der Folien im hessischen Landeskriminalamt in Wiesbaden,
12:46mit der die Leiche abgeklebt worden war, brachte keinen Erfolg.
12:50Erst als sich das Team um Harald Schneider ein zweites Mal die Fotos des Tatorts anschaut,
12:55keimt wieder Hoffnung auf.
13:02Bei der zweiten Betrachtung des Falls sind wir dann auf einen Handschuh gestoßen.
13:07Dieser Handschuh lag direkt neben der Leiche und war nicht vollständig verbrannt.
13:11Sie müssen sich das vorstellen wie so ein Arbeitshandschuh aus dem Baumarkt.
13:14Und an diesem Arbeitshandschuh, der also zu 80 Prozent verbrannt war,
13:18da waren also noch nicht verbrannte Teile.
13:20Und diese nicht verbrannten Teile waren offensichtlich nicht dieser Hitze ausgesetzt,
13:24wie der restliche Teil des Torsos.
13:26Aber dann haben wir gesagt, okay, wir könnten ja mal probieren.
13:29Also was soll dieser Handschuh überhaupt am Tatort machen?
13:31Der Handschuh lag direkt neben der Leiche, sodass unsere Arbeitshypothese war,
13:35der Täter hat möglicherweise beim Zerteilen der Leiche diese Handschuh getragen
13:40oder aber beim Verbringen der Leiche oder Leichenteile an den Fundort hat er diese Handschuh getragen,
13:46hat dann das Opfer angezündet und hat dann die Handschuh ausgezogen, auf links gedreht
13:51und hat sie dann direkt auf die Leiche draufgeschmissen oder draufgeworfen
13:55und in der Hoffnung, dass diese Teile komplett mit verbrennen.
13:58Hat der Täter einen Fehler gemacht?
14:02Ist der Handschuh während des Feuers unbemerkt vom Leichnam gerutscht und deshalb nicht verbrannt?
14:09Schneider nimmt mit seinem Team die Stoffreste unter dem Mikroskop auseinander.
14:18Wir haben dann an dem Handschuh eine Vielzahl von Proben erstmal genommen,
14:23haben gesehen, dass die DNA des Opfers dran war, also möglicherweise war Blut vom Opfer an diesem Handschuh.
14:31Das ließ sich alles nicht mehr feststellen, weil also der Handschuh so stark zerstört war.
14:34Aber was wir dann auch gesehen haben, dass wir immer mal wieder Hinweise gesehen haben auf eine weitere Person.
14:40Und zwar nur fragmentarisch.
14:42Das heißt, wir haben kein, wie man es im Idealfall hat, ein wunderschönes DNA-Profil gehabt,
14:46das uns darauf hindeutet, ist eine Person A, die Person A kann ich dann in der Datenbank recherchieren
14:51und dann habe ich einen Treffer und dann habe ich meinen Täter.
14:53So einfach ist es natürlich in dem Fall nicht gewesen.
14:55Sondern wir haben aus der Vielzahl der Analysen, die wir gemacht haben,
14:59wir haben allein an diesem Handschuh fast 200 Analysen durchgeführt.
15:03Und an diesen 200 Analysen haben wir so eine Art Puzzle zusammengesetzt
15:06und haben dann diese mutmaßliche Täterspur rekonstruiert.
15:11Die Experten können genug Fragmente zusammensetzen,
15:14um sie in der Datenbank mit der gespeicherten DNA von Straftätern abzugleichen.
15:19Doch einen Treffer gibt es nicht.
15:21Die Soko ermittelt unterdessen im Umfeld des Opfers.
15:27Thomas G. lebte in einer Souterrain-Wohnung im südhessischen Büttelborn.
15:32Er teilt sich die Wohnung aus Kostengründen mit Andreas K.,
15:35einem 56-jährigen ehemaligen Kurierfahrer.
15:41Andreas K. erzählt der Polizei,
15:43dass sein Mitbewohner schon einige Tage vor dem Fund des Leichnams verschwunden sei.
15:48Die Ermittler erfahren, dass die beiden Männer ihre Wochenenden gern auf diesem Campingplatz verbringen.
15:54Und sie werden hellhörig, als sie dort erfahren,
15:56dass es zwischen den beiden Männern immer wieder handfeste Auseinandersetzungen gegeben habe.
16:02Und dann gibt es sogar einen Hinweis auf den möglichen Tatort.
16:05Dabei geht es um die Jogginghose, mit der der Leichnam beim Auffinden bekleidet war.
16:12Die Ermittlungen haben ergeben, gerade im nahen Umfeld des Opfers,
16:23dass er eine Jogginghose nur in seinem Wohnbereich, im häuslichen Bereich getragen hat.
16:30Er hatte nie eine Jogginghose getragen, wenn er die Wohnung oder das Haus verlassen hat.
16:37Dann hat er immer Jeanshose oder eine normale Hose getragen.
16:39Das bedeutet für uns, dass das eigentliche Tötungsgeschehen,
16:46das eigentliche Tatgeschehen im häuslichen Bereich passiert sein muss.
16:52Wurde Thomas G. also zu Hause umgebracht?
16:56Ist möglicherweise ein Streit zwischen ihm und seinem Mitbewohner eskaliert,
17:00in dessen Verlauf Thomas G. getötet wurde?
17:02Im baden-württembergischen Götzingen sucht die Polizei nach einem Großbrand in den Trümmern
17:20eines zerstörten Gasthofs nach der Leiche eines Vermissten.
17:23Wolfgang S. ist fünf Jahre zuvor, im Februar 2013, spurlos verschwunden.
17:32Und jetzt, in dieser Nacht des Brandes, will ein Zeuge vom Wirt des zerstörten Gasthauses
17:37kurz vor dem Ausbruch des Feuers erfahren haben,
17:40dass die Leiche von Wolfgang S. in der Scheune des Anwesens liegen soll.
17:43Mit Bagger und Schaufel suchen die Männer der Kriminaltechnik Meter für Meter ab.
17:50Als die Hoffnung schon schwindet, noch irgendetwas zu entdecken,
17:53fördert die Schaufel des Baggers genau an der Stelle,
17:55an der das schwere Gerät zwei Tage lang gestanden hatte, einen toten Körper ans Licht.
17:59Ich habe sehnlicherweise, ich hatte Glück, ich stand am Rande der Gruppe,
18:16in der unser Baggerfahrer gerade die nächste Schaufel zurechtgeschoben hat, vorsichtig,
18:22und habe gesehen, dass da was Helles aufblitzt.
