• vor 7 Stunden
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Leute, ich liefere euch eine Deepdive Analyse zu Ikkimels Debütalbum – oder anders ausgedrückt: Ich schaue mir an, wie sie mit provokanten Lyrics patriarchale Vorstellungen von Weiblichkeit herausfordert!

KAPITEL
00:00 Einstieg
02:21 Was ist eigentlich Weiblichkeit?
04:02 Reclaiming von misogynen Beleidigungen
05:55 Reclaiming der Sggsualisierung
13:17 Ikkimels lyrisches Matriarchat
18:07 Reclaiming der Mutterrolle
21:08 Einflüsse der queeren Kultur
25:38 Fazit & Outro


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written and edited by Matilda Jelitto

Kategorie

😹
Spaß
Transkript
00:00Ich mache ein virales YouTube-Video über Ikimel und plötzlich erwähnt sie mich auf ihrem Debütalbum.
00:05Aber sie hat gar nicht mich gemeint, sondern nur die gleiche Behinderung.
00:09Großer Schwanz und vier Finger.
00:10Okay, der war einfach zu gut, um ihn jetzt nicht zu bringen.
00:13Und damit herzlich willkommen zum Full-Circle-Moment back zum Ursprung meiner YouTube-Karriere,
00:18denn ich liefere euch jetzt eine weitere Ikimel-Deep-Dive-Analyse.
00:21Und zwar zu ihrem neuen, passend zum Valentinstag releasten Album F***.
00:26Hi, ich bin Mathilda und habe genauso wie Ikimel Linguistik studiert.
00:30Und während sie das dazu qualifiziert, provokante Rap-Lyrics zu schreiben,
00:33naja, qualifiziert es mich dazu, genau diese zu analysieren.
00:37Auf diesem Kanal gibt es übrigens regelmäßig Video-Essays,
00:40in denen ich Deutsch-Rap-Texte so überinterpretiere, wie Deutschlehrer nur Ding-Symbole in Kurzgeschichten.
00:45Also smash den Abo-Button, um keinen Höhepunkt mehr zu verpassen.
00:49Ja, ich checke, das war eine sehr billige Doppeldeutigkeit,
00:52aber ey yo, es ist eine Ikimel-Analyse und meine Analyse wird fetzen.
00:55Bereits letzten Sommer hat Ikimel mit ihren Tracks und nicht zuletzt mit dem Aggo-Feature
00:59für ziemlich Furore im Online-Diskurs gesorgt.
01:02Doch warum schaust du mich jetzt an mit diesem Blick?
01:05So guck ich immer, wenn ich will, dass man mich f...
01:07Jeder und seine Oma haben über die Selbstsexualisierung und die Romantisierung von Konsum gesprochen.
01:13Ey yo Iki, fetzt du mir eine kleine...
01:16Ist das, was Ikimel macht, feministisch?
01:17Oi, oi, oi, oi.
01:19Nächster Spruch, Kieferbruch.
01:20Texte von Ikimel gehören in die Schule und davon bin ich als Deutschlehrer voll überzeugt.
01:24Ist Ikimel Feministin? Ist sie dies, ist sie das?
01:27Ja, und während schon sowas wie zum festen Inventar des Deutschrap gehört,
01:32sind vulgäre Sprache und Lyrics über sexuelle Handlungen immer noch was ziemlich Kontroverses.
01:37Naja, zumindest, wenn's von einer Rapperin kommt.
01:40Kein Wunder, dass die Debatte jetzt also schon wieder darum kreist,
01:43ob es feministisch ist, wenn eine Frau sich selbst sexualisiert.
01:46Naja, ich find's ehrlich gesagt ein bisschen zu kurz gedacht,
01:49nur darüber zu sprechen, dass sich Ikimel selbst sexualisiert.
01:52Viel interessanter wird's nämlich, wenn wir uns mal anschauen, wie sie das genau macht.
01:56Denn, Spoiler, mit ihrem Album legt sie da nochmal ordentlich einen drauf
02:00und fordert das Verständnis von Weiblichkeit und Sexiness heraus.
02:04Kurzer Disclaimer, das ist eine ziemlich große Frage
02:06und deswegen werde ich mich in diesem Video auch darauf beschränken
02:09und nicht auf die Romantisierung von Stoffen und Ballern eingehen.
02:12Es ist wieder mein ganz normaler Samstag, Stoffen, F***, Schaller.
02:16To be honest, denn über diesen Trend im Atzenrap müsste man nochmal ein eigenes Video machen.
02:20Ja, sagt Bescheid, wenn ihr darauf Lust habt.
02:21Ja, aber was genau ist denn eigentlich weiblich und sexy?
02:25Je nachdem, wen wir da fragen, bekommen wir natürlich ganz unterschiedliche Antworten.
