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Kommissare aus Erfurt und Karlovy Vary erzählen erstmals
ausführlich, wie sie ein rund 20 Jahre zurückliegendes
Verbrechen gemeinsam aufklären und einer unbekannten
Brandleiche einen Namen geben konnten.

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Transkript
00:00Ein Tatort-Video der tschechischen Polizei.
00:05Wenige Stunden vor diesen Aufnahmen ist hier ein Mensch verbrannt.
00:09Ein Opfer, das für die Behörden rund 20 Jahre namenlos bleibt.
00:142012 Landeskriminalamt Berlin.
00:31Eine Frau aus Thüringen, die inzwischen in der Hauptstadt lebt, will eine Aussage machen.
00:36Sie berichtet von grausamen Schilderungen ihres Bekannten Timo, der sich kurz nach dem Treffen das Leben nahm.
00:42Erinnerungen, die sie 18 Jahre nicht losgelassen haben.
00:46Und der hat mir dann irgendwie von diesem Vorfall erzählt und von seinem Leben und dass er sich umbringen will.
00:55Und er hat dann gesagt, dass er so einen Laden hat mit seinen Freunden in Erfurt und dass die die Versicherung betrügen wollten.
01:04Und dass der eine aber nicht mitmachen wollte, also der wollte zur Polizei gehen.
01:07Und der hat dann erzählt, dass er da nicht mitgemacht hat.
01:11Aber die haben den eben unter Drogen gesetzt und erschlagen und dann sind die mit dem in den Wald gefahren.
01:19Dort hätten sie ihn angezündet und vergraben.
01:25Die Tat habe sich in den 90er Jahren ereignet, berichtet die Frau. Ausgangspunkt sei Erfurt.
01:30Es ist ein Fall aus einer anderen Zeit.
01:35Welches Geflecht aus Personen, verblassten Erinnerungen und Brutalität sie zu entwirren haben, ahnen die Ermittler nicht, als sie den Fall angehen.
01:43Peter Zab leitet die Kriminalpolizei-Inspektion Erfurt, als die Nachricht aus Berlin über die Mordaussage eintrifft.
01:54Worum es dabei genau geht und ob der Hinweis überhaupt glaubhaft ist, wissen Zab und seine Kollegen zunächst nicht.
02:00Und da habe ich auch ein paar Nächte nicht so richtig geschlafen, weil man keinen Ankerpunkt hatte, bis auf die Erkenntnis, die die Zeuge in Berlin kundgetan hat.
02:122014, nachdem ein anderer großer Ermittlungskomplex abgeschlossen ist, wird eine Arbeitsgruppe gebildet.
02:19Sie will mehr über die bisher bekannten Personen herausfinden.
02:22Doch das gestaltet sich schwierig, denn der mutmaßliche Mord und das Erlebnis der Zeugen liegen fast 20 Jahre zurück.
02:31Inwieweit diese damals erlangte Erkenntniswahrnehmung nicht verzerrt ist, möglicherweise auch Gedächtnislücken geschlossen worden sind mit Annahmen, Vermutungen,
02:47das macht natürlich dann die Ermittlungstätigkeit umso schwerer.
02:52Nach Angaben der Zeugen gab es 1994 in der Erfurter Innenstadt ein Modegeschäft für Techno-Fans.
03:00Dort will sie Timo kennengelernt haben.
03:02Und da bin ich in diesem Klamottenladen, Pure Records in Erfurt, Straße weiß ich jetzt nicht.
03:08Und da haben mich so Jungs angesprochen und da war der eben auch dabei.
03:11Durch eine Recherche im Archiv des Gewerbeamtes finden die Ermittler heraus, der Laden hieß Roof Record und befand sich in der Neubergstraße 7.
03:24Timo, der Bekannte der Zeugen, war einer von zwei Geschäftsführern.
03:27Timo starb am 2.10.1994, offenbar wenige Tage nach dem Treffen mit der Zeugin.
03:37In einem Abschiedsbrief an seine Eltern erwähnt er die junge Frau.