18:25und gefühlt zum hundertsten Mal gesagt, hey, stopp, machen wir langsam, bin runter.
18:32Und habe erst gedacht, das wäre vielleicht ein Knochen irgendwas,
18:34dann habe ich da gesehen, da war so Schaumstoff eingewickelt mit Textilie.
18:41Und dann dachte ich noch, oh, eingewickelt, greif einmal hin und zieh da dran,
18:45und dann kam von hinten der Kopf hoch.
18:49Die Leichenteile sind in Resten eines Schlafsacks, einer Plastikfolie und eines Teppichs eingestellt.
18:55In der Nähe des Schädels liegt ein Ohrring.
19:00Ein Ohrring, wie ihn Wolfgang S. zuletzt getragen hatte.
19:04Und dann, als sich die Kriminaltechniker den Schädel genauer ansehen,
19:08machen sie trotz der langen Liegezeit eine entscheidende Entdeckung.
19:11Für uns war ein entscheidender Punkt, dass wir den Schädel noch intakt gefunden haben,
19:20und zwar bevor er in der Baggerschaufel landet.
19:23Das ist das Glück, das manchmal dazugehört.
19:24Und was wir im ersten Moment nicht gedacht hätten, wäre, dass wir an diesen Überresten, die wir hier hatten,
19:32tatsächlich noch einen Befund bekommen, der auch aus kriminaltechnischer Sicht eine echte Aussage zulässt.
19:39Und am Tag nach dem Fund kam dann der Rechtsmediziner aus Heidelberg hier nochmal vor Ort gefahren
19:44und hat mir auf seinem Handy Bilder gezeigt, auf denen man sieht, dass er den Schädel mittlerweile gesäubert hat.
19:51Und da war halt hier im hinteren Bereich ein kreisrundes Loch im Schädel, das er dann so kommentiert hat.
19:58Da gibt es eigentlich nur eine Erklärung. Das muss ein Schuss sein.
20:01Und unglaublich ist, dass außen in den Haaren so ein kleines metallisches, verrostetes Teil hing.
20:09Das hat man dann bei unserer Ballistik später in der Röntgenaufnahme sich angeguckt.
20:14Und das ist das Projektil gewesen.
20:17Also unglaublich, dass wir in dieser Riesenschutthalte noch das Projektil finden.
20:23Bernd K., der ehemalige Betreiber der Kneipe, steht während der Suchmaßnahmen am Zaun
20:28und beobachtet die Arbeiten der Kriminaltechniker.
20:32Gesagt hat er bis zu diesem Zeitpunkt nichts.
20:36Als Mordermittler Thomas Nohr von der Polizei Heilbronn vom Fund des Schädels mit dem Einschussloch erfährt,
20:41nimmt er Bernd K. mit aufs Revier, um ihn zu befragen.
20:46Zunächst streitet der Mann alles ab.
20:52Die erste Vernehmung kann man sich vorstellen, es waren knapp über 30 Seiten,
20:58DIN A4, und auf Seite 18 kam es dann zum Geständnis.
21:04Es war ganz einfach so, dass er sich wohl dann langsam in die Enge getrieben sah
21:09und dann auf einmal spontan sagte, ich sage euch, wie es war, ich habe ihn um die Ecke gebracht.
21:17Bernd K. gibt an, von seinem ehemaligen Kumpel Wolfgang S.
21:21in der Vergangenheit schon häufiger bestohlen worden zu sein.
21:23In der Mordnacht habe er zunächst Geräusche im Keller gehört.
21:29Mit einer Pistole bewaffnet, habe er nachgesehen und sei auf Wolfgang S. getroffen,
21:34der gerade in den Keller eingebrochen sei.
21:38Bernd K. sieht rot und schießt auf Wolfgang S.
21:41Der Schuss trifft ihn in den Oberkörper.
21:43Als das Opfer zusammensackt, schießt er ihm noch einmal in den Kopf.
21:49Die Leiche versteckt er in der Scheune.
21:53Fünf Jahre nach dem Verschwinden von Wolfgang S.
21:56kann Thomas Noe den Fall endlich zu den Akten legen.
21:59Ein offenbar zufällig entstandener Brand führt die Mordkommission auf die Spur des Täters.
22:05Bernd K. wird vor Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
22:10Er sitzt bis heute im Gefängnis.
22:27Im Fall des verbrannten Torsos, der unterhalb der Burg Frankenstein
22:30im südhessischen Mühltal von Pilzsammlern entdeckt worden war,
22:34ist das Team um Mordermittler Erich Kern einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
22:40Zwischen Thomas G., dem Opfer, und seinem Mitbewohner
22:45sei es immer wieder zum Streit gekommen, berichten Nachbarn der beiden Männer.
22:50Bis hin zu handfesten Auseinandersetzungen.
22:54Und dann kommt ans Licht, dass sich Mitbewohner Andreas K.
22:58in den Tagen vor dem Fund der Leiche das Auto von einem Nachbarn ausgeliehen hat.
23:03Große Müllsäcke habe er damit transportiert.
23:05Waren darin die Körperteile seines Mitbewohners verpackt?
23:10Der Verdächtige schweigt.
23:13Die Soko nimmt die Jogginghose und den Kofferraum des Nachbarn genau unter die Lupe.
23:18Es wurden gelbe Kunststofffasern gefunden.
23:24Das ist oftmals bei diesen Zudecken, dass da so Kunststofffasern sind.
23:30Es war bekannt, dass er eine gelbe Decke nutzte zum Zudecken.
23:34Er hat meistens auf dem Sofa geschlafen.
23:36Und diese Fasern wurden in der Wohnung festgestellt.
23:41Und diese Fasern, das ist auch laut Untersuchungsergebnis um eine relativ seltene Faser, sage ich mal,
23:49wurden wie gesagt in großer Anzahl im Kofferraum und an der Jogginghose festgestellt.
23:54Die Ermittler sind sich sicher, dass Thomas G. von seinem Mitbewohner im Streit umgebracht wurde.
24:01Danach hat Andreas K. den leblosen Körper zerteilt
24:03und den Torso mit dem Wagen seines Nachbarn an den späteren Fundort unterhalb der Burg Frankenstein gebracht.
24:09Hier schüttete er Brandbeschleuniger über den leblosen Körper und zündete ihn an.
