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00:00Meine Damen und Herren, Sie haben es in der Ansage gehört.
00:04Dies ist die 40. Sendung der Reihe Vorsicht Falle.
00:07Das bedeutet, dass wir Ihnen in beinahe 10 Jahren rund 150 Tricks vorgeführt haben,
00:12mit denen Betrüger und Schwindelfirmen den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen.
00:17Einige dieser Tricks gibt es heute nicht mehr.
00:20Die Täter kamen damit nämlich nicht mehr zum Zug, nachdem die Fernsehzuschauer gewarnt waren.
00:25Aber, meine Damen und Herren, Sie wissen vielleicht inzwischen,
00:28wie erfinderisch Betrüger sein können.
00:30Auch in unserer heutigen Sendung wird es Beispiele dafür geben.
00:34So gehen Schwindler neuerdings immer mehr dazu über Vermittlerdienste anzubieten.
00:39Nicht aus menschlicher Hilfsbereitschaft, sondern weil sie dadurch mit einem Trick
00:42oft gleich bei zwei Opfern kassieren können.
00:46Dabei bieten sie stets etwas an, was normalerweise schwer zu bekommen ist.
00:50Sei es eine ungewöhnlich preiswerte Wohnung, einen sicheren Tipp, um das große Geld zu verdienen
00:55oder, wie jetzt in unserem ersten Beispiel, einen Kindergartenplatz
00:58beziehungsweise eine attraktive Halbtagsbeschäftigung.
01:19Der vierjährige Jochen Gruber wird seit zwei Wochen vormittags von einer Nachbarin seiner Eltern betreut.
01:25Seine Mutter arbeitet halbtags und die Großmutter, die vorher auf den Kleinen aufgepasst hat,
01:29liegt seit 14 Tagen wegen einer langwierigen Krankheit in der Klinik.
01:45Eigentlich sollte Jochen nur ein paar Tage bei Frau Wollweber bleiben,
01:48bis seine Mutter einen Kindergartenplatz für ihn gefunden hat.
01:51Aber die Suche erweist sich als unerwartet schwierig.
02:21Bisher hat Frau Gruber nur in Kindergärten und Tagesheimen nach einem Platz für ihren Sohn gesucht.
02:41Das Inserat, das die Nachbarin ihr zeigen will, eröffnet vielleicht einen Ausweg,
02:45an den sie selbst noch gar nicht gedacht hat.
02:51Nehmen Sie Ihr Kind in eine unserer Vorschulstationen.
02:55Ausgebildetes Fachpersonal kümmert sich um Ihren Sohn oder Ihre Tochter.
02:59Nur noch wenige Plätze frei für Kinder zwischen drei und sechs Jahren.
03:05Tatsächlich? Das hört sich recht gut an.
03:08Das wäre ja noch besser für den Jochen, dann lernt er gleich noch was.
03:11Wer hat denn die Anzeige aufgegeben?
03:13Moment, da steht noch was. SHV. Sozialer Hilfsvereine.
03:18Vielleicht ist das eine besondere Einrichtung von der Stadt?
03:20Ja, das könnte sein. Darf ich mir die Zeitung mal mitnehmen?
03:23Ja, natürlich. Ich bringe sie heute Abend zurück.
03:25Schönen Dank. So, komm Jochen, sag auch Wiedersehen.
03:28Wir müssen uns beeilen, sonst kommt der Papa nach Hause und das Mittagessen ist noch nicht fertig.
03:32Komm, mein Schatz.
03:34Frau Gruber ist entschlossen, die Gelegenheit rasch beim Schopf zu packen.
03:39Nach ihren Erfahrungen der letzten Tage weiß sie, wie knapp solche Angebote sind.
03:44Deshalb ruft sie sofort die in der Zeitung angegebene Nummer an.
03:50Schon am nächsten Nachmittag sitzt sie mit ihrem Mann und dem kleinen Jochen im Büro des sogenannten Sozialen Hilfsvereins.
03:57Der Leiter des Unternehmens hat sich als Manfred Junker vorgestellt.
04:01Er macht einen ordentlichen und seriösen Eindruck.
04:04Und die Argumente, die er vorbringt, klingen recht überzeugend.
04:09Sie haben es ja selbst gemerkt, dass in unserer Gesellschaft nicht alles so funktioniert, wie es eigentlich sollte.
04:14Es gibt zum Beispiel immer noch viel zu wenig Vorschulplätze, obwohl jeder Mann weiß, wie viele Mütter heutzutage mitarbeiten müssen,
04:19weil das Haushaltsgeld bei den ständig steigenden Preisen sonst einfach nicht mehr reicht.
04:23Ja, ja, Sie haben schon recht.
04:24Ja, sehen Sie, und deshalb hat der Soziale Hilfsverein uneigennützig die Initiative ergriffen.
04:28Unser Ziel ist es, dass jedes Kind in dieser Stadt einen Platz im Kindergarten oder in der Vorschule findet.
04:33Und wie ich Ihnen ja bereits sagte, in 14 Tagen werden unsere ersten zehn Vorschulstationen ihre Arbeit aufnehmen.
04:38Ihr Sohn wird dort nicht nur etwas lernen, er wird auch gründlich auf die Schule vorbereitet werden.
04:43Und Sie haben wirklich noch einen Platz frei? Brauche ich nicht weiter zu suchen?
04:46Nein, nein, wenn Sie unserem Sozialen Hilfsverein beitreten, sehe ich da gar keine Schwierigkeiten.
04:50Sonst hätte ich auch gar keinen Termin mit Ihnen vereinbart.
04:52Es war allerdings gut, dass Sie sich so rechtzeitig entschlossen haben,
04:55denn mittlerweile sind unsere ersten zehn Vorschulstationen bereits ausgebucht.
04:59So, nun aber zur Sache. Hier habe ich den Beitrittsantrag für den Sozialen Hilfsverein
05:04und hier ist der Aufnahmeantrag für die Vorschule.
05:07Sagen Sie, wie ist das denn eigentlich mit der finanziellen Seite? Das interessiert uns natürlich.
05:11Ach, wissen Sie, das ist zweitrangig. Das fällt gar nicht so sehr ins Gewicht.
05:15Geschickt versteht es der Mann vom Sozialen Hilfsverein, die Frage nach den Kosten in den Hintergrund zu spielen.
05:20Und tatsächlich ist es für die Grubers ja zunächst einmal das Wichtigste,
05:24dass sie einen Platz für ihren Sohn gefunden haben.
05:27In ihrer Zwangslage erscheinen ihnen die Kosten, die ihnen der Mann schließlich doch nennt,
05:32durchaus noch erträglich.
05:34100 Mark monatlich für die Vorschule und eine einmalige Aufnahmegebühr
05:39für den Beitritt zum Sozialen Hilfsverein.
05:41So, und hier ist das andere, bitte.
05:44Sagen Sie, kann man sich da die Vorschulstationen schon mal ansehen?
05:46Aha, die Adresse und alles Übrige teilen wir Ihnen rechtzeitig schriftlich mit.
05:49Danke, das ist sehr nett.
05:50Unsere Stationen sind alle in modernen, hellen Gebäuden untergebracht
05:53und ich bin sicher, Ihr Sohn wird sich dort sehr wohlfühlen.
05:56Außerdem haben wir nur erstklassige Pädagogen für den Unterricht verpflichtet.
06:00Die Familie Gruber weiß nicht, dass der angebliche Herr Junker
06:04die erstklassigen Pädagogen erst noch suchen muss.
06:07In Zeitungsinseraten, die er aufgibt, klingt das allerdings bescheidener.
06:12Hier verspricht er zuverlässigen Hausfrauen mit pädagogischem Geschick
06:16eine lukrative Halbtagsbeschäftigung.