03:41Timo, ich kann nicht mehr.
03:44Wenn ihr es noch besser verstehen wollt, dann fragt ***.
03:47Mit ihr habe ich die letzten Wochen verbracht und ihr meine Gefühle, Gedanken, mein Leben erzählt.
03:54Bitte beruhigt das Mädel.
03:55Die Familie bittet ihren Rechtsanwalt mit uns zu sprechen.
04:25Der Mario war halt auf dem Geburtstag von einem guten Bekannten eingeladen.
04:32Und der hat sich halt gewundert, dass der Mario nicht gekommen ist und hat dann die Eltern oder die Mutter vielmehr kontaktiert und hat halt gefragt, was ist denn mit Mario, warum ist er nicht gekommen?
04:44Und das konnte die Mutter halt auch nicht beantworten und da hat sie dann gesagt, also irgendwas ist doch hier nicht richtig und hat dann eine Vermissteranzeige gestellt.
04:50Zwei Geschäftspartner, der eine vermisst, der andere tot.
04:56Die Ermittler setzen bei den Vermissten an.
04:58Ja, also die Kernfrage war so, wer ist Mario G?
05:05Wer ist Mario G?
05:06Weil wir ja nicht wussten zu dem damaligen Zeitpunkt, ob er noch lebt oder tot ist.
05:12Wir haben letztendlich uns dann darauf bezogen, in der Familie erstmal zu klären, unter welchen Verhältnissen ist Mario G. aufgewachsen.
05:23Wir haben Klassenfotos eingesehen, ja. So haben wir dann eine ganze Reihe auch von Namen und Gesichtern bekommen, um einfach zu erfahren, mit wem haben wir es hier zu tun.
05:37Mehr Informationen über Mario und sein Verschwinden finden die Ermittler in einem Fernsehbeitrag von Sat.1.
05:43In der Sendung Bitte melde dich wird im November 1994 nach Mario gesucht.
05:49Im zehnten Stock dieses Wohnsilos liebt er mit Mutter und zwei Geschwistern in einer Dreiraumwohnung, bis er 19 ist.
05:56Dann zieht er aus. Sein Leben soll anders aussehen.
05:59Mario wird als geschäftstüchtiger junger Mann dargestellt, der auf Wochenmärkten sein Verkaufstalent entdeckt.
06:05Wenn Mario uns also anrufen will oder, liebe Zuschauer, wenn Sie das tun wollen, unsere Telefonzentrale ist bis um 23 Uhr gesetzt.
06:14Die weiteren Ermittlungen haben ja dann auch ergeben, dass er kaufmännisch Instinkt entwickelt hat, Leute zu begeistern durch Reden und dazu zu bringen, was zu kaufen.
06:27Und das haben wir dann auch durch ermittelte Personen, die mit ihm kaufmännisch zu tun hatten, für die er auch gearbeitet hat zum Teil, auch bestätigt gefunden.
06:40Und Mario wohnte zusammen mit seinem Geschäftspartner Timo und anderen in einer WG in der Erfurter Neuwerkstraße, nur wenige Meter vom gemeinsamen Geschäft entfernt.
06:52Die Dachgeschosswohnung war offenbar eine Mischung aus Büro, Lager und Partyraum.
06:57Sie alle standen auf Techno. Damals, Mitte der 90er, war die beatlastige elektronische Musik Teil einer Jugendbewegung.
07:10Bei Techno-Partys, ob in engen Kellern oder auf großen Tanzflächen, konnten sich die Anhänger in Trance tanzen, den Alltag vergessen.
07:19Es ist eine Zeitreise, auch für die Ermittler.
07:21Eine Kriminalhauptkommissarin, die Teil der Arbeitsgruppe war, erinnert sich gut an die umfangreiche Umfeldaufklärung.
07:34Um aktuelle Ermittlungen nicht zu gefährden, möchte sie nur zu hören sein.
07:38Daher haben wir die Interviewsituation mit einer Schauspielerin nachgestellt.
