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Transkript
00:00Ich würde jetzt mal auf den ersten Blick sagen, ohne dass die Knochen jetzt gereinigt sind,
00:03dass wir einen Toten haben mit maximal 20 Jahren. Ja, wahrscheinlich sogar eher jünger.
00:08Vor 80 Jahren hat der Zweite Weltkrieg geendet und noch immer finden sich in den Böden Europas Kriegstote.
00:14Ich habe heute den Bund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Ostrowenka in Nordostpolen begleitet
00:18und geschaut, wie ihre Ausgrabungsarbeiten laufen.
00:21Hier wurde während des Zweiten Weltkrieges eingrenzend zu dem Zivilfriedhof auch ein Wehrmachtsfriedhof angelegt.
00:28Heute sehen wir zu, dass wir einige der über 350 Toten, die wir ganz konkret hier jetzt für den Friedhof als Verluste gemeldet haben, ausbetten können.
00:36Man sieht ja so ein bisschen hier die Schwierigkeit. Durch die Zivilgräber ist alles sehr dicht bebaut, sehr eng bebaut.
00:41Und wir versuchen jetzt an Wehrmachts, wie jetzt zum Beispiel, hinter dir in die Erde zu gehen.
00:47Und soweit wir können, irgendwie die Toten auszubetten.
00:50Viel wurde überbaut, nicht nur wie hier auf dem Friedhof überbettet, wie man das dann nennt,
00:54sondern auch wurden einfach Parkplätze, Einkaufszentren auf ehemalige Kriegsgräber gebaut.
00:59Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde 1919 gegründet.
01:03Im Auftrag der deutschen Bundesregierung sucht und birgt er deutsche Kriegstote im Ausland,
01:08bestattet sie und kümmert sich um die Grabpflege.
01:11Heute betreut der Volksbund Kriegsgräberstätten in 45 Ländern, auf denen rund 2,8 Millionen Kriegstote ruhen.
01:18Aber der Volksbund macht nicht nur Grabpflege. Er organisiert auch Jugendbegegnungen, internationale Bildungsprojekte und Workcamps direkt an den Kriegsgräberstätten.
01:26Das Motto dabei, Versöhnung über den Gräbern, Arbeit für den Frieden.
01:31Es gab eine Einheit, die tatsächlich dafür da war, die Toten, die Gefallenen, beizusetzen, das Ganze zu dokumentieren.
01:37Das dann auch wiederum an die Wehrmachts-Ausgangsstelle nach Berlin zu übersenden,
01:40die dann wiederum die Todesdaten, den Beisetzungsort auf einer sogenannten Gräberkartei festgehalten haben.
01:46Da stehen dann auch Informationen zu den Toten drin, über deren Grablage.
01:51Wie hier jetzt dann in dem Fall Ost-Rulenka, Soldatenfriedhof, Reihe 15, Grab 1.
01:56Da schauen wir dann, wo lag der Friedhof. Gibt es eventuelle Skizzen, gibt es Aufzeichnungen dazu?
02:01Und so versuchen wir dann immer, die Grablage zu lokalisieren.
02:04Wenn ich auf TikTok unterwegs bin, sehe ich oft ganz viele Videos von Menschen, die Metallsondeln gehen.
02:09Und das ist in Österreich generell auch nicht verboten. Man muss aber einige Dinge beachten.
02:13Zum einen muss man die Erlaubnis vom Grundstückeigentümer haben, dass man da überhaupt sondeln und ausgraben darf.
02:18Und viele Dinge, die man dann im Boden findet, sind auch denkmalgeschützt.
02:22Das heißt, wenn man zum Beispiel eine Erkennungsmarke aus dem Zweiten Weltkrieg findet,
02:26müsste man diese eigentlich dem Denkmalschutzamt melden.
02:29Tut man das nicht, riskiert man eine Strafe von bis zu 25.400 Euro.
02:33Was ich richtig schwierig finde, das ist, wenn die auf Knochen stoßen, wenn die die Erkennungsmarken mitnehmen
02:38und die Erkennungsmarken im Internet verhökern.
02:41Und das ist übel, weil damit ist wirklich jede Chance der Identifikation vorbei.
02:44Wir haben tatsächlich mal eine Tüte mit Knochen, mit Gebeinen vor der Tür liegen gehabt
02:48und hatten Fotos von den Erkennungsmarken dazu gelegt bekommen.
02:52Wir haben gedacht, okay, da kann man es zumindest identifizieren.
02:54Das ist auf der einen Seite positiv, auf der anderen Seite zeigt es auch, dass die Leute genau wissen, was sie tun.
02:58Etwas, was wir bei fast jedem Toten finden, das sind Knöpfe der Uniform, insbesondere bei Wintertoten.
03:04Knöpfe vom Mantel, dann auch Stiefel, Helme sind mit bei, Döschen für Zigaretten, Präservative, Brillen, Uhren natürlich.
03:13Alles Mögliche, wie gesagt, was wir so selber auch mit uns tragen, außer Handys, finden wir auch bei den Toten.
03:18Für viele junge Menschen, für die...

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