Kaum jemand weiß, dass der Priester Bergoglio, später Papst Franziskus, in den 1980er Jahren in Deutschland lebte. Er kam nach Rothenburg ob der Tauber, um Deutsch zu lernen. Die DW traf den Sohn des Besitzers des Hauses, in dem der Priester einst eine Wohnung mietete.
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NewsTranskript
00:00In diesem Haus in der bayerischen Kleinstadt Rotenburg-ob-der-Tauber wohnte 1986 der zukünftige Papst Franziskus, damals noch Priester Bergoglio aus Argentinien, für zwei Monate.
00:13Im Elternhaus von Walter Pesta liegt bis heute der Kalender auf dem Tisch, in dem sein Vater ein Besucherregister führte.
00:21Bergoglio kam hierher, um am Goethe-Institut Deutsch zu lernen. Walter Pesta erinnert sich noch, wie seine Mutter von Franziskus erzählte.
00:31Er war ein sehr ganz ruhiger Typ und immer freundlich. Und wie er sich dann als Papst gegeben hat oder gelebt hat, das hat meine Mutter dann immer daran erinnert, wie er auch hier war. Immer freundlich, ein einfacher Mensch.
00:48Der damals 49-jährige Priester Bergoglio hatte eine Wohnung im Erdgeschoss gemietet. Walter hat ihn nicht persönlich kennengelernt. Zu der Zeit lebte er in Berlin.
00:59Das war die Wohnung, bestand dann aus dem Wohnzimmer, dem Schlafzimmer, die Küche.
01:06Die Vermieter, Herr und Frau Pesta, boten ihm ein größeres Zimmer an. Doch der zukünftige Papst entschied sich für das kleinere.
01:15Er soll gesagt haben, auch in der kleinsten Hütte gibt es Platz. Oder vielleicht hatte ihn auch der Blick in den Garten überzeugt?
01:23Meine Mutter hat auch erzählt, dass er teilweise dann an dem Fenster Kerzen angebrannt hatte, angezündet und wahrscheinlich gebetet oder in sich gegangen ist.
01:35In seinem Buch beschrieb der Papst seinen Aufenthalt in Deutschland als ziemlich einsam. Er habe seine Heimat vermisst.
01:43In Rothenburg ob der Tauber beherbergte das ehemalige Franziskanerkloster, das Goethe-Institut. Dort besuchte Pater Bergoglio einen Deutschkurs.
01:51Hier war er 1986, der Herr Bernoglio, in der Schule, hat Deutsch gelernt. Ganz viele Studierende aus aller Welt waren hier.
02:01Im Sommer 1986 fand das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft statt, bei dem Argentinien Deutschland besiegte.
02:09Papst Franziskus ist großer Fußballfan. Der schrieb in seiner Biografie so ungefähr, dass er es eigentlich gar nicht richtig genießen konnte hier als Gewinner.
02:18An seinen Aufenthalt in Deutschland muss der zukünftige Papst oft gedacht haben. Ein Jahr nach seinem Auszug erhielten Herr und Frau Pesta eine Grußkarte aus Buenos Aires.
02:31Also laut meinem Vater bestanden noch einige Zeitkontakt, also schriftlicher Kontakt.
02:37Folgendes schrieb der spätere Papst per Hand auf Deutsch.
02:40Ich erinnere mich gerne an die Tage, die ich bei Ihnen verbrachte. Ich wünsche Ihnen frohe Ostern. Ich bete für Sie, beten Sie für mich.
02:51Dies ist nicht das einzige Erinnerungsstück an den Aufenthalt des argentinischen Priesters in Deutschland.
02:57Es gibt auch ein Foto vom Papst mit Pilgern aus Rothenburg, ob der Tauber. Auf dem Bild ist auch Walter Pestas Mutter mit der Grußkarte in der Hand zu sehen.
03:06Der Papst soll Frau Pesta auf dem Foto sofort erkannt haben.
03:10Der Papst dann so ins Lächeln kommt und sagt, ja, das ist die Frau Pesta aus Rothenburg. Da hätte er gewohnt.
03:19Heute steht eine Gedenktafel vor dem Haus der Familie Pesta. Touristen halten dort an.
03:25Und jetzt, nach dem Tod des Papstes, bekommt dieser Ort eine neue Bedeutung.
03:31Und jetzt, nach dem Tod des Papst.