07:42Also wir hatten eine riesige Wand an Gesichtern von teilweise auch Lichtbildern aus dem Einwohnermeldamt,
07:50die wir dort aus dem Archiv holen konnten.
07:52Und nach und nach hatten wir dann ein Geflecht um Mario, um seinen Kompagnon und die Ruf-Records als gemeinsames Geschäft der beiden.
08:05Die Ermittler identifizieren zwei Gruppen von Techno-Anhängern, die entweder mit Timo oder Mario in Verbindung standen.
08:15Außerdem gibt es einen Bekanntenkreis in der Türsteher-Szene, sowie Verbindungen zu zwei Gruppierungen, die durch Pkw-Diebstähle Polizei bekannt sind.
08:25Über 50 Personen werden von den Ermittlern befragt.
08:28Sie erfahren dabei unter anderem, dass Mario auch für ein Techno-Magazin arbeitete, T-Mac.
08:35Dort war er für die Anzeigen zuständig.
08:38Bis September 1994 steht sein Name im Impressum.
08:44Danach nicht mehr.
08:47Keiner der Befragten kann etwas zu einem Vorfall in Tschechien erzählen.
08:52Doch dann, bei Zeuge Nummer 52, geschieht etwas Unerwartetes.
08:56Als die Kommissarin ihn abholt, sagt er.
09:00Na, heute ist Ihr Glückstag.
09:01Und da habe ich gesagt, boah, also mein Glückstag wäre, wenn ich wüsste, wo Mario ist.
09:07Und er sagte, ja, wo Mario ist, kann ich Ihnen nicht sagen, aber wenn, müssten Sie wahrscheinlich eine Schaufel mitnehmen, den müssen Sie ausputteln.
09:15Und da muss man relativ ruhig bleiben als Ermittler.
09:18Der Zeuge sagt aus, ungefähr im Jahr 2002 habe ihm ein Bekannter erzählt, dass Mario auf einer Party unter Drogen gesetzt wurde.
09:26Dann sei man mit ihm nach Tschechien in ein Waldstück gefahren.
09:30Mehrere Personen seien dabei gewesen.
09:33Das war für uns zum damaligen Zeitpunkt ein entscheidender Impuls,
09:41dass wir offensichtlich doch in der richtigen Richtung ermitteln,
09:47dass wir über die Beziehung zu den Kontaktpersonen auf der richtigen Fährte sind.
09:55Um die Geschichte aus erster Hand zu hören, versuchen die Ermittler, den Bekannten des Zeugen vorzuladen.
10:01Doch der wohnt inzwischen 300 Kilometer entfernt und möchte partout auf keine Polizeidienststelle kommen.
10:06Die Ermittler besuchen ihn in seinem Haus bei Bonn.
10:11Zunächst erfahren sie nichts Neues, doch dann in einer Vernehmungspause auf dem Balkon der Durchbruch.
10:17Nach einer gefühlten Ewigkeit, wir hatten schon damit gerechnet, dass wir ohne Erfolg das Haus verlassen und zurückreisen nach Erfurt,
10:24drückte er die letzte Zigarette aus und schaute uns an und sagte, ich mach's.
10:29Ich mach's, das bin ich Mario schuldig.
10:31Machen wir uns nicht vor, wir waren emotional auch völlig fertig.
10:34So eine Situation hat man, oder ich hatte sie als Ermittler noch nie.
10:38Jemanden so dazu zu bringen, der gefühlsmäßig überhaupt nicht bereit war,
10:43und das augenscheinlich über Jahrzehnte ja verdrängt hatte, was er da erlebt hatte,
10:48preiszugeben, das war auch schon für uns beeindruckend.
10:52Der Mann heißt Ronny L.
10:55Er war damals Techno-DJ, arbeitete auch im Roof Record.
10:59Im September 1994 wurde er dort auf Marios Verschwinden angesprochen.
11:05In einer Kammer erzählten ihm seine Kollegen, wie sie Mario beseitigt haben wollen.
11:11Demnach gab es eine Party, bei der die anderen Mario unbemerkt Drogen ins Getränk mischen.
