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Viele Frischwaren auf dem Zentralmarkt von Buenos Aires gelten als unverkäuflich, auch wenn sie noch genießbar sind. Jetzt gibt es dort ein Programm gegen die Verschwendung der Lebensmittel, das außerdem bezahlte Arbeitsplätze schafft.

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Transkript
00:00Der Zentralmarkt von Buenos Aires, einer der größten in Südamerika.
00:08Fast ein Drittel aller argentinischen Frischwaren wird hier gelagert und an Geschäfte und Restaurants im ganzen Land verteilt.
00:18Vieles davon wird weggeworfen, weil es als unverkäuflich gilt, obwohl es noch genießbar ist.
00:25Die argentinische Wirtschaft steckt seit Jahren in der Krise, viele Menschen sind arbeitslos, durch die Inflation steigen die Kosten.
00:34Oft bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in den Abfällen nach Essbarem zu suchen.
00:39Tomasa Chavez war eine von ihnen, doch was sie einst aus Verzweiflung tat, ist heute ihr Job.
00:46Früher hatte ich keine Arbeit, ich kam immer hierher auf den Markt und suchte nach Lebensmitteln.
00:55Ich sammelte sie ein, einen Teil behielt ich, den Rest habe ich verkauft.
01:02Ich habe das aus der Not herausgetan.
01:08Heute arbeitet sie für das Programm zur Abfallvermeidung, das Lebensmittel rettet und Menschen aus der Armut befreit.
01:17Ich habe 35 Jahre damit verbracht, nach Essen zu suchen.
01:24Ich war arbeitslos. Und dann habe ich diesen Job bekommen.
01:29Und ich kümmere mich darum, ihn zu behalten.
01:33Ich komme immer früh.
01:37Jeden Tag sortiert die 64-Jährige essbare Produkte aus, den Rest muss sie entsorgen.
01:47Es gefällt mir nicht sehr gut. Es ist schade, es wegzuwerfen.
01:54Es tut mir leid, weil viele Menschen es brauchen.
01:58Viele Leute kommen, um Lebensmittel zu sammeln, so wie ich früher.
02:01Es hat mich sehr verändert. Ich bin glücklich hier. Ich habe eine feste Anstellung, Gott sei Dank.
02:07Ich bin seit vier Jahren hier und habe noch keinen einzigen Tag gefehlt.
02:11Das Programm zur Rettung von Lebensmitteln wurde von Mitarbeitern des Zentralmarktes während der Covid-19-Pandemie ins Leben gerufen.
02:19Sie wollten etwas gegen die Verschwendung und die wachsende soziale Not tun.
02:24Fabian Reynoldi ist Akronom, früher hat er in der Verwaltung des Marktes gearbeitet, heute leitet er das Programm.
02:31Das Hauptziel der integrierten Abfallbewirtschaftung besteht darin, freiwillige Spenden von Verkäufern zu nutzen,
02:39die noch für den menschlichen Verzehr geeignet sind und einen Nährwert haben.
02:43Sie werden aufbereitet und als Spenden an Gemeinschaftsküchen ausgeliefert.
02:48Die organischen Abfälle, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, werden zu Kompost verarbeitet, also in eine Ressource verwandelt.
02:59Das Programm wird vom Zentralmarkt finanziert, aber es geht nicht nur um Wohltätigkeit, die Abfallvermeidung hat auch wirtschaftliche Vorteile.
03:11Die Logistikkosten, die der Markt zu tragen hat, sinken.
03:15Wenn man weniger Müll an die Abfallentsorgungsfirma schickt, zahlt man weniger, man zahlt eine am Ende geringere Entsorgungsgebühr.
03:22Für Fabian Renoldi ist die Rettung der Lebensmittel wichtig, doch die Mitarbeiter des Programms bedeuten ihm noch viel mehr.
03:37Einige von ihnen konnten ihre Häuser fertigstellen, andere sind jetzt sozial versichert und können sich besser medizinisch versorgen lassen.
03:47Sie gewinnen ihre Menschenwürde zurück und haben die Möglichkeit, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln.
03:58Jeden Tag werden im Rahmen des Programms etwa 2500 Kilogramm essbare Produkte aus den Müllcontainern gerettet.
04:06Das Team sortiert sie in Tüten, die an Bedürftige verteilt werden.
04:10Heute haben wir Birnen, Kürbis, Karotten, Auberginen und Petersilie. Jede Tüte enthält 8 Kilogramm an Produkten.
04:21Die Menschen kommen dafür aus ganz Buenos Aires. Die Armut ist unter Präsident Javier Meley stark angestiegen.
