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Spaß
Transkript
00:00Und wenn dann die Söhne so weit waren, dass man entscheiden musste, was soll er werden,
00:06dann haben die meisten Väter gesagt, gehst du auf den Pütt.
00:09Ja, das war klar, auf den Pütt war der Arbeitsplatz sicher und die Bude war warm.
00:15Und das Leben, Werner Hansch, unter Tage war vor allen Dingen auch ziemlich hart und ziemlich gefährlich.
00:20Ach, das hat ja immer...
00:22Und Sie sind aber dann auch, Sie durften aufs Gymnasium gehen.
00:26Wie war das, also sich gegen den Vater aufzulehnen damals und zu sagen, nö, mach ich nicht, war ja nicht so einfach, oder?
00:33Das war von mir aus, die Kaufleute, die wohnten in der Stadt und deren Söhne und Töchter bevölkerten die Gymnasien.
00:43Und dann haben Sie eine klassische Aufstiegsgeschichte hingelegt.
00:47Naja, also ich sage mal, am Ende habe ich ein relativ ordentliches Abitur gemacht.
00:54Das habe ich schon geschafft.
00:55Und trotzdem sind Sie nicht Geschichtsprofessor geworden, sondern die Stimme des Ruhrgebiets.
01:02Wann haben Sie gemerkt, boah, Fußball, Fußball reportieren, meine Stimme, meine Sprache, das wird mein Werkzeug.
01:10Da sprechen Sie aber auch eine ganz wichtige Sache schon an.
01:13Sie kommen ja aus einer Zeit und auch aus einem Viertel Recklinghausen-Süd.
01:18Da gab es kein Geld, da war nicht der Reichtum ausgebrochen.
01:23Eltern kamen aus Polen ins Ruhrgebiet, um hier zu arbeiten.
01:28Zu Hause wurde polnisch gesprochen?
01:31Ja, also sehr häufig.
01:33Wir zeigen mal, wie Recklinghausen-Süd jetzt ist.
01:38Sie haben uns ja mitgenommen in Ihre alte Heimat, in Ihre alte Straße.
01:44Herr Hansch, einen Gottesdienst in polnischer Sprache zu erleben, wenn man irgendwo fernab der Heimat ist.
01:51Welche Bedeutung hat das für Menschen, die hier bei uns im Ruhrgebiet leben?
01:55Und ist das so etwas wie ein Ankerpunkt für die Menschen, die sagen, ich will hier ja eine neue Heimat aufbauen, aber so ein bisschen alte Heimat brauche ich auch?
02:05Ich glaube, dass das so ist. Ich glaube das einfach. Und die kommen ja, die Menschendiensten.
02:10In einer Region, in der ja ganz viel Struktur verloren gegangen ist.
02:15Das ist schon schlimm, wenn so eine Region Struktur verlieren.
02:19Ja, natürlich. Das ist ja eine große Karte.
02:21Andere Leute sagen, Sie sind ein Vorbild.
02:25Sie haben aber das Ding gerockt und haben gewonnen.
02:29Ich habe da gewonnen.
02:31In der Aufarbeitung Ihrer Spielsucht und eben dieses Falls von der Ikone des Fußballreporters zu jemandem, der sagt, ich mag ja nicht mehr selbst in den Spiegel gucken.
02:44Inwieweit hat Ihnen diese Sendung geholfen? Das ist ja Öffentlichkeit.
02:49Man muss ja überlegen, Sie gehen dahin und sagen alles, was man normalerweise sogar den Liebsten verschweigen mag.
02:55Ich sage Ihnen ganz offen. Ich hätte es auch am liebsten verschwiegen. Aber ich konnte nicht mehr.
03:03Ich kam da rein und dann sagt der große Bruder, zu einer solchen Lebensbeichte, das hat mich wieder aufgerichtet. Ganz ehrlich.