11:16Sie erzählen ihm, dass sie zu einer Feiernacht Tschechien fahren wollen und fordern Mario auf, mitzukommen.
11:27Mit zwei Autos starten sie.
11:29Während der Fahrt merkt Mario, dass etwas nicht stimmt.
11:46Irgendetwas an dem Partyplan ist faul.
11:48Auf einem Parkplatz stellt er die anderen zur Rede, droht mit einer Anzeige.
12:00Nach den Zeugenvernehmungen haben die Ermittler die Namen von sechs Personen, die an der Tat beteiligt gewesen sein sollen.
12:06Sie alle stehen direkt oder indirekt in Verbindung mit Roof Record.
12:11Es sind Marco S., der mutmaßliche Haupttäter.
12:15Sören K., Marios Großcousin.
12:18Jens V., der Fahrer des Honda.
12:21Steffen S., der Fahrer des Mercedes und sein Bruder Mirko S., erst in der Zwischenzeit verstorben.
12:28Genau wie Timo F., Marios Geschäftspartner.
12:31Die Ermittler beschließen, sich zunächst Sören K. vorzuknöpfen.
12:37Der jüngste und vermutlich das schwächste Glied der Gruppe.
12:42Wir haben dann auch in dieser ersten Vernehmung erfahren, dass Gewalt gegenüber Mario G. angewandt worden ist, durch unseren Haupttäter.
12:55Und wir haben auch den Ortsbezug mitbekommen, dass man von Deutschland nach Tschechien gefahren ist.
13:08Also insofern haben wir dann wieder unseren Kreis der Erkenntnisse teilweise schließen können.
13:15Ende September 2014 ist der mutmaßliche Haupttäter an der Reihe.
13:22Marco S. Er wird nach einem Gerechtstermin von SEK-Beamten gestellt.
13:29Der Hauptbeschuldigte, sehr polizeierfahren, sagte, nachdem ihm erläutert wurde, worum es geht.
13:37Als allererstes, er wäre noch nie in Tschechien gewesen.
13:40Und der zweite Satz, ihr wisst schon, dass ich hier jetzt alles verliere.
13:43Und mir hat er nicht gesagt.
13:46Die Festnahme von Jens V. gestaltet sich schwierig.
13:50Er scheint untergetaucht zu sein.
13:52Doch er ist in sozialen Netzwerken unterwegs.
13:55Dort stoßen die Ermittler auch auf eine Frau, mit der er offenbar eine Beziehung führt.
14:00Sie beobachten die Lage und warten ab, bis sich der Gesuchte bei der Frau aufhält.
14:07Dann der Zugriff.
14:13Damit hat der Herr V. überhaupt nicht gerechnet.
14:21Der Überraschungseffekt, den wir eigentlich auch bei den anderen beiden eingesetzt haben, hat hier auch gegriffen.
14:29Der Herr V. ist ja am gleichen Tag dann auch hierher zur Dienststelle gebracht worden und auch verantwortlich vernommen worden.
14:34war eigentlich der Auffassung, dass er wegen ganz anderen Delikten vernommen wird.
14:40Also um Gottes Willen nicht wegen Mord.
14:41Damit hatte er ja nun mal überhaupt nichts zu tun.
14:44Die Haare standen ihm zu Berge auf den Armen.
14:47Und da sagte ich ihm, ich glaube, sie reden sich gerade frei.
14:50Und er nickte nur und sprach weiter und erzählte uns von dieser Fahrt nach Tschechien.
14:55Dort hätte Mario dann mitbekommen, dass die Drogen wirken, hätte Stress gemacht.
14:59Hier gab es dann die ersten Auseinandersetzungen zwischen dem Haupttäter und Mario,
15:04die dazu führten, dass Mario kurz bewusstlos geschlagen wurde und in den Kofferraum des Fahrers S gelegt wurde.
15:13Mit dem verletzten Mario im Kofferraum des Mercedes fährt die Gruppe weiter.
15:18Als sich während der Fahrt die Klappe öffnet, verständigen sich die Fahrer, erneut anzuhalten.