06:19Eine der vielen Bewerberinnen, mit denen der Mann in den nächsten Tagen verhandelt,
06:23ist die Witwe Irene Schlosser.
06:25Und für diese Vorschulen suchen wir geeignete Kräfte.
06:28Wäre das nicht eine Aufgabe für Sie?
06:30Tja, also wissen Sie, ich meine, früher habe ich ja selber Kinder großgezogen.
06:34Na bitte, da haben Sie doch eine ausgezeichnete Praxis gehabt.
06:36Sie brauchen sich übrigens keine Sorgen zu machen.
06:38Wir haben erfahrene Pädagogen, die Ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.
06:42Übrigens, im nächsten Monat wollen wir unsere ersten zehn Stationen eröffnen.
06:46Die Zeit drängt also.
06:47Tja, Lust hätte ich schon.
06:50Was könnte ich denn da so verdienen?
06:52Für eine so verantwortungsvolle Aufgabe zahlen wir natürlich nicht schlecht.
06:55Pro Kind, das Sie betreuen, erhalten Sie im Monat 70 Mark.
06:58Das macht bei 10 bis 12 Kindern pro Gruppe im Monat 7 bis 800 Mark.
07:02Ach so.
07:03Ja, die Arbeitszeit ist von 8 bis 13 Uhr.
07:05Ach.
07:06Das ist doch kein schlechtes Angebot.
07:07Oh ja, das hört sich sehr gut an.
07:10Na sehen Sie, dann machen wir doch gleich einen Vertrag fertig.
07:12Das geht ruck zuck.
07:14Ach, eins hätte ich beinahe vergessen, Ihnen zu sagen.
07:17Sie müssen natürlich Mitglied in unserem Verein werden, dem Sozialen Hilfsverein.
07:21Nein, das ist eine gemeinnützige Einrichtung.
07:23Ja, wieso denn das?
07:24Ja, das ist eine Bedingung für den Vertragsabschluss.
07:26Noch eine Formsache, wissen Sie.
07:28Die Aufnahmegebühr von 200 Mark überweisen Sie dann in den nächsten Tagen.
07:31Oder haben Sie das Geld zufällig dabei?
07:33Nein, nein, nur knapp 50 Mark.
07:36Aber das ist sehr teuer, diese Aufnahme.
07:38Ach, wie wo, wissen Sie, das haben Sie doch im ersten Monat ganz bequem wieder raus.
07:41Ich schreibe Ihnen mal eben eine Quittung über 50 Mark aus
07:43und den Rest überweisen Sie dann in den nächsten Tagen.
07:45Ist gut, ja.
07:47Auch Frau Schlosser lässt sich durch den Redefluss des Mannes beeindrucken.
07:51Die reizvolle neue Aufgabe und der versprochene gute Verdienst sind so verlockend,
07:56dass auch sie die hohe Aufnahmegebühr in Kauf nimmt
07:59und die Vertragsformulare gleich an Ort und Stelle unterschreibt.
08:05Jochen, ach nein, jetzt habe ich aber genug.
08:08Komm, schluss jetzt. Das ist mir zu viel.
08:11Mehr als vier Wochen später spielt der kleine Jochen noch immer
08:14in der Küche von Frau Wollweber, der Nachbarin der Familie Gruber.
08:18Herr Junker vom Sozialen Hilfsverein hat den Grubers zwar geschrieben,
08:21dass Jochen in die Vorschule aufgenommen sei,
08:24aber noch immer wissen die Eltern nicht, wo sich die Vorschulstation überhaupt befindet
08:28und wann der Unterricht endlich beginnen soll.
08:31Nachdem die 200 Mark Aufnahmegebühr erst einmal bezahlt waren,
08:35hat der Chef des angeblichen Hilfsvereins auf drängende Anrufe
08:39von Herrn und Frau Gruber immer unfreundlicher reagiert.
08:43Frau Wollweber versucht zwar, sich nicht anmerken zu lassen,
08:47dass die unerwartet lange Belastung mit dem Kind der Nachbarn sie doch viel Kraft kostet,
08:52aber sie fragt immer häufiger, wann es denn nun mit dem Vorschulblatt soweit sei.
09:02Frau Gruber schaut deshalb in diesen Tagen mit besonderer Erwartung in den Briefkasten,
09:06wenn sie mittags aus dem Büro kommt.
09:13Und dann, an einem Donnerstag, erhält sie tatsächlich eine Nachricht des Sozialen Hilfsvereins.
09:18In wenigen knappen Worten wird sie aufgefordert,
09:21sich am kommenden Montag mit dem Kind in der Friedrichstraße 76 einzufinden.
09:44Am Montag ist es soweit.
09:46Am Montag? Ach, Sie meinen, dann kommt Jochen in den Vorschulkindergarten?
09:49Ja, ich habe heute einen Brief gekriegt. In vier Tagen ist es soweit.
09:52Jochen, da bringe ich dich in einen ganz schönen Kindergarten.
09:55Das ist fast genauso voll wie in der richtigen Schule.
09:58Ja, sicher, da kannst du öfter hingehen. Nicht nur einmal. Immer.
10:05Am Montagfrüh hat sich Frau Gruber mit dem kleinen Jochen schon kurz nach 7 Uhr auf den Weg gemacht.
10:11Denn die angegebene Adresse der Vorschule ist nur recht schwierig mit der Straßenbahn zu erreichen
10:16und schließlich müssen Mutter und Sohn noch ein gutes Stück zu Fuß gehen.
10:21Das Haus liegt in einem älteren Wohnbezirk am anderen Ende der Stadt.
10:25Ein neues Schulgebäude oder einen neuen Kindergarten kann Frau Gruber hier nirgendwo entdecken.
10:31Verwundert stellt sie fest, dass das Haus mit der Nummer 76 in der Friedrichstraße ein altes, vierstöckiges Mietshaus ist.
10:38Komisch. Hier soll das sein? Das verstehe ich nicht.
10:43Ist das die neue Schule? Ja, das weiß ich auch nicht.
10:46Was ist denn das für eine Schule? Ja, ich muss mal gucken, was hier auf dem Zettel steht.
10:51Komm mal mit. Friedrichstraße 76, bitte melden bei Frau Schlosser.
10:56Komm, dann gucken wir doch gleich mal nach.
11:02Die angegebene Anschrift ist die Privatadresse von Irene Schlosser.
11:07Der Frau, die der Soziale Hilfsverein unter Vertrag genommen hat.
11:13Wenige Minuten vor Frau Gruber hat sich bereits eine andere Mutter für Frau Schlosser völlig überraschend
11:18mit ihrem Kind bei ihr in der Wohnung gemeldet und recht erbost auf diese seltsame Vorschulstation reagiert.
11:26Hallo?
11:28Das ist ja wohl der Gipfel. Wollen Sie etwa Ihr Kind auch bei mir lassen?
11:32Guten Tag. Ja, ich weiß nicht. Sie sind doch aber Frau Schlosser.
11:35Ja, ja, guten Tag. Nanu, Nanu, kommen Sie mal erst rein, bevor die ganzen Nachbarn zusammenlaufen.
11:41Gehen Sie durch, bitte.
11:45Guten Tag. Guten Tag. Ja, aber ich habe hier doch einen Brief gekriegt.
11:49Ja, ja, die Dame auch. Wo drinste, dass sie zu mir kommt?
11:52Also, da ist ja wohl eine ganz große Schweinerei im Gange.
11:54Erst hier großartige Geschichten erzählen von Vorschulstationen und so und dann hier solche krummen Touren.
11:59Also, ich habe überhaupt nichts damit zu tun. Kein Mensch hat mir ein Wort gesagt.
12:03Na, und außerdem kann ich die Kinder doch hier nicht in der Wohnung behalten.
