In einem Gasthaus in einem friedlichen kleinen Ort, schmiedet
ein junger Mann jahrelang in seinem Zimmer einen unheilvollen
Plan. Dann, am 24. Januar 2020, reißt ein Kugelhagel sechs
Menschen aus dem Leben.
Der Täter, Adrian S., ist 26 Jahre
alt, intelligent, aufgewachsen in guten Verhältnissen. Wie
konnte aus ihm ein Mörder werden? Was war sein Motiv? Und
warum hat keiner bemerkt, was er vorhat
.....
ein junger Mann jahrelang in seinem Zimmer einen unheilvollen
Plan. Dann, am 24. Januar 2020, reißt ein Kugelhagel sechs
Menschen aus dem Leben.
Der Täter, Adrian S., ist 26 Jahre
alt, intelligent, aufgewachsen in guten Verhältnissen. Wie
konnte aus ihm ein Mörder werden? Was war sein Motiv? Und
warum hat keiner bemerkt, was er vorhat
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TVTranskript
00:00In Rot am See in Baden-Württemberg soll heute ein Mann sechs Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt haben.
00:10Insgesamt 30 Schüsse soll der Mann abgegeben haben.
00:14Er hat seinen Vater, seine Mutter und vier weitere Verwandte erschossen.
00:20Der Täter hat drei Seiten vollgeschrieben und die hat er später selbst als eine Art Abschiedsbrief bezeichnet.
00:27Ich wusste, dass ich es töten würde.
00:32Die Dorfbewohner sind geschockt.
00:34Das ist unvorstellbar, zumal man ja alle gekannt hat.
00:47Guten Abend und willkommen zu KripoLive-Tätern auf der Spur.
00:51Er war still, zurückgezogen, ein Einzelgänger mit dunklen Gedanken.
00:56Niemand ahnte, was Adrian S. in diesem Gasthof plante.
01:00Am Ende wurden hier sechs Menschen getötet vom Sohn, der überzeugt war, dass ihn seine Mutter und seine Schwester vergiften wollten.
01:10Rot am See hat 5600 Einwohner.
01:15Saskia Huck ist zum ersten Mal seit vielen Jahren an dem Ort, an dem ihre allerbeste Freundin sterben musste.
01:22Caroline, getötet in der Gastwirtschaft ihres Stiefvaters Klaus S., von dessen Sohn Adrian.
01:30Es ist schwierig hier zu sein, weil ich eben weiß, was hier passiert ist und dass das davor hier eigentlich ein geselliger Ort war.
01:42Das war ein Gasthaus, das war eine Kneipe.
01:46Die ganzen Leute vom Ort sind hierher gekommen, haben hier eine schöne Zeit verbracht, sind Kegeln gegangen, haben ihr Bier getrunken.
01:52Und jetzt ist alles im wahrsten Sinne des Wortes tot.
01:58Nur zehn Minuten, bevor Saskias beste Freundin Caroline in der Gaststätte ihres Stiefvaters ums Leben kam, schickte sie ihr noch eine Sprachnachricht per WhatsApp.
02:09Wir sind da, alles gut.
02:12Ein Satz leichter hingesagt und im Rückblick kaum zu ertragen.
02:15Es war eine sehr offene Familie, eine tolerante Familie und die Caro hat sich auch mit psychischer, emotionaler Gesundheit auseinandergesetzt.
02:27Und sie hat mir auch in schweren Zeiten immer geholfen, ist immer da gewesen.
02:31Wir haben uns kennengelernt in der sechsten Klasse, das waren 26 Jahre etwa, die wir eben ganz eng befreundet waren.
02:41Und sie war ein Freigeist, also sie hat sich nicht gerne an Konventionen gehalten.
02:48Sie war sehr spontan, sie war sehr emotional, sie war sehr lebenslustig, sie war sehr empathisch, freundlich, eine tolle Freundin.
02:58Der Gasthof zum Deutschen Kaiser. Hier wohnt Adrian seit einigen Jahren mit seinem Vater Klaus S. unter einem Dach.
03:09Zuvor hatte er bei seiner Mutter gelebt, zusammen mit seinen Halbgeschwistern Caroline und Holger.
03:192019 haust der 26-jährige Student im zweiten Stock der Gastwirtschaft.
03:24Ein junger Mann, der kaum noch spricht, der sich in eine digitale Welt zurückgezogen hat.