02:29Für die eine ist es im schicken Abendkleid mit Hauchstimme erklären,
02:32wie man Capri-Sonne from scratch macht.
02:34While my toddlers were playing in the backyard, they asked me for a Capri-Sun.
02:38Für die andere ist es ein schwitziges Workout am Drumset.
02:41Oh baby, when you talk like that.
02:44Ja, und für mich ist es, Männers damit abzunerfen,
02:46ohne ihre Zustimmung hot und behindert in meine Insta-Bio zu schreiben.
02:50Was wir aber klar beantworten können, ist inwiefern Weiblichkeit und weibliche Sexiness
02:55aus einer patriarchalen Perspektive heraus definiert werden.
02:58Hier gilt das als weiblich, was sich der männlichen Dominanz unterordnet.
03:02Das Fürsorgliche, das Sanfte.
03:04Die unterstützende, hingebungsvolle, harmonisierende und passive Frau
03:08gilt als besonders weibliche Frau.
03:10Hallöchen, ich hab wieder für meinen Ehemann das Essen für die Nachtschicht zubereitet.
03:15Ja, bei diesen Worten werden AfD-Wähler ganz feucht, ne?
03:18Und weibliche Sexiness hat in Patriarchat natürlich nichts mit weiblicher Selbstbestimmung
03:22über den Körper und die eigene Lust zu tun.
03:24Chillig.
03:25Sondern bezieht sich auf das, was Männer an Frauen sexy finden.
03:28Stichwort Male Gays.
03:30What's wrong with your radio?
03:31I'm driving home today.
03:33Sexy sind also Jugendlichkeit, patriarchale Schönheitsideale
03:36wie schlanke Taille, lange Haare, volle Lippen, rasierte Achseln
03:39sowie dem niemals gerecht zu werdenden Oxymoron, der verruchten Unschuld.
03:44Oder, um's abzukürzen, Megan Fox aus Transformers.
03:48It looks like your distributor cap's a little loose.
03:53Well, you know, I don't really...
03:54Inwiefern diese Weiblichkeits- und Sexiness-Konzepte
03:57auf Ikimels Debütalbum bedient werden, oder Spoiler, herausgefordert werden,
04:01darum geht's jetzt.
04:02Wo wollen wir denn da anfangen, um diese Frage zu beantworten?
04:05Am besten da, wo ihr bei euren Gedichtinterpretationen nie hingeschaut habt,
04:09nämlich dem Titel.
04:10Ikimel hat ihr Album F***er genannt.
04:12Ich bin übrigens mal wirklich gespannt, wie oft ich das noch sagen kann,
04:15ohne dass das Video demonetarisiert wird.
04:17Und damit finden wir im Albumtitel direkt mal das Stilmittel,
04:20was sowas wie zum lyrischen Markenzeichen von Ikimel geworden ist,
04:23nämlich das Reclaiming von frauenverachtenden Beleidigungen.
04:27Oder, um's von Linguistin zu Linguistin auszudrücken,
04:30die semantische Neubesetzung von mysogyn-periorativen Substantiva.
04:34Prost auf die B****es, Prost auf die Hose, Prost auf die Flittchen bei meinen Shows.
04:40Was ich damit meine, Ausdrücke, die eigentlich zur Abwertung von Frauen gebraucht werden,
04:45werden nun von den Opfern dieser sexistischen Beleidigungen zurückgeholt.
04:48Und zwar, indem sie sie als positive, identitätsstiftende Selbstbezeichnungen nutzen.
04:53Und ich als kleiner Linguistik-Nerd finde das natürlich superspannend,
04:56auf wie vielen Ebenen das eigentlich funktioniert.
04:58Da gibt's zum Beispiel Stufe 1,
05:00F***er als positiv reclaimte Bezeichnung für die sexuell enthemmte Frau,
05:04die außerhalb einer monogamen Beziehung mit verschiedenen Partnern Spaß hat.
05:08Ich bin eine geile F***er und hab mich noch nie gestellt.
05:12Dann gibt's da Stufe 2,
05:13da hat F***ereien gar nichts mit der Promiskuität einer Frau zu tun,
05:16sondern funktioniert ganz allgemein als positiv reclaimte Bezeichnung für das weibliche Geschlecht,
05:21ganz egal, wie viel Sex jemand hat.
05:24Und last but not least, Stufe 3,
05:26da eröffnen sich plötzlich ganz neue Wortbildungsmöglichkeiten.
05:29Und analog zum Substantiv F***er gibt's dann auch das Adjektiv F***,
05:33das von TikTok-Feministinnen gebraucht wird,
05:35um zu beschreiben, wie krass heute ihr Outfit slayed.