12:07Ach, vielleicht ist das alles ein Missverständnis. Haben Sie Telefon, Frau Schlosser?
12:11Natürlich, da steht der Apparat.
12:12Na ja, dann könnten wir Herrn Juncker doch vielleicht mal anrufen.
12:15Nein, nein, das lassen Sie mich nicht.
12:18Ich sehe auch nichts.
12:32Sozialer Hilfsverein Juncker?
12:34So, jetzt hören Sie mir mal sehr gut zu. Hier ist Frau Fink.
12:37Ja, ich bin jetzt in der Wohnung von Frau Schlosser.
12:39Sie haben mir doch einen Brief gegeben, oder?
12:41Ja, ja, ja, ja, ja.
12:43Ja, ich bin jetzt in der Wohnung von Frau Schlosser.
12:46Sie haben mir doch einen Brief geschrieben, dass ich mit meiner Kleine hierher kommen soll.
12:49Aber hier gibt's überhaupt keine Vorschule.
12:51Frau Gruber hofft immer noch, dass sich alles als Irrtum herausstellt
12:55und dass vielleicht versehentlich eine falsche Adresse angegeben worden ist.
12:59Die Antwort aus dem Büro des sogenannten Sozialen Hilfsvereins aber macht diese Hoffnung rasch zunichte.
13:05Ja, aber...
13:06Walten Sie mal die Luft an und gucken Sie in Ihren Vertrag.
13:08Da steht nämlich drin, dass wir Ihnen eine Vorschulstation zuweisen.
13:11Und in der befinden Sie sich jetzt.
13:13Und wie die aussehen soll, davon steht absolut nichts im Vertrag.
13:16Sie können gerne kündigen, wenn Ihnen unsere Stationen nicht vornehm genug sind.
13:19Ja, aber dann bekomme ich mein Geld zurück.
13:21Ja, wieso? Geld zurück natürlich nicht.
13:23Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen mal in Ihren Vertrag schauen.
13:25Da steht ganz klar drin, dass die Aufnahmegewähr verfällt, wenn Sie den Vertrag kündigen.
13:30War's das?
13:32Ich hab nämlich noch zu tun.
13:33Ja, aber die Frau Schlosser kann doch die Kinder hier überhaupt nicht gebrauchen.
13:36Moment, lassen Sie mich doch mal.
13:38Ja.
13:39Hallo?
13:41Ja, hier Schlosser.
13:43Aber Sie haben mir doch ganz klar gesagt, dass Sie neue Vorschulstationen bauen wollen
13:47und dass ich die Kinder dort betreuen soll.
13:50Gesagt hab ich überhaupt nichts.
13:52Entscheidend ist, was im Vertrag steht.
13:54Sie können anscheinend alle nicht richtig lesen.
13:56Da steht nämlich drin, dass wir bestimmen, wo Sie arbeiten.
13:58Ja, und was kann Ihnen Besseres passieren, als dass Sie zu Hause arbeiten dürfen?
14:01Viele Leute wären froh, wenn Sie das Fahrgeld sparen können.
14:04Ja, aber das geht doch gar nicht.
14:07Die Wohnung ist erstens mal viel zu klein und außerdem würde mein Hauswirt das auch nie erlauben.
14:11Tja, wenn Sie auch kündigen wollen, bitte, bitte, ich will Sie nicht hindern.
14:14Die 200 Mark Aufnahmegebühr werden dann natürlich einbehalten.
14:16Das steht nämlich auch im Vertrag.
14:18Und die Kündigung schriftlich, wenn ich bitten darf.
14:20Guten Tag.
14:23So ein Gauner.
14:24Allmählich glaube ich, er wollte nur die 200 Mark haben.
14:27Aber was er da mit den Verträgen sagt, ich fürchte, da ist er sogar im Recht.
14:32Den drei Frauen bleibt im Moment kaum etwas anderes übrig,
14:35als ihr Geld zunächst einmal schweren Herzens in den Wind zu schreiben.
14:39Und alle drei müssen sich von Neuem auf die Suche machen.
14:43Frau Schlosser nach einer Halbtagsbeschäftigung
14:46und die beiden Mütter nach einem Tagesplatz für ihre Kinder.
14:51Was ist denn?
14:53Nichts, mein Schatz, es ist alles gut.
14:58Natürlich ist der Chef des Sozialen Hilfsvereins nicht im Recht.
15:02Aber die Erfahrung zeigt, dass es überaus schwer ist, Leuten seines Schlages beizukommen.
15:06Und viele seiner Opfer verzichten, wenn sie erst einmal hereingefallen sind,
15:10lieber auf ihr Geld, als dass sie Kosten und Risiko eines Rechtsstreites auf sich nehmen.
15:16Im Grunde genommen sind private Initiativen für Vorschulen und Kindergärten natürlich eine gute Sache.
15:21Aber auch wenn man sich, wie die Familie Gruber, in einer gewissen Zwangslage befindet,
15:25sollte man nicht vorschnell etwas unterschreiben.
15:28Misstrauisch sollte man auch immer dann werden, wenn eine Sache anders im Vertrag steht,
15:32als sie einem vorher umschweifend erklärt worden ist.
15:38Der nächste Trick, meine Damen und Herren, den wir Ihnen jetzt schildern wollen,
15:41scheint auf den ersten Blick ein wenig ausgefallen zu sein
15:44und vielleicht nur eine kleine Gruppe unter den Zuschauern anzugehen.
15:48Aber dennoch ist er in gewisser Weise für jeden von uns sehr lehrreich.
15:52Er zeigt besonders deutlich ein uraltes Betrügerrezept.
15:56Die Masche nämlich, das natürliche Misstrauen der ausgewählten Opfer dadurch zu umgehen,
16:01dass man klangvolle Namen und vertrauenswürdige Institutionen
16:04zunächst einmal für seine betrügerischen Ziele einspannt.
16:09Im Februar 1973 erscheint ein Mann von auffallend kleiner Gestalt
16:14bei der Filiale einer Großbank in Oldenburg.
16:17Er stellt sich beim Leiter der Wertpapierabteilung als Mr. Länger vor.
16:22Dabei erzählt er, dass er gebürtiger Deutscher sei
16:25und aus den Vereinigten Staaten wieder nach Deutschland übersiedeln wolle,
16:29mitsamt einem großen Vermögen, das er in den USA als Jockey verdient habe.
16:34Ach, könnten Sie mir gleich meine Nummer für das neue Depot geben?
16:38Ich möchte nämlich so schnell wie möglich meine Papiere hierher transferieren.
16:41Der Kurswert liegt im Augenblick bei 280.000 Dollar
16:45und ich glaube, es hat wohl keinen Zweck, im Moment in Wall Street zu verkaufen.
16:49Naja, kurzfristig wäre es vielleicht gar nicht verkehrt.
16:52Sie wissen ja, wie der Devisenmarkt aussieht.
16:54Das sind Dollarguthaben so eine Sache.
16:56Wissen Sie, ich bin schon so oft...
16:58Der Bankangestellte behandelt den neuen Kunden mit ausgesuchter Höflichkeit.
17:02Er zweifelt nicht daran, dass der Jockey aus den Vereinigten Staaten
17:05ein beträchtliches Vermögen besitzt
17:07und außerdem eine Menge von Geld und Kapitalanlagen versteht.
17:12Ich glaube, ich werde das Depot in der Schweiz dann doch erst mal stehen lassen
17:16und überweise nur das Barguthaben auf das neue Konto bei Ihnen.
17:20Ja, selbstverständlich, Herr Länger.
17:22Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, im Augenblick?
17:24Ja, wissen Sie, ich möchte die ganze Geschichte gerne mal mit einem Steuerberater durchsprechen
17:29und den werde ich ja ohnehin brauchen.
17:32Vielleicht können Sie mir jemanden empfehlen.