04:29Er hatte nach seinem Amtsantritt Ende 2023 Subventionen und Preiskontrollen für viele grundlegende Güter und Dienstleistungen gestrichen.
04:37Rentner gehören zu den am stärksten Betroffenen.
04:43Ja, sehr. Es kommen viele Leute aus dem Rentnerclub hierher. Deshalb bin ich auch hier.
04:50Die derzeitige Situation in Argentinien ist nicht gut. Wir müssen an Lebensmitteln sparen, an allem, um Medikamente zu kaufen.
04:59Präsident Meley sagt, seine harten Sparmaßnahmen seien notwendig, um die jahrzehntelange Misswirtschaft zu korrigieren.
05:10Nichts ändert sich. Nichts. Im Gegenteil, es ist sogar noch ein bisschen schlimmer als vorher.
05:16Früher gab es mehr Dinge. Jetzt gibt es viele Gemeinschaftsküchen. Vieles ist geschlossen. So ist das eben.
05:22Später am Tag kommen Fahrzeuge, um Produkte für mehr als 300 Gemeinschaftsküchen abzuholen.
05:29Sie versorgen zehntausende Menschen in der Stadt kostenlos mit Lebensmitteln.
05:34Nancy Ponce leitet eine davon. Sie sagt, das tägliche Leben sei schwieriger geworden.
05:40Obwohl die offiziellen Zahlen zeigen, dass die Inflation zurückgegangen ist.
05:44Mit dieser Regierung hat die Nachfrage stark zugenommen. Viel mehr Familien melden sich, um Lebensmittel zu erhalten.
05:52Wir sehen nicht weniger Inflation. Es gibt weniger Beschäftigung und die Dinge werden teurer.
05:58Wir wissen, dass es viel mehr Bedarf gibt. Wir sehen mehr und mehr arme Menschen.
06:03Es gibt viele Familien, die ihre Arbeit verloren haben. Viele wurden entlassen.
06:07Man sieht immer mehr Karren auf der Straße. Menschen, die Müll sammeln. Menschen, die um Hilfe bitten, weil sie sich nichts mehr leisten können.
06:14Sie bekommen immer weniger Geld und die Dinge werden immer teurer.
06:23Das Programm kann nicht alles retten. Nur etwa 45 Prozent dessen, was das Team erhält, ist zum Essen geeignet.
06:30Ein großer Teil der Organe in den Gemeinschaftsküchen, die in den Gemeinschaftsküchen arbeiten,
06:34ist zum Essen geeignet. Ein großer Teil der organischen Abfälle wird zu Kompost verarbeitet.
06:40Der wird für den Anbau weiterer Produkte verwendet und kann schließlich auch verkauft werden.
06:46Durch die interne Abfallbehandlung auf dem Zentralmarkt verringern wir die Menge, die auf die Mülldeponie gelangt.
06:55Auf diese Weise verkleinern wir unseren CO2-Fußabdruck, reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen und schonen die Umwelt ein wenig mehr.
07:08Bisher nimmt das Programm nur etwa 6,5 Prozent der gesamten Abfälle des Marktes auf.
07:15Renoldi hofft auf eine Ausweitung auf dem Markt selbst und darüber hinaus.
07:20Andere Gemeinden in Argentinien und Uruguay übernehmen bereits das Programm.
07:26Sogar Experten aus Deutschland sind schon vorbeigekommen.
07:31Trotz ihrer Bemühungen suchen immer noch viele Menschen, sogar Kinder in den Abfällen nach Nahrung.
07:38Dieser Mann kommt zweimal in der Woche hierher, um seine Familie zu ernähren.
07:43Heute hat er eine Tüte mit Gemüse gesammelt.
07:46Das ist ein Teller voll mit Essen. Wenigstens gehen wir nicht mit leerem Magen ins Bett.
07:52Aber was er und andere hier suchen, ist eine anständig bezahlte Arbeit.
07:59Eigentlich bin ich hier, um Arbeit zu suchen. Und ich nehme ein wenig mit nach Hause, damit wir genug zu essen haben.
08:07Aber ich suche wirklich nach einem Job.
08:09Seit ich hier angekommen bin, habe ich an allen Ständen nach Arbeit gefragt. Das ist es, was ich wirklich brauche.
08:16Nur so kann ich die Miete bezahlen, die Schildhusen-Medikamente meiner Frau, die Behandlung meines Sohnes und alles andere, was ich brauche.
08:25Das Programm kann nicht allen Bedürftigen helfen und auch nicht alle Abfälle beseitigen.
08:32Aber in Argentinien ist es zu einem Symbol der Hoffnung in schweren Zeiten geworden.
08:37Untertitel der Amara.org-Community

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