05:38Ich hab mir mal erlaubt, unfassbar f***ig auszusehen,
05:40an meinem allerersten Tag als 30-Jährige.
05:42Übrigens funktioniert das nicht nur mit F***er auf dem Album,
05:45sondern auch mit jeglicher anderen Art von sexualisierter Beleidigung gegen Frauen.
05:49Schatz, jetzt sind die Fiber dran.
05:50Auf der Gäste-Liste steh ich mit den Sch***en drauf.
05:52Ich bin eine Whore.
05:53Jetzt kommt Ikimel, die Schnauze.
05:55Ja, und genauso wie Ikimel das Wort F***er reclaimed,
05:58reclaimt sie auch ihre Sexualisierung.
06:00Klar, teilweise finden wir auf dem Album auch noch patriarchal geprägte Darstellungen der Frau,
06:05die den Male-Gaze reproduzieren.
06:06Jagdrevier.
06:08Zum Beispiel, wenn sie die normidealen Merkmale ihres Körpers hervorhebt.
06:11Unter meinem Top sind zwei ganz besondere Schätze.
06:14Skinny B***er werden eingeölt am Pool.
06:17Sich in knappen Outfits und lastiven Posen inszeniert.
06:19Fetter Ausschnitt, geile Brüste.
06:21Und den Tanga ziehe ich über meine Hüfte.
06:23Kurze Kleider.
06:24Strength guckt raus.
06:25Wenn es um ihren sexy Augenaufschlag geht.
06:28Mach ihm schöne Augen.
06:29Sie sich von ihrem Partner den Hintern versohlen lässt.
06:31Hau mich mit der Bucke zum Fakt auf diesen Hardcore-Beat.
06:35Oder so ganz hetero-gruselig auf männliche Alpha-Statussymbole abfährt.
06:39Ich krieg kalte B***e immer, wenn ich in den Raum verbrauch.
06:43Seine Uhr ist wasserfest und ich für's Todeshort.
06:45Ich steh auf dicke Karren, keine Mofas.
06:48Und am allerdeutlichsten wird der männliche Blick wohl,
06:50wenn sie in Musikvideos Intros von Erwachsenen-Filmchen cosplayt.
06:54Jetzt eine spritzige Alkoholschuhe.
07:00Diese Darstellungen haben aber ihre Begrenzungen.
07:02Viel auffälliger und interessanter ist,
07:04oftmals funktioniert die Selbstsexualisierung auf Ikimeltracks
07:08gerade durch eine Verneinung des Malegazes.
07:10Meistens nimmt Ikimelt nämlich bei der Beschreibung von expliziten Handlungen
07:14nämlich gerade nicht die Rolle der passiven Frau ein, der gegeben wird.
07:18Ganz im Gegenteil, anstatt eine heteronormative Dynamik
07:21zwischen Mann und Frau zu reproduzieren,
07:23schlüpft Ikimelt in die dominante Rolle.
07:25Also basically in die des Mannes.
07:26Es ist wie Wellness, wenn er mir sein A***loch gibt.
07:29Leckt meine Eier, er kriegt in den A***.
07:32Jetzt kommt der Trap und dran.
07:33Ikimelt ist grad am Grill.
07:34Noch einen drauf legt sie,
07:36wenn sie dem Zuhörer den männlichen Blick regelrecht entzieht.
07:39Das passiert zum Beispiel auf dem Track Wellness.
07:42Da flirtet sie erst noch mit dem sexy Herr Saunamann
07:44und macht auf ihre Bedürfnisse aufmerksam.
07:47Vielleicht kann der große, starke Mann ihr ja Abhilfe schaffen.
07:50Hallo, hallo. Stopp, Herr Saunamann.
07:53Wer denn mit deinem Handtuch? Aber jetzt ist Ikki dran.
07:55Doch anstatt dieses lyrische Porno-Intro weiter auszuerzählen,
07:59bricht Ikimelt mit der Erwartung des angefixten Hörers
08:02noch mitten in der darauffolgenden Aufzählung.
08:04Denn nach dem Verb stöhnen kommen nicht etwa Verben wie beben und zittern,
08:09sondern stöhnen, rotzen, danach muss ich kotzen.
08:12Ja, das ist ein etwas anderer Höhepunkt.
08:15Kurz gesagt, indem Ikimelt plötzlich auf das Eklige, das Derbe
08:19und damit verbunden das Unweibliche umschwenkt,
08:21lässt sie eine Male-Gaze-Interpretation
08:23ihrer eigenen Sexualisierung erst gar nicht zu.
08:26Und kurzer, nerdiger Side-Fact an dieser Stelle.
08:29Auf der phonologischen Ebene wird dieser Kontrast-Effekt sogar noch verstärkt.
