Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Handball-WM im Viertelfinale an Portugal gescheitert. kicker-Kolumnist Bob Hanning findet für das überraschend frühe Aus klare Worte.
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SportTranskript
00:00So, meine liebe Kicker-Community, das war's. Ich muss auch meine Expertentätigkeit vermutlich
00:12einstellen beim Kicker, weil ich so felsenfest davon überzeugt war, dass wir gegen die Portugiesen
00:19erfolgreich sein werden. Ich habe wirklich mit allem gerechnet, aber dass das so passiert,
00:24davon konnte man nicht ausgehen. Alles andere ist normal gelaufen. Die Kroaten haben zwar sich
00:34das hart erkämpfen müssen und die Franzosen, die Dänen hatten einen lockeren Durchlauf und eigentlich
00:39war meine Planung heute schon ein großer Ausblick, wie wir die Dänen schlagen können, um ins Finale
00:46einzuziehen. Davon waren wir weit entfernt. Ich habe gehört, es ist kein Rückschritt gewesen,
00:53dass ich sage, wer das nicht als Rückschritt erkennt, der verkennt die Realität. Wir haben
01:01leider Gottes wieder mal eine erste Halbzeit gespielt zum Vergessen. Grausam, gruselig,
01:10ohne Idee und mit irgendwie Angst im Gesicht. Es gab so eine Situation, wer das Spiel gesehen hat,
01:19zwei Situationen, wo man hin und wieder den Torhüter rausnimmt, um eine Unterzahlung ausgleichen
01:25zu können. Die Portugiesen machen einen Trickwurf aufs Tor und treffen. Wir laufen tippenderweise mit
01:32dem Ball nach vorne und trauen uns gar nicht aufs Tor zu werfen. So war die erste Halbzeit. Die
01:37Anfangsaufstellung haben wir ohne Juri Knorr begonnen, was aufgrund seiner Erkältung nachvollziehbar war.
01:47Man muss aber sagen, die Aufstellung, die dann gespielt hat, hat einfach nicht performt und die
01:53Leistung nicht gebracht. Wenn wir Andy Wolff nicht gehabt hätten, dann bräuchten wir uns jetzt über
01:57die zweite Halbzeit und über die Verlängerung sowieso nicht unterhalten. Dann wäre es nicht
02:00minus vier, sondern mindestens mal minus acht gewesen und das ist noch sehr realistisch geschätzt.
02:05Wenn wir 22 zu 13 gehaltene Bälle im ganzen Spiel auf unserer Seite haben, dann ist es noch
02:10unerklärlicher, wie wir dieses Spiel haben nicht gewinnen können. Dann kommt aber das, worauf ich
02:16in der Halbzeit schon gesetzt habe. Die deutsche Mannschaft hat ein neues Selbstempfinden und sagt,
02:23wir können diese Spiele kippen. Und was machen sie? Sie kippen dieses verdammte Spiel. Dann kriegt
02:31einer der drei wichtigsten Spieler der Portugiesen auch noch die rote Karte, was uns auch noch mal in
02:37die Karten spielt. Wir sind bloß zwei Laufen gegen Stoß. Gollar hat leider sowieso kein gutes
02:44Turnier gespielt, aber dem Kapitän muss man das einfach auch mal zugestehen. Und dann
02:50Schelle auf plus drei, bricht uns das Ding wieder weg. Wir gehen 20 Sekunden Verschluss, Auszeit,
02:56wir haben den Ball und wir werfen noch nicht mal in den 20 Sekunden den Ball aufs Tor. Und so war
03:01das ganze Spiel. Andi Wolff alleine ist zu wenig. Wir sind völlig verdient ausgeschieden. Es gibt
03:08nichts dazu mehr zu sagen. Und wir müssen, und das hat Andi Wolff völlig zu Recht gesagt,
03:15wir müssen das aufarbeiten und wir müssen viele Dinge anders machen, besser machen. Weil wir haben
03:22das Jahrzehnt des Handballs selbst ausgerufen. Die Mannschaft hat, und das finde ich nach wie vor gut
03:27und richtig und würde ich ihm jetzt nie zum Vorwurf machen, gesagt, jawohl, wir wollen die
03:31Medaillen, aber wir müssen daraus lernen und wir müssen Dinge definitiv anders machen. Wir brauchen
03:36mehr Breite, die Breite mehr im Kader nutzen. Mein Lieblingsthema ist und bleibt Nils Lichtlein.
03:42Nicht, weil er bei den Füchsen spielt. Warum? Andreas Uschins bis zur Erschöpfung körperlichen,
03:49fast schon, also wie soll der das überhaupt noch lösen, spielt. Und Nils Lichtlein auf der Bank
04:01sitzt und auch in Griechenland seine Einsatzzeiten nicht kriegt und wir ihn vorher nicht im Turnier
04:07hatten. Also wir haben schon einiges aufzuarbeiten. Ich bin sicher, das Trainerteam wird das tun. Ich
04:11bin sicher, die Mannschaft wird das tun. Aber das war heute ohne Wenn und Aber eine richtig
04:17herbe, herbe Enttäuschung.