15:25Der Hauptbeschuldigte hat dann mehrfach mit dem anderen Mittäter auf den im Kofferraum liegenden eingeschlagen.
15:36Und einer von beiden soll gesagt haben, der fällt nicht um, wir brauchen was härteres.
15:42Jens V. holt einen Tonfahrer, ein Schlagstock, der für Kampfsport verwendet wird.
15:47Und Marius Martyrium geht weiter. Es sind die letzten Minuten seines Lebens.
15:54Durch die Aussage von Jens S. kennen die Ermittler nun auch den ungefähren Ort, wo sich die Tat abgespielt haben soll.
16:01In der Nähe von Karlsbad, tschechisch Karlovivari.
16:04Die Fahrt führt demnach an den Rand einer Schnellstraße bei Locket, etwa 12 Kilometer von Karlovivari entfernt.
16:11Mit den vorliegenden Informationen wenden sich die Erfurter Kriminalisten an ihre Kollegen in der berühmten Kurstadt.
16:23Tatsächlich können die Beamten hier sofort etwas mit der Beschreibung anfangen.
16:28Kommissar Boris Nowitzki erinnert sich gut, wie er im September 1994 aus dem Urlaub zu einem Einsatz gerufen wurde.
16:35Arbeiter hatten einen Leichenfund gemeldet.
16:40Als sie morgens am Wegesrand nach Pilzen suchten, nahmen sie plötzlich aufsteigenden Rauch und Benzingeruch wahr.
16:47Am Fundort war der Körper eines jungen Mannes. Helle Haare. Der Ellenbogen war komplett verkohlt.
16:59Es war klar, dass das ein gewaltsamer Mord war. Schon beim Anblick war das klar.
17:04Das konnte er sich nicht selbst zugefügt haben. Die Person war stark verletzt.
17:08Die Beschreibung passt auf Mario G. Und auch das, was die Erfurter Ermittler über den Tatort wissen, passt zum Mordfall der tschechischen Kollegen.
17:21Boris Nowitzki will uns die Stelle westlich von Karlovivari zeigen.
17:26Im Laufe der Jahre hat sich die Umgebung stark verändert.
17:29Der Fundort ist heute Teil einer Kuhweide. Aus der Schnellstraße wurde eine Autobahn.
17:37In etwa 120 Metern ist die Stelle, wo wir die Leiche des Opfers gefunden haben.
17:42Wie es hier nach dem Leichenfund aussah, zeigt ein Tatortvideo aus dem Jahr 1994.
17:55Die tschechischen Kriminaltechniker beschreiben die verschiedenen Spuren.
17:59Darunter sind Schleif- und Blutspuren.
18:11Das stimmt ebenfalls mit dem überein, was Jens V. über das Verbrechen berichtete.
18:20Demnach hief die Gruppe Mario aus dem Kofferraum mit dem Ziel, ihn zu verbrennen und die Spuren zu beseitigen.
18:26Als Mario sich mit letzter Kraft aufbäumt und in Todesangst zu fliehen versucht, wird er mit einem Stein erneut attackiert.
18:35Die Täter schleifen Mario einige Meter weit und ziehen ihm die Kleidung aus.
18:40In der Zwischenzeit holt Sören K. Benzin, das sie als Brandbeschleuniger nutzen.
18:56Die Karlsbader-Ermittler stehen 1994 vor einem Rätsel.
19:02Wer ist der Tote? Sie entwickeln drei mögliche Szenarien.
19:06Eine davon war, dass es einen Zusammenhang mit Prostitution gibt.
19:12Eine andere, dass es sich um ein Zufallsopfer handelt.
19:15Und eine dritte Version, dass es ein geplanter Mord war.
19:21Hoffnung setzen Nowitzki und seine Kollegen auf eine hochwertige Uhr, die sie am Fundort sicherstellen.
19:28Ein deutscher Hersteller hat gerade einmal zehn Exemplare davon produziert.
19:32Doch selbst diese aussichtsreiche Spur führt nicht weiter.
19:37Die Brandleiche bleibt namenlos.
