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WIE IM ECHTEN LEBEN feierte 2021 seine Weltpremiere als Eröffnungsfilm der renommierten Sektion Quinzaine des Réalisateurs bei den Filmfestspielen von Cannes und wurde auf dem darauffolgenden Internationalen Filmfestival von San Sebastián mit dem Publikumspreis für den Besten Europäischen Film ausgezeichnet.


Der Regisseur Emmanuel Carrère ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller Frankreichs, der bereits vielfach ausgezeichnet wurde. Seine autofiktionalen Texte erreichen in Frankreich und auch hierzulande ein riesiges Publikum. Zu seinen erfolgreichsten Veröffentlichungen gehören u.a. „Das Reich Gottes“, „Alles ist wahr“ und die jüngste Neuerscheinung „Yoga“. WIE IM ECHTEN LEBEN ist Carrères dritte Regiearbeit.


Es ist der berührende Stoff, den das Leben schreibt, aus dem Regisseur Emmanuel Carrère bemerkenswertes Kino macht. Neben einer grandiosen Juliette Binoche sind es vor allem die starken Frauen aus Caen, die sich in einer herausragenden schauspielerischen Leistung und mit viel Leidenschaft selbst verkörpern und so diesem Film eine große Wahrhaftigkeit verschaffen – unterbezahlt, unentbehrlich, aber nicht mehr ungesehen!

Schauspiellegende Juliette Binoche erfindet sich auf geniale Weise neu. In WIE IM ECHTEN LEBEN spielt sie die renommierte Schriftstellerin Marianne und beginnt ein Doppelleben auf Zeit. Sie gibt allen Komfort der Pariser Kulturelite auf und reist in die nordfranzösische Hafenstadt Caen, wo das Wetter launisch ist und das Leben rauh. Im Jobcenter gibt sie vor, nach einer Scheidung jede Stelle anzunehmen – egal wie schmutzig sie sich die Hände macht. Ihr eigentlicher Plan: Sie will eintauchen in ein Leben zwischen Plackerei und Geldknappheit, zwischen Alles geben und Nichts bekommen, und ein Buch schreiben über die starken Persönlichkeiten, die diese Welt auf ihren Schultern tragen. Marianne will Arbeit machen, die in der umsorgten Mittelschicht keiner mehr haben will. Ein Job als Putzfrau erweist sich als Glücksfall – extreme Schinderei, blöde Sprüche vom Chef, unfaire Bezahlung – ein Klassiker der Drecksarbeit. Auch wenn sie sich nach kurzer Zeit die Kündigung einhandelt, bringt ihr die Stelle die überwältigende Unterstützung von den Frauen, die stahlharte Putzprofis sind und echte Freundschaft können. Besonders mit der taffen Christele, die sich allein mit drei Kindern durchs Leben schlägt, freundet sie sich an. Dank ihr schafft es Marianne in die Putzkolonne des Fährhafens: 12 Arbeiterinnen, 230 Kabinen, 1,5 Stunden. Es klingt wie eine verwegene Wette, die täglich gewonnen und irgendwie auch verloren wird. Mit Christèle, Marilou und Justine verbindet Marianne bald eine so tiefe Freundschaft, dass ihre wahre Identität zum größten Problem wird. Mit allen Tricks versucht sie, ihr komfortables Künstlerleben vor ihren Freundinnen zu verbergen. Doch irgendwann hat Marianne genug Material für ihr Buch zusammen und es ist Zeit, ihr wahres Gesicht zu zeigen.