24:17Doch Andreas K. schweigt, äußert sich nicht zu den Vorwürfen.
24:23Finden sich noch weitere Beweise für diese Vermutung in der Wohnung oder in der Gartenlaube der beiden Männer?
24:30Kriminaltechniker nehmen jedes Zimmer, jeden Gegenstand unter die Lupe.
24:35Auf den Teppichen aus der Wohnung wird nach Blutspuren gesucht.
24:37Doch gefunden wird nichts.
24:42Offenbar hat Andreas K. den Tatort gründlich gereinigt.
24:47Den endgültigen Beweis gegen den 56-Jährigen liefert dann die von Harald Schneider entdeckte DNA.
24:53Die Suche danach war nicht einfach.
24:56Große Teile des Handschuhs, auf dem sie gefunden wurde, waren verbrannt.
25:00Ein Vergleich der Fragmente mit einer Probe von Andreas K. jedoch
25:04spricht schlussendlich eine nahezu eindeutige Sprache.
25:10Wir haben dann Vergleichsproben auch bekommen und dann eine Person passte zumindest zu den Merkmalen, die wir gesehen haben.
25:17Die wir an dem Handschuh gesehen haben, die wir nicht dem Opfer zuordnen konnten.
25:20Und dieses DNA-Profil haben wir dann immer weiter noch verfeinert, immer mehr Analysen gemacht,
25:25immer weiter versucht, immer kleinteiliger zu werden, bis wir den Handschuh nahezu in seine atomaren Bestandteile zerlegt hatten.
25:33So müssen Sie sich das vorstellen.
25:35Und wir haben dann wirklich ein DNA-Profil nahezu vollständig bekommen von dieser Person.
25:38Und das passte dann auch zu unserem Tatverdächtigen.
25:40Viele Indizien und ein DNA-Fragment. Genug, um Andreas K. vor Gericht zu bringen.
25:49Harald Schneider wird im Prozess als Zeuge befragt.
25:52Doch dieses Mal hält er keinen eindeutigen Beweis in seinen Händen.
25:56Es sind nur Fragmente einer DNA-Spur.
25:59Eine schwierige Situation für den Experten.
26:02Wir wissen um die Bedeutung dieser Technologie.
26:10Wir wissen auch, dass landläufig halt jeder glaubt, DNA wäre 100% sicher.
26:15Ich sage dann aber immer, DNA ist nicht die Abkürzung für Do Not Ask.
26:18Sondern wir müssen hinterfragen.
26:20Einmal ist die Spur überhaupt tatrelevant.
26:21Und wenn wir, wie in dem vorliegenden Fall, nur so fragmentarische Muster aussehen.
26:24Wir haben also nur ein Teilprofil.
26:26Die Frage ist, welche Beweiskraft hat das?
26:27Und könnte es vielleicht auch anders gewesen sein?
26:29Also ich hinterfrage mich da schon ganz oft, weil ich weiß, dass es hier um das Leben von Menschen geht.
26:34Nicht nur um das Leben von demjenigen, der möglicherweise zu Tode gekommen ist,
26:37sondern auch derjenige, der angeklagt ist, der möglicherweise eine lebenslange Haftstrafe hinter verbüßen muss.
26:42Und ich mit meinem Gutachten möglicherweise ein wesentlicher Teil der Urteilsbegründung bin.
26:48Und deshalb sollte ich schon in meinem Gutachten überlegen, inwieweit ich das auch verantworten kann,
26:55sowas zu machen, sowas zu schreiben.
26:57Und im vorliegenden Fall hat mich der Vorsitzende Richter das auch gefragt, wie denn meine Überzeugung ist.
27:03Und ich hatte vorhin schon mal angesprochen, dass aufgrund der Abfrage in der DNA-Analyse-Datei,
27:08und dass mir doch eine gewisse Sicherheit gegeben hat, sagt, hier ist schon ein eindeutiges Muster.
27:12Obwohl wir das als Puzzle zusammengesetzt haben, ein eindeutiges Muster, was von der Aussagekraft her so hoch ist,
27:17dass ich davon ausgehen muss, es ist ausreichend.
27:20Und wenn ich dann noch weiß, dass der Handschuh mit einer sicherheitsgrenzender Wahrscheinlichkeit einen Tatbezug hat,
27:26dann kann ich diese beiden Sachen miteinander verknüpfen.
27:27Und dann habe ich dem Richter auch gesagt, also ich bin der festen Überzeugung,
27:30dass diese Spur an diesem Handschuh von dieser Person stammt, die auf der Anklagebank sitzt.
27:38Andreas K. wird aufgrund der Indizien und der DNA-Spur im Handschuh wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt.
27:44Dass das Gericht damit richtig lag, zeigt sich zwei Jahre später.
27:50Völlig überraschend meldet sich Andreas K. aus dem Gefängnis bei der Polizei.
27:56Ohne weitere Begründung verrät er den Ermittlern, wo die bis dahin unentdeckt gebliebenen Körperteile sind.
28:04Der Kopf von Thomas G. wird in einem See bei Groß-Gerau entdeckt.
28:08Die Beine in einem Gebüsch hinter einem Supermarkt, viele Kilometer entfernt in Oberrammstadt.
28:15Nur der Täter, der Thomas G. umgebracht und zerstückelt hat, konnte wissen, wo man danach suchen musste.
28:29Wesselburen in Norddeutschland.
28:31Eine beschauliche Kleinstadt, nicht weit entfernt von der Nordseeküste.
28:352004 wird hier am Rande eines Regenrückhaltebeckens die Leiche der 15-jährigen Schülerin Sandra C. entdeckt.
28:43Zwei Jahre später wird ganz in der Nähe der 41-jährige Erntehelfer Dirk W. tot aufgefunden.
28:50Der Mann liegt erschossen auf dem Fahrersitz seines Autos, mitten auf der Landstraße.
28:55Zwei Verbrechen, die offenbar nichts miteinander zu tun haben.
28:58Doch die Ermittlungen der Polizei werden Erstaunliches ans Licht bringen.
29:01Alles beginnt auf dem Hof eines Schulzentrums in Wesselburen.
29:06Es ist ein beliebter Treffpunkt bei den Jugendlichen aus der Region.
29:10Hier wird die 15-jährige Sandra C. am Abend des 4. August zum letzten Mal lebend gesehen.
29:16Marco Klein ist Leiter der Mordkommission Itzeho.