19:40Da Mord in Tschechien nach 20 Jahren verjährt, steht 2014 die Vernichtung der Tatortdokumentation an.
19:47Gerade noch rechtzeitig stellt die Staatsanwaltschaft Erfurt die entsprechende Anfrage in Karlsbad.
19:52Wir haben von den tschechischen Kollegen sämtliche dort noch vorhandenen Unterlagen zu den damals geführten Ermittlungen angefordert.
20:00Das waren insbesondere die sehr guten Fotodokumentationen und auch die Videodokumentationen.
20:07Letztlich hatten die Tschechen auch noch den Schädel des Verstorbenen asserviert und auch den haben wir nach Deutschland überführt.
20:14Im August 2014 kommt der Schädel in die Rechtsmedizin Jena.
20:18Hier kennen DNA-Spezialistin Juliane Sanft und ihre Kollegen den vermissten Fall bereits.
20:24Vier Monate zuvor hatten sie den Auftrag, ein DNA-Profil von Mario zu erstellen.
20:30Dazu nutzten sie eine Postkarte, die Mario als Schüler aus dem Ferienlager an seine Eltern geschickt hatte.
20:37Die war mit einer Briefmarke bestückt, wo wir die Hoffnung hatten, dass die noch mit Speichel angeleckt war, was heutzutage ja nicht mehr so oft gemacht wird.
20:43Anhand der Proben von der Briefmarke gelang es den Rechtsmedizinern, ein Teilprofil der DNA von Mario zu erstellen.
20:50Der Abgleich mit den Polizeidatenbanken lieferte jedoch keinen Treffer.
20:56Der nun aus Tschechien überführte Schädel könnte die Aufklärung voranbringen.
21:00Allerdings war er behandelt, die DNA könnte zerstört worden sein.
21:04Wir sind dann trotzdem froh und mutig rangegangen und haben hier einen Zahn aus dem Oberkiefer untersucht, aus dem Unterkiefer.
21:11Dann haben wir noch ein Stückchen vom Felsenbein entnommen. Das ist ein Knochen, der findet sich hinter dem Ohr.
21:15Der ist sehr, sehr stabil. Hier kann sich noch DNA sehr, sehr lange drin halten.
21:19Und hier haben wir für eine Probe ein vollständiges Profil erhalten. Also da haben die Mädels im Labor wirklich ziemlich gezaubert.
21:25Danach gilt es herauszufinden, ob das DNA-Profil tatsächlich das des Vermissten Mario G. ist.
21:33Wir haben dann in einer Art Abstammungsgutachten mit DNA-Proben von den Eltern des Vermissten, haben wir dann untersucht, ob der Schädel von einem Kind von den Eltern ist.
21:41Und wir konnten dann feststellen, dass immer ein Merkmal entweder mit dem Vater oder mit der Mutter ein Gelände schwang.
21:46Und somit haben wir dann über die Abstammung die Identität des Schädels geklärt.
21:50Damit ist sicher, Mario G. wurde in Tschechien verbrannt.
21:54Für seine Familie die schlimmstmögliche Nachricht und gleichzeitig das Ende der Ungewissheit.
22:00Das ist ja auch nicht ein Vermisstenfall gewesen, der über ein, zwei oder drei Jahre ging, was alles schlimm genug wäre.
22:07Sondern das ging hier über fast 20 Jahre.
22:11Und natürlich war man da völlig im Unklaren.
22:14Weil man ja immer gehofft und gedacht hat, dass der Mario irgendwo noch lebt.
22:21Und natürlich wollte jeder wissen in der Familie, was ist nun genau passiert, was war der Anlass, dass wir hier Familienangehörigen verloren haben.
22:33Warum ist Mario von den anderen jungen Männern unter Drogen gesetzt, zusammengeschlagen und angezündet worden?
22:42Auch den Ermittlern ist das zunächst ein Rätsel.
22:45Zudem fragen sie sich, wer von den Beteiligten welchen Anteil an der Tat hatte.