03:13Vielen Menschen, Herr Hansch. Insofern ganz viel Grund auch stolz zu sein auf eine zweite Geschichte in der Lebensgeschichte.
03:21Sie haben ja auch in Ihrer Familie eine Historie, die schlimmer als nicht nur einfach zu bezeichnen ist.
03:29Also mehr als nicht nur einfach war.
03:31Lebensgeschichte zu besprechen, getroffen an einer ganz besonderen Stelle in Dortmund, dem Mahnmal in der Bittermark.
03:40Ihr Vater das auch erleben musste in der Familiengeschichte, im Zusammenleben auch, oder?
03:45Ja, natürlich eine ganz schwierige Sache. Vor allen Dingen für meine Mutter, glaube ich, muss das ganz furchtbar gewesen sein.
03:52Ja, aber für Sie als Kind stelle ich mir das auch vor. Haben Sie gemerkt, bis auf diese nächtlichen Erzählungen, mit meinem Vater ist was ganz Schlimmes passiert?
04:02An seiner Pfeife. Stundenlang hat er in eine Richtung geschaut.
04:09Wir gucken heute nicht nur zurück, sondern wir gucken auch nochmal nach vorne in die Zukunft.
04:14Es gibt auch Mutmachendes, nicht nur in Ihrer Geschichte, sondern auch im Stadtteil und im Ruhrgebiet generell.
04:20Denn da ist ganz schön Entwicklung drin.
04:23Dabnam Fahimi Weber, Werner Hansch, das ist ja Ruhrgebiet, wie man es sich besser nicht malen könnte.
04:30Ja, Kompliment sage ich an dieser Gelegenheit. Eine wunderbare Karriere.
04:34Es ist wahnsinnig, was Sie auch für die Region, also für das Ruhrgebiet bedeuten. Sie sind in einem Beruf, der ja überall gesucht wird, überall sagen Sie, wir haben keine Ärzte, wir brauchen Leute.
04:46Ist es einfach im Ruhrgebiet gewesen? Haben die Menschen Ihnen das einfach oder schwer gemacht?
04:52Werner Hansch hat über seine Integration gesprochen, die polnische Messe, die so ein bisschen Halt und Struktur gegeben hat, Einwanderern.
05:00Die sagen, ich will ja hier ankommen, aber ein bisschen zu Hause brauche ich auch noch, wo es, und es gibt ja viele, die gucken aufs Ruhrgebiet, auch so ein bisschen skeptisch sagen,
05:10oh, schwierige Region mit dem Strukturwandel, mit auch Armut. Warum haben Sie sich gerade für die Region entschieden?
05:17Sie haben gesagt, wir sind Wandel gewohnt. Und wohin haben Sie gesagt, ich bin eigentlich Einwanderin erster Generation.
05:22Wie fühlen Sie sich?
05:25Ja, ich bin schon ein Deutscher.
05:26Sie sind Ruhrgebietskind. Das ist Chance, eine riesige Chance, aber es ist natürlich auch Aufgabe zugleich.
05:33Die Chancen und Risiken, Sie haben das vorhin so schön gesagt, Frau Fahimiweber, da steht so ein 13-jähriges Mädchen vor Ihnen und das dolmetscht für die Familie.
05:41Welche Chancen brauchen solche Mädchen und auch Jungs, die hier ankommen und ja in den Familien eine ganz wichtige Schlüsselfunktion auch?
05:53Nicht zu nützen ist fatal für eine Gesellschaft.
05:56Und ist trotzdem natürlich eine andere Situation, wenn der kleine Werner Hansch der einzige vielleicht ist.
06:01Ich bin eigentlich in einem Elternabend und ich habe selbst drei Kinder und ich weiß, wie sowas funktioniert.
06:05Und da wird, die Lehrerin macht den gesamten Elternabend mit Bilder, weil die Eltern, die meisten Eltern, die Sprache nicht verstehen.
06:13Das heißt, der Elternabend wird mit Bildern gestaltet?

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