29:19Er rekonstruiert die letzten Stunden im Leben der Schülerin.
29:22Auf dem Schulhof hat sie mit Freunden gefeiert, bis ihr Telefon klingelte.
29:27Später, gegen 23 Uhr, soweit wir wissen, hat die Mutter sie telefonisch erreicht und hat sie gebeten, nach Hause zu kommen.
29:34Sandra wohnt ca. ein Kilometer entfernt in dem Dorf Schülp und hat dann ungefähr gegen Mitternacht das Schulgelände dann dort verlassen.
29:43Wie so oft sitzt das Mädchen auch an diesem Abend mit seinen Freunden auf dem Schulhof in Wesselburen.
29:51Sandra ist bei ihren Mitschülern äußerst beliebt.
29:54Niemand ahnt, dass es der letzte Abend sein würde, an dem sie sich hier mit ihr treffen können.
30:01Gegen Mitternacht macht sich Sandra zu Fuß auf den Weg nach Hause, in das nur einen Kilometer entfernte Schülp.
30:06Doch dort kommt sie nie an. Sechs Wochen lang gibt es kein Lebenszeichen von ihr.
30:12Dann wird im 25 Kilometer entfernten Oldenswort am Rande eines Regenrückhaltebeckens die Leiche einer jungen Frau gefunden.
30:20Offenbar wurde sie umgebracht.
30:22Spuren werden gesichert, Taucher suchen nach Hinweisen auf den Täter.
30:28Nach der Obduktion der Leiche ist klar, es handelt sich um die 15-jährige Sandra C.
30:33Die Mordkommission ermittelt auf Hochtouren. Doch ihr Mörder kann nicht gefasst werden.
30:42Zwei Jahre vergehen, da gibt es ganz in der Nähe ein weiteres Verbrechen.
30:46In einer Augustnacht im Jahr 2006 wird der 41-jährige Erntehelfer Dirk W. erschossen in seinem Auto gefunden.
30:53Es steht mitten auf der Landstraße, kurz hinter dem Ortsausgang von Wesselburen.
30:58Auf dem Fahrersitz saß Dirk W.
31:03Und direkt vor Ort konnte man schon feststellen, dass er vermutlich durch mehrere Schüsse in den Kopf bzw. in den Halsbereich getötet worden ist.
31:14Der Täter ist äußerst brutal vorgegangen.
31:17Viermal schießt er mit einer 9-Millimeter-Pistole auf Dirk W.
31:20Dirk W. aus nächster Nähe.
31:22Drei Schüsse treffen den Mann in den Kopf.
31:25Auf der Beifahrerseite werden die Projektile in der Seitenverkleidung des Autos entdeckt.
31:31Eigentlich müssten vor der Fahrradtür auch die Hülsen liegen.
31:34Doch tatsächlich werden sie ein paar Meter hinter dem Auto gefunden.
31:39Die Ermittler suchen nach einer Erklärung.
31:41Eine Hypothese von uns war, dass nach der Schussabgabe das Fahrzeug sich nach vorne bewegte,
31:50weil das Opfer nicht mehr in der Lage war, dem Druck der Kupplung standzuhalten, sodass das Fahrzeug leicht nach vorne sprang.
32:00Ist das Auto des Opfers dort mit dem Fahrzeug des Mörders zusammengestoßen?
32:04Tatsächlich finden sich an der Stoßstange entsprechende Spuren.
32:09Kratzer, Lackanhaftungen. Es muss einen Unfall gegeben haben.
32:14Mitten auf der Straße finden die Ermittler ein Plastikteil.
32:19Die Spurensicherung packt es ein.
32:22Könnte es zum Wagen des Täters gehören?
32:24Im Bereich der Fahrbahn haben wir auch ein kleines Kunststoffteil festgestellt,
32:29dass wir natürlich, wie alles dort an einem Tatort sichergestellt haben,
32:33jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, ob es tatrelevant wäre.
32:36Wie sich später herausstellen sollte, war es doch tatrelevant, weil es zu dem Fahrzeug des Täters gehört.
32:43Die Polizei findet außerdem heraus, dass Dirk W. vor dem Mord mit Freunden Filme angesehen hatte.
32:51Die DVDs habe er anschließend wieder mitgenommen.
32:54Doch im Auto sind sie nicht.
32:59Die brutale Tat spricht sich in der Region schnell herum.
33:04Nur zwei Tage später gibt es dann, zur Überraschung der Ermittler, einen Hinweis auf den Täter.
33:08Aus dem eigenen Haus.
33:09Auch in Vienenburg, einem Ortsteil von Goslar in Niedersachsen, ist es der Mord an einer Landstraße,
33:26der die Ermittler vor viele offene Fragen stellte.
33:28Am 14. Februar 1981 verschwindet hier die damals 22-jährige Doris M. spurlos.
33:37Nur einen Tag später wird ihre Leiche gefunden.
33:40Die junge Frau wurde brutal ermordet und an einem Teich abgelegt.
33:4524 Jahre später rollt Mordermittler Markus Lüttke den Fall erneut auf.
33:49Was die Polizisten während den Ermittlungen erfahren, lässt sie bis heute nicht mehr los.
33:55Der Täter war eiskalt und skrupellos.
33:57Die Obduktionsbilder, die haben uns alle Schaulein eingejagt, auch nach 24 Jahren.
34:02Was man mit einem Menschen anstellen kann, da kann man sich dieses Leid nur vorstellen, was die Doris M. dort erlitten hat.
34:11Es ist Samstagabend.
34:13Doris M. will in eine Diskothek nach Goslar, die sie am Wochenende gerne besucht.
34:18Weil die 22-Jährige kein eigenes Auto hat, sucht sie wie immer in einer nahegelegenen Gaststätte nach einer Mitfahrgelegenheit.
34:27Doch niemand fährt an diesem Abend nach Goslar.
34:31Wie so oft beschließt Doris M. zu trampen.
34:34Dazu geht sie zu einer Bushaltestelle am Ortsausgang.
34:39Sie wurde dort gesehen von mehreren Zeugen, die sie auch persönlich kannten, die aber andere Wegstrecken hatten und sie auch nicht mitgenommen haben.
34:48Und so verliert sie ihre Spur dann letztlich gegen 20.20 Uhr am Samstagabend.
34:54Da wurde sie letztmalig lebend gesehen.
34:58Nur einen Tag später findet ein Jäger zufällig die Leiche der jungen Frau.
