• vorgestern
Christian Pilnacek – angriffslustig, stur und streitbar. Einst einer der mächtigsten Beamten Österreichs, liegt er an einem nebeligen Oktobertag tot in einem Seitenarm der Donau. Wenige Stunden zuvor hatte er um ein vertrauliches Gespräch mit Herbert Kickl gebeten. Was wollte Pilnacek dem FPÖ-Chef mitteilen?
Und wer war der Spitzenjurist, der Einblick in alle brisanten Strafverfahren der Republik hatte? War er das türkise Einfallstor in die Justiz, wie seine Kritiker sagen? Oder stolperte er über die Fallen, die ihm seine Gegner gestellt haben? Ex-Kanzler Sebastian Kurz spricht von einer boshaften Menschenjagd.
In einem Interview für dieses Buch rechnet der ehemalige ÖVP-Boss mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ab und spricht von ideologischen Überzeugungstätern. Christian Pilnacek wurde 60 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft spricht von Suizid, doch nicht alle wollen das glauben. Vor allem im niederösterreichischen Rossatz, wo Pilnaceks Leiche gefunden wurde, hält sich hartnäckig das Gerücht, dass beim Tod des suspendierten Sektionschefs nachgeholfen wurde. Gernot Rohrhofer rekonstruiert die letzten Stunden im Leben von Christian Pilnacek, beleuchtet die Rolle seiner Widersacher, zeigt aber auch die Verfehlungen des einst so mächtigen Beamten auf.

Kategorie

🗞
News
Transkript
00:00Herzlich Willkommen zu Menschen, Themen, Fakten, ein TV21-Format, in der wir die Themen ansprechen,
00:07die uns alle bewegen.
00:08Heute schalten wir das Spotlight auf Er muss weg, der Fall Pilnasek und begrüßen Magister
00:14Patricia Staniek, Profiling und Kriminologie für Sicherheit und Wirtschaft, die uns dankenswerterweise
00:20ihr Headworder zur Verfügung gestellt hat und den Journalisten und Buchautor Gernot
00:24Rohrhofer.
00:26Moderiert wird die Sendung von Robert Epphardt.
00:28Bleiben Sie dran, wir haben die Wahrheit im Fokus.
00:31Heute im Headquarter von Patricia Staniek, da drin läuft gerade ein toller Kurs, aber
00:59es gibt heute etwas ganz besonderes.
01:00Ich glaube, da kannst du uns ein bisschen mehr erzählen.
01:03Ja, heute habe ich die große Ehre, einen von mir ausgebildeten Certified Profiler in
01:09unserer Freitagabend-Einheit zu begrüßen, den Magister Gernot Rohrhofer, der früher
01:15bei der Zeit im Bild 2, also viele Jahre beim ORF gearbeitet hat, auch für Armin Wolf
01:20gearbeitet hat, also im journalistischen Bereich, jetzt aber den Job vor einiger Zeit gewechselt
01:27hat, bei der Presse arbeitet und nachdem er die Ausbildung zum Certified Profiler bei
01:32uns abgeschlossen hatte, habe ich ein Weilchen nichts mehr von ihm gehört, dann passierte
01:37der Fall Pilnacek und plötzlich habe ich von Gernot die Information bekommen, dass
01:43er den Fall Pilnacek recherchiert und dass er darüber ein Buch geschrieben hat.
01:49Und heute ist es soweit, heute kommt er zu uns in die Ausbildungsgruppe Nummer 16 und
01:55stellt uns sein Buch, der Fall Pilnacek, vor.
01:58Jetzt möchte ich da aber gleich kurz noch einhaken, warum, also als Top-Journalist,
02:03warum macht man dann diese Ausbildung zusätzlich?
02:05Das ist mir provokant gefragt.
02:07Das ist vollkommen okay.
02:09Als Journalist lernst du ja, investigativ zu recherchieren.