03:30Ein Nerd mit einem tödlichen Hass in sich.
03:33Adrian hat viele Jahre vor der Tat schon einen ersten Plan geschmiedet.
03:39Und zwar wollte er seine Mutter und seine Schwester mit K.O.-Tropfen betäuben,
03:44dann fesseln und über eine längere Zeit, also über Wochen hinweg, irgendwie quälen.
03:51Der hatte entsprechende Utensilien in seinem Zimmer schon gehortet, also Klebeband,
03:56einen Beil hat man da später gefunden, Gaskartuschen.
03:59Und er hatte sich auch übers Internet sämtliche Chemikalien besorgt,
04:04die man braucht, um selbst K.O.-Tropfen herzustellen.
04:07Und hat auch selbst Formeln aufgeschrieben, die sogar gestimmt haben,
04:11obwohl er ja kein ausgewildeter Chemiker ist.
04:15Doch irgendwann ändert er seinen Plan.
04:18Er will seine Mutter und seine Schwester nun erschießen.
04:22In dem festen Wahn, sie würden ihn mit Hormonen vergiften.
04:27Adrians Problem, die beiden sind nie gemeinsam anzutreffen.
04:32So muss er lange auf eine Gelegenheit warten.
04:36Sie ergibt sich schließlich, als in Schwebnitz in Sachsen die Großmutter stirbt.
04:41Die angesetzte Beisetzung der Großmutter auf dem Friedhof in Schwebnitz
04:48sah Adrian als die perfekte Möglichkeit, seine Tat umzusetzen,
04:52weil dort alle Familienmitglieder zusammenkommen würden
04:56und endlich also auch seine Mutter und seine Halbschwester
04:59zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein werden.
05:02Deswegen dachte er, das ist wirklich der perfekte Moment und seit langem,
05:07seit mindestens zwei Jahren der erste Moment, an dem er seinen Plan in die Wirklichkeit umsetzen könnte.
05:14Kurz nachdem er vom Tod der Großmutter erfährt, schreibt Adrian einen Brief.
05:20Wirr voller Widersprüche.
05:22Er versucht sich zu erklären, für das, was er vorhat.
05:27Sucht nach Gründen, nach einer Art Rechtfertigung.
05:31Es sind bruchstückhafte Sätze, durchzogen von Misstrauen, Wahn und Wut.
05:37Ein Abschied und zugleich ein stiller Auftakt zur Tat.
05:41Selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, S über 20 Jahre zu foltern, wäre es nicht dasselbe,
05:48da ich ein unschuldiges Kind war.
05:50Somit verwarf ich im Laufe der Zeit den Gedanken an Rache und auch an Gerechtigkeit.
05:55Stattdessen entschied ich, dieses Übel aufzuhalten,
05:58sodass S nie wieder jemandem das antun können, was es mir angetan hat.
06:06Als S bezeichnet Adrian seine Mutter. Ein Akt der Entmenschlichung.
06:10Die geplante Tat bereitet er im Januar 2020 akribisch vor.
06:16Dazu gehört auch, dass er sich den geplanten Tatort zuvor genau anschauen will.
06:21Seinem Vater sagt er, wie so oft, dass er nach Stuttgart zum Studieren muss,
06:26obwohl er da längst nicht mehr studierte.
06:32Am 21. Januar fährt er dann los.
06:36Bis nach Schwebnitz sind es 450 Kilometer.
06:39Nach mehr als 5 Stunden Fahrt kommt er dort endlich an.
06:46Um dort den Ort auszukundschaften, an dem die Beisetzung der Großmutter stattfinden soll,
06:52weil er glaubt, dass er dort seinen Plan umsetzen kann.
06:55Der Friedhof von Schwebnitz liegt am Rande des Dorfes mit rund 2500 Einwohnern.
07:06Adrian kennt den Ort gut.
07:10Als Kind war er oft hier bei seinem Großvater.
07:13Damals verstand er sich mit Carolin und Holger seinen Halbgeschwistern noch gut.
07:20Jetzt denkt er an die Beisetzung und seinen mörderischen Plan.
07:29Viele Trauergäste werden kommen.
07:34Eine Gelegenheit und zugleich ein Risiko.
07:39Was, wenn man ihm die Waffe entreißt?
07:41Ihn die vielen Menschen stoppen?
07:44Vermutlich fährt er mit solch dunklen Gedanken nach Dresden, wo er übernachten wird.