17:35Ja, lassen Sie mich mal überlegen.
17:38Der Herr Schöndorfer vielleicht.
17:40Ja, ich glaube, der wäre richtig.
17:41Der hat auch beim Finanzamt einen recht guten Ruf.
17:43Soll ich Ihnen die Adresse mal aussuchen?
17:45Oh ja, danke, gern, wenn es Ihnen nichts ausmacht.
17:48Vielleicht könnten Sie dann auch gleich mit ihm telefonieren,
17:51wenn ich Sie bitten darf, und mit ihm einen Termin ausmachen.
17:54Ich würde dann sofort hinfahren, wenn es geht.
17:57Ja, gern, wenn Sie sich einen Moment gedulden wollen.
18:00Ahnungslos erfüllt der Abteilungsleiter die harmlose Bitte des neuen Kunden.
18:05Er merkt nicht, dass sein Anruf bei dem Steuerberater für den angeblichen Jockey aus Amerika
18:10der Auftakt zu einem äußerst raffinierten Betrugsmanöver ist.
18:20Siegert, Stadtbank.
18:22Ich möchte bitte Herrn Schöndorfer sprechen.
18:25Schöndorfer? Ah, Herr Siegert, guten Tag. Was kann ich für Sie tun?
18:33Ja, eigentlich sind wir ausgelastet, aber wenn ich Ihnen einen Gefallen tun kann.
18:36Ich habe Sie gerade einem Kunden von uns empfohlen.
18:39Und er möchte gerne, wenn es geht, mal vorbeikommen.
18:41Tja, im Augenblick habe ich eigentlich wenig Zeit.
18:44Geht es denn um eine größere Sache?
18:46Ja, sicher. Es handelt sich um ein Depot von ein paar hunderttausend Dollar.
18:50Ich wäre schon froh, wenn Sie es gleich möglich machen könnten.
18:53Der Steuerberater Hans Schöndorfer kann nicht wissen, wie es zu dem Anruf gekommen ist.
18:58Und aus dem Telefongespräch ergibt sich auch nicht,
19:01dass Mr. Lenger das Geld und die Wertpapiere bei der Bank nur in Aussicht gestellt hat.
19:06Der Steuerberater muss deshalb annehmen,
19:08dass für den angekündigten Klienten bereits ein großes Vermögen verwaltet wird.
19:13Ja, Notfalls kann ich das einrichten.
19:17Ich erwarte Herrn Lenger dann gleich.
19:18Das ist nett, Herr Schöndorfer. Ich sage ihm Bescheid.
19:21Auf Wiederhören. Und vielen Dank nochmal.
19:26Sie haben es gehört. Es klappt, Herr Schöndorfer. Er wartet Sie.
19:29Oh, das ist ja wunderbar. Ich danke Ihnen.
19:31Bitte gern geschehen.
19:32Also, wenn Sie jetzt rauskommen und sich rechts halten,
19:35dann ist es gleich die zweite Querstraße wieder rechts und dort Nummer 23.
19:40Haben Sie vielen Dank. Auf Wiedersehen.
19:42Auf Wiedersehen, Herr Lenger.
19:44Das Büro des Steuerberaters liegt im zweiten Stock eines modernen Geschäftshauses.
19:49Der angebliche Mr. Lenger kann, nach der Einführung durch die Bank,
19:53ziemlich sicher sein, auch hier besonders freundlich empfangen zu werden.
20:04Bitte.
20:08Guten Tag.
20:09Guten Tag. Mein Name ist Lenger. Ich bin verabredet mit Herrn Schöndorfer.
20:13Ach, das ist vermutlich der Herr Lenger. Guten Tag, Herr Schöndorfer.
20:16Guten Tag, Herr Schöndorfer.
20:17So, das ist erledigt. Kommen Sie doch, bitte schön.
20:24Selbstsicher bespricht der angebliche Mr. Lenger mit dem Steuerberater die Probleme,
20:29die sich aus der Verlagerung des Wertpapierdepots nach Deutschland ergeben.
20:34Dabei erzählt er auch ihm, dass er als Jockey in Amerika viel Rennen gewonnen habe.
20:39Und ganz nebenbei berichtet er auch von Pferdewetten und von hohen Geldgewinnen,
20:45die er dabei erzielen konnte.
20:47Aha, verstehe. Ich war Jockey drüben in den Staaten und habe auch eine Menge Geld bei Pferdewetten gemacht.
20:54Das ist ja interessant. Aber ist da nicht das Verlustrisiko sehr hoch?
20:59Nun ja, wenn man einfach drauf loswettet, schon. Aber ich habe eigentlich nie verloren.
21:05Da müssen Sie ja Millionen gemacht haben.
21:08Millionen? Das wäre vielleicht ein bisschen viel.
21:11Aber so nach und nach kommt schon einiges zusammen, wenn man die richtigen Leute kennt und wenn man die richtigen Tipps hat.
21:20Der Steuerberater beginnt, sich für die Geschäfte seines Besuchers zu interessieren.
21:26Er hat sein Geld stets mit harter Arbeit verdient und ohne dass er sich selbst darüber recht klar wird,
21:32fasziniert ihn die Art und Weise, wie sein neuer Klient reich geworden ist.
21:37Also ganz im Vertrauen. Bei den Galopprennen wird natürlich schon mal ein bisschen gemorscht.
21:43Wer da gewinnt, das ist nicht immer der reine Zufall.
21:46Und da machen Sie mit?
21:47Ich bitte Sie, ich werde mich hüten. Das wäre ja unreal.
21:51Nein, nein. Man muss nur wissen, was die anderen sich aushandeln und sich ein bisschen dranhängen.
21:58Dann ist das ein vollkommen sauberes Geschäft.
22:01Tja, wissen, was die anderen aushandeln. Nicht schlecht.
22:05Und das wissen Sie bei jedem Rennen? Das gibt's doch gar nicht.
22:08Nein, um Gottes Willen, nicht bei jedem. Die Chance hat man drei-, viermal im Jahr, aber dann muss man zufassen.
22:15Zum Beispiel morgen, das große Rennen in Paris. Das ist so eine Chance.
22:19Deswegen muss ich heute noch nach Bremen zum Wettbüro.
22:22Und Sie wissen tatsächlich heute schon, wer morgen das Rennen gewinnen wird?
22:27Oh ja, den Gewinn könnten wir getrost heute schon feiern.
22:32Ach, wissen Sie was? Machen Sie mir die Freude und gehen Sie mit mir essen.
22:36Ich habe mittlerweile einen mächtigen Hunger.
22:38Ja, schauen Sie es doch. Gerade in der Zeit. Wunderbar, gehen wir doch.
22:51Auch während des gemeinsamen Mittagessens kommt das Gespräch, von dem angeblichen Mr. Länger geschickt gesteuert,
22:57immer wieder auf Rennen, Wetten und Gewinne.
23:00Wie viel wird es diesmal geben?
23:02Na, diesmal würde ich schätzen, das Sechs- bis Achtfache.
23:06Ich setze heute nach Mittag 50.000.
23:09Das heißt also, 300.000 Mark würden in etwa dabei herauskommen. Steuerfrei.
23:16Also wissen Sie, man soll ja eigentlich grundsätzlich nichts anfangen, wovon man nichts versteht.
23:22Aber irgendwie würde mich die Sache ja doch reizen.
23:26Man soll das vielleicht mal probieren. So mit 1.000 Mark vielleicht.
23:32Sie meinen, dass ich für Sie auf meinen Tipp mitsetze?
23:37Na, ich weiß nicht, ob das geht. Das heißt, wenn Sie das wollen.
23:42Ja, warum nicht? Das dürfte schon gehen. Sicher. Nur, warum so bescheiden?