02:16Was du aber nicht lernst, ist eine gewisse Exzellenz in Menschenkenntnis, entweder du
02:20hast sie oder du hast sie nicht, dann kannst du vieles lernen.
02:24Es gibt aus dem Profiling her Themen, die mit dem Journalismus relativ wenig zu tun
02:29haben, die triffst du im Journalismus nicht an, was schade ist, denn der Gernot Rohrhofer
02:35hat erkannt, was Profiling im Journalismus bringen kann, nämlich das hinter die Fassaden
02:41der Menschen zu schauen, zu erkennen, wird hier Wahrheit gesprochen oder wird hier Lüge
02:46getextet.
02:47Das heißt, es gibt ihm eine Möglichkeit, mehr noch hinter die Fassade ans Fundament
02:53der Menschen zu kommen.
02:54Das ist eben gerade beim investigativen Journalismus ganz wichtig.
02:58So ist es, ja.
02:59Es ist eine wunderbare Ergänzung für Journalisten, sich auch noch Profiling-Tools bei uns zu holen.
03:06Also das heißt, wenn ein Journalist in dem Bereich tätig sein will und sich weiterbilden
03:10will, wäre es am besten, wenn er sich an dich wendet.
03:13Ja, unser Headquarter startet jetzt mit der Ausbildung 17, also demnächst haben wir Ausbildung
03:19Die Ausbildung 18 startet dann im September, das sind alles Jahresausbildungen, die wir
03:25machen zum Certified Profiler für Wirtschaft und für Sicherheit, da geht es um Verhaltensprofiling,
03:32das heißt die Analyse des menschlichen Verhaltens, das, was vom Menschen her wahrnehmbar ist.
03:39Und im Herbst startet dann die Ausbildung 18, der Herr Rohrhofer, Gernot Rohrhofer, ist
03:46natürlich nicht der einzige Journalist, der bei uns schon ausgebildet worden ist, sondern
03:51eine der österreichischen Top-Journalistinnen, hat auch die Ausbildung bei uns schon gemacht.
03:56Und ansonsten mischt sich die Gruppe immer zusammen aus Menschen aus dem HA-Bereich, aus
04:03der Führung, aus der Unternehmerschaft, also das sind ganz unterschiedlichste Zielgruppen,
04:08die bei uns sind, weil worum geht es?
04:11Exzellenz in Menschenkenntnis, wenn ich weiß, wie ein Mensch funktioniert, wen ich gegenüber
04:16habe, dann weiß ich, welchen Schlüssel ich wie bei dieser Person anstecken muss.
04:21Ganz eine wichtige Sache in Zeiten wie diesen, eigentlich in allen Zeiten, ob es jetzt so
04:25oder so ist.
04:26Wunderbar, dann freuen wir uns schon auf die Präsentation und wir sehen uns ja bald wieder.
04:32Dankeschön.
04:33Es war heute ein sehr interessanter Nachmittag, es war ein sehr toller Vortrag und es zeigt
04:39auch, wie wichtig ist seriöser Journalismus und dass solch Journalismus eine Verantwortung
04:44hat.
04:45Und jetzt bin ich schon beim Thema.
04:47Wie kommt man dazu, dieses Buch hier zu schreiben?
04:49Das ist ja nicht unbedingt etwas, wo man sich mitunter Freunde macht.
04:53Das ist richtig, also das habe ich auch im Zuge der Recherche gemerkt, dass man sich
04:57nicht mehr Freunde macht mit diesem Thema, weil hier sehr viele Menschen sehr viele Interessen
05:02haben.
05:03Einerseits geht es darum, dass die ÖVP hier schon immer wieder angegriffen wird.
05:09Ich werde deswegen auch oft ins ÖVP-Eck gestellt und man sagt, das sei quasi so eine Art Verteidigungsschrift
05:15für Christian Pilnercheck.