35:03Sie liegt abseits der Straße neben einem Feldweg in einem Naherholungsgebiet.
35:09Etwa 20 Meter von der Fundstelle entfernt finden die Polizisten den Tatort.
35:14An dieser Stelle hier vorne war eine tellerförmige, blutdurchtränkte Stelle.
35:22Es fand sich darum herum bis in eine Reichweite von ca. 6 Metern Blutspritzer.
35:27Oberhalb dieser Stelle fand sich der Schnee stark zertrampelt, sodass wir davon ausgehen, dass es zuvor auch eine Kampfsituation in irgendeiner Form gegeben haben muss.
35:38Die Stelle, an der die Leiche gefunden wird, ist in der Region bekannt.
35:44Sieben Teiche heißt das Gebiet.
35:47Ein Ort, den vor allem Liebespaare sehr schätzen.
35:50Denn hier, abseits der Bundesstraße, ist man ungestört.
35:52Den Ermittlern scheint ein sexueller Hintergrund für die Tat sehr wahrscheinlich.
36:00Man hat festgestellt, dass der BA hochgeschoben war, auch geöffnet war und der Gürtel der Hose geöffnet war.
36:08So hat man angenommen, dass möglicherweise hier ein Petting stattgefunden hat oder eine Annäherung aus dem Ruder gelaufen sein könnte.
36:16Die Polizei ermittelt im Umfeld der jungen Frau und befragt Zeugen, die in der Tatnacht in der Nähe unterwegs waren.
36:25Dabei stoßen sie auf ein Ehepaar, das auf dem Heimweg nach Vienenburg eine interessante Beobachtung gemacht hat.
36:34Und denen kam praktisch aus der Gegenrichtung, aus Richtung Vienenburg, ein Fahrzeug entgegen, das so in einiger Entfernung vor ihnen hier in diesem Feldweg, der hier zu diesem Tatort führt, abbog.
36:45Sie waren aber noch zu weit entfernt, als dass sie hier genauere Angaben zu dem Fahrzeug machen konnten.
36:52Aber sie konnten zumindest sagen, dass es sich um einen eckigen, kastenförmigen Pkw mit Stufenheck gehandelt haben müsste, etwa ein Audi 80 oder ein VW Derby.
37:05Ein Jahr lang ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Doch der Täter kann nicht gefunden werden.
37:1024 Jahre später landet der Fall auf dem Schreibtisch von Markus Lüttke.
37:16Er durchforstet die alten Akten, sucht nach Spuren.
37:20Dabei wird er auf eine Zigarettenkippe aufmerksam, die damals nur wenige Meter entfernt vom Tatort im Schnee lag.
37:28Gibt es an ihr noch Spuren, die zum Mörder von Doris M. führen?
37:30In Wesselburen in Norddeutschland ist die Polizei mit zwei ungelösten Mordfällen beschäftigt.
37:44Die Schülerin Sandra C. wurde umgebracht. Und zwei Jahre später passiert ein weiteres eiskaltes Verbrechen auf einer Landstraße.
37:51Der Erntehelfer Dirk W. wird erschossen in seinem Auto gefunden.
37:56Am Tatort entdecken die Ermittler ein Plastikteil, das zum Wagen des Mörders gehören könnte.
38:02Außerdem sind DVDs verschwunden, die der 41-Jährige zum Tatzeitpunkt bei sich gehabt haben muss.
38:08Mordermittler Marco Klein und sein Team suchen nach Spuren, auch mit Hilfe der Öffentlichkeit.
38:12Und dann gibt es einen Tipp zur Überraschung der Ermittler aus dem eigenen Haus.
38:16Die Tochter eines Kollegen gab den entscheidenden Hinweis.
38:20Sie gab an, dass es jemanden in ihrem Umfeld geben würde, beziehungsweise in Heide, der damit geprallt hätte, eine 9mm Pistole zu haben.
38:28Darüber hinaus soll er auch geäußert haben, dass er den Wunsch hätte, jemanden zu töten.
38:33Es ist der 21-jährige Stefan B. aus Wesselburen. Ebenfalls ein Erntehelfer.
38:40Stefan B. wird von der Polizei vernommen.
38:44Zunächst streitet er alles ab.
38:46Hier auf der Polizeistation hat er zunächst abgestritten, etwas mit der Tat zu tun zu haben.
38:53Er selber gab an, dass er mit seinem Fahrzeug in Heide gewesen wäre und dort auf dem Marktplatz sich mit Freunden getroffen hätte.
39:00Sein Fahrzeug sei durch ein anderes Fahrzeug beschädigt worden und dieses Fahrzeug wäre wiederum geflüchtet.
39:07Während der Vernehmung in der Polizeistation wird auf dem Parkplatz davor das Auto von Stefan B. unter die Lupe genommen.
39:13Am hinteren Kennzeichen machen die Beamten die entscheidende Entdeckung.
39:19An der Umrandung des Nummernschilds ist ein Plastikteil abgebrochen.
39:23Es ist das Plastikteil, das am Tatort gefunden wurde.
39:27Ein erdrückender Beweis.
39:29Stefan B. lebt zu dieser Zeit noch bei seinen Eltern.
39:32Marco Klein durchsucht jetzt mit seinen Kollegen das Zimmer im Elternhaus.
39:37Im Rahmen der Durchsuchung haben wir neben der Waffe, die wir dort gefunden haben, auch die beiden DVDs gefunden,
39:43die dem Opfer nach Tatausführung entwendet worden sind.
39:46Diese DVDs konnten wir auch eindeutig einer Videothek zuordnen anhand von handgeschriebenen Inventarnummern, die diese Videothek führt.
39:53Vor allem die in seinem Zimmer gefundene Tatwaffe bringt Stefan B. in Erklärungsnot.
40:00Der 21-Jährige steht mit dem Rücken zur Wand.
40:03Die Beweise sprechen eine eindeutige Sprache.
40:06Und irgendwann, während der Vernehmung, knickt er ein.
40:09Nachdem er mit dem Beweismittel konfrontiert wurde, hat Stefan B. dann seine Angaben geändert.
40:17Er räumte ein, den Erntehelfer Dirk W. auf der Landstraße erschossen zu haben.
40:24Er gab an, dass er zuvor von ihm mehrfach genötigt und abgedrängt worden wäre im Straßenverkehr.