08:33Während Stöhnen mit dem langen Ö und dem nasalen N
08:36ein besonders sonores und wohlklingendes Wort ist,
08:39sind es Rotzen und Kotzen mit den reibenden Frikativen und Plussiven eben gerade nicht.
08:44Übrigens, hört's hier natürlich nicht auf,
08:47auch mit dem Cover grenzt sich Ikimelt von einem männlichen Blick ab.
08:50Denn anstatt sich als hotte Barbie mit einem hotten Body zu inszenieren,
08:54haben wir auf dem Cover eine pinke Bodybuilder-Ikki im Bikini
08:58und einem Oberschenkel-Tribal-Tattoo.
09:00Und ich sag mal so, das schüchtert Männers eher ein, als dass es sie antönt.
09:03Ey yo Ikki, fetzen meine Kleine?
09:05Bei mir sind nicht nur die Moschpitz die Höhepunkte meiner Show.
09:08Diggi, wo ist denn deiner lyrische Mehrwert?
09:10So Ikki, du kannst auch Feature sein auf meinem nächsten Song
09:13über meine ozeanweite Gefühlswelt.
09:15Ich dippe nämlich so deep wie der Marianne Gramm.
09:17Ey, was wollt ihr Softboys eigentlich?
09:20Ich geb immer 500 PS auch als Ein-Mann-Team,
09:23wenn du weißt, was ich meine, Mamacita.
09:25Summer, geht's noch? Wollt ihr euch erst mal meine Analyse fertig angucken?
09:28Dann würdet ihr nämlich checken, dass Ikki Mell nur dann einen Mann braucht,
09:30wenn sie ihren Hund vermisst.
09:32Frau braucht keinen Mann, damit es ihr gut geht.
09:34Und das gilt natürlich auch für den Rambazamba.
09:36Baby bounce für mich und ich kauf dir Louis V.
09:38Nee, okay, raus jetzt.
09:40Um Tabus zu brechen, müsst ihr euch gar nicht als sexy, atzige Techno-Rapperin
09:44in vor allem männliches Business vorwagen.
09:46Meer, Ozean, Tiefsee.
09:49Wusstet ihr, dass weiblicher Solospaß immer noch ein ziemliches Tabuthema ist?
09:52Dabei ist das die beste Art und Weise, um sich und seinen Körper besser kennenzulernen
09:56und zu entdecken, was einem abseits von patriarchalen Erwartungen
09:59eigentlich so wirklich gefällt.
10:01Ein guter Starting-Point dafür ist Cheeks.
10:03Das ist eine Sexual-Wellness-Plattform,
10:05die eben keine einseitigen und unrealistischen Erwartungen an Sexy-Time reproduziert,
10:10sondern für alles.
10:11Für die Straights, die Queers, Frauen, Männer, alles dazwischen und außerhalb.
10:14Es gibt Juicy-Videos, Juicy-Audios und Tutorials und Artikel zu Juicy-Themen.
10:19Ich bin zum Beispiel ein sehr auditiver Mensch, weil da mein Kopfkino am besten funktioniert.
10:23Und ne, Udo, das waren jetzt nett zu viele Infos über mich.
10:26Wenn wir Frauen nicht so dafür schämen würden, wenn sie darüber sprechen,
10:29dann würden sie dir vielleicht auch mal ihre Vorlieben nennen, statt dir nur was vorzuspielen.
10:33Ja, und wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, Wortwitz, Cheeks auszuprobieren,
10:37dann könnt ihr das mit meinem Code sieben Tage kostenlos einfach mal testen.
10:41Ihr müsst dazu ein Jahresabo abschließen, ihr könnt in diesem Testzeitraum
10:44aber auch easy auf das Monatsmodell umswitchen oder ganzkündigen.
10:48Damit hebt sich Ikimel sehr deutlich von der Selbstsexualisierung anderer weiblicher Popsternchen ab,
10:53die ja ebenfalls mit der Rolle der selbstbestimmten und sexuell befreiten Frau spielen.
10:57Ja, das war eine Überleitung zu Schirin.
11:00Leute, basically machen wir jetzt Gedichtvergleich, okay?
11:02Auch bei Schirin geht es darum, sich in dem eigenen Körper gut zu fühlen und Männer zu genießen.
11:10Nur wird bei ihr halt ein patriarchales Bild von Weiblichkeit aufrechterhalten.
11:14Die Reproduktion eines Super-Skinny-Ideals, Wifi-Träumereien und niedliche E-Endungsreime in Babystimme.
11:29Ikimel bricht dagegen mit dem Clean-Girl-Barbie-Klischee
11:35und vereint den Widerspruch aus sexy auf der einen Seite und dem traditionell nicht-weiblichen auf der anderen Seite.