05:16Das ist insofern nicht richtig, weil dieses Buch ist drei Wochen erschienen, bevor ein
05:21anderes Buch erschienen ist, wo unter anderem Mordtheorien gewälzt werden und mein Zugang
05:27war auch nicht nur die Todesumstände von Christian Pilnercheck aufzuzeigen, sondern
05:32mir ging es auch darum, den ganzen Fall in seiner Breite aufzuzeigen.
05:35Das heißt, wer war Christian Pilnercheck?
05:38Wie haben seine letzten Stunden ausgesehen?
05:40Wie ist er ums Leben gekommen?
05:41Ich habe aber auch diesen sehr lange währenden Streit zwischen ihm und der WKStR betrachtet
05:48und da ist das eine oder andere schon zu Tage gekommen, was ich selbst so nicht gewusst
05:53habe, obwohl ich als Journalist natürlich besonders interessiert in diesem ganzen Fall
05:57bin.
05:58Weil sie gefragt haben, wie kommt man dazu, ein solches Buch zu schreiben?
06:01Ich komme aus der Gegend, wo die Leiche von Christian Pilnercheck gefunden wurde und habe
06:05mir das dann angesehen und natürlich musste ich am Anfang dann schon auch feststellen,
06:09dass da ein paar Dinge vielleicht nicht ganz schlüssig klingen.
06:12Er hat am Vorabend dann den Führerschein abgeben müssen, wenige Stunden später war
06:16er tot.
06:17Eine Wasserleiche, ich bin selbst Pfarrermann, wir sagen, dass das nicht so schnell geht,
06:22dass die dann wieder an die Wasseroberfläche kommt.
06:24Also ich habe am Anfang auch schon meine Zweifel gehabt, dass hier alles mit rechten Dingen
06:28zugegangen ist, muss aber sagen, nach Studium des Aktes, ein Tötungsdelikt schließe ich
06:33eh aus.
06:35Wobei natürlich jetzt die Frage ist, es tut eigentlich nichts zur Sache, ob es jetzt
06:39dann der Freitod war, der Selbstmord oder ob es ein Unfall war.
06:43Es war für ihn sowieso eine sehr unangenehme Situation, um das jetzt einmal gelindlich
06:47zu sagen, in der er sich befunden hat, wobei das eine das andere nicht ausschließt.
06:52Also die offizielle Todesversion ist die, dass er sich selbst das Leben genommen hat,
06:57dafür gibt es eigentlich sehr nachvollziehbare Gründe.
07:00Er hat ihm den Führerschein abgeben müssen nach einer alkoholisierten Geisterfahrt und
07:04er war ja nicht nur wenige hundert Meter unterwegs auf der falschen Richtungsfahrbahn, sondern
07:09er war zwölf Kilometer als Geisterfahrer unterwegs.
07:12Und er wusste natürlich, was ihm am nächsten Tag in der Früh blühen würde, weil sich
07:16der Utopie hinzugeben, dass das unter Verschluss bleiben kann, das wäre vermessen gewesen.
07:21Also er wusste, welche mediale Schmach wieder über ihn hereinbrechen würde.
07:24Er ist dann nach Hause gebracht worden, hat dann noch etwas getrunken und ist außer Haus
07:30gegangen, ohne etwas mitzunehmen.
07:32Er hat seine Brieftasche nicht mitgenommen, er hat keinen Wohnungsschlüssel mitgenommen,
07:36er hat kein Handy mitgenommen.
07:37Also man kann sagen, dieser Mann wollte nicht wieder zurückkehren.
07:40Wenngleich ich einen Unfall ebenso für möglich halte, eben Christian Blinacek, wie wir wissen,
07:45war betrunken.
07:46Dort, wo das Ganze sich abgespielt hat, gibt es eine recht hohe Wurfsteinmauer.