40:30Stefan B. hat den 41-jährigen Erntehelfer also tatsächlich getötet.
40:34Doch Marco Klein hat Zweifel, dass sich die Tat so abgespielt hat, wie Stefan B. sie schildert.
40:40Das Opfer Dirk W. ist als ruhig, friedlich und zurückhaltend bekannt.
40:45Außerdem wertet Klein das Überwachungsvideo einer Tankstelle aus,
40:48das die Straße am Ortsausgang von Wesselburen kurz vor dem Mord zeigt.
40:53Bei dieser Auswertung war klar, dass sich die Tat so, wie Stefan B. es angab, nicht hat abspielen können.
40:58Das Fahrzeug von Stefan B. ist bereits fast 15 Minuten vor dem Fahrzeug des Opfers an dieser Stelle vorbeigefahren.
41:07Aus diesem Grund war die Möglichkeit, dass zuvor ein Drängeln, Überholen oder sonstige Nötigungshandlungen des Opfers vorgenommen wurden, unwahrscheinlich.
41:18Jetzt sagt Stefan B. endlich die Wahrheit.
41:22Er erzählt, dass er vor dem Mord in einen Nachbarort gefahren ist, um sich dort mit Freunden zu treffen.
41:27Hierbei hätte einer von den Beteiligten sich abfällig über sein Fahrzeug geäußert.
41:35Das löste bei ihm, so gab er es an, Wut. Große Wut. Er schnürt seinen Hals zu und diese Wut muss raus.
41:43Und er hat einen Entschluss gefasst und gesagt, jetzt will er jemanden töten.
41:47Hierfür fuhr er dann an den Ortsausgang von Wesselburen, also tatsächlich vor dem Opfer,
41:53und wartete dort am Ortsausgang, wartete auf ein Fahrzeug und sagte, der nächste, der jetzt kommt, dem schieße ich eine Kugel in den Kopf.
42:03Dirk W. ist zu dieser Zeit auf dem Nachhauseweg.
42:06Stefan B. verfolgt ihn mit seinem Auto, überholt ihn und bremst ihn aus.
42:11Das Opfer hielt hinter ihm an und öffnete die Scheibe der Fahrertür.
42:21Er selber stieg aus und sagte, er hätte die Waffe versteckt, getragen.
42:25Daraufhin habe ich ihn gefragt, warum versteckst du die Waffe, wenn du ihn eh töten willst.
42:31Daraufhin gab er an, er wusste nicht, wer in dem Fahrzeug sitzt.
42:33Und er gab an, wenn es ein Bekannter gewesen wäre, den er kennen würde,
42:36oder auch eine Frau mit Kindern, dann hätte er von der Tat Abstand genommen.
42:42Dirk W. aber sitzt alleine im Auto.
42:44Stefan B. zögert nicht und schießt ihm in den Kopf.
42:48Danach nimmt er dem Toten die DVDs aus der Jacke und flieht.
42:51Der Fall ist gelöst.
42:53Doch der 21-Jährige hatte schon einmal mit der Polizei zu tun.
42:57Als zwei Jahre zuvor ganz in der Nähe die 15-jährige Sandra C. umgebracht wird,
43:02hatte Stefan B. kurz zuvor mit ihr gefeiert.
43:04War einer der Letzten, der sie lebend gesehen hat.
43:07Hat er auch etwas mit ihrem Tod zu tun?
43:19In Goslar hat die Polizei 24 Jahre nach der Ermordung von Doris M. endlich eine heiße Spur.
43:25Die junge Frau wollte an einem Samstagabend in eine Diskothek nach Goslar.
43:30Sie schminkt sich, will gut aussehen, tanzen, flirten.
43:34Weil sie kein eigenes Auto hat, läuft sie zur Bushaltestelle am Ortsausgang und hofft, dass sie von einem Autofahrer mitgenommen wird.
43:43Sie trammt, so wie sie es oft gemacht hat.
43:45In der Diskothek aber kommt sie nie an.
43:49Stattdessen findet man einen Tag später ihre Leiche in der Nähe einer Landstraße.
43:54Ermittler Lüttke fällt unter den Asservaten eine Zigarettenkippe auf, die damals nur wenige Meter vom Tatort entfernt im Schnee lag.
44:02Sie wurde bereits zweimal untersucht.
44:04Speichel von Doris M. und einer unbekannten männlichen Person wurden daran entdeckt.
44:08Weil sich die Technik inzwischen weiterentwickelt hat, will Lüttke die Zigarette erneut untersuchen lassen.
44:15Wir haben nach ca. drei Monaten die Nachricht bekommen, dass hier ein Volltreffer vorliegt.
44:21Wir konnten erstmalig den Mischbefund wirklich so auflösen, dass wir Namen, Klarpersonalien zu diesem Mann als Mitverursacher dieser Spur bekamen.
44:32Die DNA gehört Manfred M., einem brutaler Räuber, der wie Doris aus Vienenburg stammt.
44:40Zur Tatzeit soll er allerdings in Haft gesessen haben.
44:43Doch Lüttke findet heraus, dass Manfred M. ausgerechnet an dem Wochenende, an dem Doris M. umgebracht wurde, Freigang hatte.
44:51Er will mit ihm reden.
44:52Manfred M. wurde in den Jahren danach wegen weiterer schwerer Verbrechen zu lebenslanger Haft mit Sicherungsverwahrung verurteilt.
44:59Wir wussten, dass er Jahrzehnte Knasterfahrungen hinter sich hatte.
45:03Er hatte also überhaupt kein Interesse an der polizeilichen Ermittlungsarbeit mitzuwirken.
45:07Davon mussten wir zumindest ausgehen.
45:09Wir hatten also eigentlich ein eisiges Schweigen, was uns vermutlich erwarten würde.
45:12Und normalerweise bei Vernehmung ist es so, dass man in den Knast fährt, da seinen Laptop auspackt und praktisch eine Vernehmung durchführt.
45:19Meistens ohne irgendeine Aussage wieder zurückkommt.
45:22Das wollten wir natürlich auf keinen Fall hier.
45:23Wir wollten dieses Ding klären und wir hatten nur diesen DNA-Beweis und das ist ein bisschen dünn für eine Beweisführung.
45:30Lüttke und sein Team entwickeln deshalb einen außergewöhnlichen Plan.
45:34Die Mordkommission will Manfred M. aus dem Gefängnis holen.
45:38Die Ermittler wollen den Verbrecher an die relevanten Orte aus der Mordnacht bringen.