23:511.000 Mark, wissen Sie, wenn schon, denn schon.
23:55Also, ich stecke nicht so im Geschäft drin wie Sie. Ich weiß nicht, was da üblich ist.
24:02Aber wenn Sie meinen, seien Sie ungesorgt, Herr Schöndorfer. Das ist überhaupt kein Risiko, glauben Sie mir.
24:10Geschickt versteht es der angebliche Jockey aus Amerika, das erwachende Interesse seines Gastes weiter zu schüren.
24:17Hat es geschmeckt, mein Herr?
24:18Danke. Ausgezeichnet. Ich nehme noch ein Bier. Sie auch? Ja, gern.
24:22Zwo Bier, bitte, die Herren.
24:23Er macht immer mehr verlockende Rechnungen auf. Schließlich lässt sich der Steuerberater dazu überreden, 10.000 Mark zu investieren.
24:3110.000 mal 6 gibt 60.000 mal 8, 80.000 D-Mark.
24:39Ja, dann würde ich doch 10.000, würde ich sagen.
24:43Gut, Herr Schöndorfer, dann mache ich das für Sie. Das hätte ich beinahe vergessen.
24:4815 Prozent kommen noch für das Wettbüro dazu. Das wären dann 11.500.
24:54Na ja, dann können wir ja vielleicht in meinem Büro einen Vertrag machen, dass Sie das Geld setzen, aber mir der Gewinn zusteht.
25:01Ich weiß nicht, Herr Schöndorfer, ich habe nichts gegen Verträge, verstehen Sie.
25:05Aber bei Geschäften mit Pferden ist es üblich, dass der Handschlag mehr gilt als der Vertrag.
25:10Na gut, dann will ich mich diesen Gepflogenheiten anfassen. Schlagen Sie ein.
25:14Der Steuerberater glaubt fest, mit diesem Händedruck ein gutes und sicheres Geschäft gemacht zu haben.
25:20Ein Geschäft, das vielleicht etwas ungewöhnlich ist, aber auf der Rennbahn, wie ihm der Jogger immer wieder versichert, durchaus nicht zum ersten Mal zum Erfolg führt.
25:29Am Nachmittag hebt Hans Schöndorfer 11.500 Mark von seinem Konto ab und fährt mit seinem neuen Geschäftspartner nach Bremen.
25:39Hier soll das Rennwettbüro liegen, bei dem Mr. Länger das Geld einzahlen will.
25:45Ach, Herr Schöndorfer, wissen Sie, es wäre am besten, wenn Sie in das Wettbüro nicht mitkommen.
25:50Denn wenn Sie wirklich einsteigen wollen in dieses Geschäft, ich meine nicht nur heute einmal, dann wäre es am geschicktesten, wenn wir dort nicht gerade zusammengesehen werden.
25:59Ja, das ist klar. Ich kann Sie ja bis vor die Türe fahren und bleibe so lange im Wagen sitzen.
26:04Das ist sehr nett von Ihnen, aber zu umständlich. Sie sehen ja, wir haben hier eine Einbahnstraße, da können wir nicht reinfahren.
26:12Oh ja, die machen gleich zu. Wissen Sie, ich gehe die paar Schritte eben zu Fuß. Warten Sie doch bitte auf mich.
26:18Vielleicht dort drüben in der Gaststätte. Okay?
26:21Okay.
26:22Ich bin in zehn Minuten wieder da.
26:24Das Geld, das ist das Wichtigste.
26:29So. Bitte.
26:34Der Oldenburger Steuerberater hat von seinem neuen Geschäftsfreund noch nicht einmal den Ausweis gesehen.
26:40Aber er hatte eigentlich auch keinen Anlass zu besonderem Misstrauen, denn der Mann war ihm schließlich von seiner Bank empfohlen worden.
26:56Fast eine Stunde wartet Hans Schöndorfer in dem Lokal, das als Treffpunkt ausgemacht war.
27:01Dann macht er sich auf die Suche nach Mr. Länger.
27:10Ich habe das Geld da hingelegt.
27:11Dankeschön.
27:14Dabei stellt er fest, dass es in der angegebenen Straße gar kein Wettbüro gibt.
27:20Den angeblichen Jockey aus Amerika hat er nie wieder gesehen.
27:29Hans Schöndorfer ist beileibe nicht der Einzige, den der gerissene Rennwettbetrüger hereingelegt hat.
27:35Der Mann, der im Übrigen früher tatsächlich Jockey war, hat jeweils im Abstand von wenigen Tagen mit dem Jogger mitgebracht.
27:43Dabei hat er sich insbesondere auf Steuerberater spezialisiert und jedes Mal ließ er sich auf die gezeigte Weise über eine Bank einführen.
27:59Unsere Warnung gilt in diesem Fall also nicht nur den möglichen Opfern, sondern auch den Bankangestellten, die in der Gefahr sind, unfreiwillig zu Helfern des Betrügers zu werden.
28:08Und nun, meine Damen und Herren, zu einem ganz anderen Thema, zum Thema Wohnungsmarkt.
28:13Auch in diesem Bereich haben sich bekanntlich eine ganze Reihe von Schwindlern und Betrügern angesiedelt.
28:18Über viele ihrer Methoden ist schon berichtet worden.
28:22Unser nächster Fall soll sie aber nun mit einem Trick vertraut machen, der selbst mir die Sprache verschlagen hat, als ich zum ersten Mal davon hörte.
28:30Annemarie Meiler wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem Altbau in Hamburg-Altona.
28:37Die Wohnung war nach der Hochzeit eigentlich nur als Übergangslösung für zwei Personen gedacht.
28:42Für eine vierköpfige Familie ist sie in jeder Beziehung ein guter Ort.
28:47Sie hat sich in der Vergangenheit mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem Altbau in Hamburg-Altona eingestellt.
28:52Sie hat sich in der Hochzeit eigentlich nur als Übergangslösung für zwei Personen gedacht.
28:56Für eine vierköpfige Familie ist sie in jeder Beziehung ungeeignet.
29:23Die Familie Meiler bezahlt zwar nur 156 Mark Miete im Monat, dafür muss sie sich jedoch mit zwei kleinen Zimmern begnügen,
29:31ein Bad gibt es gar nicht und die Toilette liegt eine Treppe tiefer.
29:42Alle Neubauwohnungen aber, die die Meilers bisher besichtigt haben, waren entweder ebenfalls zu klein oder zu teuer.
29:53Die Quote hat sich wieder wegen der Kinder gehabt. Also ich halte das jetzt bald nicht mehr aus.
30:01Wie ist das denn? Hast du was gefunden?
30:04Na klar, jede Menge. Elbchaussee, drei Zimmer, 1550 Mark.
30:09Nee, aber im Ernst, guck mal hier. Drei Zimmerwohnung, 88 Quadratmeter, Bad, Balkon, 420 Mark.
30:16Aber mit Nebenkosten wären das auch wieder 500.
30:19Das ist das Billigste, was seit Monaten drin ist. Guck dir doch die anderen an. Unter 600, kalt, gibt's da kaum was.
30:26Jochen Meiler verdient als Schweißer bei einer Hamburger Werft 1350 Mark netto im Monat.
30:32Trotzdem konnte die Familie Meiler ein paar tausend Mark sparen, dank der billigen Miete und weil sie bisher auf ein Auto verzichtet hat.
30:41Was meinst du, ob wir mal hinfahren? Vielleicht kommen wir noch zurück.
30:45Na ja, dann macht euch mal fix fertig.
30:48Die Wohnung, für die die Meilers sich interessieren, muss zu einem größeren Haus gehören, in dem es einen Hausmeister gibt.
30:56Bei ihm nämlich sollen sich die Interessenten melden.