07:50Also geht man davon aus, dass er über diese Wurfsteinmauer runtergefallen ist, dann könnte
07:54er nicht nur betrunken, sondern auch benommen gewesen sein und vielleicht im Nebel, der
07:59dort geherrscht hat in dieser Nacht, die Orientierung verloren hat und eigentlich widerwillend
08:03in die Donau gelangt ist und sich dann nicht mehr retten konnte.
08:06Er war ja doch ein Mensch, der sehr stark polarisiert hat.
08:09Jetzt natürlich ist klar, dass jetzt dann auch die diversen Gerüchte dann aufkommen
08:13oder eben, dass man dann so fast bis in die Verschwörungstheorien geht.
08:18Und ich glaube, da besteht aber auch eine Gefahr für die Demokratie, wenn man das so folgt.
08:22Ich sehe da schon, wie Sie so richtig sagen, auch durchaus eine Demokratiegefährdung, weil
08:28hier mit einem gewissen Narrativ ein Bild erzeugt wird, das sich aufgrund der Akten
08:32aber eigentlich nicht ableiten lässt.
08:34Also machen wir es konkret.
08:36Es geht darum, dass Christian Pileciek getötet worden sein soll.
08:39Aus dem Akt lassen sich eigentlich keine Hinweise dahingehend erkennen.
08:43Jetzt gibt es jemanden, der diese Theorie wälzt und es gibt auch einige wenige politische
08:48Parteien, die sich da draufsetzen.
08:50Und man muss hier schon sagen, dass die Menschen draußen durchaus kritischer dem gegenüberstehen
08:55dürften oder sollten, weil ich hätte auch schreiben können, dass Christian Pileciek
08:59aus dem Hubschrauber gefallen ist.
09:01Das wäre natürlich auch recht spektakulär, aber stimmt halt nicht.
09:04Und da muss man schon ein bisschen irgendwie wieder das Ganze zurechtrücken.
09:08Und ich habe schon festgestellt, jetzt infolge dieser ganzen Theorien, die gesponnen werden,
09:12dass ein extremes Grundmisstrauen inzwischen herrscht gegenüber den Behörden.
09:17Und das muss sich schon die Politik gefallen lassen, diesen Vorwurf, dass die wesentlich
09:22mehr beigetragen hat, dass die Menschen heute ohne Versperrungstheorien anscheinend nicht
09:25mehr auskommen.
09:26Da besteht natürlich eine Gefahr für die Demokratie.
09:29Ja, freilich, weil was bleibt am Ende des Tages über?
09:32Es bleibt über, dass vertuscht wird, dass gemauschelt wird, dass sich einige wenige
09:36richten können.
09:37Man kann diese Fragen schon aufwerfen und ich finde es auch sehr wichtig, dass Journalistinnen
09:41und Journalisten all diesen Sachen nachgehen.
09:44Nur wenn es halt nur Fragen sind und dabei keine Antworten gegeben werden oder überhaupt
09:49gar keine Beweise geliefert werden, dann finde ich es ein bisschen schwach.
09:53Liegt es vielleicht auch darin, dass er doch eine sehr starke Macht gehabt hat, dass man
09:57da jetzt dann natürlich noch wesentlich stärker drauf eingeht?
10:00Christian Wilmitschek, Sie haben das vorhin richtig gesagt, er hat polarisiert.
10:05Er hatte Kraft seines Amtes, sehr viel Einfluss, über seinen Schreibtisch sind sehr, sehr
10:09relevante Akten, alle Klammerhosenfälle eigentlich gewandert.
10:12Das heißt, er kannte die ganzen wirklich brisanten Fälle des Landes.
10:18Er hatte auch die Möglichkeit, aufgrund seiner Funktion hier im Rahmen seiner Dienstaufsicht
10:23einzuschreiten.
10:24Das hat er auch öfter getan.
10:26Erinnern wir uns zum Beispiel an die BVT-Hausdurchsuchung.
10:29Da hat er im Nachhinein die sehr heftig kritisiert.
10:32Er wiederum wurde für seine Kritik recht heftig dann kritisiert.