07:49Adrian macht sich am nächsten Morgen auf den Rückweg.
07:54Allerdings hat er nicht Rot am See als erstes Ziel, sondern er wird einen kleinen Umweg machen.
08:02Er wird nach Nürnberg fahren zu einem Waffenhändler.
08:07Dort hatte er einige Tage vorher angerufen, hat nach einer ganz bestimmten Waffe gefragt.
08:13Es war eine Walter Q5 Champion.
08:19Die lässt er sich nun dort auch vorführen.
08:22Ja, und was hier das Schöne ist, den blauen Abzug.
08:25Das Markante an dieser Waffe ist der blaue Abzug.
08:28Adrian prüft die Waffe. Halbautomatisch.
08:32Liegt sicher in der Hand. Präzise. Gefährlich.
08:35Eine Wahl mit fataler Konsequenz.
08:39Dazu nimmt er noch 350 Patronen, unterschiedliche Geschosstypen.
08:43Und mit diesem Einkauf, rund 1500 Euro hat er dafür bezahlt,
08:48setzt er seinen Weg nach Rot am See fort.
08:52Zuerst fährt er allerdings nach Beimbach zu seinem Schützenverein.
08:56Etwa 5 Kilometer von Rot am See entfernt.
09:02Adrian hat jahrelang, muss man sagen, auf diesen Moment hingearbeitet,
09:07hat alles vorbereitet, hat sein ganzes Leben danach ausgerichtet.
09:10Er ist 2017 in einen Schützenverein eingetreten,
09:13in dem auch großkalibrige Waffen geschossen wurden.
09:17Nehmt dort seine Waffe, um sie einzuschießen.
09:29Können wir mal zeigen hier.
09:32Wow, eine Wolter, Co5.
09:34Kannst du mal anfassen?
09:35Ja, klar.
09:37Ach, eine super Waffe.
09:39Boah, klasse.
09:39Denn schon in drei Tagen findet die Beerdigung in Schwebnitz statt.
09:45Dann soll die Waffe perfekt funktionieren.
09:48Und so feuert er Dutzende 9-Millimeter-Geschosse auf die Zielscheiben.
09:54Die Schützenkameraden werden neugierig, was es mit der Pistole auf sich hat.
09:59Im Schützenverein hat das keiner ungewöhnlich gefunden.
10:05Einige von den Schützenkameraden haben ihn gefragt, wo er jetzt die Waffe her hat.
10:11Und das hat er denen erklärt.
10:13Aber es war völlig normal.
10:14Adrian war auch in der letzten Zeit ein guter Schütze.
10:17Er hat auch für den Schützenverein an Wettkämpfen teilgenommen.
10:20Er hat zum Teil vordere Plätze belegt, sodass sein Name sogar in der Zeitung stand.
10:28All das gehörte wohl auch dazu, um seinen Plan, die Mutter und die Schwester zu töten, schließlich perfekt umsetzen zu können.
10:39Er wusste offenbar, dass man erst 26 Jahre sein muss, um an eine Waffenbesitzkarte zu kommen, ohne ein psychiatrisches Gutachten vorlegen zu müssen.
10:50Also darauf hat er auch noch gewartet.
10:53Es sind keine 72 Stunden mehr, bis die Großmutter beigesetzt wird.
10:58In Adrians Kopf ein unheilvolles Gewirr.
11:01Düstere Gedanken, die kommen und gehen wie Schatten im Nebel.
11:06Seit Jahren glaubt er, seine Mutter vergifte ihn mit weiblichen Hormonen.
11:11Dass seine Schwester dabei hilft.
11:13Dass auch der Vater nicht unschuldig ist.
11:16Einen unterwürfigen Hund nennt er ihn.
11:18Sie alle müssen sterben, glaubt er.
11:21Der einzige Ausweg, den Adrian jetzt noch sieht.
11:25Es spielt auch keine Rolle.
11:27Ich muss dieses Monster so oder so aufhalten.
11:29Und man kann das Böse nur aufhalten, indem man es tötet.
11:32Und seine Diener mit heben.
11:35Das Monster.
11:36So nennt er seine Mutter.
11:37Die Diener sind Vater und Schwester.
11:40Adrian hat sein Zimmer eigentlich zu einer Festung umfunktioniert.
11:44Er hat eine Überwachungskamera, einen Bewegungsmelder installiert.
11:49Er erlaubt niemanden reinzukommen.