11:41Vor dem Hintergrund, dass beide am selben Tag ihre Alben released haben,
11:44finde ich schon fast ein bisschen funny, dass Schirin ihrem Album beinahe auch den Titel mit einem F-Wort gegeben hätte.
12:01Aber jetzt mal Butter bei die Fische.
12:02So eine reclaimed Fetzigkeit auf der einen Seite,
12:05dann aber eine Reproduktion von patriarchalen Schönheitsidealen
12:08und einem Babystimmen-Gesangsmodus auf der anderen Seite,
12:11wäre für mich halt ehrlicherweise nicht so zusammengegangen.
12:14Kurzer Disclaimer an dieser Stelle, ich möchte hier keine Frauen gegeneinander ausspielen.
12:18Ich finde aber, dieser Vergleich macht deutlich, dass Selbstsexualisierung nicht eben immer gleich Selbstsexualisierung ist,
12:24sondern sich je nach Grad der Aufrechterhaltung des Male Gayses dabei ziemlich unterscheiden kann.
12:29Ja, obwohl die Künstlerinnen gerade hierin sehr verschieden sind, haben sie dennoch eine Gemeinsamkeit.
12:34Sowohl Ikimel als auch Schirin spielen auf ihren Alben mit dem Vorurteil,
12:38dass eine erfolgreiche und gutaussehende Frau nicht gleichzeitig auch intelligent sein könne.
12:45Ja, die Erfahrung als Blondine eher für ein dummes Popsternchen statt für eine talentierte Businessfrau gehalten zu werden,
12:51hat einfach mal so Schirins gesamtes Album geprägt und ihm sogar seinen Titel verliehen.
12:59Und auch Ikimel greift dieses Klischee immer wieder ironisch auf.
13:04Ja, und sie weist in ihren Lyrics darauf hin, dass sie halt einen fucking Uni-Abschluss hat.
13:17Tja, mit einer Absage an den Male Gays endet's hier natürlich nicht.
13:20Ikimel baut auf ihrem Album lyrisch das Matriarchat auf, also die Vormachtstellung der Frau über den Mann.
13:27Oder anders ausgedrückt, Ikimels Album ist der wortwörtliche Albtraum eines Mannes,
13:31der denkt, Feminismus sei der feuchte Traum von Frauen, alle Männer in den Keller zu sperren,
13:36um dann ungestört veganes Schnitzel zu schnabulieren und nackt Jesus entzugendern.
13:44Das, was die Männer mit ihren Müttern, Schwestern und Töchtern seit Jahrhunderten machen,
13:48tritt Ikimel in ihrer Mucke einfach mal um und entwirft ein Paralleluniversum, in dem die Frauen die Männer knechten.
13:55Anstatt das Patriarchat abzuschaffen, verschiebt sie die Machtstrukturen zugunsten der Frauen.
13:59Und ich hoffe, Maximilian Krah ist an dieser Stelle mal heftig am Zittern,
14:03denn so sähe unsere Realität aus, wenn wir nicht Gleichberechtigung, sondern Rache fordern würden.
14:15Jetzt sind es die Männer, die im Dienst der weiblichen Befriedigung stehen.
14:24Jetzt sind es die Männer, die die unbezahlte Care-Arbeit zu übernehmen haben.
14:32Jetzt sind es die Männer, denen geschlechtsspezifische Gewalt angedroht wird.
14:39Was ich in diesem Vogue-Vegan-Freaky-Friday-Reboot besonders spannend finde,
14:43so manche patriarchale Klischees über Frauen lässt Ikimel in dieser verkehrten Welt ganz bewusst stehen.
14:48Zum Beispiel das der eingebildeten Tussi,
14:53das der verwöhnten Trophy Wife
14:58oder das Vorurteil, Frauen könnten ja kein Auto fahren.
15:04Das wirkt vor allem absurd, wenn die sexualisierte Reduzierung des weiblichen Körpers,
15:08wie hier durch die Verwendung der Klischee-Metapher Granate
15:11und die Unterwerfung des männlichen Geschlechts in ein und demselben Vers Hand in Hand gehen.
15:19Ein weiteres zentrales Stilmittel in diesem Kontext ist das Gegenteil der Personifikation.
15:24Im Deutschunterricht hast du bestimmt aufgepasst, Personifikation ist,
15:27wenn Tieren oder Objekten menschliche Eigenschaften zugewiesen werden,
15:30da kannst du dir ja denken, was das Gegenteil davon ist.
15:33Das kann auch recht zahm so funktionieren, zum Beispiel,
15:35wenn anstatt der Pluralform alle die Singular-Neutrum-Form alles gewählt wird.
15:41Das ist eine fancy grammatische Umschreibung für die Objektifizierung von Sexualpartnern.