10:36Das war ein Teil dieses Streits zwischen Christian Wilmitschek und der WKStA, der über viele
10:40Jahre eigentlich gelaufen ist.
10:42Aber was muss man sagen, am Ende des Tages war es so, dass die BVT-Hausdurchsuchung in
10:47großen Teilen als rechtswidrig befunden wurde und Wilmitschek in seiner Rechtsmeinung recht
10:52behalten hatte.
10:53Und das war nicht nur im Fall der BVT-Razzia so, sondern auch in vielen anderen Fällen.
10:58Er hatte sehr viel Macht.
11:00Er wurde beschrieben als sehr stur, als angriffslustig, aber seine engeren Begleiterinnen und Begleiter
11:07haben ihn als sehr loyal und liebevoll auch beschrieben.
11:10Aber natürlich geht es in erster Linie jetzt in diesen ganzen Theorien, die herumkursieren,
11:15ja um Christian Wilmitschek als Sektionschef.
11:18Und er war auch kurze Zeit Generalsekretär.
11:21Und in dieser Funktion ist er natürlich noch ein Stück weit an die Politik herangerückt,
11:26weil er ja im Namen des Ministers Weisungen geben konnte.
11:29Er war dann quasi weisungsbefugter und oberster Beamter.
11:32Was natürlich eben in der Funktion natürlich auch so gehen könnte.
11:36Ich glaube, dass es schwierig ist, weil das kennt man von Österreich sehr besonders.
11:43Diese Interventionskultur gibt es.
11:45Das kann man jetzt nicht wegvereignen.
11:47Und man muss aber sagen, es gab ja auch andere Couleurs im Justizministerium.
11:53Nicht nur die ÖVP.
11:55Christian Wilmitschek ist damals Sektionschef geworden.
11:57Und Dieter Böhmdorfer, das war ein Justizminister auf einem Ticket der FPÖ.
12:03Und es gab sehr wohl auch andere Justizministerinnen von anderen Parteien.
12:07Und Erlma Sadic war eine Grüne.
12:11In dieser Amtszeit ist es dann natürlich schon sehr zum offenen Bruch gekommen,
12:16wenngleich die Malversationen schon früher begonnen haben.
12:19Also das waren immer so Kleinigkeiten, aber richtig einer breiteren Öffentlichkeit
12:23ist das Ganze dann in der Amtszeit von Erlma Sadic geworden.
12:26In dieser Legislaturperiode von der Sadic ist er dann auch suspendiert geworden.
12:31Wie gesagt, ich kann mich nur wiederholen.
12:33Es ist ganz wichtig, dass man Journalismus wirklich ernst nimmt.
12:36Vor allem wirklich seriös betreibt.
12:39Und es der Wahrheit verpflichtet. Moralisch, würde ich einmal sagen.
12:43Ich erhebe nicht den Anspruch, jetzt die letztgültige Wahrheit herausgefunden zu haben,
12:47weil ich nicht dabei war, insbesondere in seinen letzten Stunden.
12:50Mir ist es einfach wichtig, und so lebe ich den Journalismus seit 20 Jahren,
12:54Dinge, die man belegen kann, als solche auszuschildern.
12:57Aber das werden Sie, wenn Sie das Buch lesen, dann sehen,
13:00dass ich sehr oft auch schreibe, dass sich Dinge nicht restlos klären lassen.
13:04Und es ist wichtig, das dazuzuschreiben, weil ich könnte auch hergehen
13:08und sagen, na gut, ich mache mir meinen Reim darauf, aber das ist unseriös.
13:12Ich versuche, alle Seiten hier einzubinden.
13:15Manche waren für ein Interview nicht bereit, aber ich habe gefragt.
13:19Kann ich nichts machen? Mehrs anbieten kann ich nicht.
13:22Mein Zugang ist ja, dass alle Seiten gehört werden,
13:25und dass ich mir alle Aspekte, die am Tisch liegen, anschaue
13:28und nicht nur selektiv Sachen herausnehme, sodass sie mir ins Narrativ passen.