11:51Selbst wenn Besuch kam, hat er maximal so einen Spaltbreit aufgemacht und hat seinen Kopf rausgesteckt.
11:56Er hat aber niemanden reingelassen.
11:58Und wenn er mal auf Toilette musste, die befand sich praktisch über den Flur, hat er jedes Mal abgeschlossen.
12:05Also weil er Angst hatte, dass in der Zwischenzeit jemand in sein Zimmer kommt und ihm irgendwelche Lebensmittel, die dort gelagert waren,
12:12unter anderem die Haarmilch, von der er sich fast ausschließlich ernährt hat, vergiften könnte.
12:19Das ist ja eine Überraschung.
12:22Das ist ja wirklich.
12:22Er hat auch schon seit ungefähr einem Jahr sämtliche Telefonate auf dem Festnetztelefon seines Vaters abgehört,
12:36hat alle gespeichert, um sie dann später abzuhören, wenn er mal nicht da war oder hat direkt live mitgehört.
12:42Zwei Tage vor der Beerdigung der Großmutter sagt er seinem Vater, dass er nicht mitkommt nach Schwebnitz,
12:55weil er einen wichtigen Termin an der Uni hat.
12:58Ich wollte dir sagen, dass ich da nicht mit möchte morgen.
13:02In Wirklichkeit will er alleine heimlich nach Schwebnitz fahren, um sie alle zu erschießen.
13:08Ursprünglich wollte ich Rache nehmen und es foltern, so wie es mich gefoltert hatte.
13:16Doch das ist vollkommen unmöglich.
13:27Am 24. Januar ruft seine Mutter überraschend im Gasthof an.
13:32Die Familie hat sich spontan entschlossen, den Vater, der ursprünglich mit der Bahn nach Schwebnitz fahren wollte,
13:37jetzt mit dem Auto mitzunehmen.
13:40Für Adrian zunächst ein Schock, aber dann plötzlich eine Chance.
13:44Er erfährt, dass nun die gesamte Reisegesellschaft nach Rot am See kommt.
13:48Und da muss es bei ihm irgendwie Klick machen, da muss irgendwie in seinem Kopf alles durcheinander laufen.
13:54Weil plötzlich bietet sich für ihn offenbar die Möglichkeit, die Tat nicht in Schwebnitz auf dem Friedhof umzusetzen,
14:02sondern vielleicht in Rot am See.
14:04Jetzt sind sie da.
14:10Adrian sieht keinen Plan mehr.
14:13Nur noch den Abgrund.
14:16Und der rückt immer näher.
14:19Eigentlich wollten alle zusammen gerade wieder in ihre Autos steigen, um weiterzufahren.
14:30Kommt plötzlich die Mutter von Adrian und sagt zum Vater, also mit der Jacke, die er sich ausgesucht hat,
14:36kannst du nicht zur Beerdigung gehen, hast du nicht eine andere Jacke.
14:39Und das war eigentlich so der entscheidende Moment.
14:42Die beiden beschließen, nochmal ins Haus zu gehen, hochzugehen, Treppenflur hochzugehen,
14:47um eine andere Jacke für Adrians Vater zu holen, die besser zu einer Ballsetzung passt.
14:52In dem Moment, in einem Bruchteil von Sekunden offenbar, trifft er die Entscheidung, die Tür aufzustoßen und sofort zu schießen.
15:10Sein Vater wird tödlich getroffen. Aber die Mutter kann fliehen.
15:22Die Mutter ist schon ein ganzes Stück weiter unten, versucht in einen Nebenraum zu flüchten, in die Küche.
15:29Aber Adrian schießt nochmal aus halber Höhe und trifft sie in den Rücken.
15:34Dann kommt sein Halbbruder Holger auf ihn zugerannt, versucht, Adrian aufzuhalten.
15:41Holger wird von drei Geschossen getroffen, dreht sich sofort um und rennt nach draußen.
15:48Von da an scheint aber Adrian noch alles geschossen zu haben, was sich bewegte.
15:54Er verletzt Großvater und Großmutter schwer.
15:56Dann erschießt er Onkel und Tante. Und noch immer ist nicht Schluss.
16:05Aber sein eigentliches Ziel ist ja Carolin und die Mutter.
16:15Carolin ist bei Holger, der schwer verletzt auf einer Bank vor dem Haus liegt.
16:22Sie versucht zu helfen.
16:24Da steht plötzlich Adrian vor ihr und schießt.
