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Mit Roads to Power gibt es seit Ende September eine neue Erweiterung für Crusader Kings 3. Der DLC ist zwar mit 30 Euro recht teuer, stellt sich im Test aber auch als bislang bestes Addon für das historische Strategiespiel heraus und eröffnet euch ganz neue Spielweise.

Was uns an Roads to Power so begeistert hat und wo es noch ein paar Baustellen gibt, fassen wir im Test-Video zusammen.
Transkript
00:00Rainer von Landau, Herzog von New York, ist ein Großer seiner Zeit. Ehrgeizig, mitfühlend
00:11und gerecht. Ein großer Philosoph und Gelehrter. Im Jahr des Herrn 886 regiert der 50-jährige
00:20Volksheld über Nordengland und das, obwohl alles 19 Jahre zuvor im beschaulichen Niederbayern
00:27begonnen hat. Wie es der Bayer zum unabhängigen Herzog Nordenglands geschafft hat, erfahrt
00:33ihr gleich. Zuvor schauen wir uns aber mal an, was euch der neueste, hervorragende DLC
00:39zu Crusader Kings 3 alles bringt und wo der Mittelalter-Epos als Ganzes aktuell steht.
00:57Die Erweiterung Roads to Power dreht sich vor allem um zwei Teilgebiete. Zum einen wurde das
01:06byzantinische Reich komplett überarbeitet und vertieft und zum anderen habt ihr jetzt die
01:12Möglichkeit, Charaktere ohne eigenen Landbesitz zu spielen. Und diese landlosen Abenteurer sind
01:18echt super interessant, weil das ja dem bisherigen Spielprinzip komplett widerspricht. Da bedeutete
01:24der Verlust aller Titel bislang Game Over. Das Ganze funktioniert so. Ihr wählt aus einer Reihe
01:32vordefinierter Wanderer oder ihr stellt mit dem Herrscherbaukasten einen eigenen Charakter. Der
01:38startet mit ein paar Anhängern und einem Zelt. Das repräsentiert eure Einsatzbasis, die ihr mit
01:45der Zeit gegen Gold aufwertet und dadurch eure künftigen Truppen und euren Charakter stärkt.
01:50Basierend auf den Fähigkeiten eures Abenteurers könnt ihr euch dann zum Beispiel als reisender
01:56Gelehrter, als Söldenhauptmann oder als Meuchelmörder verdingen. In der Nähe eures
02:02Lagers ploppen dazu immer wieder Aufträge auf. Je nachdem wie bekannt ihr seid, kommen die von
02:08örtlichen Grafen, von Herzögen oder sogar direkt vom König oder Kaiser und sind entsprechend
02:13lukrativ. Die Wahrscheinlichkeit einen Auftrag erfolgreich abzuschließen und dafür Gold,
02:19Prestige und Pietät, eine bessere Meinung und Vorräte einzustreichen, hängt von der Kompetenz
02:26eures Charakters oder manchmal auch von eurer Truppenstärke ab. Findet ihr in der Umgebung
02:31mal keine geeigneten Aufträge mehr, könnt ihr jederzeit euer Lager verlegen. Das kostet
02:37allerdings Vorräte, was eure Reichweite basierend auf der Größe eures Gefolges einschränkt.
02:43Ihr baut nämlich nicht nur ein Abenteurer-Heer auf, sondern holt euch auch fähige Personen dazu,
02:48die quasi euren Hofstaat bilden und Posten innerhalb des Lagers einnehmen können.
02:53Ein neuer Lagerstandort wird übrigens auch notwendig, wenn ihr die besonders lohnenswerten
02:59Strafverträge annehmt und durch Verbrechen wie Plünderungen und Morden den lokalen Herrscher
03:06verärgert. Das war in unseren Partien allerdings nie wirklich ein Problem, schon allein weil wir
03:11relativ schnell eine so große Armee aufgebaut hatten, dass sich niemand mehr traute, uns
03:16herauszufordern. Spielmechanisch funktioniert jeder Auftrag ein wenig anders. Manchmal müsst
03:26ihr herumreisen, mal entscheiden Skillchecks oder es beginnt ein Komplott. Die Komplottmechanik
03:33wurde im Zuge des einhergehenden Basileus-Updates generalüberholt und ist jetzt stark von den
03:39Fähigkeiten eurer Gefolgsleute abhängig. Es macht nun also schon einen Unterschied,
03:44ob ihr wirklich fähige Leute in euren Diensten habt. Bei militärischen Aufträgen erhöht ihr
03:50dagegen die Erfolgschance durch den Einsatz von Truppen. Und hin und wieder zieht ihr als Söldner
03:56sogar direkt in den Krieg, um entweder mit Gold oder sogar Land belohnt zu werden. Das ganze
04:01Abenteurer-Gameplay ist also vor allem für Rollenspieler interessant, weil alle Aktivitäten
04:07immer mit kleinen Geschichten, Entscheidungen und Charakterinteraktionen verbunden sind.