15:45Oder indem, mal so in Anlehnung an die ganzen halbstarken Jungs aus den TikTok-Kommentaren,
15:50der Sparring-Partner mit der Ellipse Würde auf sein sexuelles Potenzial reduziert wird,
15:55anstatt dass er durch die Nennung seines Namens als Mensch individualisiert wird.
16:03Noch entmenschlichender als die Objektifizierung ist dann aber die Tierifizierung
16:07oder, um ein bisschen genauer zu sein, die Hundifizierung.
16:22By the way, dafür, dass Ikimel gar nicht die Gleichberechtigung der Geschlechter,
16:26sondern die Unterdrückung der Männers berappt, ist ihr Matriarchat dafür ziemlich inklusiv.
16:30Bodyshaming gibt's bei Ikimel nämlich nicht.
16:32Sie mag ihre Männer ganz gleich, wie sie aussehen,
16:34egal ob dick oder durchtrainiert, ob behindert oder nicht behindert.
16:57Und damit grenzt sie sich ziemlich deutlich von ihren Gangster-Rap-Kollegen ab,
17:01die als ihre Requisiten – schönes Wort, ne? – nur enorm schöne Models vor ihre Luxus-Karren stellen.
17:11Die Erschaffung eines vollbrechenden Matriarchats,
17:13in dem sich Frauen die Rolle des männlichen Herrschers aneignen, Männer unterdrücken
17:17und dann aber patriarchale negative Klischees über sich selbst beibehalten,
17:21das ist etwas, das wir nicht nur bei Ikimel so vorfinden,
17:24sondern das ganz allgemein ein Trend auf Social Media gerade ist.
17:28Und es ist ein bisschen edleres Klientel dort, deswegen habe ich mich rausgeputzt,
17:31nur um mich dann trotzdem wie die letzte Kanalratte zu verhalten.
17:34Mein Motto im Leben ist, ich sehe aus wie eine Frau, verhalte mich aber wie ein Mann.
17:37Ich habe ja vorhin vom Männer-Albtraum gesprochen und genau das ist, was wir hier vorfinden.
17:42Da, wo Männer im Patriarchat eine Machtposition gegenüber Frauen haben,
17:46Stichwort Care-Arbeit, eheliche Pflichten oder Gewalt,
17:49das wird jetzt auf den Nacken der Unterdrücker umgekehrt.
17:52Die negativen Seiten, die Männer Frauen im Patriarchat zu schreiben,
17:55wie zum Beispiel geldgierig, verwöhnt und eitel zu sein, die bleiben aber bestehen.
17:59Oder, um es in den Worten einer kulturellen Ikone auszudrücken,
18:07so richtig dem patriarchalen Weiblichkeitsideal in den Pobbes treten,
18:10macht Ikimel aber mit diesem Track.
18:16Peak-Provokation ist es, sein Album F*** zu nennen und über Pegging zu rappen.
18:19Naja, Endgegner des AfD-Frauenbildes ist es sich dabei, dann auch noch on top eine Mutter zu nennen.
18:27Die Mutter ist in der patriarchalen Gesellschaft sowas wie eine Heilige,
18:30denn sie verkörpert die vollkommene Weiblichkeit.
18:33Ich meine, wenn ihr jedes Jahr beim Familienweihnachtsessen damit gestichelt werdet,
18:37dass eure biologische Uhr tickt, während euer 32-jähriger Cousin,
18:40der im Keller eurer Tante sein Online-Schneeballsystem aufbaut, für sein Business gelobt wird,
18:45dann schwingt da eine zentrale Auffassung mit.
18:48Mutterschaft ist die essenzielle Erfahrung im Leben einer Frau.
18:51Macht ihr auch Sinn, zumindest aus so einer heterokonservativen Patriarchatsperspektive,
18:56denn in der Mutterrolle kann sich Frau so richtig selbstlos aufopfern.
19:00Mitte 20 hat man vielleicht noch Karriereambition,
19:03aber spätestens, wenn das erste Kind da ist, wird dann zurückgeschraubt.
19:06Zu Hause kochen, putzen, waschen? Für die Familie.
19:09Zu Hause die Kinder und den Mann auch noch gleich miterziehen? Für die Familie.
19:12Zu Hause unbezahlte Care und emotionale Beziehungsarbeit leisten? Für die Familie.
19:17Damit möchte ich an dieser Stelle auf gar keinen Fall den Job einer Mutter oder Hausfrau abwerten,
19:22ich möchte aber mit der Überspitzung meiner Formulierung den patriarchalen Hintergedanken offenlegen.
19:27Eine Frau, die sich in die traditionelle Mutterrolle zurückzieht,
19:30die sich kümmert, die sich aufopfert, die versorgt,
19:33die hat gar keine Zeit mehr, um das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern infrage zu stellen.
