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In Mülldeponien entstehen große Mengen Methan. Sie sind ein wichtiger Treiber des Klimawandels. Weltweit wird an Lösungen für dieses Problem gearbeitet, vom Einsatz von Hightech bis zu einfachen Ideen, wie Mülltrennung und Kompostierung.

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Transkript
00:00Essensreste, Plastikflaschen, Pizzakartons.
00:04Überlegen Sie mal, wie viele Dinge Sie täglich wegwerfen.
00:07Je nach Region kann das sehr unterschiedlich sein.
00:10Der durchschnittliche Inder wirft jeden Tag 500 Gramm Müll weg.
00:14Der Durchschnittsamerikaner 2,2 Kilo.
00:17Damit sind die USA Weltmeister in der Pro-Kopf-Müll-Produktion.
00:21Dieser Haufen wächst mit den Städten und dem steigenden Lebensstandard.
00:261984 wurde die Müllhalde Gazipur bei Delhi eröffnet.
00:30Damals lebten knapp 7 Mio. Menschen in Delhi.
00:33Heute sind es 34 Mio.
00:35Darauf waren die Behörden nicht vorbereitet.
00:38Auf unserem Planeten leben 8 Mrd. Menschen,
00:41die jedes Jahr 2,1 Mrd. Tonnen Müll produzieren.
00:45Laut dieser UN-Studie landen 38% davon dort, wo sie nicht hingehören.
00:50Etwa 2,7 Mrd. Menschen haben keinen Zugang
00:54zu einer funktionierenden Abfallentsorgung.
00:57Also keine Sammlung, keine Behandlung, keine Entsorgung.
01:01Adithi Ramola ist die technische Direktorin
01:04der International Solid Waste Association.
01:07Sie war an der Studie beteiligt.
01:09Was machen die Leute also, wenn es keine solchen Möglichkeiten gibt?
01:13Sie nehmen ihre Abfälle und verbrennen sie
01:16oder graben ein Loch und werfen sie dort rein.
01:19Und das führt zu einer Krise.
01:21Es gibt keine genauen Zahlen darüber,
01:23wie viele solcher Mülldeponien es auf der Erde gibt.
01:26Aber jede einzelne ist eine zu viel.
01:28Und Mülldeponien können sehr unterschiedlich sein.
01:32Viele Mülldeponien unterliegen keinerlei Umweltkontrolle.
01:37Wenn es regnet, sickert das Wasser durch die Abfälle.
01:40Heraus kommt ein potenziell giftiger Cocktail
01:43aus vielen Chemikalien und Bakterien,
01:45die u.a. aus dem Müll sickern.
01:51Diese Substanzen gelangen in die Umwelt,
01:54sickern in die Wasserwege und die Böden.
01:57Bei Verbrennung gelangen sie in die Luft.
02:01Diese Emissionen schaden der menschlichen Gesundheit.
02:05Sie schädigen die Umwelt und gelangen in unsere Lebensmittel.
02:11Unter diesem Müllberg gibt es teilweise keinen Sauerstoff.
02:15Bakterien zersetzen organische Abfälle und produzieren Methan,
02:19eines der schlimmsten Treibhausgase.
02:21Kurzfristig heizt es den Planeten
02:23über 80-mal stärker auf als Kohlendioxid.
02:27Der Abfallsektor ist für 3-5%
02:29der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
02:33Mülldeponien tragen am meisten dazu bei.
02:37Es gibt aber auch überwachte Mülldeponien
02:39mit ständigen Umweltkontrollen,
02:41um diese Probleme in den Griff zu bekommen.
02:43Sie sind v.a. in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden,
02:47auch weil die in unseren Produkten verwendeten Materialien
02:50immer giftiger geworden sind.
02:54In den Vereinigten Staaten gibt es derzeit mehr als 2600 Mülldeponien.
02:59Das ist eine Menge Müll.
03:01Amerikaner konsumieren sehr viel und das Land hat riesige Freiflächen.
03:05So galt die Nutzung von Deponien
03:07häufig als die kurzfristig billigste Option.
03:10Aus diesem Grund landet die Hälfte
03:12des von den Amerikanern produzierten Mülls dort.
03:16Kein Wunder also, dass sich in den USA
03:18die laut Guinness World Records
03:20größte Mülldeponie der Welt befindet,
03:22die Apex-Deponie außerhalb von Las Vegas.
03:25Sie ist groß genug, um Abfälle für die nächsten 250 Jahre aufzunehmen.
03:31Es gibt verschiedene Möglichkeiten,
03:33die Probleme der Müllablagerung in den Griff zu bekommen.
03:36Um den Boden vor giftigen Chemikalien zu schützen,
03:39startet man mit einem großen Loch im Boden,
03:41das mit riesigen undurchlässigen Schichten aus Kunststoff ausgekleidet ist.
03:45So ähnlich wie ein riesiges, leeres Schwimmbecken
03:48mit einer großen Plastikplane darin.