04:11Allerdings wiederholen sich die Aufträge in ihrer Grundstruktur relativ schnell,
04:16sodass ihr die Events nach einiger Zeit wahrscheinlich recht schnell abhandeln
04:20werdet. Die wirkliche Faszination liegt also weniger in den einzelnen Aufträgen,
04:25sondern im Werdegang eures Charakters, mit dem ihr ganz unterschiedliche Abenteuer erleben könnt
04:30und euch schließlich als Lord irgendwo niederlassen könnt und von da an normal
04:34weiterspielt. Und das geht übrigens auch andersherum. Verliert ihr mit einem normalen
04:41Herrscher eure letzten Titel, könnt ihr als Abenteurer weitermachen und euch wieder nach
04:45oben arbeiten. Hochgearbeitet hat sich auch unser Herzog Rainer. Denn der startete ursprünglich
04:52als Gelehrter der kleinen Fürsten beim Verfassen ihrer Memoiren Half und starf
04:58ihr vom Bischof in Passau bis zum König des Ostfrankenreichs Tingelte. Nach einer Pilgerreise
05:04nach Rom verschlug es ihn dann nach Norddeutschland, wo er eine Prinzessin ablieferte. Und von da
05:10trieb es ihn nach Canterbury in England, um die dortige Universität zu besuchen und das
05:15illustre Buch über Bücher zu schreiben. Danach verfiel Rainer allerdings in eine
05:21kleine Sinnkrise und heuerte beim nordischen Fürst von Northumbria als Steuereintreiber an,
05:27um seine Geldmittel nach den horrenden Studiengebühren wieder aufzufrischen.
05:32Der nordische Herrscher hatte nämlich arge Probleme mit aufgebrachten Bauern,
05:38die seine Herrschaft aus irgendeinem Grund nicht anerkennen wollten.
05:42Doch als Rainer dann mit den Nöten des Volkes konfrontiert wurde, reiste er durch das Land
05:49und stachelte die Einheimischen auf, statt sie auszupressen. Und so kam der Tag, an dem die
05:54Bauern den Aufstand suchten, mit Rainer an ihrer Spitze, dem sie kurz zuvor die Führung angeboten
06:00hatten. Der ohnehin geschwächte Nordmann konnte dem nichts entgegensetzen und verlor sein Reich
06:06an die Bauern, die York als Kapitale übernahmen, das freie Herzogtumfahrt an New York nannten und
06:13den Bio-Waren als Oberhaupt einsetzten. Ganz anders als für Rainer verlief dagegen
06:21das Schicksal von Theophanes aus dem Hause Justinian. Der begnadete Intrigenspinner
06:27wanderte Zeit seines Lebens durch Byzanz und mehrte das Familienvermögen durch so
06:32manch räuberische Tat. Seine Tochter und Erbin Sitara verführte dann mit viel Geschick den
06:38byzantinischen Kaiser und gebar einen unehelichen Sohn. Der wuchs zu einem großartigen Verwalter
06:45heran und konnte mit 55 Jahren genug Prestige ansammeln, um den ererbten Anspruch auf den
06:52Kaiserthron mit seiner gewaltigen Abenteurerarmee durchzusetzen. Seither regiert das Haus Justinian
06:59seit drei Generationen mit strenger, doch gerechter Hand das Oströmische Reich,
07:04das sich mittlerweile von der Volga bis nach Südfrankreich und von der Sahara bis zu den
07:10Alpen erstreckt. Ihr seht also, die Möglichkeiten mit diesem Abenteurer-System sind vielfältig.
07:17Nur die Balance ist mal wieder nicht ganz auf der Höhe, denn die Armeen, die ihr als Abenteurer
07:23aufstellen könnt, werden dank Lagerboni und geringen Unterhaltskosten übertrieben stark.