13:31Das heißt, es unterscheidet Qualität, Journalismus, Konzentration?
13:35Ich sage immer, der Grat zwischen Journalismus und Aktivismus ist ein sehr schmaler.
13:40Und ich bewege mich auf dem Pfad des seriösen Journalismus.
13:44Wunderbar. Abschließend, wir sind ja heute hier bei einer Veranstaltung,
13:48die Sie selbst besucht haben, also diese Ausbildung selbst besucht haben.
13:52Als Journalist, wie weit kann man das für sich verwenden?
13:56Oder überhaupt für seine Arbeit verwenden?
13:59Die Ausbildung dauert ja ein Jahr zum zertifizierten Profiler.
14:03Man darf nicht glauben, dass man alles, was man in jeder dieser zwölf Einheiten lernt,
14:07dann tatsächlich anwenden kann. Ganz im Gegenteil.
14:10Und man muss auch dazu sagen, wir lernen natürlich Dinge wie Lie Detection,
14:13also das Erkennen von Lügen, Sprachprofiling.
14:16Wir lernen uns besser auf unser Gegenüber einzustellen.
14:19Das ist total hilfreich. Aber es wäre unregelig,
14:22wenn ich im Zuge meiner journalistischen Tätigkeit ständig alle diese Tools anwenden würde,
14:27weil es natürlich auch mich befähigt, in gewisser Weise auch meine Gesprächspartnerin
14:31oder meinen Gesprächspartner zu manipulieren.
14:34Und das gehört sich nicht. Beziehungsweise würde ich das dann deklarieren müssen,
14:38wenn ich es ernst meine. Aber unterm Strich muss ich sagen,
14:42es hat mir sehr viel gebracht, weil alleine die Tatsache,
14:45dass ich mich auf mein Gegenüber besser einstellen kann,
14:48führt einfach zu besseren Ergebnissen in Interviews und natürlich Kleinigkeiten.
14:51Wenn mir auffällt, dass die Stimme jetzt in die Höhe geht
14:54oder dass sich jemand jetzt ganz anders verhaltet als in den vergangenen 30 Minuten,
14:57dann macht es mich zumindest hellhörig und ich frage vielleicht noch einmal nach.
15:01Aber ich würde jetzt nicht so weit gehen und sagen, der lügt mich jetzt an,
15:05weil dafür praktiziere ich das Gelernte hier nicht.
15:09Meine Ausbildungsleiterin, die Patricia Staniek, die macht das hauptberuflich,
15:14die hat mehr Erfahrung darin. Wir können nur einzelne Sachen mitnehmen
15:18und die dann natürlich wo auch immer einsetzen.
15:21Ich kann es im Journalismus ganz gut brauchen.
15:23Für sich selbst denkt man da auch etwas mit?
15:25Ja, freilich. Ich habe sehr viel über mich selbst auch gelernt,
15:28weil als junger, wilder Mann, sagen wir mal Anfang, Mitte 20,
15:33glaubt man immer, wenn man nicht verstanden wird,
15:36dass das Gegenüber etwas nicht verstanden hat.
15:38Aber heute, mit 40 Jahren, bin ich viel aufgeklärter
15:41und weiß, dass es eigentlich auch an mir liegt,
15:44wie ich mit meinem Gegenüber jetzt in Kontakt trete
15:47und muss sagen, das habe ich hier auch gelernt zu dekodieren.
15:52Weil manchmal hat man einfach das richtige Gefühl
15:55und dann denkt sich, dass das jetzt nicht passt oder irgendwas,
15:58oder dass jetzt irgendwas falsch war, aber jetzt kann ich es auch benennen
16:01und das hat man hier dann auch gelernt, ebenso wie diese Profilausbildung.
16:04Wunderbare Sache. War ein sehr interessanter Nachmittag.