31:00Die Wohnung liegt, so stellt sich eine Stunde später heraus, im neunten Stock eines Hochhauses in Billstedt, in einem Neubaugebiet im Südosten der Stadt.
31:09Und es scheint, dass die Familie Meiler Glück gehabt hat.
31:13Der Hausmeister Franz Sieber berichtet, dass die Wohnung noch frei sei.
31:17Also ich find's wirklich hübsch hier oben.
31:19Ja, waren auch schon ein paar Interessenten hier heute, aber die passten nicht so recht hierher.
31:24Ein älteres Ehepaar und Leute, von denen man den Eindruck hat, die haben mehr Schulden als Geld.
31:30Also da brauchen Sie bei uns keine Angst zu haben.
31:32Nein, nein, um Gottes Willen, so war es ja auch gar nicht gemeint.
31:34Ich glaube, Sie würden ganz gut hier in das Haus passen und zu den übrigen Familien.
31:38Na und mit den Kindern. Die Wohnungen wurden ja hier für Familien mit Kindern gebaut.
31:43Und die Leute, die jetzt hier wohnen?
31:44Die sind erst vor einem halben Jahr hier eingezogen und gehen jetzt nach Amerika.
31:47Aber die haben nun mal einen Fünf-Jahres-Vertrag und müssen für Nachmieter sorgen.
31:51Und das erledige ich für Sie, weil Sie gerade im Urlaub sind.
31:53Ja, nach Amerika müssen wir da womöglich die Möbel übernehmen.
31:56Nein, keine Angst, die nehmen Sie mit raus.
31:58Anna-Marie, was meinst du?
32:00Ja, ich find's schön hier.
32:02Mutti, wohnen wir jetzt hier?
32:04Jetzt noch nicht, aber bald.
32:06Tja, wenn Sie zugreifen wollen, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
32:10Also ich würde sagen, ja. Die nehmen wir.
32:11Also gut, dann gehen wir mal zu mir runter und machen die Formalitäten in Ordnung.
32:15Ich darf mal vorgehen.
32:17Die Wohnung ist so ideal und für Hamburger Verhältnisse so preiswert,
32:22dass Herr und Frau Meiler an einen ausgesprochenen Glücksfall glauben.
32:27Weniger angenehme Einzelheiten kommen erst beim Ausfüllen des Mietvertrages zur Sprache.
32:33Zu einem Zeitpunkt, als die Meilers ihre Entscheidung eigentlich schon getroffen haben.
32:38Ach so, über die Korrektion haben wir noch gar nicht gesprochen.
32:41Das sind 2.500 Mark und dazu kommt die erste Miete.
32:46Was? Das ist aber ziemlich viel.
32:49Ja, wir haben das Geld natürlich, aber ich mein, das muss ja auch noch für den Umzug reichen
32:54und alles, was dazugehört.
32:56Vielleicht geht das nicht auch ohne Kaution? Ich mein, wir zahlen die Miete ja immer pünktlich.
33:00Nein, es tut mir leid. Die Kaution ist für alle Mieter gleich.
33:03Und sehen Sie mal, es ist ja kein Geld, was Sie verlieren.
33:06Es ist ja praktisch eine Sparkasse. Wenn Sie ausziehen, dann kriegen Sie es ja wieder.
33:08Es wird bei uns sogar mit 5% per Zins.
33:11Das sind knapp 3.000, so viel haben wir doch. Ich mein, wenn wir die Wohnung sonst nicht kriegen?
33:16Gut, dann ist das in Ordnung.
33:19Wohin soll ich denn das Geld überweisen?
33:21Tja, am besten wäre es, wenn Sie es dabei hätten.
33:23Denn die Wohnung ist erst vergeben, wenn die Kaution eingezahlt ist.
33:26Wenn hinterher noch ein Interessent kommt, was soll ich da machen?
33:29Dabei habe ich es natürlich nicht, aber ich könnte Ihnen einen Scheck geben.
33:32Ja, natürlich, das geht auch.
33:34Jochen Meiler ist froh, dass sein Wohnungsproblem nun endlich gelöst erscheint.
33:40Er weiß nicht, dass sich der Hausmeister mit Hilfe eines raffinierten Tricks
33:45nur kurzfristig in diese vertrauenerweckende Position manövriert hat.
33:50Und nur wenige Stunden später schildert der Mann einem anderen Ehepaar die Vorzüge der angeblich frei werdenden Wohnung.
34:03Die jetzigen Mieter wollen nach Amerika, das kam auch ganz plötzlich für Sie.
34:08Und jetzt brauchen Sie natürlich einen Nachmieter, der Ihren Vertrag übernimmt.
34:12Ja, ja.
34:14Darf ich Ihnen nochmal die Küche zeigen?
34:16Oh ja, gerne.
34:18Bitte schön, wenn Sie vorausgehen wollen, gleich links bitte.
34:20Der Prokurist Kurt Haverland kommt aus Süddeutschland.
34:24Er hat in Hamburg eine gut dotierte Position angeboten bekommen und nun sucht er dringend eine Wohnung.
34:30Was, Gefrierschrank auch?
34:31Ja, und eingebaute Schränke, wie Sie sehen.
34:33Schön.
34:35Und alles nagelneu, so gut wie nicht gebaut.
34:37Ach, ist das ein Grillautomat?
34:39Ja, auch dabei.
34:41Ein Kühlschrank?
34:43Ja, selbstverständlich.
34:45Du, so billig kommen wir nie wieder in eine Küche.
34:47Wenn wir hier die ganze Wohnungseinrichtung für 8.000 kriegen, nur die Küche allein hat doch schon 6.000 gekostet.
34:508.000 für die Möbel, meinen Sie nicht, dass das ein bisschen viel ist?
34:53Immerhin sind Sie ja gebraucht, nicht?
34:55Und wenn ich mir die Wohnung selbst einrichten würde, tut mir leid.
34:58Handeln können wir nicht, da bin ich nicht autorisiert.
35:018.000 ist der Festpreis.
35:03Aber, wenn Sie nicht wollen, kann man nichts machen, kriegen alle die Wohnung, nicht?
35:07Nein, nein, ich dachte ja nur, also gut, wir nehmen sie.
35:12Bist du zufrieden, Lotte?
35:14Ja, schön, sind wir uns ja einig.
35:17Ich hätte die Wohnung beinahe weggegeben, aber da wollte ich es nochmal überlegen.
35:20Also dann, herzlichen Glückwunsch, wir können die Sache gleich in Ordnung bringen.
35:23Gehen wir runter zu mir, ja?
35:25Herr Haverland hat bei dem Hausmeister die geforderten 8.000 Mark ebenfalls mit einem Scheck sofort bezahlt.
35:32Und genauso der Schriftsetzer Walter Knebusch, der die Wohnung mit seiner Verlobten wiederum eine halbe Stunde später besichtigt hat.
35:40Auch mit ihm hat der Hausmeister sofort einen Mietvertrag gemacht und ihm 4.000 Mark abgenommen.
35:471.800 Mark Kaution und 2.200 Mark für die Teppichböden.
35:53Die beiden jungen Leute, die 10.000 Mark für die Einrichtung gespart haben,
35:57hatten sich vorgenommen, erst zu heiraten, wenn sie eine Wohnung gefunden haben.
36:06Mensch, Schatz, dass das so schnell geklappt hätte.
36:10Du, jetzt haben wir noch 6 für die Möbel und wenn dein Vater noch was dazu gibt ...
36:14Du, das macht er bestimmt, obwohl er sich ganz schön wundern wird, dass wir so schnell heiraten.
36:18Wann wird er denn Ärger mit dir endlich los?
36:20Vielleicht wird dann ja doch noch was aus unserer Hochzeitsreise.
36:23Mal sehen, wenn du dich gut führst.
36:25Wenn du dich gut führst?