22:50Unklar ist insbesondere die Rolle von Timo F., Marios Geschäftspartner, der sich kurz nach der Tat das Leben nahm.
22:57Schließlich hatten die beiden zusammen einen Laden aufgebaut, hatten gemeinsame Ziele.
23:02Rechtsanwalt Wafcinek denkt, dass Timo der Mut fehlte, dazwischen zu gehen.
23:06Am Ende des Tages ist er auch mit nach Tschechien gefahren. Er hat da nicht eingegriffen.
23:13Ob er da einen Tatbeitrag geleistet hat und wenn ja, welchen, das kann ich nicht sagen.
23:19Ich bin der festen Überzeugung, dass der diesen Ausklagen sicherlich so nicht wollte.
23:24Der wollte einfach nur aus seinen finanziellen Problemen irgendwie rauskommen.
23:27Finanzielle Probleme sind auch ein Motiv, das die Ermittler für die Tat in Erwägung ziehen.
23:33Denn Geschäftsunterlagen zeigen, dass der gemeinsame Laden Roof Record bereits kurz nach der Eröffnung in tiefroten Zahlen steckte.
23:42Die Ermittlungserkenntnisse über die Finanzermittlung und aus den Zeugenvernehmungen der Bezugspersonen
23:49hat unter anderem hervorgebracht, dass ein Einbruch vorgetäuscht worden ist,
23:54um über die Versicherung notwendiges Geld zu bekommen.
23:58Und dann gab es ein Problem größerer Art mit dem Plan.
24:02Die Versicherung, die man da gerne erleichtern wollte, die gab es nicht.
24:08Dazu kam die Eingangsfensterscheibe von der Tür, die man da eingeschlagen hatte, um diesen Einbruch zu fingieren,
24:15hatte man von innen nach außen eingeschlagen.
24:18Das heißt, die ganzen Splitter lagen draußen und kein Einbrecher schlägt eine Scheibe von innen nach außen ein.
24:22Das ganze Konzept war von Anfang an zum Scheidern verurteilt.
24:27Und als der Mario das rauskriegte, da hat er also relativ deutlich gemacht, dass er bei sowas auf keinen Fall mitmacht.
24:38Das Motiv mit hundertprozentiger Sicherheit aufzuklären, gelingt nicht.
24:42Dennoch erhebt die Staatsanwaltschaft Erfurt im Januar 2015 Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes gegen vier Beschuldigte.
24:51Ihnen wurde vorgeworfen, Mario G. grausam und zur Verdeckung anderer Straftaten getötet zu haben.
24:56Die tragenden Ermittlungen waren insbesondere die Tatortermittlungen der tschechischen Kollegen 1994 vor Ort,
25:04auch der tschechischen Gerichtsmedizin, aber auch der Rechtsmedizin Jena.
25:09Wir hatten drei Angaben von Beschuldigten, die im Rahmen des Ermittlungsverfahrens Angaben zum Tatgeschehen gemacht hatten.
25:16Und wir hatten insbesondere zwei relativ zentrale Zeugen, die Angaben vom Hörensagen machen konnten.
25:22Im März 2015 beginnt am Landgericht Erfurt der Prozess.
25:29Über 50 Zeugen und Sachverständige werden gehört.
25:32So schildert etwa eine Rechtsmedizinerin, dass Mario noch geatmet haben muss, als er angezündet wurde.
25:39Immer wieder wird das Verfahren unterbrochen, etwa weil die Verteidiger Befangenheitsanträge stellen.
25:45Aus Zeitgründen wird zum Teil auch samstags verhandelt.
25:48Neue Erkenntnisse zum Motiv der Täter liefert der Prozess nicht.
25:53Es war auch nicht bekannt, ob die Tat im Vorfeld bereits geplant war oder ob das ein spontaner Tatentschluss in Tschechien unmittelbar bei der Tat oder kurz vor der Tat war.
26:07Da hatten wir uns möglicherweise durch Angaben der Angeklagten erhofft, Konkreteres zu erfahren.