45:42Der Plan war eigentlich, einen Film zu inszenieren ohne Filmmaterial.
45:50Aber einen Film vor seinem Auge, vor seinem geistigen inneren Auge abspielen zu lassen.
45:55Das heißt, mit Teilen dieser Tat von damals zu konfrontieren. Und zwar live und in erster Reihe.
46:02Lüttke und seinem Team gelingt es, einen Audi 80 aufzutreiben.
46:06Der Wagen hat sogar die gleiche Farbe wie das Auto, das Manfred M. damals benutzte.
46:10Eine Polizistin spielt das Opfer. Dann wird Manfred M. aus dem Gefängnis geholt.
46:16Die Fahrt geht nach Vienenburg.
46:19Auf dem Weg dorthin lässt der Kommissar den mutmaßlichen Mörder nicht aus den Augen.
46:24Als wir dann an Goslar vorbeifuhren, da hat er dann in Höhe dieser sieben Teiche, das werde ich nicht vergessen,
46:31plötzlich nach rechts geguckt, genau auf den Tatort.
46:34Das war nur ein Moment, aber auf den hatte ich schon gewartet.
46:37Und ich denke, wenn er guckt, dann passiert jetzt was. Wir sind auch extra natürlich an dieser Stelle so vorbeigefahren.
46:43Und tatsächlich, er guckte nach rechts und musterte ganz kurz diese Tatörtlichkeit.
46:49Doch zunächst waren die Ermittler zum Elternhaus des Mannes in Vienenburg.
46:53Der mutmaßliche Mörder war in den Stunden vor dem Verbrechen bei seinen Eltern.
46:57Und hier wartet bereits der orangefarbene Audi 80. Manfred M. wird nervös.
47:07Dann habe ich die Kopfstützen vom Beifahrersitz entfernt, damit er freie Sicht auf das Auto vor ihm dann hatte.
47:17Und dann ging es weiter.
47:18Es geht zur Bushaltestelle am Ortsausgang.
47:23Hier wartet die Kollegin von Lüttke.
47:26Sie trägt genau die Kleidung, die Doris M. am Abend ihres Todes getragen hatte.
47:31Die Kollegin streckt den Daumen raus. Der Audi hält.
47:35Sie steigt ein und die Fahrt geht weiter.
47:38Manfred M. sitzt im Wagen dahinter und kann alles genau beobachten.
47:42Ich konnte merken, ich saß ja hinten direkt neben ihm, dass ein Film in ihm irgendwie ablief.
47:48Man kann es so auslegen, dass er eventuell wirklich jetzt nervös wurde, weil er unbehaglich war in irgendeiner Form.
47:56Oder es hat ihm auf jeden Fall gedämmert, dass es ihm jetzt an den Kragen geht.
48:00Der Audi 80 fährt Richtung Goslar.
48:02Über eine Bundesstraße geht es bis zum Naherholungsgebiet Siebenteiche.
48:07Hier biegt der Wagen in einen Feldweg ein.
48:08Es ist der Weg zu der Stelle, an der Doris M. getötet wurde.
48:14Als der Wagen stoppt, beenden die Polizisten die Inszenierung.
48:19Manfred M. zeigt Nerven.
48:23Beim Aussteigen, weil er ja auch Handschellen anhatte, haben wir ihm geholfen.
48:28Und es war dann zu merken, dass er sehr taumelig auf den Beinen war.
48:30Er hatte weiche Knie, Pudding in den Knie, wie man so schön sagt.
48:33Und es war ihm anzusehen, dass diese Gegend hier, wo wir hier waren, ihm schon bekannt vorkam und er sie als äußerst unangenehm empfand.
48:43In Manfred M. kommen, das vermutet Lüttke, die schrecklichen Szenen der Mordnacht wieder hoch.
48:49Die Bilder, wie Doris M. mit zertrümmertem Schädel am Boden liegt.
48:52Der Kampf im Schnee.
48:55Wird Manfred M. in der Vernehmung im Präsidium einknicken oder bleibt er dabei und will nichts mit dem Mord zu tun haben?
49:012006 wurde auf dieser Landstraße bei Wesselburen in Norddeutschland der Erntehelfer Dirk W. brutal umgebracht.
49:15Der Mörder ist schnell überführt.
49:17Es ist Stefan B.
49:18Er gibt zu, dem Mann auf dieser Landstraße aufgelauert und ihn in seinem Wagen eiskalt erschossen zu haben.
49:25Doch Mordermittler Marco Klein hat nach Abschluss des Falls einen schrecklichen Verdacht.
49:29Stefan B. gehörte zwei Jahre zuvor zu dem Personenkreis, der die 15-jährige Schülerin Sandra C. kurz vor ihrer Ermordung zuletzt gesehen hatte.
49:39Auf einem Schulhof in Wesselburen.
49:42Hat er auch etwas mit ihrem Tod zu tun?
49:44Aufgrund seines Verhaltens insgesamt war mir schon klar, dass er es war.
49:50Es ging jetzt nur darum, würde er es mir erzählen oder eben nicht.
49:56Er selber stritt zunächst ab.
49:58Aber man merkte in dieser Gesprächssituation schon, dass er ab und zu kurz davor war, vielleicht doch darüber zu reden.
50:04Aber er fing sich immer wieder, bis er irgendwann dann doch anfing zu weinen und schrie, er hätte sie erwürgt.
50:15Jetzt erzählt Stefan B., was damals genau passiert ist.
50:19In der Mordnacht fährt er einen Freund nach Schülp.
50:22Auf dem Rückweg begegnet er Sandra, die wohl gerade auf dem Weg nach Hause ist.
50:26Stefan B. berichtet, dass er sich seit Wochen von dem Mädchen, wie er es ausdrückt, schlecht behandelt fühlt.
50:31Er fuhr an ihr vorbei, hielt dann am Ortseingang Wesselburen an und wartete.
50:38Und überlegte, so sagte er es.
50:40Ich fragte ihn, was hast du überlegt?
50:42Ja, ob ich hier das Heim zahlen soll.
50:45Ich fragte, was meinst du mit Heim zahlen?
50:47Ja, töten und wegschmeißen.
50:50Und dann hat er es gemacht.
50:53Stefan B. lockt Sandra unter einem Vorwand in sein Auto und fährt auf einen Feldweg.