36:39Die Rechnung des betrügerischen Hausmeisters geht auf.
36:43Er vermietet die Wohnung an diesem Wochenende insgesamt 12 Mal.
36:48Von den Interessenten hat er Beträge zwischen 2.500 und 9.000 Mark kassiert
36:53und sich dafür fast immer Schecks aushändigen lassen.
36:58Keiner der Wohnungssuchenden wusste, dass der Mann erst seit wenigen Wochen als Hausmeister angestellt ist
37:04und dass er sich eigens zu dem Zweck um diese Stelle beworben hat,
37:08um von möglichst vielen Opfern Kautionen und Abstandszahlungen kassieren zu können.
37:15Der Mann heißt auch nicht Franz Sieber.
37:17Noch vor zwei Monaten wohnte er als Direktor Ferdinand Wiedeking in einem renommierten Hotel in Hannover.
37:28Großspurig hatte er in einer Tageszeitung einen Sarat aufgegeben, in dem ein Hausmeister gesucht wurde.
37:35Die Bewerber ließ er im Hotel vorsprechen.
37:41Einer der Männer, die der angebliche Direktor in seinem Hotelzimmer empfing,
37:45hieß Franz Sieber.
38:08Franz Sieber hat ausgezeichnete Zeugnisse mitgebracht, auch seine Arbeitspapiere hat er komplett dabei.
38:16Er hatte seine alte Stellung aufgegeben, um vorübergehend im Betrieb eines Verwandten zu helfen,
38:23möchte jetzt aber doch wieder als Hausmeister arbeiten.
38:26So ist man sich relativ schnell einig.
38:31Ja, Herr Sieber, dann sind wir uns finanziell ja einig.
38:34Und ich bin sicher, dass wir uns für Sie entscheiden werden.
38:37Darf ich Ihren Personalausweis vielleicht mal sehen?
38:39Ja, selbstverständlich.
38:41Haben Sie Zweifel, ob ich das wirklich bin?
38:43Nein, nein, das ist ja eine reine Formensache.
38:46Tja, gut, ich denke schon, dass wir klarkommen.
38:50Ich möchte nur fairerweise mit den anderen beiden Herren, die sich für heute angemeldet haben, noch einmal sprechen.
38:55Lassen Sie mir am besten die Unterlagen hier und rufen Sie mich am späten Nachmittag am besten im Hotel an.
39:00Dann kann ich Ihnen endgültig Bescheid sagen.
39:02Vielen Dank.
39:07Auf Wiedersehen, Herr Sieber.
39:09Der angebliche Direktor schafft es auf diese Weise,
39:12sämtliche Papiere eines echten Hausmeisters einschließlich der Zeugnisse und des Personalausweises zu bekommen.
39:20Unmittelbar nach dem Gespräch mit Franz Sieber
39:23zieht er aus dem Hotel aus und bewirbt sich wenige Tage später
39:27mit den fremden Papieren selbst als Hausmeister bei der Wohnungsbaugesellschaft in Hamburg.
39:32Mit Hilfe des erschwindelnden Personalausweises hat der Mann auch ein Bankkonto eröffnet.
39:36Und so kann er ohne Schwierigkeiten die Schecks einreichen und zu Bargeld machen.
39:41Im Laufe der kommenden Woche hebt er insgesamt 65.000 Mark ab und verschwindet.
39:48Seine Opfer merken erst viel zu spät,
39:51dass an seiner Geschichte von der frei werdenden Wohnung nur ein einziger Punkt der Wahrheit entsprach.
39:57Die Tatsache nämlich, dass sich die Wohnungsinhaber im Urlaub befanden.
40:07Das darf doch nicht wahr sein. Kaum ist man zu Hause, da klingelt's auch schon wieder.
40:10Wer kann denn das jetzt wieder sein?
40:11Ich hab keine Ahnung. Sieh doch mal nach.
40:16Schönen guten Tag.
40:17Guten Tag.
40:18Wir sind uns ja eben im Treppenhaus begegnet.
40:20Ja, ja.
40:21Ich hab mir gleich gedacht, dass Sie das sind.
40:22Der Hausmeister unten ist nämlich nicht da.
40:24Ja, bitte. Und was können wir für Sie tun?
40:27Ach, Entschuldigung, Maila.
40:28Ich bin Ihr Nachfolger.
40:29Ich hab hier die Wohnung übernommen.
40:30Und ich wollte mal die Wohnung übernehmen.
40:32Entschuldigung, Maila.
40:33Ich bin Ihr Nachfolger.
40:34Ich hab hier die Wohnung übernommen.
40:35Und ich wollte mal die Küche ausmessen.
40:37Was ist los?
40:38Wohnung übernommen?
40:39Ja, Sie ziehen doch aus jetzt.
40:41Sie gehen doch nach Amerika.
40:43Und ich hab ab 1. Juni die Wohnung hier gemietet und auch die Kaution schon bezahlt.
40:47Na, hören Sie mal.
40:48Jetzt erzählen Sie das Ganze nochmal von vorn.
40:50Aber langsam, bitte, zum Mitschreiben.
40:52Aber bitte kommen Sie doch rein.
40:53Dankeschön.
40:55Nachdem mir Maila die ganze Geschichte erzählt hat,
40:57stellt sich rasch heraus, dass er einem raffinierten Betrüger auf den Leim gegangen ist.
41:03Und erst im Laufe des weiteren Gesprächs
41:05erkennt er in vollem Umfang die Ausweglosigkeit seiner Situation.
41:09Es ist doch ganz offensichtlich, dass Sie einem Betrüger aufgesessen sind.
41:12Aber was mache ich denn da umso deswegen?
41:14Wir haben natürlich die alte Wohnung schon gekündigt und die ist auch schon wieder vermietet.
41:18Wollen Sie bei der Wohnungsbaugesellschaft mal anrufen?
41:20Aber für 420 Mark, da werden Sie natürlich nichts kriegen hier.
41:24Unsere Wohnung hier kostet 580 Mark.
41:26Was?
41:27Ja, ohne Heizung.
41:28Ach du lieber.
41:29Aber rufen Sie doch mal an.
41:30Ja, danke.
41:32So, also das ist die Nummer hier.
41:36Bei dem Telefongespräch erfährt Herr Maila,
41:38dass der falsche Hausmeister spurlos verschwunden ist.
41:42Er befindet sich in einer recht verzweifelten Situation,
41:45denn seine Ersparnisse sind weg
41:47und Herr Maila muss nun eine teure Wohnung mieten,
41:50die er sich eigentlich gar nicht leisten kann.
41:54Ach so.
41:55Ach, andere auch.
41:57Sie haben es am Anfang unseres Berichtes selbst gesehen,
42:00meine Damen und Herren,
42:01dass der falsche Hausmeister in der Wohnung ist.
42:04Und das ist doch nicht der Fall.
42:07Sie haben es am Anfang unseres Berichtes selbst gesehen,
42:10meine Damen und Herren.
42:11Jochen Maila war nicht das einzige Opfer,
42:13mit dem dieses böse Spiel getrieben worden ist.
42:16Es fällt schwer, jetzt im Nachhinein genau zu sagen,
42:19wo die Geschädigten den entscheidenden Fehler gemacht haben.
42:22Gewiss, wenn man sich in einer Zwangslage befindet,
42:25ist man naturgemäß schnell bereit,
42:27das vermeintliche Glück beim Schopf zu fassen.
42:29Aber trotzdem sollte man nicht außer Acht lassen,
42:31dass ein Hausmeister in der Regel nicht berechtigt ist,
42:34Kautionen, Mieten und andere Beträge in dieser Größenordnung zu kassieren.
42:38Zumindest hätten sich die Opfer gleich am Montagfrüh
42:41bei der Wohnungsbaugesellschaft vergewissern müssen.