26:12Dies ist allerdings nicht geschehen, weil alle vier Angeklagten im Rahmen der Hauptverhandlung von ihrem Recht Gebrauch gemacht haben, sich zu den Tatverwürfen nicht zu äußern.
26:21Nach über 40 Verhandlungstagen fällt im Juni 2016 das Urteil.
26:27Lebenslang für den Hauptangeklagten Marco S. wegen gemeinschaftlichen Mordes.
26:32Sören K. bekommt acht Jahre nach Jugendstrafrecht, weil er zur Tatzeit erst 20 Jahre alt war.
26:39Jens V., der durch seine umfassende Aussage zur Aufklärung beigetragen hat, erhält 13 Jahre Haft.
26:44Steffen S. wird freigesprochen. Weil er nur als Fahrer beteiligt war, ist seine mögliche Straftat bereits verjährt.
26:52Aus unserer Sicht ist die Verurteilung an sich der Erfolg gewesen.
26:56Die Strafhöhe, muss man jetzt fairerweise sagen, kann aus Sicht der Familie nie angemessen sein.
27:08Aus Sicht der Familie ist das Wichtigste gewesen, dass das Verfahren abgeschlossen ist.
27:14Und man weiß, wer sind die Täter und dass man weiß, was ist passiert.
27:19Und dass man jetzt vielleicht auch ein Stück weit Trauerarbeit leisten kann.
27:24Ausschlaggebend dafür, dass die Ermittlungen im Fall Mario G. überhaupt wieder aufgenommen wurden,
27:29war der Mut der Zeugin in Berlin, eine Aussage zu machen.
27:33Die Rolle der Zeugin aus Berlin war zentral.
27:36Ohne die Angaben dieser Zeugin wäre der Fall vermutlich nie aufgeklärt worden.
27:40In einem schriftlichen Interview schildert uns die Zeugin ihre innere Zerrissenheit.
27:46Ich habe mir über Jahrzehnte den Vorwurf gemacht, jemanden nicht vom Selbstmord abgebracht zu haben.
27:51Was ja Unsinn ist. Das weiß ich zwei Jahrzehnte später.
27:54Ich hatte versucht zu verdrängen, das ging nicht.
27:57Meine Albträume waren oft präsent, aber die Angst war größer.
28:02Das Urteil erreicht auch Ermittler Nowitzki in Karlsbad.
28:06Er freut sich, dass der Fall der unbekannten Brandleiche doch noch aufgeklärt werden konnte.
28:14Es hat mich überrascht, dass es am Ende diese Version war,
28:18dass die Täter Freunde, enge Mitarbeiter, sogar Verwandte waren.
28:22Das hat mich wirklich sehr überrascht.
28:27Obwohl wir Polizisten aus unterschiedlichen Ländern sind, mit unterschiedlichen Sprachen,
28:31haben wir 20 Jahre später auf unserer Art eine gemeinsame Sprache gefunden.
28:41Gemeinsam waren sie erfolgreich.
28:43Die Ermittler aus Karlsbad und Erfurt haben das komplizierte, 20 Jahre alte Geflecht weitgehend entwirrt.
28:51Zugleich hat ihre Arbeit offenbart, dass das Schicksal von Mario G. sehr viele Menschen weiter belastet.
28:57Angehörige, Zeugen, sowie Tatbeteiligte und deren Familien.
29:02Wir sindüsselt liebe Rieten.
29:04Wir sind specifications.
29:12Die Ermittler aus den R héten Oktober.
29:16Mein Schick.
29:18Mein Schicksal.
29:21Damit.
29:21Das ist das, was Lisbethrand heute.
29:22Wenn dein Tuерхy begins.
29:24Vielleicht müssen wir auch alles über den collections.
29:24Wir sind alle sind auscott.
29:26Mich spürger mira in den Schickler der FemX.
29:26Aber wir sind vorsichtig.
29:27Wir sind die Interlinительно.
29:28Ich beden Sie waren für den Menschen,
29:29wir sind die Ermittler,
29:29sind vorbetween.
29:30Wir sind die carpinterne.
29:30Angerны Alright.
29:31Was war?

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