07:29Immerhin könnt ihr die Truppen dann aber nicht mehr unterhalten, wenn ihr mal einen Titel
07:34übernehmt. Das Ganze zerschießt also das Balancing nicht komplett. Und nebenbei,
07:39wenn ihr lieber an die Geschichte angelehnte Abenteuer erlebt, warten beim 1066 Startdatum
07:46mehrere historisch verbürgte Charaktere mit eigenen Eventketten und Hintergrundinformationen
07:52auf euch. So folgt ihr zum Beispiel dem Kampf der Angelsachsen gegen die Normannen oder spielt
07:57die Gründung des Assassinenorden nach. Im zweiten Teil des DLCs geht es dann um
08:03das Byzantinische Reich, das sich mit dem DLC jetzt intern wesentlich spannender und einzigartiger
08:09spielt. Denn mit dem neuen, administrativen Regierungstyp werden Titel innerhalb des
08:15Reichs im Normalfall nicht mehr vererbt, stattdessen werden Provinzgouverneure eingesetzt.
08:20Und wer welche Chance auf so einen Posten hat, hängt von der Herkunft,
08:25aber auch von der Eignung und dem neuen Einfluss ab. Mit dem boosten Titelanwärter entweder direkt
08:32ihre Chance auf eine Nachfolge oder geben ihn für einen der über ein Dutzend neuer
08:37politischer Komplotte aus. Ihr könnt zum Beispiel die Unterstützung anderer Mächtiger ersuchen oder
08:43einen Titelrivalen erst durch Schmähungen in Ungnade fallen lassen und dann den gegenwärtigen
08:49Gouverneur per Erpressung zum Rücktritt zwingen. Die Adelsfamilien von Byzanz haben dazu analog zu
08:55den Lagern von Abenteurern einen Familiensitz, der unabhängig von aktuellen Titeln als Rückzugsort
09:02dient und sich für Boni ausbauen lässt. Je nach Stärke kann eure Familie dann zu
09:07einer der Mächtigen im Reich aufsteigen, die eines Tages sogar nach der Kaiserwürde greift.
09:13Die Optionsvielfalt in diesem Intrigenspiel ist so umfangreich,
09:17dass sie einen im ersten Moment fast erschlägt. Und gleiches gilt für die vielen Möglichkeiten,
09:23das von internen Querelen geplagte Reich zu straffen und in eine mörderische Bürokratie
09:29Maschinerie zu verwandeln. Denn die Werte eines Gouverneurs bestimmen über die Effizienz in
09:34Sachen Steuern und Soldaten in seiner Provinz. Sorgt ihr als Kaiser also dafür, dass euer Reich
09:40auch tatsächlich von fähigen Fürsten geführt wird, macht das einen großen Unterschied. Allerdings
09:46verliert sich dadurch das Spiel als Kaiser bisweilen in mühseliger Kleinarbeit und das
09:52macht nicht immer nur Spaß. Trotzdem spielt sich Byzant jetzt tatsächlich komplett anders als ein
09:58normales Feudalreich. Zum Beispiel greift ihr als Herzog oder Kaiser neben den Einberufenen
10:04und euren Kriegsvolkregimentern auf Reichsarmeen zurück, die ihr gegen Einfluss aus den Provinzen,
10:10also von den Herzögen, ausleiht. Und obendrein kommen noch jede Menge neuer Events und
10:16Schauplätze dazu. Ihr könnt Wagenrennen in Konstantinopel veranstalten und den prächtigen
10:21byzantinischen Thronsaal besuchen, wo sich die feinen Damen und Herren in ihren Seidengewändern
10:27zeigen. In Roads to Power steckt also wirklich eine Menge drin. Die vielen Optionen sollten sowohl
10:34Rollenspieler als auch Spielmechanik-Enthusiasten zufriedenstellen. Die einzige Kritik bezieht sich
10:40mal wieder auf die Balance, die in Crusader Kings 3 nicht erst durch diese Erweiterung ein wenig
10:46schief hängt. Gerade Großreiche sind im Abwehrkampf einfach zu schwach, auch wenn die
10:52KI mittlerweile öfter mal größere Reiche aufbaut und auch tatsächlich zusammenhalten kann. Echte
10:58Gegner stellen die viel zu passiven KI-Reiche für erfahrene Spieler aber spätestens nach der dritten
11:04Herrscher-Generation nach wie vor nicht da. Das ist an sich nicht die Schuld dieses wirklich
11:10ausgezeichneten DLCs, ist aber eben schon seit Release die größte Schwäche von Crusader Kings 3,
11:16an die sich Paradox langsam mal ranwagen sollte. Denn die Handlungsfähigkeit der KI hat viel mit
11:23der Langzeit-Motivation zu tun und ist ein Grund, warum kaum jemand mal eine Partie zu Ende spielt.
11:29Roads to Power können wir aber trotzdem nur empfehlen,
11:33denn das ist definitiv der bislang beste DLC für Crusader Kings 3.

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