03:50Am Boden befindet sich ein Drainagesystem,
03:52das das anfallende Sickerwasser ableitet.
03:55Dort können auch Sensoren angebracht werden,
03:58um mögliche Lecks zu erkennen.
04:00Das Sickerwasser wird dann aufbereitet.
04:02Eine moderne Deponie kann auch den größten Teil
04:05des freigesetzten Methans auffangen,
04:07indem sie eine Art Mülllasagne bildet,
04:09die verhindert, dass Methan in die Atmosphäre entweicht.
04:12Wenn der Müll abgeladen wird,
04:14verdichten ihn schwere Traktoren
04:16und decken ihn dann mit einer undurchlässigen Schicht ab.
04:19Das wiederholt sich immer und immer wieder.
04:21Ein Pumpsystem saugt den größten Teil der entstehenden Gase ab,
04:25darunter auch das Methan.
04:27An diesem Punkt gibt es zwei Möglichkeiten.
04:29Das aufgefangene Methan kann man einfach abfackeln.
04:32Damit wird aus einem superschädlichen Treibhausgas
04:35ein normalschädliches, nämlich CO2.
04:37Aber das ist eine riesige Verschwendung.
04:40Denn Methan kann Wärme, Strom
04:42oder erneuerbares Erdgas erzeugen und z.B. Fahrzeuge antreiben.
04:46In den USA nutzen viele Mülldeponien diese Technologien.
04:49Nach Medienberichten sollen diese Anlagen
04:52bereits so viel Energie produzieren,
04:54um 1 Mio. Haushalte zu versorgen.
04:56Diese Technik verspricht eine Reduzierung der Methan-Emissionen
05:00um 60 bis 90 %.
05:02Also Problem gelöst? Nicht ganz.
05:04Mit speziellen Infrarot-Kameras in Flugzeugen und Satelliten
05:08haben Forscher erhebliche Lacks entdeckt.
05:11Mit den bisherigen Messmethoden am Boden konnten sie nicht entdeckt werden.
05:15Das Ergebnis?
05:17US-Mülldeponien stoßen 1,4 Mal mehr Methan aus als offiziell angegeben.
05:21Aber das sind nicht nur schlechte Nachrichten.
05:24Die Daten können den Deponiebetreibern helfen,
05:27Lacks zu entdecken und die Emissionen sofort zu reduzieren.
05:31Es müssen aber nicht immer Hightech-Lösungen sein.
05:34Damit Mülldeponien weniger Methan ausstoßen,
05:37muss man vor allem weniger organischen Abfall dorthin bringen.
05:41Denn Methan-Emissionen entstehen,
05:43wenn sich organische Stoffe unter einem Berg von Müll ohne Sauerstoff zersetzen.
05:49Wenn wir der jüngeren Generation beigebracht hätten,
05:52dass Abfall kein Abfall ist, sondern eine Ressource,
05:55wäre es wahrscheinlich nicht zu dieser Situation gekommen.
05:58Das ist Sharad Kale, ein Wissenschaftler,
06:00der sich auf die Abfallwirtschaft in Indien spezialisiert hat.
06:03Da wir in einer warmen und tropischen Umgebung leben,
06:06ist unsere Umwelt sehr gut für den Abbau von Materialien geeignet.
06:10Wenn wir also wissenschaftlich und strukturiert vorgehen,
06:13können wir die Methan-Emissionen ganz stoppen.
06:19In Ländern wie Indien, wo etwa 50% des Mülls Nassmüll ist,
06:23kann die Vermeidung von Mülldeponien sehr effektiv sein.
06:26Und mancherorts wird diese Politik mit großem Erfolg umgesetzt.
06:30Zum Beispiel Mysore, die etwa eine Million Einwohner produzieren,
06:34produzieren täglich zwischen 400 und 500 Tonnen Abfall.
06:37Der Müll wird dezentral in den Stadtteilen gesammelt, getrennt und kompostiert.
06:43In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen,
06:45dass die Kompostierung in erster Linie ein Aerobes-Verfahren mit Sauerstoff ist,
06:49bei dem Mikroorganismen organische Stoffe abbauen.
06:53Bei unsachgemäßer Durchführung und unzureichender Belüftung
06:57können dabei geringe Mengen an Methan freigesetzt werden.
07:01Deshalb sieht man oft Leute, die den Kompost regelmäßig wenden.
07:05In Mysore werden etwa 50% des gesamten Abfalls kompostiert.
07:09Dafür gehen Sammler von Tür zu Tür.
07:11Wer den Müll nicht ordnungsgemäß trennt, muss mit einer Geldstrafe rechnen.
07:15Den Behörden zufolge landen nur 5% des Mülls auf der Mülldeponie.
07:19Ihr Ziel ist Nullabfall.
07:22Zero Waste Management bedeutet,
07:24dass keine Abfälle auf die Deponie oder in die Verbrennungsanlage gelangen sollten.