19:37Als Gegenspielerin wird die kinderlose Frau inszeniert.
19:40Nach patriarchalen Maßstäben gilt sie als selbstverliebt, egoistisch, konsumorientiert, infantil und unweiblich.
19:47Im Gegensatz zur Mutter führt sie ein sinnentleertes, lustorientiertes und dekadentes Leben.
19:52Ja, und jetzt haben wir eine Ekimel, die genau so ein lustorientiertes und dekadentes Leben
19:56zwischen Clubtoiletten, F***s und Keterlines führt und die sich dabei aber Mutter nennt
20:01und so von ihren Fans bezeichnet wird.
20:03Ja, das wirft das patriarchale Verständnis, dass vollkommene Weiblichkeit die Unterwerfung
20:07in die Fürsorgerinnenrolle ist, komplett um.
20:09Ekimel gilt nicht als Mutter, weil sie sich ihrer Familie und dem Fortbestand einer männlichen Blutlinie aufopfert,
20:15sondern ganz im Gegenteil.
20:16Ihre Selbstbestimmung, ihr Eigensinn und ihre Dominanz machen sie zur Mutter.
20:20Genauso wie den Begriff F***.
20:22Reclaimt sie also auch die Mutterrolle.
20:24Mutti will saufen, also mach bisschen schneller.
20:27Kleiner kulturhistorischer Funfact am Rande, Mutter hat nicht Ekimel erfunden und auch nicht Madonna.
20:33I never asked you to name an award after me, did I?
20:36Mother findet seinen Ursprung in der Ballroom-Szene der LGBTQ-Community.
20:40I wound up joining this house, they became my chosen family, extended family
20:45and I wound up becoming the mother of that house.
20:48Und guess what, da geht's natürlich nicht um biologische Mutterschaft, sondern es handelt sich um eine Metapher.
20:53Mütter sind hier die Personen, die in der Community eine kulturelle Führungsrolle einnehmen
20:58und damit junge und queere Personen unterstützen und inspirieren.
21:02I just think that so many queer youth could benefit from this world of Ballroom.
21:08Und auch an anderer Stelle, connectet sich Ekimels Musik mit Queerness.
21:11Bei Ekimel geht's gerade nicht um ein heteronormatives Mann-Frau-Blümchen-Schakalaka.
21:15Weiß genau, sie macht den Seestein, wenn sie fragt, bin ich zu prüde.
21:18Sondern um das sich ausprobieren mit verschiedenen, auch tabuisierten Praktiken,
21:22die vor allem tabuisiert sind, weil sie halt in queeren Kontexten vorkommen.
21:26Pegging, Popoloch-Spaß, Gruppenarbeit.
21:29Sorry Leute, ich muss gucken, dass ich hier nicht gesperrt werde.
21:32Wann war dein letzter Vierer?
21:34Erstmal machen wir Schere.
21:44Übrigens, dass Techno, Feiern und heiße Bekanntschaften im Club so einen Platz auf dem Album einnehmen,
21:55hat auch was mit der queeren Szene zu tun.
21:57Gerade die Clubkultur, und ne, damit meine ich nicht die Hetero-Clubs deiner Kleinstadt,
22:01in denen Mi Gente läuft, während so ein frischgewordener 18-Jähriger
22:04dich das dritte Mal antanzt, obwohl du schon zweimal Nein gesagt hast.
22:10Sondern ich meine die New Yorker Ballroom-Szene, die Techno- und House-Szene oder die Berliner Club-Szene.
22:28Ja, jetzt komm rein.
22:30Gerade diese Clubkultur war lange der einzige soziale Raum, in dem sich queere Menschen begegnen konnten,
22:35abseits von Diskriminierung, Gewalt und sozialer Ächtung.
22:47Und zum Abschluss müssen wir natürlich auch noch über Ikimels Ästhetik sprechen.
22:51Deutscher Amateur-Pro-Sexy-Sportclips-Ding.
22:55Oder, um die Worte meines Kollegen ein bisschen zu präzisieren,
22:58trashy, sexy, kitschiger, hyperfemininer Internet-Retro-Look.
23:02Grelle Neonfarben, dieser retro-futuristische Plastikglanz,
23:05überzeichnete, absurde 3D-Animationen, so angelehnt auf Hello Kitty-Kitsch, Hyperpop und Y2K.
23:12Shoutout an Jonas Unten, der mit seiner Konzeptarbeit und seiner Regie
23:15diesen Look und Feel in Ikimel-Musikvideos perfekt einfängt.
23:21Klar, das ist das absolute Gegenteil von hochglanzproduzierten 4K-Videos,
23:25die wir ansonsten aus der Branche kennen.