50:57Was dann geschah, rekonstruiert Kommissar Klein mit dem Mörder auf dem Hof des Präsidiums.
51:04Stefan gab auf dem Feldweg vor, austreten zu müssen.
51:08Als er zum Wagen zurückkehrt, setzt er sich auf die Rückbank hinter Sandra, die hier von einem Polizisten gespielt wird.
51:13Was wird das? fragt die 15-Jährige.
51:15Danach setzt er sich nach vorne und vergewissert sich, dass Sandra wirklich tot ist.
51:43Stefan B. fährt mit der toten Schülerin durch die Nacht auf der Suche nach einer geeigneten Stelle, an der er Sandras Leiche verstecken kann.
52:06Stefan B. zerrt den toten Körper der Schülerin aus dem Auto durch das hohe Gras und legt ihre Leiche am Rand des Regenrückhaltebeckens in Oldenswort ab.
52:32Hier wird man die Leiche von Sandra C. rund sechs Wochen später finden.
52:35Nach zwei Jahren hat Marco Klein auch den Mörder von Sandra C. überführt.
52:44Aus Wut hat der 21-jährige Erntehelfer zwei Menschen getötet und die Region um Wesselburen in Angst und Schrecken versetzt.
52:51Nachdem Stefan B. festgenommen wurde und die Taten geklärt waren, waren wir natürlich froh, dass wir der Region wieder Frieden geben konnten.
53:00Er selber hatte mir gegenüber in der Vernehmung geäußert, auf die Frage, ob er weitere Taten begehen würde, gab er an, er weiß es nicht.
53:07Aber die Wut wäre bestimmt wiedergekommen und es wäre vielleicht weitergegangen.
53:12Der 21-jährige Stefan B. wird vom Landgericht Itzehoe zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
53:22Er kommt in eine psychiatrische Einrichtung und sitzt bis heute hinter Gittern.
53:26Was ist in der Nacht passiert, in der Doris M. in Goslar sterben musste?
53:36Nachdem Kommissar Markus Lüttke gemeinsam mit dem Mörder die letzten Stunden im Leben der 24-Jährigen rekonstruiert hat,
53:43konfrontiert er ihn mit der Zigarette, die damals am Tatort im Schnee entdeckt worden war.
53:48Auf ihr wurde die DNA von Manfred M. gefunden.
53:54Der Mann knickt ein und gibt zu, mit Doris M. am Tatort gewesen zu sein.
53:59Von einem Mord aber will er nichts wissen.
54:06Er hat dargestellt, dass er sie aufgenommen hat, sie hat dort getrennt am Ortsausgang
54:13und dann sei er beim Runterschalten des PKWs an ihr Knie gekommen.
54:19Und da ist ja der Auslöser dann schon dazu gewesen, dass sie nicht entsprechend abwehrend reagiert hatte,
54:26dass er sich bemüßigt gefühlt hat, hier nochmal nachzufragen, ob man denn Sex miteinander haben wollte.
54:32Und die Doris M. hätte dann einfach sofort gesagt, ja, lass uns das mal machen.
54:37Erst später räumt er ein, dass Doris sich geweigert hat, sich mit ihm einzulassen.
54:41Darüber kommt es zum Streit.
54:44In dessen Verlauf sei die junge Frau unglücklich gestürzt.
54:48Am dritten Vernehmungstag lösen Lüttke und die Mordkommission ungeachtet der offensichtlichen Lügen ein Versprechen ein.
54:55Lüttke hatte der Mutter von Manfred M. versprochen, dass sie ihn besuchen darf,
54:58wenn er sich zur Vernehmung bei der Polizei befindet.
55:04Man muss sich auch mal vorstellen, es gibt ja bei seinem Tötungsblick auch keine Gewinner.
55:07Es gibt ja nur Opfer. Und auch diese Mutter von ihm ist ein Opfer.
55:10Sie hat ihren Sohn praktisch schon vor mehr als 30 Jahren beerdigen müssen, lebend im Knast.
55:15Und auch die hat vielleicht ein Bedürfnis, ihren Sohn zu sehen.
55:19Ein Kollege holt die damals 76-jährige Frau ab und bringt sie ins Präsidium.
55:24Bereits auf der Fahrt erkundigt sich die Seniorin nach dem Stand der Ermittlungen.
55:29Sie weiß, was ihrem Sohn vorgeworfen wird.
55:32Sie kündigt an, mit ihm darüber reden zu wollen.
55:35Doch auch jetzt bleibt Manfred M. bei seiner Aussage.
55:38Das hat sie dann auch erkannt und ist plötzlich, ohne dass der Kollege es verhindern konnte, aufgesprungen,
55:46geht zu ihrem Sohn hin und knallt ihm an.
55:49Eine richtige Backpfeife.
55:51Der Kollege ist dann sofort dazwischen natürlich, hat gesagt, lassen Sie das mal sein und was machen Sie denn hier und so weiter.
55:55Und sie hat dann ihre Androhung nochmal, dass sie ihm alle finanziellen Unterstützungen erzieht, dann vage nochmal wiederholt.
56:04Und hat gesagt, also du sagst jetzt die Wahrheit, sonst bin ich nicht mehr deine Mutter.
56:08Und da hat man gemerkt, das war jetzt das letzte Stück, was am Eis fehlte, um zu brechen.
56:15Er guckte sie an und sagte dann zu ihr, wenn ich denn die Wahrheit sage, hast du mich denn dann auch noch lieb, Mutti?
56:24Und das war so, als wenn da ein kleiner Bub mit seiner Mutter spricht.
56:29Und das hat sie ihm natürlich dann gesagt, natürlich, ich werde immer deine Mutter bleiben, aber du musst bei der Wahrheit bleiben.
56:36Ja, und dann sank er in sich zusammen, schluchzte, seine Mutter hielt ihn im Arm und dann kam das Geständnis.
56:42Manfred M. gibt zu, Doris M. mehrfach mit dem Kopf auf den gefrorenen Boden geschlagen zu haben.
56:49Aus Angst, dass sie nach seinen Annäherungsversuchen zur Polizei gehen könnte.
56:54Das ungewöhnliche Verfahren der direkten Konfrontation mit den Geschehnissen,
56:57das Lüttke mit seinen Kollegen in diesem Fall das erste Mal angewendet hat,
57:02hat in den Jahren danach viele weitere Male geholfen, Straftaten aufzuklären.
57:12Untertitelung des ZDF für funk, 2017