16:31Wortlos, ohne zu zögern.
16:36Adrian ist dann wieder ins Haus zurückgegangen.
16:39Er wusste, dass seine Mutter schwer verletzt war, dass er sie getroffen hatte, also insgesamt mit fünf Geschossen schon.
16:45Aber er wollte ganz sicher gehen, dass sie auch wirklich tot ist, dass das Monster, sein Hauptziel, auch wirklich tot ist.
16:53Er sah, dass sie noch lebte, dass sie noch atmete.
16:57Und deshalb hat er ihr dann aus nächster Nähe nochmal in die Schläfe geschossen.
17:03Dann war sie tot.
17:04Und es war noch jemand im Haus, der ganz viel davon mitbekommen hat und angesehen hat.
17:23Nämlich einer von den Neffen, der ältere Neffe, der war damals 14 Jahre alt.
17:28Und er hörte die Schüsse, er hörte das Knallen und wollte eigentlich nur noch raus.
17:32Er rannte deshalb in ein Hinterzimmer, weil er wusste, dort befindet sich ein Fenster und wollte rausspringen.
17:39Er merkte dann aber, dass vor dem Fenster ein Fliegengitter festgeschraubt war.
17:42Er kam nicht raus.
17:44Er war völlig in Panik, rannte in die andere Richtung, kam wieder an der Küche vorbei.
17:50Und plötzlich, als er in die Küche kommt, steht Adrian mit der Waffe vor ihm, wie ein Geist, wie ein schwarzes Ungeheuer.
18:00Doch dieses Mal schießt Adrian nicht.
18:03Vorab! Vorab!
18:08Der Neffe kann flüchten, unverletzt.
18:12Draußen trifft er seinen kleinen Bruder, zwölf Jahre alt, der sich versteckt hatte.
18:16Die beiden laufen los, ohne zu wissen, wohin.
18:23Aber weg von dem, was hinter ihnen liegt.
18:27Adrian hat in kurzer Zeit, in vielleicht 5, 6 Minuten, 30 Patronen abgeschossen.
18:34Und eigentlich war die nächste Patrone für ihn selbst gedacht.
18:37Also er wollte sich eigentlich selbst töten.
18:39Aber weil ihm durch den Kopf schießt, ich muss der Menschheit, der Welt erklären, sozusagen, warum ich das getan habe.
18:49Und deswegen entscheidet er sich letztendlich, sich nicht umzubringen und wählt dann in der Gaststube die 110.
18:56In Ahlen ist ein junger Polizist am Apparat und spricht mit Adrian 20 Minuten lang.
19:09Gibt ihm Anweisungen, hält ihn hin und schickt die Kollegen zum Tatort nach Roth am See.
19:16Adrian sagt ihm, dass er blutrünstige Monster erschossen habe.
19:20Der Polizist weist ihn an, die Pistole liegen zu lassen, aus dem Fenster zu steigen und sich zu ergeben.
19:25Danach wird er zum Verhör nach Schwäbisch Hall gebracht.
19:34Am Tatort versammeln sich inzwischen Dutzende Polizisten.
19:38Ein Ort des Schreckens.
19:40Was ist geschehen?
19:42Ein Attentat?
19:43Ein Amoklauf?
19:45Zunächst bleibt alles unklar.
19:47Erst später zeichnet sich das ganze Ausmaß ab.
19:50Auch der Bürgermeister ist inzwischen am Tatort.
19:53Ich bin gefragt worden, ob ich noch die Opfer identifizieren kann.
19:59Das habe ich aber abgelehnt, nachdem ich mitgekriegt habe, was alles war.
20:03Da bin ich dann nicht dazu hingegangen.
20:06Bis in den späten Abend sichern Ermittler Spuren.
20:09Derweil wird Adrian von der Polizei verhört.
20:12Erst als man ihm sagt, wen er tatsächlich getötet hat, was er offensichtlich nicht weiß,
20:17ist er bereit, alles zu gestehen.
20:20Und in Rot am See herrscht Fassungslosigkeit.
20:23Der ganze Ort war geschockt.
20:26Also es war, man kann es eigentlich gar nicht beschreiben.
20:30Es war so unglaublich, dass in so einem friedlichen, idyllischen Ort wie Rot am See
20:34so ein grausames Massaker passieren kann.
20:38Das lag wirklich wie ein schweres Tuch über den Ort.