42:44Dann wäre vermutlich auch noch Zeit gewesen, die Schecks zu sperren.
42:49Und noch ein Punkt scheint mir in diesem Fall einen Hinweis wert zu sein.
42:54Der Personalausweis ist ein wichtiges, persönliches Dokument,
42:58das man Fremden nicht überlassen sollte.
43:00Auch dann nicht, wenn man mit einer plausiblen Erklärung
43:03dazu aufgefordert wird.
43:07Und nun, meine Damen und Herren, wie immer am Ende unserer Sendung,
43:10unser Experiment.
43:12Sie wissen, bei diesem Experiment ist nichts gestellt.
43:15Die Kameras werden gut versteckt,
43:17sodass die Betroffenen sie nicht sehen können.
43:19Auch diesmal hat unser Mitarbeiter Bernd Schröder
43:22wieder die Rolle eines Betrügers übernommen.
43:24Er wollte einen neuen, raffinierten Trick ausprobieren,
43:27mit dem es gerissenen Gaunern in jüngster Zeit
43:30immer wieder gelingt, artlose Geschäftsleute hereinzulegen.
43:37Es ging diesmal um einen sogenannten Zwei-Stufen-Trick.
43:41Zunächst rief unser Mann in einer Gaststätte an.
43:44Dabei gab er sich als Abteilungsleiter einer Firma aus,
43:47die einen Raum für eine kleine Feier sucht.
43:50Und er kündigte dem Wirt auch gleich den Besuch eines Mitarbeiters an,
43:55dem noch etwas ausgerichtet werden soll.
43:58Unsere Firma möchte gerne so einen kleinen, netten Abend machen,
44:01Anfang August, für ein paar Geschäftsfreunde, ein paar Gäste.
44:04Und ich habe einen Kollegen, einen Mitarbeiter von mir,
44:07rausgeschickt mal zu Ihnen, um sich das mal anzuschauen,
44:10Ihre Gaststätte. Das ist der Herr Wagner.
44:12Der wird zu Ihnen kommen. Oder ist der schon da?
44:14Wenn Sie ihn vielleicht ausrichten könnten,
44:16dann möchte doch bitte aus der Stadt
44:18einen Blumenstrauß für mich mitbringen.
44:20So etwa für 40, 50 Mark.
44:22Das soll sich da ein bisschen was Schönes geben lassen mal.
44:24Wenn Sie ihn bitte ausrichten könnten,
44:26dann kommt von der Firma Klose ist das.
44:28Gut. Schönen Dank, Ansonsten. Wiederhören.
44:31Guten Tag, mein Name ist Wagner.
44:33Ich komme von der Maschinenfabrik Klose.
44:35Da müsste eigentlich angerufen worden sein.
44:38Das ist wegen wem?
44:40Das ist wegen dem Scheitern.
44:42Für 40 bis 50 Mark in der Stadt,
44:44einen Blumenstrauß für Sie mitbringen.
44:46Hey!
44:47Der Wirt merkt nicht, dass der angebliche Herr Wagner
44:50selbst bei ihm angerufen hat.
44:52Und er richtet auch gleich die Bestellung
44:54des vermeintlichen Chefs aus.
44:56Unser Mann gibt dem Wirt zunächst das Gefühl,
44:59dass er wirklich nur wegen der Betriebsfeier gekommen ist.
45:02Erst danach kommt er auf den Blumenkauf zurück.
45:05So, jetzt habe ich das Problem mit den Blumen.
45:07Ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll.
45:09Ich habe nämlich gerade Drucksachen abgeholt.
45:11Könnten Sie mir vielleicht mal helfen?
45:13Ich würde am Abend vorbeikommen und Ihnen eine Quittung geben.
45:15Ich glaube mal 40, wenn es nicht ausmacht, dann komme ich hin.
45:17Der Wirt überlegt nicht lange.
45:20Wahrscheinlich, um das zu erwartende gute Geschäft
45:22nicht zu gefährden, gibt er dem Mann 40 Mark
45:25gegen eine völlig wertlose Quittung.
45:27Tun Sie mir großen Gefallen mit jetzt.
45:29Danke mich. Wiederschauen.
45:31Danach versucht unser Mann den Trick bei einem Blumengeschäft.
45:34Nach dem Telefonat taucht er auch dort wieder selbst auf.
45:37Guten Tag.
45:38Bitteschön.
45:39Mein Name ist Wagner, ich komme von der Firma Klose.
45:41Ah, Sie haben eben an Herrn gerufen.
45:43Ja.
45:44Sie sollten zwei Flaschen Whisky,
45:47Sie wüssten schon die Marke.
45:49Zu meiner Güte, 150 Mark wahrscheinlich.
45:51Das glaube ich gar nicht mehr.
45:53Diesmal hatte der erfundene Chef
45:55einen größeren Auftrag für Blumenschmuck avisiert
45:58und dann darum gebeten,
46:00dass ihm sein Mitarbeiter zwei Flaschen Whisky mitbringt.
46:03Können Sie mir vielleicht da mit draufschreiben?
46:05Wenn Sie mir 50 Mark geben können, schreiben Sie dazu.
46:07Das muss ich noch mal rausfahren.
46:09Das ist jetzt so überrascht gekommen.
46:11Auch im Blumengeschäft hat Bernd Schröder Erfolg.
46:15Herzlichen Dank.
46:16Bitteschön.
46:17Dadurch ermutigt, probiert er den Trick noch einmal,
46:20diesmal wieder bei einer Gaststätte.
46:22Soll ich Ihnen was zum Beschreiben geben?
46:25Das ist nett von Ihnen.
46:27Dankeschön.
46:28Die Beute, 50 Mark.
46:30Der nächste Versuch, wieder im Blumengeschäft.
46:33Nur ein kleines Problem mit diesem blöden Whisky jetzt.
46:36Wollte ich Ihnen was geben?
46:38Das wäre mir sehr recht.
46:40Vielleicht 50 Mark.
46:43Hier bietet der Inhaber dem angeblichen Herrn Wagner
46:46sogar von sich aus an, mit Bargeld auszuhelfen.
46:49Ich bedanke mich vielmals.
46:51In einem Feinkostgeschäft bestellt unser Mitarbeiter
46:54dann schließlich ein kaltes Buffet für eine Betriebsfeier.
46:58Auch hier kann er mit seinem Trick 50 Mark erschwindeln.
47:05Gut, danke schön.
47:07Zum Schluss versucht er seinen Trick noch einmal in einer Gaststätte.
47:11Innerhalb kurzer Zeit hat unser Mann auf diese Weise 270 Mark kassiert.
47:16Und das, obwohl nur wenige Wochen vorher in der gleichen Stadt,
47:20in der wir dieses Experiment gemacht haben,
47:23vor einem echten Betrüger gewarnt wurde,
47:26der mit genau diesem Trick unterwegs war.
47:30Im Gegensatz zu diesem echten Betrüger
47:33haben unsere Mitarbeiter natürlich den Geschäftsleuten
47:36ihr Geld zurückgegeben.
47:38Die Betroffenen waren zunächst sehr überrascht,
47:41als sie erfuhren, dass sie auf einen Trick hereingefallen waren.
47:45Erst im Nachhinein kam ihnen manches an dem Auftritt
47:48des angeblichen Herrn Wagner verdächtig vor.
47:51Und erst dann merkten sie, dass es besser gewesen wäre,
47:54sich von dem Mann eine Legitimation seiner Firma zeigen zu lassen.
47:58Danach nämlich war Bernd Schröder in keinem der Fälle gefragt worden.
48:02So viel für heute, meine Damen und Herren.
48:05Ich darf die Aussichtfalle verabschieden. Guten Abend.
48:35Untertitel der Amara.org-Community
49:05© Amara.org-Community