23:31Das jetzt aber einfach als billig abzutun,
23:34Camp ist ein Stilkonzept, vor allem aus der queeren und Drag-Community,
23:38das bewusst mit Übertreibung, Ironie, dem Grotesken und Kitsch spielt.
23:43Diese Aesthetik hat nämlich einen Namen, und zwar Camp.
23:45Camp ist ein Stilkonzept, vor allem aus der queeren und Drag-Community,
23:49das bewusst mit Übertreibung, Ironie, dem Grotesken und Kitsch spielt.
24:12Transsexual, Transsexual
24:19Welcome to Bobby's Dreamhouse
24:21Cause God makes no mistakes
24:24It's bullshit, I did not hit her
24:26I did not
24:28Oh, hi Mark
24:29Es beschreibt das Unnatürliche, das Gestellte, das Überinszenierte.
24:36Long line
24:39Das kommt auch nicht nur in der Popkultur vor,
24:41sondern hängt literally in Museen und wird in Kunstleistungskursen besprochen,
24:45so Cindy Sherman, mein Girl, du Feminist-Icon.
24:48Ziel von Camp ist es, die konventionelle und heteronormative Wahrnehmung von Stil zu dekonstruieren
24:54und ja, damit auch Gender-Normen zu hinterfragen.
24:57Auf der anderen Seite des Teichs ist es übrigens schon längst bei den Pop-Girlies angekommen.
25:01It's about being really hot in like a scary way
25:04Carpet
25:11Dann können wir doch jetzt zum Ende und als Fazit festhalten,
25:14dass Ikimels Album die Gesellschaft queer-feministischer macht.
25:17Hm, nicht so ganz, denn wenn ich meine Kopfhörer absetze und aus der U-Bahn steige,
25:22befinde ich mich halt immer noch in einer Welt, in der Friedrich Merz die Rechte von Transfrauen einschränken will.
25:26Ikimels Album ist kein Aktivismus für Frauenrechte oder gar eine Abschaffung des Patriarchats.
25:32Dafür ist Ikimels Album eine knapp 30-minütige Flucht aus einer Realität,
25:36in der mir ein linker Macker Hannah Arendt mansplayen möchte
25:39und mir irgendein Girlie auf TikTok erklären möchte,
25:42warum ich feminine Energie verliere, weil ich mein eigenes Geld verdiene.
25:45Oder anders ausgedrückt, Feuer ist feministischer Eskapismus.
25:48Für eine Dauer von 13 Tracks können Flinters eintauchen in eine Welt,
25:52in der sie auf dem Weg zum CSD in der U-Bahn nicht begrapscht werden.
25:56Eine Welt, in der sie beim Feiern gehen eine schnelle Nummer auf der Clubtoilette schieben können,
26:00ohne Angst zu haben, gespiked worden zu sein.
26:02Eine Welt, in der sie ihre feministischen Rachegelüste
26:05gegenüber Vätern, Ex-Freunden und Staatsoberhäuptern ausleben können.
26:09Und auf Ikimel-Konzerten wird dieser Eskapismus dann sogar vorübergehend zur Realität.
26:13Denn genauso wie auf Technopartys Menschen zusammenkommen,
26:16um abseits von einseitigen und unrealistischen patriarchalen Erwartungen zu feiern,
26:21kann es das Publikum bei Ikimel-Shows auch.
26:24Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch darauf hinweisen,
26:26dass Ikimel sich bewusst dafür einsetzt,
26:28ihr musikalisches Universum für all ihre Fans zugänglich zu machen.
26:32So haben bei ihr nicht nur die Leute Platz,
26:34die sich voll auf den Moshpit beim Aggo-Feature freuen,
26:36sondern auch Schwangere, AutistInnen, neurodivergente Menschen
26:40oder einfach genere Leute, die nicht so Lust auf Trubel und Konsum haben.
26:43Flinter ist ein safer Space von einer Flinter für andere Flinter.
26:47Ja, Hallöchen Leute. Einmal hier Grüße aus dem Schnitt.
26:50Ihr kennt's, ich war diese Woche sehr fleißig.
26:52Ich sag's ehrlich, es war auch ein bisschen stressig,
26:54denn ich hab nach dem Shirin-Video direkt das Iki-Video geschnitten.
26:57Aber es ist fast eine halbe Stunde lang, meine Videos werden immer länger.
27:00Ich finde, diese Album-Analyse ist auch sehr fein geworden.
27:04Ich hoffe, ihr fandet's auch fein.
27:06Mich würde mal jetzt noch so interessieren, was euer Lieblings-Ikimel-Lyric ist.
27:09Haut's gerne rein in die Kommentare.
27:11Und ich hoffe, ihr habt genug Wasser getrunken.
27:13Wenn nicht, macht's jetzt noch. Tschüssi.

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