20:42Die nächsten Tage, die nächsten Wochen, Monate noch.
20:46Der Prozess gegen Adrian S. beginnt am 29. Juni 2020
20:50vor der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Ellmangen.
20:54Angeklagt wird er wegen sechsfachen Mordes.
20:57Auch Saskia, die beste Freundin von Carolin, ist zum Prozess gekommen.
21:04Also das war für mich eine extreme Situation, weil er hatte ja Handfesseln und er hatte Fußfesseln.
21:11Und als wir vor dem Gericht gewartet haben, da haben die ihn gebracht.
21:16Und dieses Klieren von diesen Fußfesseln, das werde ich nie vergessen.
21:20Das hat so gekliert am Boden.
21:22Und das war sehr unheimlich.
21:24Das war schon eine sehr emotionale und heftige Situation.
21:30Aber er hatte jetzt nicht, dass er mich irgendwie fixiert hätte mit Blicken oder sowas.
21:35Das ist nicht passiert.
21:36Adrian gesteht im Prozess die gesamte Tat.
21:39Dass er seinen Onkel, seine Tante und seinen Halbbruder erschossen hat, bedauert er.
21:45Bei der Mutter bereut er nichts.
21:47Für seine Anwälte ist die Strategie der Verteidigung klar.
21:50Sie zweifeln an seiner Schuldfähigkeit.
21:52Jetzt hat sich relativ früh abgezeichnet, dass die ganze Sache darauf hinausläuft.
22:00Die Frage, ob er schuldfähig ist, vermindert schuldfähig oder schuldunfähig.
22:06Und zum anderen natürlich die Frage, ob es am Ende eine Verurteilung wegen Mordes oder wegen Totschlag gibt.
22:14Dass Adrian nicht schuldfähig sein könnte, könnte durch einen Wahn entstanden sein, der sich während eines Krankenhausaufenthalts im Jahr 2012 entwickelt haben soll.
22:26In dieser Zeit muss bei Adrian so der Glaube entstanden sein, dass seine Mutter ihn vergiften will.
22:38Und zwar kommt es daher, dass er, so erzählte er es später, von einem Arzt gesagt bekommen haben will, dass man in seinem Blut ein synthetisches Hormon, Ethinyl, Estradiol, nachgewiesen hat.
22:53Das ist praktisch ein Wirkstoff in Antibabypillen.
22:55Und für ihn war das so die Erklärung, meine Mutter wollte mich immer vergiften.
23:01Und deshalb sollte sie sterben.
23:03Das Gericht stellt im Verfahren fest, dass Adrian sich alles nur eingebildet hat und wegen dieses Wahns nur vermindert schuldfähig ist.
23:10Was nach Einschätzung des forensischen Psychiaters Dr. Matthias Michel eine kaum zu heilende Erkrankung ist.
23:19Ein solcher Wahn ist extrem schwierig zu behandeln. Das muss man auf jeden Fall sagen.
23:24Alle Formen von Wahnstörungen sind sehr, sehr hartnäckig, schwer zu behandeln.
23:30Und je länger so ein Wahn angedauert hat, umso schwieriger wird es mit der Behandlung, umso schlechter ist die Prognose.
23:36Das hat auch der Gutachter ja schon so gesehen, eben gerade weil es sich so schwer behandeln lässt.
23:42Und aus dem Maßregelvollzug wird man ja erst dann entlassen, wenn tatsächlich keine Gefahr mehr von der betroffenen Person ausgeht.
23:50Also sprich, die Erkrankung so weit behandelt ist, dass man sich da relativ sicher sein kann.
23:55Und das fürchte ich, wird bei ihm sehr, sehr schwer zu erreichen sein.
24:00Das Urteil. 15 Jahre Haft wegen Mordes und versuchten Mordes.
24:06Dazu Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.
24:12Unterbringung in der Gesang.
24:15Vidurn offense.
24:16Unterbringung in der ZDF-Ware.
24:18grosse Musik.
24:19Vorbringung in der ZDF-Ware.
24:20Die Töne Perez.
24:21Die ZDF-Ware auf den KF-9-Ware.
24:23Die ZDF-Ware auf den KF-9-Ware.
24:24Die ZDF-Ware der ZDF-Ware.
24:26Die ZDF-Ware auf den KF-9-Ware.
24:28Die ZDF-Ware auf den KF-9-Ware.
24:29Untertitelung des ZDF, 2020