07:28Das heißt, wir verarbeiten die Abfälle vollständig.
07:33Der erzeugte Kompost wird an die örtlichen Landwirte
07:36und an das Gartenbauamt verkauft.
07:38Die Kompostierung löst auch ein anderes großes Problem.
07:41Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes
07:44leidet unter Bodenverschlechterung,
07:46was zum Teil auf den massiven Einsatz von chemischen Düngemitteln zurückzuführen ist.
07:50Jetzt wird in den landwirtschaftlichen Betrieben organischer Kompost eingesetzt,
07:54um die Böden zu sanieren.
07:57Dies ist ein gutes Beispiel dafür,
07:59wie man die Leiter der Abfallhierarchie hinaufklettern kann.
08:03Ganz unten steht die schlechteste Art Müll loszuwerden.
08:06Offene Verbrennung oder ungesicherte Deponierung.
08:09Dort würde der Nassmüll, den wir gerade gesehen haben, wahrscheinlich landen.
08:13Dann folgt die Entsorgung ohne Energierückgewinnung.
08:16Als nächstes kommt die energetische Abfallverwertung,
08:19ein Oberbegriff für verschiedene Methoden wie die Deponien in den USA,
08:23die wir gesehen haben, und die aus Methan Strom erzeugen.
08:26Dann kommt das Recycling, wozu die Kompostierung gehört.
08:30Noch besser ist es, Dinge wiederzuverwenden,
08:33was oft als Upcycling bezeichnet wird.
08:36Und an der Spitze steht die Vermeidung und Verringerung.
08:39Das hängt stark von den Abfallerzeugern ab, also von Unternehmen und Verbrauchern.
08:45Die Schließung von Mülldeponien oder ihre Sanierung ist eine Herausforderung
08:49und kann ein langer Prozess sein, aber es ist machbar.
08:53Wie in Rio de Janeiro.
08:55Dort befand sich einst die größte Mülldeponie Lateinamerikas,
08:58Jajim Gramacho, auf der in 30 Jahren über 80 Millionen Tonnen Müll abgeladen wurden.
09:03Der umliegende Mangrovenwald wurde durch Sickerwasser zerstört.
09:091997 wurde eine Barriere gebaut, um das Sickerwasser aufzufangen.
09:14Es wird behandelt und in die Guanabara-Bucht eingeleitet.
09:17So konnten sich die Mangroven erholen.
09:21Biologe Mario Moscatelli ist der Verantwortliche für dieses Projekt.
09:26In diesen rund 30 Jahren fast ununterbrochener Arbeit
09:29haben wir die größte Mangrovenfläche in der Bucht wiederhergestellt,
09:32nämlich 130 Hektar Mangroven.
09:37Der Mangrovenwald kann bis zu viermal mehr Kohlenstoff absorbieren als andere Wälder.
09:42Die Abfälle von Rio werden jetzt auf einer modernen Deponie abgelagert.
09:46Die Anlage fängt den größten Teil der Methanemissionen auf.
09:49Nach Angaben des Deponiebetreibers wird dort genug Energie erzeugt,
09:53um eine Stadt mit 90.000 Einwohnern zu versorgen.
09:57Die hochmoderne Deponie hat rund 90 Millionen US-Dollar gekostet.
10:01Gelöst sind die Probleme damit noch nicht.
10:03Immer wieder entstehen neue illegale Müllkippen im nahen Gramacho.
10:07Auch bei der Deponiesanierung lief nicht immer alles glatt.
10:102014 trat giftiges Sickerwasser aus. Das soll aber mittlerweile behoben sein.
10:16Dieses Vorgehen ist weder billig noch perfekt, aber es hat eine Menge Potenzial.
10:21Diese Grafik zeigt Regionen, in denen es noch eine große Anzahl offener Deponien gibt.
10:26Würde man diese abdichten und anders bearbeiten,
10:29wäre es bereits ein Schritt nach vorn, sagen Experten.
10:32Darüber hinaus ist die Trennung zumindest der organischen Abfälle
10:35vor der Deponierung wie in Maisur etwas, was sie auf globaler Ebene tun könnten.
10:41Natürlich wäre weltweite Abfallvermeidung die beste Lösung.
10:45Was nicht produziert wurde, kann auch nicht weggeworfen werden.
10:50Aber seien wir ehrlich, im Moment produzieren wir weltweit immer mehr Müll.
10:55Dabei kann eine intelligente Abfallbewirtschaftung langfristig Kosten senken.
10:59Je höher man in der Abfallpyramide aufsteigt,
11:02desto mehr Geld kann man mit dem Abfall verdienen.
11:06Zum Beispiel durch die Erzeugung von Energie oder den Weiterverkauf von Abfall als Kompost.
11:11Und je mehr Abfall man kontrolliert sammelt, desto weniger schadet er der Umwelt
11:15und desto weniger Geld muss man für seine Beseitigung ausgeben.

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