16:07Wir haben wieder ein bisschen was gelernt und ja, ich hoffe,
16:11es verhakt sich vieles so, dass Sie sagen,
16:14ich tue nicht einfach Sensationsjournalismus betreiben,
16:17sondern ich versuche das wirklich seriös zu machen.
16:20Zu sagen was, also zu versuchen aufzudecken,
16:23aber dabei bei der Wahrheit zu bleiben.
16:25Das wäre wünschenswert.
16:26Ja, und zurück zum Buch. Wo kann man dieses Buch bekommen?
16:30Also das Buch ist im Seifert Verlag erschienen.
16:32Das gibt es natürlich beim Verlag selbst
16:34oder man kann es in allen größeren Buchhandlungen,
16:37den bekannten Buchhandlungen kaufen und bekommt es auch im Internet.
16:41Und wir sind inzwischen bei der vierten Auflage,
16:44die ist gerade in Druck.
16:46Das heißt in Österreich was?
16:47Ja, ich habe gelernt, dass das nicht so schlecht ist,
16:49wenn man schon ein paar tausend Bücher verkauft hat.
16:51Absolut.
16:52Ich darf Ihnen ein Buch geben.
16:53Wunderbar, sehr gerne. Herzlichen Dank.
16:55Es war ein ganz interessanter Nachmittag.
16:57Dankeschön fürs Gespräch.
16:58Danke.
16:59Ja, wir sind hier bei einer Schulung der besonderen Art.
17:02Wir stehen da vor einer wunderbaren Tafel.
17:04Jetzt die Frage, was haben Sie persönlich für sich mitgenommen?
17:08Es war sehr interessant, sehr spannend,
17:11das vor allem aus der Sicht juristischer Sicht
17:14und journalistischer Sicht zu sehen, das beleuchtet zu bekommen.
17:18Es hat mich zum Nachdenken angeregt
17:21und es wird mich bestimmt noch lange Zeit beschäftigen, das Thema.
17:26Also es ist grundsätzlich immer wieder spannend
17:30und man hat einfach neue Einblicke auch in die eigene Persönlichkeit,
17:33nicht nur um andere einschätzen zu lernen.
17:36Und man hat das, glaube ich, auch heute im Vortrag von Gernot Rohrhofer,
17:41der uns sein Buch vorgestellt hat,
17:43ganz gut mitnehmen können, wie er das in der Praxis anwendet.
17:49Also dass er jetzt nicht der Profi-Profiler ist,
17:51der jeden, der ihm begegnet, zu Tode analysiert,
17:54aber gewisse Verhaltensweisen, gewisse Muster, die man wahrnimmt,
17:58die baut man einfach in seinen eigenen beruflichen Alltag ein
18:01und das ist schon etwas, was, glaube ich, wir alle hier auch in Zukunft zu tun werden.
18:07Ich glaube, das ist auch unabhängig vom Beruf.
18:09Absolut. Es ist erweiterte Menschenkenntnis,
18:13die sich in allen Lebensbereichen, sei das privat oder beruflich, ergibt widerspiegeln.
18:18In dem Fall war es ja ganz interessant, wie ein Journalist eigentlich damit umgeht.
18:22Also mir hat das sehr gut gefallen.
18:24Ich komme ja ein bisschen aus dieser Ecke auch von meinem beruflichen Werdegang
18:29und mir gefällt es, dass er sehr straight zu dem steht, wie er recherchiert,
18:34dass er wirklich mit der Objektivität sich einen Meilenstein setzt, an dem er festhält,
18:41egal ob er damit aneckt oder ob das schwierig wird.
18:44Hat mich beeindruckt, hat mir gefallen.
18:46Ein Journalist hat eine Verantwortung.
18:48Absolut.
18:49Wunderbar, dann sage ich euch herzlichen Dank.
18:51Sehr gerne.
19:04Untertitel der Amara.org-Community

Empfohlen